Tibor (zweite Serie) 1: Die Spinnengöttin. Thomas Knip

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Tibor (zweite Serie) 1: Die Spinnengöttin - Thomas Knip


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Tibor sie mit ausgebreiteten Armen auf.

      Die beiden Eingeborenen rissen die Augen schreckgeweitet auf. Um sie herum war mit einem Mal ein lautes Rascheln und Knacken zu hören. Entsetzt schrien sie auf, als sie sich einer Übermacht von Gorillas gegenübersahen, die sich wie Schatten aus dem Unterholz erhoben oder sich in den Ästen zeigten.

      Einer der gewaltigen Menschenaffen stieß ein Grollen aus. »Wollten die Zweibeiner dir etwas antun? Sollen wir sie töten?«

      »Nein, Tando!«, rief Tibor mit knurrenden Lauten zurück, die die O’gogos nur noch mehr zusammenzucken ließen. Die ersten Gorillas machten bereits einen Schritt auf die Eingeborenen zu, als Tibor sie mit einer Handbewegung aufhielt.

      »Ihr könnt gehen. Die beiden bedeuten keine Gefahr für mich. Lasst auch die anderen Zweibeiner in Ruhe, die Kerak und die beiden Äffchen gefangen halten.«

      Kurz war verhaltenes Murren unter den Gorillas zu hören, doch dann verschwanden sie so schnell wieder im Dschungel, wie sie erschienen waren. Tibors feine Sinne verrieten ihm, dass sie seiner Anweisung gefolgt waren.

      »Hier!« Er richtete sich an seine Bewacher und streckte ihnen die Speere entgegen.

      Die beiden O’gogos sahen ihn entgeistert an.

      »Nun nehmt eure Speere schon, ihr Helden«, meinte er. »Wir wollen weitergehen. Das gerade eben sollte nur eine kleine Lehre dafür sein, dass Vertrauen mehr wert ist als euer Misstrauen.«

      Die Eingeborenen nahmen die Waffen mit versteinerten Mienen entgegen und folgten ihm stumm.

      ZWEI

      Kurze Zeit darauf hatten sie einen breiten Fluss erreicht, der den Urwald zerteilte. Das Erdreich unter den Füßen der drei Männer war entlang des Ufers weich und gab bei jedem Schritt nach. Hohe Farne und Schilfrohre reichten den Männern bis zur Hüfte.

      Tibor blieb stehen und blickte auf die Insel, die sich inmitten des Flusses erhob.

      »Wartet hier«, sagte er zu den O’gogos. »Ich habe mir in einer Höhle auf dieser kleinen Insel einen Vorrat an Diamanten angelegt.«

      Die beiden Krieger nickten nur stumm. Seit dem Vorfall mit den Gorillas sahen sie sich fortwährend nach allen Seiten nervös um und hielten ihre Speere fest umklammert. Tibor nahm es mit einem Lächeln zur Kenntnis, spannte seine Muskeln an und sprang mit einem weiten Satz in den Fluss. Kurz tauchte er unter, bevor er wieder an die Oberfläche kam und mit kraftvollen Kraulzügen auf die Insel zuschwamm.

      Ihn beschäftigte nach wie vor die Frage, wozu die O’gogos die Steine benötigten. Er ging nicht davon aus, dass sie sie für sich selbst haben wollten. Ihr Stamm lebte so tief im Dschungel, dass sie höchstwahrscheinlich noch nie mit der modernen Zivilisation in Berührung gekommen waren. Sie dürften den Wert von Diamanten wohl nicht einmal kennen.

      Tibor erreichte die Insel und stieg an einer flach abfallenden Stelle über die dunklen, nassen Steine, die mit Moos und Flechten bedeckt waren. Er wusste genau, wohin er sich wenden musste und kniete an dem wuchtigen Felsblock, der den größten Teil der Insel einnahm, nieder.

      Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass die beiden O’gogos nach wie vor am gegenüberliegenden Ufer standen und zu ihm herübersahen.

      Am Fuß des Felsbrockens lagen mehrere kleinere Steine scheinbar willkürlich verstreut. Tibor schob sie zur Seite und legte die Öffnung frei, die dahinter verborgen lag. Es war nicht mehr als eine kleine Nische, in der ein prall gefülltes Säckchen verborgen lag.

      Tibor holte es hervor und wog es in seiner Hand. Die Diamanten, die darin verstaut waren, hatte er im Laufe der Jahre angehäuft. Sie waren ein Vermögen wert und hätten ihm ein Leben in Wohlstand bescheren können. Doch dafür interessierte er sich schon lange nicht mehr.

      Er verschloss die Nische wieder mit den Steinen. Nachdenklich sah er auf das Säckchen. Sollten die O’gogos sie haben …

      … zumindest vorübergehend, ergänzte er seinen Gedanken. Er dachte keine Sekunde daran, den Eingeborenen den Schatz zu überlassen, ohne herauszufinden, wofür sie ihn benötigten!

      Er sprang zurück in den Fluss und schwamm durch die Strömung auf das andere Ufer zu. Noch bevor er aus dem Wasser gestiegen war, hob er das Säckchen in die Höhe und warf es seinen Bewachern zu.

      »Fangt den Beutel auf!«, rief er. Einer der Krieger fing ihn mitten im Flug. Die beiden Männer knieten nieder und wurden vom hohen Gras verdeckt.

      Tibor stemmte seine Arme auf eine knorrige Wurzel und stieg über die Böschung aus dem Fluss. Wie er erwartet hatte, besahen sich die O’gogos die Beute. Sie hatten das Säckchen geöffnet und hielten mehrere der matt schimmernden Steine ins Sonnenlicht.

      »Das sind aber nicht viele Diamanten«, stellte einer von ihnen missmutig fest.

      »Sind das wirklich alle, die du hast?«, fragte der zweite Krieger nach.

      Tibor musste tief durchatmen.

      »Nun schlägt es dreizehn!«, entfuhr es ihm. »Die Steine in diesem Beutel sind so viel wert, dass …« Er winkte ab und schüttelte den Kopf. »Ach, das versteht ihr doch nicht. Es sind alle Diamanten, die ich habe. Sucht doch selbst auf der Insel nach, wenn ihr wollt!«, beharrte er und wies auf die Erhebung im Fluss.

      Einer der O’gogos hob abwehrend die Hände. »Schon gut …«

      Die beiden Krieger erhoben sich und wiesen mit ihren Speeren zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Schweigsam traten sie den Rückweg an.

      »Die Männer, denen ihr diese Diamanten geben müsst, werden mehr als zufrieden sein«, unterbrach Tibor die Stille. »Sie haben doch sicher die gleiche Hautfarbe wie ich?«

      »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, murmelte einer der O’gogos. »Diese Steine sind für die große G…«

      »Halt den Mund«, unterbrach ihn der andere und machte ein entsetztes Gesicht. »Willst du sterben? Du weißt doch, Sie sieht alles und hört alles!«

      ›Sie‹?!, durchzuckte es Tibor.

      »Dringe nicht weiter in uns!«, wandte sich der Krieger an ihn. »Wir beschwören dich!«

      »Ja, hab Erbarmen!«, fügte der andere an.

      Tibor musterte die Männer. Die nackte Angst war ihnen buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Auch wenn er nun wusste, dass die Eingeborenen die Diamanten nicht für sich selbst haben wollten, musste er einsehen, dass sie es nicht wagen würden, sich ihm anzuvertrauen. Für den Augenblick musste er es dabei bewenden lassen.

      Ohne ein weiteres Wort miteinander zu sprechen, setzten sie ihren Weg fort.

      *

      Zwei Stunden später erreichten sie die Lichtung, auf der die übrigen O’gogos schon angespannt auf die Rückkehr der kleinen Gruppe gewartet hatten. Der Anführer der Eingeborenen nahm den Beutel entgegen. Er betrachtete ihn nur kurz und nickte mit einem Ausdruck der Erleichterung im Gesicht. Auch ihm war anzusehen, dass ihm überhaupt nicht bewusst war, welches Vermögen er in den Händen hielt.

      »Wir danken dir im Namen unseres Stammes«, richtete er sich an Tibor. »Wir werden zu den Göttern flehen, dass wir nicht wiederkommen müssen, um noch mehr von dir zu fordern!«

      Tibor sah ihn mit offenem Mund an. »Wie? Soll das etwa heißen …« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Diamanten sind sehr selten. Es hat Jahre gedauert, bis ich diese Menge gesammelt habe!«

      Der Eingeborene zuckte förmlich zusammen und verneigte sich mehrfach leicht, als wollte er sich für seine Worte entschuldigen. »Wir können nur hoffen, dass diese Diamanten genügen!«

      Er reichte den Beutel an einen Krieger weiter und deutete dann zuerst auf die Grube und danach auf einen kleinen Käfig aus Holz, den die O’gogos offenbar in Tibors Abwesenheit gezimmert hatten.

      »Wir holen jetzt die beiden Äffchen


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