Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11. Inger Gammelgaard Madsen

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Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11 - Inger Gammelgaard Madsen


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Aufmerksamkeit haben wollen.“

      „Das ist er sicher auch, dieser Poet hier – falls es ein Er ist. Was bedeutet ‚Blaue Iris lebt auf des Grabes Eis im Morgenrot‘? Iris liegt doch wohl immer noch in der Leichenhalle der Rechtsmedizin? Hast du etwas von irgendwelchen blauen Iris gehört?“

      Anne schüttelte den Kopf. Gleichzeitig glitten ihre Gedanken zurück zu den beiden großen Fotografien von Iris’ blauen Augen an August Bøgh Lykkegaards Wand. Sie beschloss, sich morgen bei ihm zu melden und vielleicht die Untersuchung machen zu lassen, über die er gesprochen hatte.

      „Nein. Siehst du, Sabina, da will sich nur einer interessant machen“, sagte sie und leerte die Bierdose.

      Kapitel 11

      Der Schweiß tropfte von seiner Stirn, lief in die Augen und ließ sie brennen. Sein T-Shirt war vorne und am Rücken nass und klebte unangenehm am Körper. Er schnappte nach Luft. Der Arm schmerzte, als der Schläger den harten Tennisball traf und ihn über das Netz schickte, wo Marianna schnell vorsprang und ihn zu ihm in die entgegengesetzte Richtung zurückschickte. Er schaffte es nicht, das Gleichgewicht zu finden, streckte nur den Schläger vor, ohne den Ball zu erwischen und hörte seine Enkelin laut lachen. Das war der Grund, warum er sich das antat. Er war Marianna nähergekommen, seit sie begonnen hatten, einmal pro Woche Tennis zu spielen. Rikke hatte sich über den Hang ihrer Tochter beschwert, immer vor ihrem Computer oder am iPhone zu kleben, ohne irgendetwas Aktives zu unternehmen. Roland hatte Marianna gefragt, ob es denn gar keinen Sport gäbe, den sie gut fände, und sie hatte ganz sicher geantwortet: „Doch, mit Opa Tennis zu spielen“, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass er diesen Wunsch erfüllen würde. Aber er hatte sie beim Wort genommen. Ob er damit sie oder sich selbst bestrafte, ist seither eine ihm häufig wiederkehrende Frage.

      „Na! Was ist, Opa? Brauchst du eine Pause?“

      Roland sah auf die Uhr in der Halle. Zu seiner Erleichterung war die Zeit fast um, sodass sie den Platz bald den nächsten Spielern überlassen sollten. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und traf Marianna am Netz. Sie schwitzte nicht annähernd so viel wie er. Als sie sich runterbeugte, um ihr Handtuch aufzuheben, fiel der dunkle Zopf vor über die weiße Nike-Schirmmütze, die hier drinnen in der Halle gar nicht notwendig war, mit der sie sich aber bestimmt wie ihr Idol Caroline Wozniacki fühlte. Sie wischte sich die Stirn ab und warf das Handtuch über die Schulter. Roland rubbelte ebenfalls sein schweißnasses Gesicht ab und lächelte, so gut er es in seiner Atemnot vermochte. Der Arm tat weh und sein Mund war trocken. Sie gingen zusammen zu den Umkleideräumen. Erst duschen, anschließend eine Limo im halleneigenen Kiosk, dann war die herausforderndste Verpflichtung dieser Woche überstanden.

      Marianna hatte auch Lust auf ein Hühnchen- und Bacon-Sandwich, das er bezahlte. Er balancierte das Tablett an den Tisch, wo Marianna mit nassen Haaren und roten Wangen wartete. Er erwischte sie mit ihrem Smartphone.

      „Hey, hattest du nicht eine Absprache mit deiner Mutter?“, fragte er und stellte das duftende Sandwich vor ihr ab. Jetzt konnte sie all die Kalorien zu sich nehmen, die sie gerade während des Spiels verloren hatte. Aber sie konnte es vertragen. Roland fand, sie war viel zu dünn geworden. Als Kind war sie pummelig gewesen.

      Marianna lächelte und legte das Handy zurück in die Sporttasche.

      „Ich musste nur gerade Solveig antworten. Ich übernachte morgen bei ihr.“

      „Ach, macht man das immer noch? Übernachten?“, fragte Roland und nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser.

      Vielleicht war es nur sein Polizistenhirn, aber er hatte immer den Verdacht gehegt, dass so etwas immer etwas völlig anderes kaschierte, aber er hatte trotzdem nie angerufen und überprüft, ob Rikke oder Olivia wirklich bei der angegebenen Freundin schliefen oder ob sie mit den Jungs in der Stadt waren. Rikke schon. Sie hatte sogar mal darüber gesprochen, GPS für Marianna zu besorgen, sodass sie sehen konnte, wo sie sich befand. Das hatte Roland ihr ausgeredet und gesagt, sie müsse ihrer Tochter vertrauen. Aber die Zeiten änderten sich und er verstand ihre Sorge.

      „Ja klar, das ist toll.“

      Plötzlich bemerkte er, dass etwas anders war.

      „Hast du Ohrlöcher?“

      Marianna berührte abwesend einen der Silberstecker, die fest in ihren Ohrläppchen steckten. Es waren kleine, fliegende Schwalben.

      „Ja.“

      „Bist du nicht ein bisschen zu jung für so was? Ich hätte nicht gedacht, dass deine Mutter das erlaubt.“

      „Hat sie auch nicht, aber als die Löcher gestochen waren, konnte man ja nicht mehr viel dagegen machen, oder?“, entgegnete sie eingeschnappt.

      „Also hast du das einfach machen lassen ohne Erlaubnis?“

      „Opa, ich bin doch kein kleines Kind mehr, das für alles die Erlaubnis von Mama und Papa braucht.“

      „Das ist mir schon klar, Schatz. Aber woher hattest du das Geld?“

      „Mein Taschengeld. Das hat 300 Kronen gekostet – inklusive der Ohrstecker. Sind die nicht süß?“

      „Doch, die sind sehr süß.“

      Trotz allem war er froh, dass es keine kleinen Totenköpfe oder Schlimmeres war. Er hatte schon alles Mögliche in den Ohrlöchern junger Menschen hängen sehen.

      „Habt ihr denn irgendwas vor?“

      „Was meinst du?“

      „Na, morgen Abend. Wollt ihr in die Stadt oder so?“

      „Jetzt klingst du genau wie Mama“, meinte Marianna und verdrehte die Augen.

      „Du solltest froh sein, dass wir uns Sorgen um dich machen, Schätzchen. Nicht alle haben jemanden, der das tut.“

      „Als ob das ein Trost wäre.“

      Roland lächelte. Er ging es vorsichtig an, wenn er mit seiner Enkelin sprach. Teenager waren wie Landminen: wenn man drauftrat, explodierten sie. Obwohl seine Töchter längst aus diesem Alter heraus waren, hatte er nicht all die Kämpfe vergessen, an denen er oft selbst schuld gewesen war, wie er rückblickend leicht sehen konnte.

      „Solveig, das war doch die, die gestern Abend mit dir bei dem Gedenkgottesdienst war, oder?“

      Marianna nickte mit vollem Mund.

      „Du kanntest Iris also überhaupt nicht?“

      „He, hattest du nicht auch eine Absprache mit Oma?“, gab Marianna zurück.

      Roland schüttelte leicht den Kopf und nickte. Es stimmte, er hatte Irene versprochen, in seiner Freizeit nicht über die Arbeit zu sprechen – und schon gar nicht mit Marianna. Sie sollte nichts von all den schrecklichen Dingen hören, mit denen er zu tun hatte, aber sie lebte ja selbst in dieser Welt. Kein Jugendlicher heutzutage war unwissend. Durch das Internet und die sozialen Medien waren sie über alles auf dem Laufenden und seiner Meinung nach war es besser, mit den Kindern über die furchtbaren Dinge, die passierten, zu sprechen, als sie die Informationen durch die Medien bekommen zu lassen, die sie oft in eine bestimmte Richtung verdrehten.

      „War ja nur eine Frage, Marianna.“

      „Okay. Nein, ich kannte Iris nicht. Solveig schon ein bisschen, weil sie auf die Askholt Privatschule geht.“

      „Deine Mutter erwähnte, dass du dir vorstellen könntest, auch auf diese Schule zu gehen. Ist es wegen Solveig?“

      Marianna schaute auf die Essensreste auf ihrem Teller. Es waren nur noch ein Salatblatt und eine halbe Tomate übrig.

      „Mama kapiert gar nichts“, murmelte sie.

      „Was kapiert sie nicht? Warum du die Schule wechseln willst?“

      „Das auch.“

      Marianna stocherte in der Tomate.

      „Aber warum willst du es denn, Marianna?“

      „Ich


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