Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.und die Swoon besonders gründlich überprüft hatten, da fast alle der erwarteten Ehrengäste direkt dorthin weitergeleitet wurden.
Genau wie die Geschenke, die die Cheborparner gemacht hatten und die auf unerklärliche Weise nicht eingetroffen waren.
»Nein, am Hauptfeld liegt es nicht«, sagte Meekala energisch. »Etwas stimmt nicht mit den internen Hoftransmittern.«
»Aber was?«
Die Siganesin zuckte mit den Achseln. »Ich kann nur hoffen, dass die Störung bei den Feierlichkeiten nicht erneut auftritt.« Halbherzig nickte sie ihrer Kollegin zu. »Aber Hoffnungen müssen sich nicht unbedingt erfüllen.«
*
»... bislang gab es 896 Etappenhöfe.« Kommandant Glosiant ter Tupun konnte den Stolz in seiner Stimme nicht verbergen. »Die Transmitterstrecken überwinden insgesamt knapp über siebzigtausend Lichtjahre. Sie verbinden die akonischen und auch die cheborparnischen Welten mit denen der Lemurischen Allianz und der Liga.«
Barbara Meekala hörte nur mit halbem Ohr zu. Die Besorgnis, dass es zu einem weiteren Zwischenfall kommen könnte, mochte zwar durch nichts begründet sein, hielt sie jedoch weiterhin im Griff.
Immerhin hatte der Kommandant seine Hausaufgaben gemacht und sich informiert. Manche nachlässigen Journalisten sprachen gelegentlich von 612 Höfen und knapp 50.000 Lichtjahren, die mit ihnen überbrückt wurden, doch diese Angabe bezog sich lediglich auf die Strecke zwischen Afallach und Pspopta, nicht auf das Gesamtsystem.
Das lag an der Informationspolitik der Cheborparner, die sich als wichtige Finanziers sahen. Weil die Cheborparner sich maßgeblich an der Finanzierung beteiligt hatten, war man ihrer Forderung nachgekommen, ihre Hauptwelt direkt anzuschließen. In Zentrumsnähe vereinigte sich die von Pspopta kommende Kette der Relais und Etappenhöfe mit der Transmitterstrecke, die das akonische Einflussgebiet mit der Westside verband. Auf der westlichen Seite endete die Strecke mit dem Etappenhof von Anyaart im Afallachsystem.
»Mit Kesk-Kemi sind es 897, und bald werden es 900 sein. Diese unvorstellbare Zahl ist ein weiterer Beweis für die innovative Technik der Milchstraßenvölker, allen voran jener der Akonen, die seit über fünfzigtausend Jahren mit ungebrochener Kraft die Weiterentwicklung des Transmitterwesens vorangetrieben haben.
Es ist mir eine Freude, nein, eine Ehre, den Etappenhof Kesk-Kemi für den uneingeschränkten Waren- und Publikumsverkehr zu eröffnen.«
Barbara Meekala atmete tief ein.
Es war zum Bersten voll in der Zentrale. Für die Ehrengäste waren an der hinteren Wand Tribünen errichtet worden, doch bei Weitem nicht alle hatten auf ihnen Platz gefunden. Die Siganesin sah allerdings einige bekannte Gesichter, darunter den akonischen Hochrat Thet, den cheborparnischen Finanzier Hyadusz Pervuggan und weitere lokale Prominenz, die ihr zumindest aus Trivid-Sendungen geläufig waren.
Schwache Prallfelder hinderten die Pressevertreter daran, sich zu dicht an den Transmitter zu drängen. Kleine Kameras schwebten über den Medienleuten; aus der Luft hatten sie eine uneingeschränkte Sicht auf die Plattform. Das Licht, das sie und zahlreiche große Scheinwerfer ausstrahlten, verbreitete eine fast unangenehme, grelle Helligkeit.
Mit einer theatralischen Geste drückte der Kommandant auf einen großen, rot leuchtenden Schalter, der lediglich aus optischen Gründen an der hüfthohen Konsole angebracht war, hinter der er stand. Die eigentliche Steuerung des Transmitters oblag der Positronik.
Weitere Scheinwerfer leuchteten auf und hüllten die Plattform in einen goldenen Glanz. Kaskaden sprühender Funken in sämtlichen Farben des Regenbogens senkten sich über das Transmitterfeld, das sich von einem Augenblick zum anderen bildete.
Ein rein optischer Effekt, wie die Siganesin wusste, der nichts mit der eigentlichen Funktionalität des Transmitters zu tun hatte.
»Wir begrüßen unsere Freunde vom Planeten Kesk-Kemi!«, rief ter Tupun.
Acht Gestalten tauchten im Transmitterfeld auf.
Doch sie traten keineswegs in gelassener Ruhe von der Plattform, wie die Choreografie es vorsah.
Plötzlich wurden gequälte Schreie und gutturales Stöhnen übermäßig laut in die Zentrale übertragen.
Die Neuankömmlinge taumelten, schwankten oder brachen sofort zusammen.
Dass es Cheborparner waren, konnte Meekala nur mit Mühe feststellen.
Der erste starrte entsetzt auf seinen rechten Arm, der am Ellbogengelenk abgetrennt war und brach langsam zusammen, wobei der zweiten mitriss, dem das rechte Bein unterhalb des Knies fehlte. Ein entsetzlicher Geruch machte sich breit.
Beim dritten klaffte dort, wo sich früher die linke Schulter befunden hatte, eine schreckliche Wunde. Der vierte starrte aus weit aufgerissenen roten Augen ins Leere und drückte beide Hände auf die Stelle, wo sich einmal sein Bauch befunden hatte; im Bereich zwischen Brustkorb und Becken klaffte ein großes Loch. Beim fünften wuchsen zwei linke Füße aus den Schultern, beim sechsten ein seltsam deformierter Arm aus der Hüfte, dem siebten fehlten sämtliche Extremitäten und dem achten der Kopf.
Blut.
Schreie.
Überall Blut.
Entsetzliche Schreie.
Blut.
Wimmern.
Barbara Meekala schlug die Hände vor die Augen.
5.
Schlimme Vermutungen
Abrupt verstummten sämtliche Geräusche in der Zentrale, das Stöhnen, das Schreien, das Gestammel.
Kommandant Glosiant ter Tupun stand stocksteif da, wie erstarrt, mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. Sein samtbrauner Teint war fahlbleich geworden, sein Mund öffnete und schloss sich mehrmals, ohne dass ihm ein Ton über die Lippen kam.
Dann erklang das Gellen von Sirenen. Barbara vermutete, dass die Positronik eigenständig den Alarm ausgelöst oder ein Angehöriger der Zentralebesatzung seine Erstarrung abgeschüttelt und endlich reagiert hatte. Die Beleuchtung flackerte kurz, dann erloschen die unnatürlichen, vielfarbigen Lichtspiele. Der goldene Schein über der Transmitterplattform löste sich auf, und das gewohnte helle, aber nicht blendende Licht erfüllte den riesigen Raum bis in den letzten Winkel.
Sämtliche Türen und Schotten der Zentrale wurden geöffnet. Mit einem Schlag brandeten Stimmen auf; die Besatzungsmitglieder, Ehrengäste und Reporter sprachen alle wirr durcheinander. Kamerasonden surrten durch den Raum und fingen die entsetzlichen Bilder ein, damit die gesamte Galaxis daran teilhaben konnte.
Barbara hatte damit gerechnet, dass die Anwesenden nun in heilloser Panik zu den Ausgängen strebten, aber ein beträchtlicher Teil strömte in die Gegenrichtung: Diese ... Leute drängten nach vorne, um einen besseren Blick auf die Opfer zu bekommen. Dass sie damit Hilfstrupps behinderten, schien ihnen gleichgültig zu sein.
Die Siganesin drehte sich weg. Ein derartiges Verhalten ekelte sie.
Roboter und Wachpersonal waren an den Türen aufgetaucht, konnten wegen der hinausdrängenden Zuschauer jedoch nicht in die Zentrale vordringen, ohne Verletzungen der Fliehenden zu riskieren. Dann flimmerte das Feld auf der Plattform wieder, leuchtete schließlich hell auf. Service- und Medoroboter erschienen im Transmitterfeld und schwebten hinaus.
Barbara glaubte, das Stöhnen der Verletzten unnatürlich laut zu vernehmen. Als Ultrahorcherin verfügte sie über eine erweiterte Geräuschwahrnehmung und konnte Schallfrequenzen jenseits des normalmenschlichen Spektrums hören, aber sie hoffte, dass das, was sie hörte, nur von ihren überreizten Sinnen herrührte.
Sie hörte, wie Atemluft gurgelnd aus kollabierenden Lungen gepresst wurde.
Sie hörte Blut sprudelnd und Bläschen schlagend aus zerrissenen Adern schießen.
Sie hörte die spitzen Enden gebrochener Knochen, die sich mit lautem Kreischen