Why not?. Lars Amend

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Why not? - Lars Amend


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Moment!

      Ich sagte nichts und glaubte zu verstehen, was er mir mit dieser Geschichte sagen wollte. Was Jimmy Page für ihn war, war Paulo Coelho für mich. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sprach Rudolf schon weiter. »Übrigens: Zwei Jahre danach löste sich die Band wieder auf. Jimmy Page und Paul Rodgers machten solo weiter, Tony Franklin ging zu Blue Murder und mein Freund Chris wurde Schlagzeuger bei AC / DC. Na ja, die Rock-’n-’Roll-Welt ist eben auch nur ein Dorf. Aber der Hammer in dieser Geschichte kommt erst noch!«

      Rudolf war nicht zu bremsen. Sein Körper war, auch bedingt durch seine zweistündige Liveshow, noch immer voller Adrenalin. Er glühte vor Energie.

      »Es war im Jahr 2005«, fuhr er fort, unterbrach seinen Satz aber sofort und begann zu rechnen, »also 21 Jahre später. Wir spielten ein überirdisches Konzert im Hammersmith Apollo in London.«

      »Natürlich«, lachte ich.

      »Ja, logisch. Was sonst?«, zwinkerte er zurück. »Also, die Show war gerade vorbei und man konnte im Backstage noch den Applaus des Publikums hören. Ich war schon in meiner Garderobe angekommen und wollte kurz alleine sein, um mir diesen schönen Moment noch einmal bewusst zu machen, als es an der Tür klopfte. Ich saß vornübergebeugt auf einem Stuhl, hatte ein Handtuch über meinem Kopf hängen, blickte auf, und wer stand auf einmal vor mir?«

      »Lass mich raten!«

      Alles ist möglich

      »Genau, Jimmy Page! Ich konnte es kaum glauben. Was für eine Ehre, dachte ich in dem Moment. Einer meiner größten Heroes kommt auf mein Konzert? Unglaublich! ›Ich wollte nur mal Hello sagen‹, grinste Jimmy cool. ›Hab mir euer Konzert angeguckt. Well done, Rudy!‹ Ich war sprachlos. Träume ich, oder passiert das gerade wirklich? Jimmy Page war extra gekommen, um sich ein Scorpions-Konzert anzusehen, und er lobte sogar mein Gitarrenspiel. Also Junge, was sagt uns das? Paulo hat es vorhin schon erwähnt und ich kann es nur wiederholen: Im Leben ist alles möglich! A-L-L-E-S! Sieh mal, ich bin sicher nicht der versierteste Gitarrist der Welt, aber ich habe das Beste aus meinem Talent gemacht. Ich hatte einen Traum und habe ihn bis heute nicht aufgegeben. Dabei gab es so viele Tiefpunkte in meiner Karriere, bei denen andere längst das Handtuch geworfen hätten. Das ist der Unterschied. Gott testet dich nämlich: Hältst du durch oder gibst du auf? Du weißt ja: Aufgeben ist keine Option für einen Krieger des Lichts.«

      »Ich weiß nicht, ob ich so ein Krieger bin, Rudolf.«

      »Stell in Zeiten des Zweifels nicht gleich alles infrage, sondern hab Vertrauen. Die Antworten findest du, während du gehst. Achte auf deine Gedanken. Sie sind der Anfang deiner Taten.«

      »Alles klar!«

      Mehr konnte ich nicht sagen. Musste ich auch nicht, denn ich wusste, dass in diesem Augenblick bereits alles gesagt war.

      ÜBER DEN MUT, SEIN EIGENES LEBEN ZU LEBEN

      »Jeder intelligente Narr könnte Sachen größer, komplexer und gefährlicher machen. Aber es gehört ein Hauch von Genialität und Mut dazu, um etwas in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen.«

      ALBERT EINSTEIN

      Zurück in meinem Hotelzimmer, streifte ich mir die Klamotten vom Körper, ließ sie auf dem Boden vor dem Bett liegen und nahm eine lange heiße Dusche. Was für ein Abend!

      SPIEL DES LEBENS

      »Lass uns ein Spiel spielen!« Da war sie wieder, die Stimme.

      Ich schloss meine Augen und setzte mich auf den Boden. Im Gegensatz zu früher hatte ich dieses Mal keine Angst vor dem Brainfucker. Auf eine sonderbare Weise fühlte ich mich sicher.

      »Ich stelle Fragen«, sagte er, »und du antwortest mit ›Ja‹ oder mit ›Nein‹, okay?«

      »Also dann. Ich sag dir jetzt, wie du deinen gestrigen Tag verbracht hast. Ist wirklich beeindruckend, du wirst sehen: Du bist aufgestanden, hast was gegessen, im Internet gesurft, Mails gelesen, Musik gehört, sechs Espresso getrunken, hast in den Fernseher geschaut und bist eingeschlafen. Kommt das hin?«

      »Ja.«

      »Habe ich etwas vergessen?«

      Ich überlegte. »Nein.«

      »Hat dich auch nur eine Sache davon weitergebracht?«

      »Nein.«

      »Hat dir auch nur eine Sache wirklich Spaß gemacht?«

      »Nein.«

      »Konntest du nur eine Sache davon genießen?«

      »Nein.«

      »Hast du dich gestern nur eine Sekunde glücklich gefühlt?«

      »Nein.«

      »Hast du dich heute eine Sekunde lang glücklich gefühlt?«

      »Ja.«

      »Lag es daran, dass du deine Routine durchbrochen hast?«

      »Sieht ganz so aus.«

      Soll ich dir verraten, was 99 Prozent aller Menschen in den letzten Sekunden denken, bevor sie sterben? »Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein Leben zu leben.«

      »Tut gut, mal eine Runde Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, was? Dieser Seelenfrieden, nach dem du suchst, kommt nicht einfach so. Du brauchst Übung. Du musst trainieren. Es ist keine Entscheidung, die du einmal triffst, sondern Tag für Tag auf's Neue. Immer und immer wieder. Durchbreche die alten Muster! Die meisten Menschen machen sich etwas vor und erfinden Ausreden, weil sie es am Ende doch nur angenehm und bequem haben wollen. Sie machen ihr Glück von der Zahl abhängig, die auf ihrem Kontoauszug steht. Das kann niemals funktionieren.«

      »Und wie lässt sich das abstellen?«

      »Das weißt du.«

      »Nein!«

      »Doch, du kennst die Lösung deiner Probleme, aber du hast Angst davor, sie anzugehen.«

      »Dann hilf mir, meinen Weg zu finden.«

      »Das kann ich nicht.«

      »Warum redest du dann mit mir?«

      »Um dich an etwas zu erinnern: Ändere die Richtung! Ja, ändere die Richtung! Was du in den letzten Monaten gemacht hast, ist der pure Irrsinn. Man müsste dich eigentlich in die Psychiatrie einweisen. Du tust die gleichen Dinge immer und immer wieder, erwartest jedoch neue Ergebnisse. Das kann nicht funktionieren, und obwohl du es sogar weißt, machst du es trotzdem Tag für Tag auf die gleiche alte Art und Weise. Wieso gibst du dir so wenig Mühe? Fang wieder an zu träumen und setze dir Ziele, die so überirdisch sind, dass dir davon schwindlig wird. Gerate ins Schwärmen, probiere Neues aus und stürze dich ins Abenteuer. Als Schriftsteller solltest du das wissen. Und bitte vergleiche deinen Anfang nicht mit dem Ende jener Menschen, die du bewunderst. Auch sie saßen einmal vor einem leeren Blatt Papier.«

      Die Welt ist ein Buch und wer nicht auf Reisen geht, wird nie über die erste Seite hinwegkommen.

      »Wenn ich wenigstens wissen würde, welches Buch meines ist.«

       »Auch das weißt du.«

      »Aber du willst es mir nicht sagen, stimmt’s?«

       »Stimmt genau. Achte auf die Zeichen!«

      »Wo stehen die denn? Und wie erkenne ich sie? Lass mich raten: Ich werde es merken, wenn ich bereit dafür bin.«

      »Hör auf zu denken, dass du noch nicht bereit bist. Hör damit auf, dich an deine Vergangenheit zu klammern. Du kannst kein neues Kapitel aufschlagen, wenn du immer wieder dein letztes überfliegst. Weg damit! Ich sage dir jetzt drei ganz einfache Wahrheiten. Wenn du sie einhältst, wird dir nichts passieren.«

      »Okay.«

      »Erstens:


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