Franken Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer
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Essen/Übernachten Landhotel Sonnenhof, modernes Hotel der oberen Preisklasse mit viel Komfort (Sauna, Solarium, Fitnessraum). Das Restaurant bietet internationale und fränkische Spezialitäten. Sehr kinderfreundlich. EZ ab 89 €, DZ ab 109 € (inkl. Frühstück). Badstr. 11, Tel. 09144/9600. www.sonnenhof-brombachsee.de.
Zur Linde, schöner Gasthof im Nachbarort Stirn, geboten wird eine gehobene Regionalküche, so bei der geschmorten Ochsenbacke mit Chicorée. Mo und Di Ruhetag. Spalter Str. 2, Tel. 09144/254. www.zur-linde-stirn.de.
Camping Wald-Camping Brombach, riesige Anlage in der Nähe des Waldfreibads. Neben einem Supermarkt und einem Fahrradverleih wird noch ein großes Aktivprogramm geboten. Eine besondere Attraktion sind die Schlaffässer! Sportpark 13, Tel. 09144/1721. www.waldcamping-brombach.de.
Ellingen3700 Einw.
Mit seinem monumentalen Ordensschloss weist Ellingen ein stilreines spätbarockes Stadtbild auf. Es kann daher getrost als eines der schönsten Barockstädtchen im süddeutschen Raum bezeichnet werden. Fast alles dreht sich in der einstigen Residenzstadt um den Deutschen Orden.
Ellingens Geschichte ist seit 1216, jenem Jahr, in dem der damals noch junge Deutsche Orden ein Spital übertragen bekam, untrennbar mit den Ordensgeschicken verbunden.
Schon bald entstand hier eine Kommende (Ritterordenshaus), und ab Mitte des 14. Jahrhunderts war Ellingen der Sitz der Ballei (Provinz) Franken, der reichsten der dreizehn deutschen Ordensprovinzen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm der Marktflecken den Charakter einer kleinen Barockresidenz an. Neben dem Schloss entstanden in dieser Zeit auch der Hofgarten, die Pfarrkirche, die Maximilianskirche und das Rathaus mit seiner reich verzierten Fassade sowie eine Vielzahl von Bürger- und Gasthäusern. Die prachtvolle Ellinger Residenz zeugt von der Bedeutung der Ballei Franken. Nicht ohne Grund machte sogar der Deutschmeister des Ordens, seines Zeichens Herr über sämtliche innerdeutschen Balleien, Ellingen zu seinem Sitz. Doch schon bald darauf fand die Macht des Deutschen Ordens über Ellingen ein Ende: Nach der Säkularisation erhielt der gefürstete bayerische Feldmarschall Carl Philipp von Wrede, der sich in den napoleonischen Kriegen um das noch junge Königreich verdient gemacht hatte, die Herrschaft Ellingen als „mannbares Thronlehen“; 1824 ging auch das Schloss in seinen Besitz über. Faszinierend ist das geschlossene Stadtbild in vollendeter barocker Harmonie. Die sich in hässlichen Supermärkten manifestierende Schnäppchenordnung unserer Zeit fehlt vollkommen, und über das Neubaugebiet am nordwestlichen Ortsrand wollen wir einmal gnädig hinwegsehen.
Monumental: Deutschordensschloss in Ellingen
Sehenswertes
Altstadt: Der aus dem Mittelalter stammende Verlauf der Straßenzüge wird von vielen kunstvoll verzierten Häusern aus dem 18. Jahrhundert gesäumt, von der Stadtbefestigung sind nur noch Bruchstücke erhalten. Herausragend ist das 1744-1747 von Franz Joseph Roth entworfene Rathaus, ein verschwenderisch verzierter zweigeschossiger Sandsteinbau. Mächtig erhebt sich das Pleinfelder Tor (1660), ein dreigeschossiger Turm mit Ziegelhaube, im Norden der Altstadt. Neben Rathaus und Pleinfelder Tor gibt es noch 141 (!) weitere denkmalgeschützte Häuser zu entdecken ...
Der Deutsche Orden
Der neben dem Templer- und Johanniterorden mächtigste Ritterorden war im Jahre 1190 während des dritten Kreuzzugs in der Hafenstadt Akkon gegründet worden. Nachdem das Heilige Land an die „Ungläubigen“ verloren gegangen war, breitete sich der Orden vor allem in Ostpreußen aus. Die zur Ehelosigkeit verpflichteten Ordensritter missionierten die „Heiden“ mit Bibel und Schwert und erwarben ein Territorium von fürwahr königlichem Ausmaß. Ihr Expansionsdrang wurde erst 1410 durch die Niederlage gegen Polen in der Schlacht bei Tannenberg gestoppt. Nachdem Albrecht von Brandenburg 1526 die Hochmeisterwürde niedergelegt und das preußische Ordensland in einen weltlichen Staat protestantischer Prägung verwandelt hatte, verlagerte sich der Schwerpunkt des Ordens auf die Kernlande des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Besonders Franken war diejenige deutsche Landschaft, aus der traditionell die meisten Ordensritter stammten und der Orden trotz Bauernkrieg und reformatorischen Gedankenguts noch immer einen gewissen Rückhalt hatte.
Schloss: Das eindrucksvollste Bauwerk in Ellingen ist mit Abstand das imposante Deutschordensschloss. Es entstand auf den Fundamenten einer gotischen Wasserburg und eines Renaissancenachfolgebaus. Vom letzteren wurden der Ostflügel und die Fundamente des Südflügels in den barocken Neubau miteinbezogen. Die quadratische, vierflügelige Anlage ist von lang gestreckten Wirtschaftsgebäuden umgeben. Der Grundriss erinnert immer noch ein wenig an eine Burg. Der nördliche Flügel wird von der barocken Schlosskirche gebildet, die auch schon einen gotischen Vorläufer hatte. Der Ordensbaumeister Franz Keller und sein Nachfolger Franz Joseph Roth schufen diesen prachtvollen barocken Komplex in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein raumgreifendes repräsentatives Treppenhaus führt zu den fürstlichen Residenzzimmern im zweiten Obergeschoss. Diese und die sog. Marschallzimmer der Fürsten von Wrede, deren Einrichtung aus dem 19. Jahrhundert stammt, können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Im Westflügel befindet sich mit dem Kulturzentrum Ostpreußen ein weiteres Museum, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an den ostpreußischen Kulturraum zu bewahren. Ausgestellt sind Majolika, historische Jagdwaffen, Bernsteinschmuck, Kupferstiche und ein Königsberger Bürgerzimmer. Einen Abstecher lohnt auch der Schlosspark mit seinem alten Baumbestand, der sich hinter der Schlosskirche erstreckt.
♦ Schlossführungen: April bis Sept. Di-So stündl. zwischen 9 und 18 Uhr, zwischen Okt. und März um 10, 11, 12, 13, 14 und 15 Uhr. Teilnahmegebühr 5 €, erm. 4 €.
Kulturzentrum Ostpreußen: April bis Sept. tgl. außer Mo 10-12 und 13-17 Uhr, Okt. bis März tgl. außer Mo 10-12 und 14-16 Uhr. Eintritt 2,50 €, erm. 2 €. www.kulturzentrum-ostpreussen.de.
Kastell Sablonetum: Etwas außerhalb von Ellingen liegt das frei zugängliche römische Kastell (leicht zu finden, da gut beschildert). Das im ersten Drittel des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung errichtete Kastell wurde schon hundert Jahre später wieder aufgegeben, wobei keinerlei Spuren auf einen Kampf hinweisen. Auf dem etwa 80 mal 90 Meter großen Areal dürften ungefähr 200 Mann stationiert gewesen sein. Das Kastell wurde von einer Mauer mit vier Ecktürmen und zwei Toren gesichert. Der Westturm und die Nordmauer konnten nach den Ausgrabungen rekonstruiert werden.
Praktische Infos
Information Tourist-Info, Schlossstr. 3, 91792 Ellingen, Tel. 09141/976543. www.ellingen.de.
Verbindungen Häufige Zugverbindungen mit Weißenburg, Pleinfeld, Roth, Schwabach und Nürnberg (R 6).
Barock-Rundweg Die Stadt Ellingen hat einen Rundweg erarbeitet, auf dem sich die barocken Sehenswürdigkeiten erschließen lassen. Broschüre in der Tourist-Info (s. o.) erhältlich.
Essen/Übernachten Römischer Kaiser, private Herberge mit acht individuellen Gästezimmern, die im liebevoll barocken Stil eingerichtet sind. EZ 67 €, DZ 104 € (inkl. Frühstück). Bitte rechtzeitig anmelden! Weißenburger Str. 17, Tel. 09141/8731810. www.roemischer-kaiser-ellingen.de.