Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Heißa! Recht so! So paßt es Peeren!

      Hussein.

       Woll’n Sie mich mit einem Tunk beehren?

       (Verbeugt sich tief.)

       Ich bin eine Feder.

      Peer Gynt (verbeugt sich noch tiefer.)

       Und ich, wie Sie sehn,

       Ein krimskramsig, kaiserlich Pergamen.

      Hussein.

       Mein Schicksal, Herr Kaiser, hier kennt es ein jeder:

       Ich gelt’ für ein Sandfaß und bin eine Feder.

      Peer Gynt.

       Mein Schicksal, Herr Feder, ist, wenn Sie belieben, –

       Ich bin ein Papier und werd’ niemals beschrieben.

      Hussein.

       Für meinen Beruf geht keinem der Verstand auf;

       Sie nehmen mich alle und streun mit mir Sand auf!

      Peer Gynt.

       Ich lag einst als Buch in eines Weibes Schoß; –

       Tu’ recht oder schlecht, – ‘s ist ein Druckfehler bloß!

      Hussein.

       Stell’n Sie sich vor, wie entsetzlich man leidet,

       Als eine Feder, die nie jemand schneidet!

      Peer Gynt (macht einen Sprung.)

       Wissen Sie, was einen Renbock für Qual ankommt,

       Der von oben herabspringt – und niemals im Tal ankommt?

      Hussein.

       Ein Messer! Ich bin stumpf! Auf! Schneidet und schnitzt!

       Die Welt geht unter, wenn niemand mich spitzt!

      Peer Gynt.

       ‘s wär’ schad’ um die Welt, die, wie alles, was hausgemacht,

       Den Herrgott bedünkte so wundervoll ausgedacht.

      Begriffenfeldt.

       Hier ist ein Messer!

      Hussein (ergreift es.) Ha, Tinte zu lecken!

       Wollust, sich schneiden zu –!

       (Schneidet sich über den Hals.) Begriffenfeldt (weicht zur Seite.)

       Nur keine Flecken!

      Peer Gynt (in steigender Angst.)

       Haltet ihn!

      Hussein. Haltet mich! Wort der Gnade!

       Haltet die Feder! Papier aus der Lade!

       (Fällt um.)

       Ich bin abgenutzt. Nachschrift, – in Grabschriftstil:

       Er lebt’ und er starb als geführter Kiel!

      Peer Gynt (taumelt.)

       Was soll ich –! Was bin ich? Du großer –, halt’ fest!

       Ich bin alles, was Du willst, – ein Türk’, ein Verbrecher,

       Ein Bergtroll –; nur hilf; – das gab mir den Rest –!

       (Schreit.)

       Ich weiß nicht mehr, wie Du Dich nennen läßt – –

       Hilf mir, Du, – aller Narren Fürsprecher!

       (Fällt in Ohnmacht.) Begriffenfeldt, (mit einem Strohkranz in der Hand, macht einen Sprung und setzt sich rittlings über ihn.)

       Da ist er von sich selbst! Daß er

       Im Staub die Krone denn empfange!

       (Drückt ihm den Kranz auf und ruft aus.)

       Der Selbstsucht Kaiser lebe lange!

      Schafmann (im Käfig.)

       Es lebe hoch der große Peer!

      FÜNFTER AKT

       Inhaltsverzeichnis

      (An Bord eines Schiffes in der Nordsee an der norwegischen Küste. Sonnenuntergang. Stürmisches Wetter.)

      (Peer Gynt, ein kräftiger alter Mann mit eisgrauem Haar und Bart, steht hinten auf dem Hüttendeck. Er ist halb wie ein Seemann gekleidet, in Jacke und hohen Stiefeln. Sein Anzug ist etwas verschlissen und mitgenommen; er selbst wettergebräunt und mit einem härteren Gesichtsausdruck. Der Kapitän des Schiffes am Steuerrad beim Steuermannsmat. Die Mannschaft weiter vorn.)

      Peer Gynt.

       Sieh da, der Halling in Wintertracht, –

       Im Stolz seiner abendrotsamtenen Pracht!

       Der Jökel dahinter, sein Bruder, greis,

       Noch immer im Mantel von grünem Eis.

       Der Folgefirn, der ist nun sonderlich fein, –

       Liegt wie eine Jungfrau in schimmerndem Lein.

       Laßt’s lieber, Kinder, zu schabernacken,

       Steht, wo ihr steht, ihr granitenen Wacken!

      Der Kapitän (ruft nach vorn:)

       Zwei Mann ans Rad; – und Laternen gesetzt!

      Peer Gynt.

       ‘s kühlt steif.

      Der Kapitän. Wir werden heut Nacht noch gehetzt!

      Peer Gynt.

       Kann man von hier aus den Ronden sehn?

      Der Kapitän.

       Nein, – weil der Folgefirn vorgeschoben.

      Peer Gynt.

       Oder dann Blåhö?

      Der Kapitän (schüttelt den Kopf.)

       Vom Takelwerk droben

       Sieht man, wenn’s klar ist, den Galdhöppig stehn.

      Peer Gynt.

       Wo liegt wohl der Hårtejg?

      Der Kapitän (zeigt.) So dort in der Drehe.

      Peer Gynt.

       Jawohl.

      Der Kapitän.

       Sie sind hier bekannt, wie ich sehe.

      Peer Gynt.

       Ich kam einst vorüber als junger Tropf;

       Und der Satz, wie man sagt, bleibt am längsten im Topf.

       (Spuckt aus und starrt auf die Küste.)

       Dort also, wo’s dämmert in Schlucht und Kluft, –

       Das Gebirgstal gähnt, eine schwärzliche Gruft, –

       Und drunter, den Fjord hinab, hinauf, –

       Dort also halten sich Menschen auf.

       (Sieht den Kapitän an.)

       Sie bauen zerstreut hier zu Lande.

      Der Kapitän. Ja, ja.

       Das wohnt einander, weiß Gott, nicht nah.

      Peer Gynt.

       Sind wir vor Tag drin?

      Der Kapitän. So etwa, wenn’s graut.

       Wenn sich nichtzu viel zusammenbraut.

      Peer Gynt.

       Im Westen umzieht sich’s.

      Der Kapitän. Das tut’s.

      Peer Gynt. Lieber Mann,

       Erinnern Sie mich, wenn wir abrechnen, dran, –

       Ich will, wie man sagt, etwas Übriges tun

       Für die Mannschaft –

      Der


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