Der Höllenhund. Фредерик Марриет

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Der Höllenhund - Фредерик Марриет


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an einem Ringbolzen befestigte und unter den Bugen liegen blieb, ohne sich zu rühren, um ja kein Geräusch zu machen.

      Smallbones hatte ihm jedoch nachgesehen, und da der Korporal auf der mittleren Bank saß, das Gesicht nach hinten gekehrt, stets auf das Gespräch der Matrosen lauschend, so zerschnitt der Junge die Bootsleine mit einem scharfen Messer und versetzte dem Nachen einen Stoß mit dem Fuße, daß er mit der Strömung umwendete. Ehe der Korporal in der Finsternis ausfindig machen konnte, was vorgefallen war, oder nur überhaupt seinen schwerfälligen Körper aufzurichten vermochte, um sich selbst zu helfen, war er durch die Strömung schon weit von dem Schiffe weggeführt und verschwand bald vor den Blicken Smallbones’, der seinem Dahinsteuern nachsah.

      Allerdings hatte der Korporal um Hilfe geschrien und war auch von den Matrosen gehört worden, aber Smallbones stand schon in ihrer Mitte und teilte ihnen in wenigen Worten das Geschehene mit, weshalb sie natürlich keine Notitz von ihm nahmen, sondern entzückt über den Gedanken die Hände rieben, daß der Korporal triftig geworden sei, wie ein Bär in einer Waschtonne.

      Herr Vanslyperken blieb fast zwei Stunden in seiner Kajüte, ohne nach dem Korporal zu schicken. Endlich kam ihm aber doch seine lange Abwesenheit bedenklich vor, weshalb er sich auf das Deck begab. Als die Matrosen auf der Back dies bemerkten, verschwanden sie ganz sachte durch die Vorderluke. Vanslyperken sah sich allenthalben um, konnte aber weder ein Boot noch den Korporal Vanspitter entdecken, es kam ihm daher der Gedanke, der Korporal müsse triftig geworden sein — ein Unfall, der ihn nicht wenig verblüffte. Die Flut dauerte noch etwa zwei Stunden, dann lief die Ebbe ab, ehe es Tag wurde. Vielleicht schiffte der Korporal Vanspitter durch die ganze Zuyder-See, ehe er aufgefunden werden konnte, oder ging wohl gar vor Hunger und Kälte zu Grunde, wenn ihn nicht ein kleines Fahrzeug auflas. Ohne ihn konnte er nicht segeln, denn wie wäre es ihm möglich gewesen, ohne Korporal Vanspitter, seinen Schutz, sein Faktotum, seinen Proviantverteiler und so weiter, auszukommen? Der Verlust war unwiederbringlich, und wenn Herr Vanslyperken dabei noch an die Ungunst der Witwe und an das, was seinem Liebling drohte, dachte, so mußte er sich mit bitterem Ingrimm gestehen, daß sein Stern nicht im Aufsteigen war. Nach einigem Nachdenken kam er zu der Überzeugung, daß er durch ein Bekanntmachen der Tatsache nichts gewinnen könne, es war daher das klügste, zu Bette zu gehen, zu schweigen, und erst dann weitere Schritte zu tun, wenn ihm am andern Morgen der Verlust des Bootes gemeldet würde. Unter solchen Betrachtungen ging Herr Vanslyperken noch einigemal auf dem Deck hin und her, worauf er sich nach seiner Kajüte hinunterbegab, um sein Lager aufzusuchen.

      13. Kapitel

      Mit Tagesanbruch wurde der Verlust des Bootes durch Obadiah Coble gemeldet, worauf sich Herr Vanslyperken mit seinem Spähglase auf das Deck begab, um nachzusehen, ob der Korporal nicht mit der letzten Strömung der Ebbe herunterkomme. Aber da war nirgends etwas zu schauen. Der Leutnant musterte den Horizont nach allen Richtungen. Nirgends ein Boot, nirgends der Korporal Vanspitter! Seine Beklommenheit überzeugte die Matrosen, daß er bei dem Schliche des Korporals beteiligt gewesen, und sie flüsterten unter sich. Endlich erteilte Herr Vanslyperken den Befehl, Korporal Vanspitter zu ihm zu schicken. Natürlich wurde ihm bald gemeldet, daß der Korporal nirgends zu finden sei, worüber er sich sehr erstaunt stellte. Da er es für ausgemacht annahm, das Boot sei mit der Ebbe hinausgefegt worden, beschloß er unter Segel zu gehen, den Korporal, wenn er ihn finden könne, aufzulesen und dann nach Portsmouth, dem Hafen seiner Bestimmung, zu steuern.

      Sobald die Matrosen ihr Frühstück beendigt hatten, lichtete der Kutter die Anker und stach in die See. Den ganzen Tag über kreuzte Vanslyperken in der Zuyder-See und sah sich nach dem Boote um, aber ohne Erfolg, so daß er endlich wohl oder übel seinen Kurs nach England anlegen mußte, freilich in keiner geringen Verlegenheit, da er jetzt keinen vertrauten Steward mehr hatte, und es ihm ganz und gar an einem Manne fehlte, durch dessen Vermittlung er sein Betrugssystem gegen die Schiffsmannschaft fortsetzen konnte. Außerdem sah er sich genötigt, die Züchtigung Jemmy Entenbeins aufzuschieben, da die Seesoldaten sich ohne den Korporal nicht getrauten, den Zorn der Matrosen auf sich zu laden. Die Folge davon war, daß sich Herr Vanslyperken während der drei Fahrtage in seine Kajüte einschloß, weil er sogar für seine eigene Sicherheit Gefahr fürchtete. Nachdem er zu Portsmouth angelangt war, händigte er dem Admiral seine Briefschaften ein und erhielt Befehl, sobald er das verlorene Boot ersetzt habe, seinen Posten als Schmugglerkreuzer wieder anzutreten.

      Ein Jahr vor der eben mitgeteilten Fahrt hatte er seine Mutter mit herübergebracht, die er bis zum Friedensschlusse viele Jahre nicht gesehen. Sie bewohnte ein kleines Zimmer in jenem Teile der Stadt, welcher jetzt unter dem Namen der Halfway Houses bekannt ist. Die alte Frau lebte von einer kleinen Pension des holländischen Hofes, da sie viele Jahre lang in untergeordneter Stellung bei dem königlichen Haushalte beschäftigt gewesen war. Der Sage nach war sie einmal schön und in ihrer Jugend nicht karg mit ihren Gunstbezeugungen gewesen, jetzt aber hatte sie die Gebrechlichkeit des Alters heimgesucht, obgleich ihre geistigen Fähigkeiten noch so ungetrübt waren, wie in dem Lenze ihres Lebens. Nichts konnte ihren blinzelnden, blutunterlaufenen kleinen Augen oder ihrem scharfen Ohre entgehen, und obschon sie kaum fünfzig Ellen weit zu humpeln vermochte, so hielt sie doch keine Magd, da sie ebenso geizig war wie ihr Sohn. Cornelius Vanslyperken war das einzige noch lebende Kind aus zwei Ehen. Die Alte schien ihn nicht sehr zu lieben und behandelte ihn immer noch als Kind, indem sie ihr mütterliches Ansehen brauchte, als ob er noch das Geiferlätzchen trüge. Ihre Übersiedlung nach England sollte zu beiderseitiger Bequemlichkeit dienen. Sie hatte Geld erspart, welches sich Vanslyperken zu sichern wünschte, auch war es ihm lieb, eine Heimat und eine Person zu haben, der er trauen konnte. An ihrem früheren Wohnorte aber trug man sich mit so schauerlichen Gerüchten über sie, daß sie froh war, einen Platz verlassen zu können, wo ihr jedermann wie einer Pest aus dem Wege ging.

      Herr Vanslyperken verfügte sich, sobald er die nötigen Schritte für die Ersetzung des Bootes eingeschlagen hatte, nach dem Aufenthaltsorte seiner Mutter, einem einzigen Zimmer im zweiten Stockwerke. Als er die Treppe hinanstieg, erkannte das scharfe Ohr der Alten seinen Schritt.

      „So, da kommst du, Cornelius Vanslyperken. Ich höre dich und entnehme aus deinem hastigen Tritte, daß du ärgerlich bist. Nun, warum solltest du’s in dieser Welt von Teufeln nicht ebensogut sein dürfen wie deine Mutter?“

      So lautete das Selbstgespräch der Alten, ehe Vanslyperken in das Zimmer getreten war, wo er seine Mutter vor einem kleinen Kamin über einigen halb angezündeten Kohlenstückchen sitzen sah. Die Sparsamkeit erlaubte ihr nicht, mehr Brennmaterial zu verbrauchen, obschon ihre Glieder ebensosehr vor Kälte als vor Schwäche zitterten. Ihre Nase und ihr Kinn trafen beinahe zusammen, ihre aschfahlen Lippen sahen aus wie alte Narben und ihr eingesunkener, zahnloser Mund erinnerte an ein kleines, tiefes, dunkles Grab.

      „Wie geht’s Euch, Mutter?“ fragte Vanslyperken, als er in das Zimmer trat.

      „Ich bin noch am Leben.“

      „Mögt Ihr mir das noch lange sagen können, liebe Mutter!“

      „Ah!“ versetzte das Weib, als ob sie die Aufrichtigkeit seiner Worte bezweifelte.

      „Ich werde nur kurze Zeit bleiben“, fuhr Vanslyperken fort.

      „Gut, Kind, um so besser. An Bord kannst du Geld ersparen, während du es am Lande ausgeben mußt. Hast du welches mitgebracht?“

      „Ja, Mutter, ich muß es Eurer Obhut überlassen.“

      „So gib es her.“

      Vanslyperken zog ein Paket heraus und legte es in den Schoß seiner Mutter, welche den Inhalt mit zitternden Händen überzählte.

      „Gold, und gutes Gold. So lange du lebst, mein Kind, mußt du dich nicht von dem Golde trennen. Ich mag noch nicht sterben — nein, nein, Die Teufel mögen immerhin an mir zerren und mich angrinsen, aber ich bin noch lange nicht ihr Eigentum.“ Hier hielt die Alte inne und schaukelte sich in ihrem Stuhle. „Cornelius, schließ das Geld ein und gib mir den Schlüssel. So, jetzt ist’s wohl verwahrt. Du kannst mir nun erzählen, wenn du Lust dazu hast, mein Kind, ich höre noch gut genug.“

      Vanslyperken berichtete alle Ereignisse des letzten Kreuzzuges und sprach von seinen Gefühlen gegen die Witwe, von


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