Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.Da ist nichts!, dachte sie. Das bilde ich mir nur ein ...
Sie schloss die Augen, atmete wieder tief ein und aus, zwang sich, die Geräusche aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen.
Ein Platschen.
War das Blut? Gedärme etwa?
Ein klackerndes Rollen.
War das ein Huf, der über die Plattform rollte und mit einem lauten Klacken auf den Boden der Zentrale fiel?
Barbara Meekala gab auf. Alles wurde dunkel um sie.
*
Sie konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein. Als sie die Augen wieder aufschlug, beugte sich Rohonzori über sie, betrachtete sie mit genauso viel Entsetzen wie Besorgnis im Blick.
Die Siganesin schnappte nach Luft. Sie schmeckte seltsam, ein wenig nach Eisen, ein wenig nach Zink.
»Bist du wieder da?«, fragte die Swoon. »Ich bringe dich hier raus!«
Barbara schüttelte den Kopf, stützte sich ab, richtete den Oberkörper auf. Rohonzori hatte ein Prallfeld um sie errichtet, damit sie nicht zufällig zertrampelt wurden.
Einige Minuten mochten durchaus vergangen sein. Die Zentrale war weitgehend von Besuchern geräumt. An allen Ein- und Ausgängen des gewaltigen Raums hatten Serviceroboter Position bezogen. Sie drängten die letzten schaulustigen Journalisten mittels Prallfeldern hinaus.
Wohin Barbara sah, waren Medikerteams an der Arbeit, summten Medoroboter umher.
Die Siganesin erhob sich langsam, schwankte kurz und stand dann einigermaßen sicher. Niemand achtete auf sie.
Das war einer der wenigen Vorteile, wenn man nur knapp 20 Zentimeter groß war.
Sie ging langsam zu der Transmitterplattform, schnappte Gesprächsfetzen der Mediker auf.
»Er ist tot!«
»Der hier lebt noch!«
»Akutes Organversagen, innere Blutungen. Wir brauchen Mediker von Kesk-Kemi, die sich mit Cheborparnern besser auskennen ...«
Barbara Meekala wandte sich ab. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Sie erreichte die Plattform, aktivierte ihren Antigrav, schwebte hinauf.
Sie drehte den Kopf nach hinten. Rohonzori folgte ihr.
»Verdammt«, murmelte sie. Die Swoon und sie trugen Ausgehuniformen, ihre schwarz, Rohonzoris lindgrün. Wie in den Zeiten der Solaren Flotte, dachte sie, um die entsetzlichen Bilder der Katastrophe zu verdrängen. Aber ihr Spezialwerkzeug hatten sie nicht dabei.
Ein Mediker kam ihr gefährlich nahe, während er den Abtransport einer Antigravtrage beaufsichtigte. Zumindest keine Bahre. Es besteht noch Hoffnung. Wenigstens für einen von ihnen.
Die Swoon musste ähnlich wie sie gedacht haben. »Positronik! Spiel die Aufzeichnung der Transportdaten ein.«
»Beschränkte Kapazität«, erklang die Antwort aus ihrem Kom. »Die Bereitstellung der gewünschten Informationen kann länger dauern als üblich.«
Im nächsten Moment bildete sich ein Datenholo vor ihnen. Barbara Meekala konzentrierte sich. Ihr Blick war unscharf, verschwommen. Sie schloss die Augen, schüttelte den Kopf, öffnete sie wieder.
Nun konnte sie die Daten lesen. »Runterscrollen«, befahl sie.
Sie hätte die Positronik auch auffordern können, ihr die wichtigen Informationen Wort für Wort vorzutragen, hatte aber das Gefühl, sich selbst überzeugen zu müssen.
Sie stutzte nicht, als sie es sah. Sie hatte damit gerechnet.
Ihre Instrumente zeigten an, dass die minimale Irritation im Transmitterfeld-Transponder wieder aufgetaucht war.
Im selben Moment, als die Transmittersendung empfangen worden war.
Aber diesmal hatte sie nicht aus einem Projektor für eine holografische Chorbühne bestanden.
Sondern aus acht Cheborparnern.
Von denen die meisten nun wohl nicht mehr lebten.
*
»Es waren viele Journalisten vor Ort«, sagte Kommandant Glosiant ter Tupun.
Barbara Meekala war froh, dass sie sich weit unterhalb seines Aufmerksamkeitshorizonts befand. Sie wusste nicht, was sie getan hätte, hätte er sie direkt angesprochen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, und ihre Lippen zitterten vor Zorn.
Die Zentrale war vollständig geräumt und wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt worden. Die Transmitterplattform hatten Roboter gründlich gereinigt; diese Aufgabe konnte man keinen Lebewesen übertragen. Nichts wies mehr auf die Katastrophe hin, die an diesem Ort vor Kurzem stattgefunden hatte.
»Die Eröffnung des Etappenhofs ist in die gesamte Galaxis übertragen worden«, fuhr der Kommandant fort. »Die Katastrophe ist kein Geheimnis geblieben.«
»Kein Geheimnis!« Hyadusz Pervuggan lachte meckernd auf. »Denkst du wirklich nur daran, ter Tupun? An den Ruf deines Etappenhofs, an deine Karriere? Die ganze Galaxis ist erschüttert. Du kannst deine Karriere im Höllenfeuer braten, Akone!«
»Und woran denkst du, HyPer?«, konterte der Kommandant. »An die Investitionen, die euer Konsortium getätigt hat und die wohl verloren sind? Daran, dass du wirtschaftlich so gut wie erledigt bist?«
Benert von Bass-Thet hob die Stimme und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, an dem sie sich zur Konferenz versammelt hatten. Das Geräusch war nicht laut, doch das Verhalten war für einen Angehörigen des Hochrats der Akonischen Räterepublik so außergewöhnlich, dass alle Anwesenden augenblicklich verstummten.
»Meine Damen und Herren, solch ein Verhalten kann ich nicht billigen. Unser Mitgefühl sollte zuerst einmal den Opfern des ... Zwischenfalls gelten. Bleiben wir bei diesem Ausdruck, bis wir die Ursache und die daraus folgernde Schuldfrage endgültig geklärt haben.«
Der Hochrat wandte sich an Thiaga Fumback, die Ara, die als Sprecherin der Medoabteilung des Etappenhofs fungierte. Sie war keine Medikerin, sondern ausgebildete Pressesprecherin. Offenkundig wurden die Mediker zurzeit anderweitig dringend gebraucht. »Wie geht es den Überlebenden des Zwischenfalls?«
Thiaga legte die Hand auf die Vorderseite ihres hohen, spitz zulaufenden kahlen Schädels, eine Geste, die den Respekt vor den Opfern des Unfalls zum Ausdruck bringen sollte. »Sechs der Cheborparner waren tot, als der Transmitter sie freigab. Niemand hätte noch etwas für sie tun können. Die beiden anderen ...« Sie stockte kurz. »... leben noch. Wir haben sie notfallversorgt und dann in Stasis versetzt, um in aller Ruhe die Vorbereitungen für die nötigen Operationen treffen zu können. Viel Zeit dürfen wir uns dabei allerdings nicht lassen. Sie sind schwer verletzt. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir die beiden Überlebenden retten können.«
»Danke.« Benert von Bass-Thet schluckte schwer und schaute angemessen betroffen drein. Dann richtete er den Blick wieder auf den Kommandanten. »Gibt es Informationen über die Ursache des Zwischenfalls?«
Meekala hielt den Atem an. Einen Augenblick befürchtete sie, ter Tupun würde versuchen, die Schuld auf sie und Rohonzori als verantwortliche Transmittertechnikerinnen abzuwälzen.
Doch sie sah sich getäuscht. »Eine unspezifische Irritation im Transmitterfeld-Transponder. Sie ist schon vorher aufgetreten. Die beiden Spezialistinnen hier«, er schaute in ihre Richtung, »haben mich darauf hingewiesen, und ich habe eine umfassende Untersuchung angeordnet, die auch stattgefunden hat. Allerdings ist es nicht gelungen, die Ursache dafür zu ermitteln.«
Also doch! Anfangs hatte sie geglaubt, er würde die Ereignisse nüchtern und sachlich schildern, doch das war eine eindeutige Schuldzuweisung.
»Die Untersuchungen sind dokumentiert?«
»Von der ersten bis zur letzten Sekunde«, ging Meekala in die Offensive. »Die Irritation trat auf. Sie wurde von der Positronik bestätigt, die allerdings