Treacherous Love. Jana Reeds

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Treacherous Love - Jana Reeds


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… war ich hier. Auf der Seawind, gebeutelt vom Jetlag, der mich im Minutentakt gähnen ließ. Es wurde höchste Zeit für Kaffee, beschloss ich und machte mich auf den Weg ins Esszimmer.

      Dort angekommen, ließ ich das Frühstücksbüfett mit seinen verführerisch aussehenden Speisen links liegen und steuerte direkt die Kaffeemaschine an, bei der verschiedene Heißgetränke auf Knopfdruck zur Auswahl standen. Ich entschied mich für einen Cappuccino, der würde mir hoffentlich helfen. Während die Maschine arbeitete, lehnte ich mich mit der Schulter daneben an die Wand und konnte ein weiteres herzhaftes Gähnen nicht unterdrücken. Noch immer fiel es mir schwer, die Augen offen zu halten.

      „Hey, Marli. Na, wie war die erste Nacht? Ich hoffe, das Schaukeln hat dich nicht wach gehalten.“

      In diesem Zustand zu sprechen, war beinahe ebenso schwer wie wach zu bleiben. Ich brauchte einige Sekunden, in denen ich Tyler nur anstarrte, bis mein Kopf in der Lage war, einen anständigen Satz zu formulieren.

      „Hm … Nein, alles gut.“ Okay, Satz war vielleicht ein wenig übertrieben. Ich griff nach meinem fertigen Cappuccino, nippte vorsichtig daran und spürte, wie meine Lebensgeister erwachten. Neuer Versuch …

      „Danke, ich habe sehr gut geschlafen. Das Schiff hat mich in den Schlaf gewiegt.“ Das klang doch schon viel besser. Tyler lächelte und in seinen Augen blitzte der Schalk.

      „Du siehst aus, als wolltest du im Stehen wieder einschlafen.“

      Ich zog eine Grimasse und zuckte mit den Schultern. „Ja, das trifft es ziemlich gut.“

      „Keine Sorge, du hast erst mal nicht viel zu tun und kannst in aller Ruhe ankommen – und deinen Jetlag pflegen. Nur eins … Setz dich doch im Laufe des Vormittags mit Dylan zusammen, damit ihr das weitere Vorgehen besprechen könnt. Was es bei den Tauchgängen zu beachten gibt, wie die Bergung der einzelnen Teile vonstattengehen soll. All so was halt.“

      Mist! Da war ja was. Der Haken an diesem Job war, mit Dylan zusammenarbeiten zu müssen. Ich hatte im Stillen gehofft, ihm aus dem Weg gehen zu können, doch jetzt …

      „Ich dachte, Lou ist die Chefin des Tauchteams?“ Ein zugegeben lahmer Versuch, das Ruder noch herumzureißen und einer Zusammenarbeit mit Dylan zu entkommen.

      „Ja, das stimmt. Allerdings hat sie mit der Organisation der Tauchgänge und dem Einteilen der Taucher mehr als genug zu tun. Daher wird Dylan den Ausgrabungsteil übernehmen. Ich denke, das wird er hinbekommen. Hoffe ich zumindest …“

      Bei Tylers letztem Satz fiel mir wieder ein, was Lou mir über das Verhältnis zwischen Tyler und Dylan erzählt hatte. Die beiden verband eine Art Hassfreundschaft. Einerseits respektierten sie einander und vertrauten sich, verstanden sich zeitweise sogar ziemlich gut, doch gleichzeitig waren sie Konkurrenten darin, Lou zu beschützen. Der große Bruder und der Partner – anscheinend keine gute Kombination.

      Ich grinste. „Ich werde ihm ordentlich auf die Finger schauen, schließlich möchte ich ja, dass alles, was wir finden, heil ankommt und vernünftig katalogisiert wird. Immerhin sind da unten Relikte aus einer anderen Welt. Das sind Dinge von unschätzbarem Wert.“

      Ich spürte, wie die Begeisterung mich ergriff. Meine Müdigkeit rückte in den Hintergrund und allmählich bekam ich Hunger.

      „Du wirst das schon hinbekommen, da bin ich mir ganz sicher! Lou hat nicht umsonst darauf bestanden, dich zu engagieren. Ich werde dir nachher noch einen Laptop bringen lassen, auf dem du arbeiten kannst. Dort findest du auch alle Unterlagen, die wir gesammelt haben. In den nächsten Tagen kannst du dich erst einmal einlesen, okay?“

      „Ja, das ist super! Vielen Dank.“

      „Gut, dann werde ich dich mal weiter wach werden lassen.“ Tyler zwinkerte mir zu. „Wir sehen uns später.“

      Damit verließ er das Esszimmer. Während unseres Gesprächs hatte ich nebenbei meinen Cappuccino ausgetrunken, daher drückte ich erneut das Knöpfchen an der Kaffeemaschine, bevor ich mich auf den Weg machte, meinen mittlerweile knurrenden Magen zu besänftigen und das Büfett zu plündern.

      5

      Dylan

      Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine Laune weiterhin im Keller. Vielleicht auch noch tiefer unten, so genau wollte ich das gar nicht wissen. Die Erinnerungen an den gestrigen Abend, an die Auseinandersetzung mit Juan und daran, wie Tyler mir während des Essens immer wieder diese forschenden Blicke zugeworfen hatte, ließen mich nicht los.

      Und dann war da noch die anstehende Besprechung mit Marli. Tyler hatte mich, kurz bevor ich mich in meine Kabine zurückzog, zur Seite genommen. Er wollte, dass ich mich mit ihr zusammensetzte und ihr Aufnahmen unserer bisherigen Arbeiten zeigte. Sie konnte dann bestimmen, was wir ändern mussten, um das Ganze so professionell wie möglich durchzuziehen.

      Ich stand auf und ging unter die Dusche in der Hoffnung, das kalte Wasser würde mich klarer denken lassen. Möglicherweise half es sogar, denn danach hatte ich einen Entschluss gefasst. Es war eigentlich ganz einfach, ich musste nur meine Emotionen in den Griff bekommen. Dann wäre alles in Ordnung. Das bedeutete, Marli auf einem professionellen Level zu begegnen, stets einen kühlen Kopf zu bewahren und ansonsten so zu tun, als würde ich mit einer Fremden zusammenarbeiten.

      Kein Problem, wenn man es konsequent durchzog.

      Während ich mich anzog, formulierte ich im Kopf eine kleine Ansprache. Nach meiner Erfahrung kam es bei Frauen am besten an, wenn man sich selbst für alles die Schuld gab, auch wenn man nicht wusste, was man verbrochen hatte. Und genau das hatte ich vor. Ich würde mich bei ihr entschuldigen, ruhig erklären, dass ich hoffte, wir könnten professionell zusammenarbeiten. Mit ein bisschen Glück würde es keine Diskussionen geben, denn Marli war ebenso wie mir dran gelegen, diesen Job zu behalten. Für eine Archäologin, die in einem Café arbeiten musste, war dieses Projekt so was wie ein Sechser im Lotto.

      Ich stellte mich vor den Spiegel und sah mir tief in die Augen. Okay, ich fühlte mich wie ein kompletter Vollidiot, aber das war egal. Ich studierte meinen Gesichtsausdruck, versuchte, reumütig zu blicken. Alles, was ich hinbekam, war, dass ich aussah wie ein Vollidiot, der zu tief ins Glas geschaut hatte. Trotzdem sagte ich: „Marli, was zwischen uns vorgefallen ist, tut mir sehr leid.“

      Das Problem war nur, zwischen uns war nichts vorgefallen. Zumindest nichts, was so dramatisch gewesen wäre, dass ich mich dafür entschuldigen müsste. Meiner Meinung nach. Offensichtlich sah Marli das anders.

      Also räusperte ich mich und versuchte es noch einmal.

      „Marli, was in dieser Nacht geschehen ist, sollte uns nicht davon abhalten, professionell zusammenzuarbeiten.“ Was für eine gequirlte Scheiße. Ich klang, als hätte ich eine Delle in ihren Wagen gefahren.

      Ich drehte mich vom Spiegel weg, durchquerte mit einem großen Schritt die winzige Kabine und stürmte auf den Gang hinaus. Irgendwie würde ich es schon hinbekommen.

      Als ich den Computerraum betrat, erwartete Marli mich bereits. Meine Hoffnung, mich noch kurz zu sammeln, vielleicht sogar meine Gedanken ordnen zu können, starb einen schnellen Tod.

      „Hallo, Dylan“, begrüßte sie mich, als ich die Tür hinter mir zuzog. Ihr Tonfall bei diesen Worten war ebenso ausdruckslos wie ihre Worte. Ich war mir sicher, dass sie selbst bei einer höflichen Konversation übers Wetter mit einem Fremden mehr Enthusiasmus zeigen würde.

      „Guten Morgen, Marli. Gut geschlafen?“

      „Ja, danke.“ Marli wandte den Blick von mir ab und schaute angestrengt auf ihren Computerbildschirm. „Tyler sagte, du würdest mir Aufnahmen zeigen von eurem bisherigen Vorgehen“, murmelte sie, ohne aufzusehen. Während sie sprach, klickte sie hektisch mit ihrer Maus herum, so als erledige sie gerade etwas enorm Wichtiges.

      „Stimmt. Ich habe hier einen Zusammenschnitt, den wir gemeinsam ansehen können. Den habe ich letzte Woche erstellt, als Tyler mir sagte,


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