Zu Vermieten. John Galsworthy

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Zu Vermieten - John Galsworthy


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denn obwohl dort nicht so viel über ihn stand, gefiel ihm dessen Name besser als die Namen anderer Ritter, und er ritt sein altes Schaukelpferd zu Tode, bewaffnet mit einem Bambusstock. Bevis of Hampton fand er langweilig, außerdem brauchte man dafür Wälder und Tiere und von denen hatte er keine in seinem Kinderzimmer, abgesehen von seinen beiden Katzen, Fitz und Puck Forsyte, bei denen man sich keine Freiheiten herausnehmen konnte. Für Tom Browns Schuljahre war er noch zu jung. Es herrschte Erleichterung im Haus, als er nach der vierten Woche wieder hinunter und nach draußen gehen durfte.

      Da es März war, sahen die Bäume ganz besonders wie Schiffsmasten aus, und für den kleinen Jon war es ein wundervoller Frühling, sehr hart für seine Knie, seine Anzüge und die Geduld von Da, die für das Waschen und Flicken seiner Kleidung zuständig war. Jeden Morgen, gleich nach dem Frühstück, konnten seine Mutter und sein Vater, deren Fenster auf dieser Seite waren, sehen, wie er vom Arbeitszimmer kam, die Terrasse überquerte und die alte Eiche mit entschlossenem Ausdruck im Gesicht und glänzendem Haar hin­aufkletterte. Er begann seinen Tag auf diese Weise, weil vor seinem Unterricht nicht genug Zeit war, um weiter hinaus zu gehen. Die Vielfältigkeit des alten Baums wurde niemals langweilig. Er hatte einen Großmast, einen Fockmast und eine Bramstange und er konnte sich immer an den Fallleinen herunterlassen – oder an den Seilen der Schaukel. Nach seinem Unterricht, der um elf Uhr zu Ende war, ging er für ein dünnes Stück Käse, einen Keks und zwei Pflaumen in die Küche – zumindest für eine Jolle genügend Proviant – und aß all dies auf irgendeine einfallsreiche Weise. Dann begann er bis an die Zähne mit Gewehr, Pistolen und Schwert bewaffnet das richtige Vormittagsklettern, wobei er auf unzählige Sklavenhändler, Indianer, Piraten, Leoparden und Bären traf. Man sah ihn zu dieser Tageszeit selten ohne Entermesser zwischen den Zähnen (wie Dick Needham), inmitten von schnell aufeinanderfolgenden Explosionen von Zündhütchen. Und er brachte jede Menge von Gärtnern mit gelben Erbsen zu Fall, die er aus seinem kleinen Gewehr abfeuerte. Er lebte ein Leben voller Kampf und Gewalt.

      »Jon ist schrecklich«, sagte sein Vater zu seiner Mutter unter der Eiche. »Ich fürchte, er wird noch Seemann oder irgendetwas anderes Hoffnungsloses. Siehst du bei ihm irgendein Anzeichen, dass er Schönheit zu schätzen weiß?«

      »Nicht das geringste.«

      »Naja, Gott sei Dank hat er kein Faible für Räder und Motoren! Mit allem anderen kann ich mich abfinden, nur damit nicht. Aber ich wünschte, er hätte mehr Interesse an der Natur.«

      »Er ist fantasievoll, Jolyon.«

      »Ja, auf eine sehr blutrünstige Weise. Liebt er gerade jemand bestimmten?«

      »Nein, nur jeden. Es hat nie jemand liebevolleren oder liebenswerteren als Jon gegeben.«

      »Weil er dein Sohn ist, Irene.«

      In diesem Moment streckte der kleine Jon, der weit über ihnen auf einem Ast lag, die beiden mit zwei Erbsen nieder. Doch dieser Gesprächsfetzen lag ihm schwer in seinem kleinen Magen. Liebevoll, liebenswert, fantasievoll, blutrünstig! Das Laub war nun auch schon dicht und es wurde Zeit für seinen Geburtstag, der jedes Jahr am zwölften Mai stattfand und immer denkwürdig war wegen dem von ihm gewählten Abendessen, das aus Kalbsbries, Pilzen, Makro­nen und Ingwerbier bestand. Zwischen jenem achten Geburtstag und dem Nachmittag, als er im Julisonnenlicht an jener Biegung der Treppe stand, waren jedoch mehrere wichtige Dinge passiert.

      Da war, ausgelaugt vom Waschen seiner Knie oder von jenem mysteriösen Instinkt getrieben, der selbst Kindermädchen dazu bringt, ihre Schützlinge zu verlassen, genau einen Tag nach seinem Geburtstag unter einer Tränenflut gegangen, um – ausgerechnet – einen Mann zu heiraten. Der kleine Jon, vor dem man es geheim gehalten hatte, war einen Nachmittag lang untröstlich gewesen. Man hätte ihm das nicht verheimlichen dürfen! Zwei große Kisten mit Soldaten und Artillerie, zusammen mit The Young Buglers, beides war unter seinen Geburtstagsgeschenken gewesen, bewirkten in Kombination mit seinem Kummer eine Art Umwandlung, und anstatt selbst nach Abenteuern zu suchen und sein eigenes Leben zu riskieren, fing er an, sich Fantasiespiele auszudenken, in denen er die Leben zahlloser Zinnsoldaten, Murmeln, Steine und Bohnen riskierte.

      Er legte Sammlungen dieser Arten von Kanonenfutter an und kämpfte abwechselnd mit ihnen im Feldzug Napoleons auf der Iberischen Halbinsel und im Siebenjährigen, im Dreißigjährigen und in anderen Kriegen, von denen er vor Kurzem in einem dicken Buch über die Geschichte Europas gelesen hatte, das seinem Großvater gehört hatte. Er veränderte sie, damit sie seinen Vorstellungen entsprachen, und focht sie auf dem gesamten Boden seines Spielzimmers aus, sodass niemand mehr hineinkommen konnte, aus Angst, Gustav II. Adolf, den König von Schweden, zu stören oder auf eine Armee von Österreichern zu treten. Wegen des Klangs des Wortes hatte er einen Narren an den Österreichern gefressen, und weil er festgestellt hatte, dass es so wenige Schlachten gab, in denen sie erfolgreich gewesen waren, musste er beim Spielen seine eigenen erfinden. Seine Lieblingsgeneräle waren Prinz Eugen, der Erzherzog Karl von Österreich-Teschen und Wallenstein. Tilly und Mack (Varieténummern hatte er seinen Vater sie einmal nennen hören, was auch immer das heißen mochte) konnte man nicht wirklich besonders gerne mögen, auch wenn sie Österreicher waren. Ebenfalls aus eufonischen Gründen liebte er Turenne abgöttisch.

      Diese Phase, die seinen Eltern Sorgen bereitete, da sie ihn im Haus bleiben ließen, wenn er eigentlich draußen hätte sein sollen, dauerte den ganzen Mai und den halben Juni an, bis sein Vater ihr ein Ende setzte, indem er Tom Sawyer und Huckleberry Finn mitbrachte. Als er diese Bücher las, passierte etwas in ihm und er ging wieder nach draußen und machte sich begeistert auf die Suche nach einem Fluss. Da es auf dem Grundstück in Robin Hill keinen gab, musste er den Teich zu einem machen, wo es zum Glück Wasserlilien, Libellen, Schnaken, Binsen und drei kleine Weiden gab. Auf diesem Teich durfte er, nachdem sein Vater und Garratt durch Ausloten sichergestellt hatten, dass er einen verlässlichen Grund hatte und nirgendwo tiefer als etwa einen halben Meter war, ein kleines Faltboot haben, in dem er stundenlang umherpaddelte oder lag, um sich vor Indianer-Joe und anderen Feinden zu verstecken.

      Am Teichufer baute er sich noch einen Wigwam von etwa einem Quadratmeter aus alten Keksdosen, mit einem Dach aus Zweigen. Darin machte er kleine Feuer und briet die Vögel, die er beim Jagen im Wäldchen oder in den Feldern mit seinem Gewehr nicht erschossen hatte, oder die Fische, die er im Teich nicht gefangen hatte, weil es dort keine gab. Das nahm den Rest des Junis und den Juli in Anspruch, als sein Vater und seine Mutter in Irland waren. Er führte ein einsames Leben des So-Tuns während jener fünf Wochen Sommerwetter, mit Gewehr, Wigwam, Wasser und Kanu. Und so sehr sein reges kleines Gehirn auch versuchte, den Sinn für Schönheit fernzuhalten, schlich sie sich dennoch hin und wieder für einen kurzen Augenblick in seine Wahrnehmung, saß auf den Flügeln einer Libelle, glitzerte auf den Wasserlilien oder streifte seinen Blick mit ihrem Blau, wenn er auf dem Rücken im Hinterhalt lag.

      Tante June, in deren Obhut er gegeben worden war, hatte einen Erwachsenen im Haus, mit einem Husten und einem großen Klumpen Kitt, aus dem er ein Gesicht formte, deshalb kam sie so gut wie nie zum Teich hinunter, um nach ihm zu sehen. Einmal jedoch brachte sie zwei andere Erwachsene mit. Der kleine Jon, der gerade seinen nackten Körper mit den Aquarellfarben seines Vaters mit hellblauen und gelben Streifen bemalt und ein paar Entenfedern in die Haare gesteckt hatte, sah sie kommen und – legte sich zwischen den Weiden auf die Lauer. Wie er es vorhergesehen hatte, gingen sie sogleich zu seinem Wigwam und knieten sich hin, um hineinzusehen, sodass er Tante June und die erwachsene Frau mit einem markerschütternden Schrei fast vollständig skalpieren konnte, bevor sie ihn küssten. Die Namen der beiden Erwachsenen waren Tante Holly und Onkel Val, der ein braunes Gesicht hatte und ein wenig humpelte und schrecklich über ihn lachte. Er mochte Tante Holly, die auch eine Schwester zu sein schien, aber sie gingen beide noch am selben Nachmittag fort und er sah sie nicht wieder. Drei Tage bevor sein Vater und seine Mutter wieder zurückkommen sollten, ging auch Tante June in großer Eile fort, zusammen mit dem hustenden Erwachsenen und dessen Klumpen Kitt. Und Mademoiselle sagte: »Der arme Mann, er war sehr krank. Du darfst nicht in sein Zimmer gehen, Jon.« Der kleine Jon, der selten etwas tat, nur weil man ihm gesagt hatte, dass er es nicht tun durfte, ging nicht hinein, obwohl er gelangweilt und einsam war. In Wahrheit waren die Tage des Teichs vorüber und er war innerlich durch und durch von Unruhe und dem Wunsch nach etwas Anderem erfüllt – kein Baum, kein Gewehr – etwas Sanftes. Jene letzten beiden Tage


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