Franken Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer

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Franken Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralf Nestmeyer


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Mittags­ge­rich­te. Schöne Stra­ßen­ter­rasse. Sonntagabend und Mo Ruhetag. Über­nach­tungsgäste können wäh­len: Him­mel­bett, Landhaus-, Bieder­meier- oder Ro­man­tik­zim­mer. Großer Well­ness-Be­reich mit Hal­len­bad, Dampfbad, Sauna und Solarium vor­han­den. EZ je nach Saison und Ausstat­tung ab 73 €, DZ ab 119 € (inkl. Frühstücks­buffet). Markt­platz 8, Tel. 09852/6800. www.hotel-greifen.de.

      Sindel-Buckel, empfehlenswerter Gasthof mitten im Ort. Schöne, moderne Zimmer (vor allem im zugehörigen Karpfen-Hotel und Her­ren­haus), das Frühstück wird im Wintergarten ser­viert. Das gemütliche Restaurant (Slow Food) ist auf Wild- und Fisch­gerichte spe­zia­li­siert: Karpfen, Hecht, Zander und Schleien kom­men großteils aus der eigenen Fischzucht. Mittwochabend bleibt die Küche kalt. EZ ab 60 €, DZ ab 82 €. Spitalstr. 28, Tel. 09852/2594. www.sindel-buckel.de.

      Café am Kreuzgang, ideale Adresse für Kaf­fee und Kuchen mit Blick in den Kreuz­gang; wer will, kann diesen vom Café aus auch gleich besichtigen. Mo Ruhetag. Marktplatz 3, Tel. 09852/2387. www.cafeamkreuzgang.de.

      Jugendherberge, die am südöstlichen Stadt­rand am Kronenwirtsberg gelegene Her­ber­ge ist zehn Fußminuten vom Zent­rum ent­fernt. Übernachtung mit Frühstück ab 20,90 €. Vom 1. Dez. bis 15. Feb. ge­schlos­sen. Dr.-Hans-Güthlein-Weg 1, Tel. 09852/670990. www.feuchtwangen.jugendherberge.de.

      Der schönen alten Reichsstadt an der Wörnitz kommt unter den vom Spät­mittelalter geprägten deutschen Städten eine heraus­ra­gende Stellung zu. Das einheitliche Stadtbild mit seinen unzähligen mehr oder weniger bedeu­tenden Baudenkmälern nimmt einen auch ungewollt gefangen.

      Der Eindruck einer spät­mit­tel­al­ter­li­chen Stadt wird dadurch verstärkt, dass der Stadt­kern nicht nahtlos in die spä­teren Bebauungen übergeht, son­dern durch Tür­me, Gräben und einen breiten Grünstreifen getrennt ist. Seit gut hundert Jah­ren lebt Din­kelsbühl zu einem nicht geringen Teil von der tou­ris­tischen An­zie­hungs­kraft sei­ner Alt­stadt. Im Gegensatz zu Rothenburg ist der historische Stadt­kern von Din­kels­bühl lebendig geblieben und nicht zu einem Denkmal reichs­städ­ti­scher Ver­gan­gen­heit erstarrt. Zwar sind auch hier die Straßenschilder nur in Frak­tur­schrift verfasst und moderne Werbung ist in der Altstadt verboten, doch wird in den Vorgärten eifrig Gemüse ange­baut und unter alten Obstbäumen sitzen die Ein­heimischen im Schatten. Besonders gefällig sind die Häu­ser­fas­saden, die zu­meist in Ockertönen ge­stri­chen wurden; das Spektrum reicht von Ochsenblutrot bis Lind­grün.

      Die Keimzelle von Dinkelsbühl ist ein im 8. Jahrhundert am Ufer der Wörnitz ge­grün­deter Königshof. Diese in Fran­ken recht zahlreichen Höfe waren be­liebte Auf­enthaltsorte der karo­lin­gi­schen Könige. Bald erkannte man, dass die ver­kehrsgüns­tige Lage dieses Hofes gute Vor­aus­set­zun­gen für die Grün­dung eines Marktes bot; er wurde in der zwei­ten Hälfte des 12. Jahr­hunderts zur Stadt erhoben. Schritt für Schritt voll­zog sich die Ent­wick­lung Dinkelsbühls zu einer be­deu­ten­den Reichs­stadt an der Grenze zwi­schen Franken und Schwa­ben; einzig das Territorium hatte ver­hältnismäßig be­scheidene Aus­ma­ße. Aber erst als 1398 das in der Zwi­schen­zeit zweimal ver­pfändete Din­kels­bühl die hohe Ge­richts­barkeit er­hielt, war die rechtli­che Selbst­stän­dig­keit der Stadt vollendet. Die Lage an den wich­tigs­ten süddeut­schen Han­dels­routen prä­destinierte den Ort als Handels­platz. Ein Blick auf den Grund­riss von Din­kelsbühl ver­deut­licht den Charakter der Stadt: Kein Klos­ter, kei­ne Burg do­mi­niert das Stadt­bild; kein geist­licher oder welt­li­cher Fürst stell­ten den Füh­rungs­an­spruch des Bür­ger­tums in Fra­ge. Die er­trag­reichsten Wirt­schaft­s­zweige waren das Schmie­de­hand­werk und das schon früh er­wähnte Textilgewerbe. Ende des 15. Jahr­hun­derts wurden 64 „Meister des ge­färbten Ge­wands“ genannt, die Ge­samtzahl der in der Wollweberei tä­tigen Meis­ter dürfte bei etwa 120 ge­le­gen haben. Ein großer Teil der Tex­ti­lien wurde in der wei­te­ren Region und im Fern­han­del, haupt­sächlich in Süd­ost­europa, ab­ge­setzt. Auf der wichtigen Nörd­linger Messe waren zeitweise über 50 Tuch­händ­ler aus Dinkels­bühl vertreten.

      Schmucker Wirtshausausleger

      In der Reformationszeit wechselten wei­te Teile der Bevölkerung zum Pro­tes­tan­tis­mus über, doch erfolgte 1552 im Auf­trag Kaiser Karls V. die Res­ti­tu­tion des Katho­li­zismus. Die Stadt be­herrsch­te fortan ein katholischer Rat, auch die Georgskir­che muss­te den Katholiken wie­der zurückgegeben wer­den; den­noch blieb die Be­völ­ke­rung größ­tenteils pro­testantisch. Obwohl der Rat später paritätisch be­setzt wurde, blie­ben kon­fes­sionelle Konflikte be­ste­hen: Feiertage wur­den gegensei­tig nicht res­pek­tiert. So störten bei­spiels­weise die Pro­tes­tan­ten die Fron­leich­nams­pro­zes­sion. Zwi­schen 1648 und 1803 setzte der Reichs­hofrat insgesamt zehn Kom­mis­sionen ein, die sich mit derartigen Strei­tigkeiten innerhalb der Reichs­stadt Din­kelsbühl be­schäf­tigen mussten.

      Kopfsteingepflasterte Idylle

      Spätestens durch die Wirren des Drei­ßigjährigen Krieges erlitt Din­kels­bühl einen einschneidenden Be­deu­tungs­ver­lust. Insgesamt achtmal wech­selte die Stadt den Be­sitzer. Im 18. Jahr­hundert erlebte das zur einfachen Land­stadt herabgesunkene Dinkels­bühl zwar noch­mals eine kurze wirt­schaft­liche Blü­te durch das Strickerge­werbe, doch führte dies zu keiner nach­hal­tigen Än­derung. Drückende Kriegs­schul­den und der wachsende wirt­schaftliche Einfluss des markgräflichen Nachbarn führ­ten zum Niedergang der kleinen Reichs­stadt: Schließlich wurde das Stadt­ge­biet 1792 sogar von preu­ßi­schen Trup­pen besetzt und 1806 im Rahmen der von Napo­leon betriebenen Neuordnung Europas dem frisch geba­cke­nen König­reich Bayern zu­ge­schla­gen. Doch auch jetzt stellte sich nicht der erhoffte wirt­schaftliche Auf­schwung ein. Dinkels­bühl musste - wie die an­de­ren frän­ki­schen Reichsstädte auch - für seine enormen Schulden selbst auf­kommen und war deshalb ge­zwun­gen, eine Viel­zahl der be­weg­li­chen Güter zu ver­äußern. Dem aus heu­tiger Sicht glück­lichen Umstand, dass Din­kels­bühl im 19. Jahrhundert von der Indus­tria­li­sie­rung nur am Rande berührt wurde, ver­danken wir das einheitlich erhaltene Stadtbild.

      Altstadt: Dinkelsbühls alter Stadtkern ist ein einzigartiges Ensemble, das den Ver­gleich mit Rothenburg ob der Tau­ber keinesfalls zu scheuen braucht, zu­mal es des­sen spätmittelalterlichen Bau­bestand quantitativ noch übertrifft: Mehr als die Hälft­e aller Häuser der Altstadt entstammen der Zeit vor 1600. Diese Quote ist in Süddeutschland ein­malig und wird nur noch annähernd von Nördlingen er­reicht. Der Grundriss der Altstadt ist vom Verlauf zweier wich­tiger Han­dels­stra­ßen - nach Würz­burg und Augsburg - geprägt. Den Mittelpunkt des schie­fen Stra­ßen­kreu­zes bildet die Stadtpfarrkirche St. Georg mit dem etwas klein an­mu­ten­den Markt­platz. Der erste, im Grund­riss fast kreisförmige Mauerring, den die Stau­fer im 13. Jahrhundert an­le­gen ließen, ist heute noch am Stra­ßen­verlauf zu erken­nen (Untere Schmied­gasse, Bauhofstraße, Föh­ren­berg­gasse, Wethgasse). Gut hun­dert Jahre später dehnte sich der Stadtkern unter Einbeziehung der Vor­städ­te ins Um­land aus und musste erneut befes­tigt werden. Die sozialen Ver­hält­nis­se der spät­mit­telalterlichen Reichsstadt spiegeln sich noch sichtbar in der An­la­ge der Stadt wider: Entlang der stra­ßen­marktähnlichen Hauptstraßen lie­gen die großen, reich ver­zierten, hoch­giebeligen Häuser des alteingesessenen


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