Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.zugänglichen – mit den Einkaufszentren und Vergnügungseinrichtungen, den Parks und Kunstlandschaften – drängten sich die Besucher. Wie professionelle Aufnahmegeräte und Ausrüstungsgegenstände verrieten, die zahlreiche Besucher mit sich führten, befanden sich etliche Journalisten unter ihnen.
An allen wichtigen Knotenpunkten verkündeten Wand- und Deckenholos die neuesten Nachrichten. Eine besagte, dass die TREU & GLAUBEN, ein Schiff der Barniter, weitere Gäste zum Etappenhof brachte und in wenigen Minuten andocken sollte.
»Erstaunlich«, sagte Barbara. »Oder auch nicht. Die Barniter wollen sich auch ein Stück vom Kuchen sichern.«
»Ich habe nichts gegen sie.« Rohonzori wedelte gleichmütig mit den Ärmchen.
»Da bist du wohl in der Minderheit.«
Rohonzori wusste, wie ihre Kollegin das meinte: Die Barniter waren bei den Akonen nicht besonders beliebt. Sie galten als Konkurrenten, denen das immer weiter ausgebaute Netz aus Etappentransmittern ein Dorn im Auge war.
»Tarnen wir uns?«, fragte die Swoon. »Dann können wir uns ungehindert bewegen.« Sie hatte zwei Deflektorschirme ergattert und für sie und ihre Kollegin abgezweigt. Sie arbeitete gern ungestört, und das konnte mitunter unbeobachtet heißen. Die Energieemissionen ihrer Aggregate waren minimal.
Die Siganesin grinste. »Wieso tarnen? Wir sind in offizieller Mission unterwegs!«
»Ich will jede Aufmerksamkeit vermeiden.«
»Glaubst du, bei diesem Tohuwabohu achtet jemand auf uns?«
»Dann los!« Rohonzori stieg bis dicht unter die Decke empor und beschleunigte.
In der Tat schauten nur wenige Passanten nach oben, als die beiden Technikerinnen über ihre Köpfe hinwegbrausten. Bei der Hektik, die in dem Hof herrschte, fielen sie nicht weiter auf.
»Machen wir einen kurzen Abstecher zum Hangar?«, schlug Barbara Meekala vor. »Ich möchte ter Tupun in Aktion sehen.«
»Ich stehe nicht auf riesige Personenaufläufe.« Wenn Rohonzori ehrlich war, sehnte sie sich bereits nach dem Beutel, dem kleinen, geheimen Unterschlupf, den sich die beiden angelegt hatten. Am liebsten hätte sie sich augenblicklich in ihn zurückgezogen.
»Ach, sei keine Spielverderberin.«
»Du hast gut reden. Du kannst dein Holo nutzen.«
Die Siganesin warf Rohonzori einen bittenden Blick zu.
»Meinetwegen«, sagte die Swoon genervt.
Barbara Meekala suchte eine abgelegene Nische, in die sich kein Besucher verirrt hatte, und landete dort. Zehn Sekunden später schien ihr Körper zu explodieren. Er schoss in die Höhe, bis er eine Größe von stolzen 170 Zentimetern erreicht hatte, und das Grün ihrer Haut nahm ein helles Samtbraun an.
Rohonzori beachtete die Verwandlung kaum. Sie erlebte sie nicht zum ersten Mal.
Die Siganesin schritt ein wenig unsicher voran. Zwar musste sie nicht mehr befürchten, von achtlosen Ertrusern oder Überschweren versehentlich zertrampelt zu werden, doch es dauerte eine Weile, bis sich ihr Verstand an die vorgegaukelten neuen Ausmaße des Körpers gewöhnt hatte.
Im Hangar war die TREU & GLAUBEN gelandet. Kondayk-A1, der Eigner des Raumers, verließ gerade als Erster das Schiff, gefolgt von einer illustren Schar Galaktiker. Unter den Gästen waren Terraner, Tefroder und Blues, eine bunte Mischung aus Journalisten, Technotouristen und unbedeutenderen regionalen Würdenträgern, die dank des Eröffnungsspektakels wieder einmal die Chance hatten, galaxisweit in den Medien aufzutauchen.
Etappenkommandant Glosiant ter Tupun merkte man an, dass er Barniter nicht besonders schätzte. Er versuchte nicht einmal ansatzweise, es zu verbergen. Stocksteif stand er da, ließ sich zu einem knappen Nicken hinreißen.
Rohonzori hatte befürchtet, dass der Empfang so frostig ausfallen würde. Aber sie konnte nicht sagen, ob nicht viel mehr als bloße Abneigung gegen ein Kolonialvolk der Terraner dahintersteckte, das sich ganz und gar dem Handel verschrieben hatte.
Kondayk-A1 schien abweisendes Verhalten gewöhnt zu sein; jedenfalls ignorierte er es geflissentlich. Der Händler legte den Kopf zurück und stimmte einen lautstarken Gesang an. Es dauerte eine Weile, bis der Swoon klar wurde, dass er Kesk-Kemi überschwänglich lobpreiste, obwohl er den Etappenhof noch gar nicht kannte.
Sie ließ den Blick über die Passagiere gleiten, die geduldig warteten, bis Kondayk-A1 den Lobgesang auf den Etappenhof beendete. Die meisten jedenfalls. Ihr fielen zwei Terraner auf, ein getrenntgeschlechtliches Pärchen. Sie wirkten so unauffällig, dass sie schon wieder auffällig waren. Der Mann mochte Mitte der vierzig sein, die Frau wirkte etwas jünger.
Ein Herzensbrecher, dachte die Swoon. Mit seinen dunkelblauen Augen kriegt er bestimmt jede terranische Frau rum.
»Wie lange willst du dir dieses Geseier anhören?«, fragte die Siganesin. »Das ist ja widerlich. Der Barniter gibt sich alle Mühe, die Vorurteile gegen sein Volk zu bestätigen.«
»Ich finde das amüsant. Aber du hast recht, das müssen wir uns nicht unbedingt antun.«
Sie stiegen wieder bis dicht unter die Decke empor und flogen weiter. Kurz darauf erreichten sie das Maschinenzentrum, das für den Transmitter des Hofs verantwortlich war. Es befand sich in der Scheibenmitte, direkt unter einem der spitzkegligen Transmittermasten.
Das war Sperrgebiet. Dort hielten sich keine Besucher auf. Mit einem Codegeber schaltete Barbara für sie und ihre Kollegin die Zugangsbeschränkung der Sektion aus.
Zielstrebig flog sie zu einem Terminal, das ihr Zugriff auf den Transmitterfeld-Transponder ermöglichte, und rief die Daten ab. Zahlenkolonnen huschten so schnell über den Monitor, dass sie instinktiv wieder die Augen schloss.
Es wurden keinerlei Unregelmäßigkeiten angezeigt.
»Positronik, zeige mir sämtliche aktuellen Fluktuationen!«, befahl sie.
»Es liegen keinerlei Fluktuationen vor. Sämtliche Systeme funktionieren einwandfrei innerhalb der vorgegebenen Parameter. Soll ich die Fluktuationen der letzten zwei Tage anzeigen?«
»Ich bitte darum.«
»Negativ. Ich habe keinerlei Schwankungen feststellen können.«
Rohonzori merkte auf. Keinerlei Unregelmäßigkeiten in den letzten beiden Tagen? Das war äußerst ungewöhnlich.
Wie dem auch sein mochte, die Irritation war verschwunden.
3.
Seltsame Geschenke
12. April 2046 NGZ
Hyadusz Pervuggan war ein Cheborparner wie aus dem Bilderbuch.
Er bewegte seinen knapp zwei Meter großen, allenfalls entfernt menschenähnlichen, mit schwarzem, drahtigem Fell bedeckten Körper mit der Anmut eines Satyrs, ein wenig abgehackt und voller Energie, mal hierhin schauend, mal dorthin, und nie zur Ruhe kommend. Seine großen, rot leuchtenden Augen blickten weniger neugierig als fordernd in die Welt. Er würde nicht bitten, er würde sich nehmen, was er haben wollte.
Aus seiner Stirn wuchsen zwei gerade nach oben stehende Hörner, seine Hände waren eher grobschlächtig, die Finger dick und kaum beweglich. Doch seine Nase hatte drei Löcher, und aus einem hatte er die Zunge ausgefahren, einen Tentakel, der sich am Ende in vier sehr zarte Greifwerkzeuge aufspaltete. Dieser Tentakel war fast einen halben Meter lang und muskulös; die Greifzunge schnellte ebenfalls hierhin und dorthin, ihre vier Spitzen waren ständig in Bewegung.
Was für ein schräger Ziegenbock!, dachte Barbara Meekala, die allerdings im Leben noch keines dieser legendären Tiere des mythischen Planeten Terra leibhaftig gesehen hatte. Sie konnte allerdings nicht leugnen, dass HyPer eine starke Ausstrahlung hatte. Sie konnte sich einer gewissen Faszination nicht entziehen.
HyPer war nicht allein gekommen. In seinem Gefolge von einem halben Dutzend weiterer Cheborparner befanden sich