Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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doch wünschenswert, daß das Publikum so schnell wie möglich davon unterrichtet wird.

      Stockmann. Ja, gewiß.

      Frau Stockmann kommt zurück. Sie ist schon fort damit.

      Billing. Bald sind Sie – Gott verdamm' mich – der erste Mann der Stadt, Herr Doktor!

      Stockmann geht vergnügt umher. Ach was! Im Grunde habe ich ja doch nur meine Pflicht getan. Ich bin ein glücklicher Schatzgräber gewesen; das ist alles; trotzdem aber –

      Billing. Hovstad, was meinen Sie, müßte die Stadt nicht dem Doktor einen Fackelzug bringen?

      Hovstadt. Ich will es wenigstens befürworten.

      Billing. Und ich werde mit Aslaksen drüber reden.

      Stockmann. Nein, liebe Freunde, solche Narreteien, die laßt nur bleiben; von solchen Veranstaltungen will ich nichts wissen. Und wenn es der Badeverwaltung vielleicht einfallen sollte, mir eine Gehaltszulage zu bewilligen, so nehme ich sie nicht an. Käte, das sag' ich Dir, – ich nehme sie nicht an.

      Frau Stockmann. Das ist recht von Dir, Thomas.

      Petra erhebt ihr Glas. Prosit, Vater!

      Hovstadt und Billing. Prosit, prosit, Herr Doktor!

      Horster stößt mit dem Doktor an. Mögen Sie nur Freude an der Geschichte erleben!

      Stockmann. Danke schön, danke schön, meine lieben Freunde! Ich bin so herzensfroh –; ach, es ist doch etwas Herrliches, das Bewußtsein: sich um seine Vaterstadt und seine Mitbürger verdient gemacht zu haben. Hurra, Käte!

      Schlingt beide Arme um ihren Hals und wirbelt mit ihr im Kreise herum. Frau Stockmann schreit und sträubt sich. Lachen, Händeklatschen und Hochrufe. Die Knaben stecken den Kopf durch die Türe.

      Zweiter Akt

       Inhaltsverzeichnis

       Wohnzimmer des Doktors.

      Die Tür zum Speisezimmer ist zu. Vormittag.

      Frau Stockmann kommt, einen versiegelten Brief in der Hand, aus dem Speisezimmer, geht rechts durch die vorderste Tür und guckt hinein. Bist Du da, Thomas?

      Stockmann drinnen. Ja, ich bin eben gekommen. Tritt ein. Was ist?

      Frau Stockmann. Ein Brief von Deinem Bruder. Reicht ihm den Brief.

      Stockmann. Aha, laß sehen. Öffnet ihn und liest: »Das übersandte Manuskript folgt anbei zurück –« Liest murmelnd weiter. Hm –

      Frau Stockmann. Was sagt er denn?

      Stockmann steckt das Papier in die Tasche. Nichts, er schreibt nur, daß er gegen Mittag selber mit herankommen wird.

      Frau Stockmann. Dann vergiß ja nicht, zu Hause zu bleiben.

      Stockmann. Es paßt gut; denn mit meinen Morgenbesuchen bin ich fertig.

      Frau Stockmann. Ich bin riesig neugierig, wie er die Sache aufnimmt.

      Stockmann. Du sollst sehen, es wird ihm nicht recht sein, daß ich diese Entdeckung gemacht habe, und nicht er selbst.

      Frau Stockmann. Das fürchtest Du also auch?

      Stockmann. Na, im Grunde wird es ihn ja freuen, weißt Du. Trotzdem aber –; Peter hat eine Heidenangst, es könnten noch andere Leute etwas für das Wohl der Stadt tun.

      Frau Stockmann. Weißt Du was, Thomas, Du solltest nett sein und die Ehre mit ihm teilen. Könnte es nicht heißen, er habe Dich auf die Spur gebracht –?

      Stockmann. Na meinetwegen schon. Wenn ich die Sache nur ins Lot bringe, so –

      Morten Kiil steckt den Kopf durch die Tür des Vorzimmers, sieht sich forschend um, lacht in sich hinein und fragt pfiffig: Ist's – ist's wahr?

      Frau Stockmann ihm entgegen. Vater, – Du bist es?

      Stockmann. Seh' einer an, Schwiegervater! Guten Morgen, guten Morgen!

      Frau Stockmann. Aber so komm doch herein.

      Kiil. Ja, bloß wenn es wahr ist, sonst gehe ich wieder.

      Stockmann. Was soll denn wahr sein?

      Kiil. Der Blödsinn mit dem Wasserwerk. Ist das wahr?

      Stockmann. Ei natürlich. Aber wie haben Sie denn das erfahren ?

      Kiil tritt ein. Petra war auf einen Sprung da, als sie zur Schule ging –

      Stockmann. So, wirklich?

      Kiil. Ja, haha, und da hat sie denn erzählt –. Ich dachte, sie wollte mich bloß zum Narren haben, obgleich das Petra auch wieder nicht ähnlich sieht.

      Stockmann. Nein, wie konnten Sie nur so etwas denken!

      Kiil. Ach, man soll keinem trauen; ehe man sich dessen versieht, ist man hinters Licht geführt. Es ist also doch wahr?

      Stockmann. Ganz gewiß doch. Aber so setzen Sie sich doch, Schwiegervater. Nötigt ihn aufs Sofa. Und ist es nicht ein wahres Glück für die Stadt –?

      Kiil kämpft mit dem Lachen. Glück für die Stadt?

      Stockmann. Daß ich diese Entdeckung noch beizeiten gemacht habe –

      Kiil wie vorher. Ja, ja, ja! – Aber nie und nimmer hätte ich geglaubt, daß Sie Ihren leiblichen Bruder hineinlegen würden.

      Stockmann. Hineinlegen –!

      Frau Stockmann. Aber lieber Vater –

      Kiil stützt Hände und Kinn auf die Stockkrücke und zwinkert dem Doktor listig zu. Wie war das doch? Es sollten ja wohl Tiere in die Wasserröhren hineingekommen sein?

      Stockmann. Jawohl, Infusionstierchen.

      Kiil. Und es sollten ja viele solche Tiere hineingekommen sein, sagt Petra. Eine ganz riesige Masse.

      Stockmann. Freilich, es können wohl an die hundert-, hunderttausende sein.

      Kiil. Aber kein Mensch kann sie sehen, – was?

      Stockmann. Nein, sehen kann man sie nicht.

      Kiil mit leisem, glucksendem Lachen. Hol' mich der Teufel, dies ist das Großartigste, was ich noch von Ihnen gehört habe.

      Stockmann. Wie denn?

      Kiil. Aber so etwas können Sie doch dem Stadtvogt im Leben nicht weiß machen.

      Stockmann. Na, das werden wir schon sehen.

      Kiil. Meinen Sie, er wäre so verrückt?

      Stockmann. Ich hoffe, die ganze Stadt wird so verrückt sein.

      Kiil. Die ganze Stadt! I, das kann schon sein. Aber das schadet den Leuten nicht; das ist ihnen ganz recht. Sie wollten ja immer so sehr viel klüger sein als wir Alten. Sie hundsfottierten mich aus dem Stadtrat heraus. Wie einen Hund haben sie mich herausvotiert, die Leute! Aber jetzt kriegen sie ihr Fett. Legen Sie sie nur ordentlich hinein, Stockmann.

      Stockmann. Aber, Schwiegervater –

      Kiil. Ordentlich hinein, sag' ich. Steht auf. Wenn Sie es dahin bringen, daß der Stadtvogt und seine Freunde in die Patsche zu sitzen kommen, dann gebe ich auf der Stelle hundert Kronen für die Armen.

      Stockmann. Ei, das wäre nett von Ihnen.

      Kiil. Ich habe das Geld auch nicht so dick, wissen Sie wohl, aber wenn Sie es dahin bringen, so kriegen die Armen von mir zu Weihnachten 'n halb hundert Kronen.

      Hovstad durchs Vorzimmer.

      Hovstadt. Guten Morgen! Bleibt stehen. Ach, Pardon –

      Stockmann. Kommen Sie nur; kommen Sie.

      Kiil gluckst wieder. Der! Ist der auch mit dabei?

      Hovstadt.


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