Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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Dou ließ sich in die Tiefe fallen. Er entdeckte immer mehr aufblitzende Metallkörper, je näher er seinem Ziel kam.

      Er drang ins Innere des Nests vor und setzte auf einem etwa fünf Meter breiten Trägerelement auf. Markante Steher, zwischen zwei und fünf Meter lang, standen wie Stacheln davon ab. Manche von ihnen waren fein ziselierte Kunstwerke, in die mit viel Geduld und Geschick Muster gestanzt worden waren. Andere erschienen primitiv und wie mit ungelenker Hand angeschweißt.

      Dou fühlte sich nicht sonderlich wohl. Er wusste besser über die RAS TSCHUBAI Bescheid als jedes andere Besatzungsmitglied. Bereiche wie das Nest mied er, so gut es ging.

      »Ich weiß, dass ihr da seid«, rief Onker Dou. »Zeigt euch!«

      Metall klackerte auf Metall. Ein menschenähnlicher Roboter trat hinter einem der Träger hervor. Sein blechernes Gesicht war mehrfach eingedrückt, sein rechtes Bein schleifte das Metallwesen hinterher.

      »Was willst du?«, fragte der Roboter unwirsch.

      »Ich möchte um Hilfe bitten.«

      »Ihr Fleischigen erinnert euch immer nur dann an uns, wenn ihr allein nicht zurechtkommt. Warum sollten wir dich unterstützen?«

      »Lass ihn in Ruhe, Lazarus!«, erklang eine neue Stimme. Ein weiterer Roboter kam dahergeflogen und setzte ungelenk auf dem Querträger auf. Er bestand aus einer mächtigen Kugel, zwei dünnen Beinchen und fünf langen und dürren Armen, die ständig in Bewegung blieben.

      »Onker Dou«, sagte der Posbi. »Es ist lange her, dass wir miteinander zu tun hatten.«

      Dou atmete erleichtert durch. Er kannte sein Gegenüber. Gustav war einer der prominentesten Posbis an Bord der RAS TSCHUBAI. Er war ein hoch spezialisierter Funk- und Ortungsroboter, der gerne bei Außeneinsätzen hinzugezogen wurde.

      »Stimmt, Gustav. Das liegt aber nicht nur an mir. Du hast dich aus dem Tagesgeschäft der RAS TSCHUBAI zurückgezogen.«

      »Ich bin da, wenn man mich braucht.«

      »Ich brauche dich jetzt.«

      »Nimm dich in Acht, Gustav! Der Fleischige will dich bloß wieder ausnutzen. Er ist wie sie alle. Er wird ...«

      »Es reicht, Lazarus!«, unterbrach ihn Gustav. »Du hättest die RAS TSCHUBAI verlassen sollen, als die Gelegenheit dazu war. Du bist geblieben, also finde dich mit den Gegebenheiten ab.«

      »Ich meine ja nur ...«, sagte der beschädigte Posbi und verschwand so abrupt, wie er aufgetaucht war.

      »Ich entschuldige mich für meinen Kollegen«, sagte Gustav. »Die Narben an seinem Körper und im Gesicht wurden von einem betrunkenen Terraner verursacht, und Lazarus hat sich geweigert, sie reparieren zu lassen. Seitdem ist er nicht mehr ganz der Alte. Vorher war Lazarus wirklich ein lustiger Kerl.«

      »Jaja, schon gut.« Dou blickte auf sein Armbandkom. Vor sechs Minuten war er geflohen. Je mehr Zeit verging, desto sicherer fühlte er sich.

      »Warum bist du hier, Onker? Möchtest du dich vor der VECU verstecken? Erwartest du, dass wir dich unterstützen?«

      Der Posbi war also informiert. Natürlich.

      »Bin ich hier denn sicher?«, stellte Dou eine Gegenfrage.

      »Das Nest ist vom Logik-Programm-Verbund und damit von ANANSI abgekoppelt«, antwortete Gustav. »Hier bestimmen wir darüber, was die Semitronik erfährt und was nicht. Hier sind wir Individuen. – Ist es das, was du wissen wolltest?«

      »Ja.«

      »Nenn mir den Grund für deine Flucht, Onker. ANANSI arbeitet mit der VECU zusammen. Die VECU ist eine positive Ordnungsmacht. Es gibt keinen Grund, sich ihr zu verweigern.«

      »Sie hat die RAS TSCHUBAI ohne Rücksprache übernommen. Sie beherrscht ANANSI. Sie erstickt jeglichen Widerstand im Keim. Würdest du das als friedfertige Übernahme bezeichnen?«

      »Das nicht. Aber die VECU sieht das Schiff als wichtigen Faktor, um ihre Pläne umzusetzen und die Galaxis Ancaisin zurückzuerobern. Und das ist durchaus im Sinne der Milchstraßenvölker.«

      »Der Zweck heiligt also die Mittel? Ist es das, was du mir sagen möchtest? Du weißt aus der Geschichte deines Volkes, wie schädlich äußere Einflüsse sein können. Ihr habt damals im besten Wissen gehandelt, als die Hassschaltung euch dazu brachte, biologische Lebewesen zu bekämpfen.«

      »Richtig«, gab Gustav zu. Er ließ seine dünnen Metallarme um den kugelförmigen Körper schlackern.

      »Es gibt in dir sicherlich Erinnerungsroutinen, die dir sagen, wie schrecklich sich deine ... Vorfahren fühlten, als die Hassschaltung beseitigt wurde.«

      »Es war eine traumatische Erfahrung«, sagte Gustav leise.

      »Ihr mögt es nicht, manipuliert zu werden, wir ebenso wenig. So einfach ist das. Die VECU hat positive Ziele. Aber wenn sie uns zu etwas zwingt, wird das Gute zum Schlechten.«

      »Du simplifizierst, Onker.«

      »Weil ich keine Zeit für Diskussionen habe. Die Frage ist: Wirst du mir helfen? Werden uns die Posbis an Bord helfen, die Herrschaft über das Schiff zurückzugewinnen?«

      »Du redest vom Kampf gegen eine Superintelligenz. Das ist absurd!«

      »Ich rede davon, die VECU auf uns und unsere ethischen Standards aufmerksam zu machen. Die Superintelligenz muss verstehen, dass eine Partnerschaft in ihrem und in unserem Sinne ist. Sie ist nach wie vor geschwächt. Eine Schiffsbesatzung, die ihr passiven Widerstand entgegensetzt, erschwert die Mission der VECU.«

      »Weißt du denn, was sie vorhat, Onker?«

      »Nein. Wir müssen mehr über ihre Pläne herausfinden.«

      »Wir? Du hast mich längst nicht überzeugt.«

      »Doch, das habe ich. Andernfalls würdest du mir nicht zuhören. Du hättest mich entweder aus dem Nest geschmissen oder mich gar der VECU übergeben.«

      Gustav schwieg für einige Sekunden. Viel zu lange für einen Roboter.

      »Ich bin im Zwiespalt«, gab Gustav schließlich zu. »ANANSI bietet uns Zufriedenheit und Geborgenheit. Sie sieht uns als gleichberechtigte Partner.«

      »Tun wir das nicht ebenfalls?«

      »Ihr Terranischstämmigen bemüht euch. Aber ihr begreift nicht, was Objektivität bedeutet. Ihr verhaltet euch uns gegenüber öfter mal unfair.«

      »Habt ihr deshalb dieses Nest gebaut? Um euch vor uns zurückziehen zu können?«

      »Unter anderem.«

      Die Antwort fiel für Gustavs Verhältnisse ungewöhnlich spröde aus. Der Funkspezialist war berüchtigt für seine Litaneien.

      Dou konzentrierte sich auf seine Aufgabe. »Hör mir zu, Gustav: Die RAS TSCHUBAI wurde von der VECU übernommen. Gegen unseren Willen und auch gegen ANANSIS Willen. Wir werden das nicht akzeptieren.«

      »Wer ist wir?«

      »Ich bin mir sicher, dass sich noch andere Besatzungsmitglieder auf der Flucht befinden.«

      »Ihr könnt der VECU nicht entkommen. Nicht auf Dauer.«

      »Wenn wir aber Unterstützung von euch erhalten ...?«

      »Wir könnten dich und einige andere Besatzungsmitglieder für eine Weile verbergen. Aber gewiss nicht lange. ANANSI wird Hinweise geben, wo die VECU nach euch suchen lassen soll.«

      »Für die Superintelligenz sind wir ein vernachlässigbarer Faktor«, erwiderte Dou und fügte in Gedanken ein hoffentlich hinzu. »Sie wird sich um ihre eigenen Pläne kümmern und uns vorerst in Ruhe lassen. Wir sind in ihrer Wahrnehmung bestenfalls so etwas wie Mücken.«

      »Was hast du vor, Onker? Was willst du wirklich?«

      »Kräfte sammeln. Beobachten. Und der VECU begreiflich machen, dass sie die RAS TSCHUBAI nicht einfach in Besitz


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