Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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       Seh’ Weltepochen aus Kleinem entstehn;

       Kurzum, schöpf’ ab den Rahm der Historie. –

       Ich muß mir einen Band Becker erhandeln

       Und dann chronologisch die Welt durchwandeln.

       Wohl wahr, – Geschichte ist nicht meine Stärke –

       Und sinnverwirrend ihr innres Gewerke! –

       Doch, pah! Je toller der Ausgangssatz ist,

       Um so seltener oft der gefundene Schatz ist. – –

       Erhabner Gedanke, solch Ziel sich zu stecken,

       Und vor nichts, was es fordert, zurückzuschrecken!

       (Still bewegt.)

       Aus allen Banden fahren und schlüpfen,

       Die dich mit Heimat und Freunden verknüpfen, –

       In die Luft sprengen all deines Reichtums Pracht, –

       Sagen dem Glück deiner Liebe gutnacht, –

       Nur, um zu finden der Wahrheit Mysterium, –

       (Zerdrückt eine Träne im Auge.)

       Das ist des echten Forschers Kriterium.

       O Unglück, du hast deinen Stachel verloren!

       Ging mir doch auf nun, wozu ich geboren!

       Und nun bloß aushalten, kommt’s noch so schwül!

       Hoch nun darf ich mein Haupt wieder tragen, –

       In meines Manneswerts Wohlgefühl;

       Ein Kaiser des Lebens, sozusagen! –

       Der Vergangenheit Summe will ich besitzen;

       Nie mehr die Wege der Heutigen schwitzen; –

       Die Gegenwart ist keine Schuhsohle wert;

       Die Männer sind nur dem Gewinn zugekehrt,

       Ihre Geister sind lahm, ihre Taten unecht; – –

       (Zuckt die Achseln.)

       Und die Weiber, – ein unbeständig Geschlecht! –

       (Ab.)

      (Sommertag. Hoch im Norden. Eine Hütte im Hochwald.)

      (Offene Tür mit einem großen hölzernen Schloß. Rentiergeweih über der Tür. Eine Schar Ziegen an der Hauswand.) (Ein Weib von mittleren Jahren, licht und schön, sitzt und spinnt draußen im Sonnenschein.)

      Das Weib (wirft einen Blick den Weg hinab und singt:)

       Vielleicht geht der Winter, und der Frühling folgt nach,

       Und der Sommer dazu, und das ganze Jahr; –

       Aber einst wirst Du kommen, das, weiß ich, ist wahr;

       Und ich werde warten, wie ich Dir’s versprach.

       (Lockt die Ziegen, spinnt und singt wieder:)

       Gott stärke Dich, wo in der Welt Du auch gehst!

       Gott segne Dich, wenn Du vor seinem Fuß-Schemel stehst!

       Hier wart’ ich, mein Freund, bis Du kommst, nach Deinem Wort;

       Und wartest Du dort oben, so treffen wir uns dort!

      (Ägypten. Morgendämmerung. Die Memnonssäule im Sande.)

      (Peer Gynt kommt gegangen und sieht sich eine Weile um.)

      Peer Gynt.

       Hier könnten wir füglich beginnen zu wandern; –

       Jetzt also Ägypter, nach all dem andern;

       Doch Ägypter auf Basis des Gyntischen Ichs.

       Dann geht’s nach Assyrien graden Strichs.

       Bis an die Erschaffung der Welt zu rühren,

       Das würde nur zum Verderben führen; –

       Ich will ganz herum um die Bibelgedichte;

       Man spürt sie ja überall in der Geschichte;

       Und ihnen nachsehn, sozusagen, die Nähte, –

       Dazu fehlt mir Neigung wie Handwerksgeräte.

       (Setzt sich auf einen Stein.)

       Nun will ich hier rasten und warten geduldig.

       Zunächst ist mir Memnon sein Morgenlied schuldig.

       Dann werde die Pyramide bestiegen,

       Auch ihr Innres erforscht, wo die Könige liegen.

       Darauf auf dem Landweg ums rote Meer;

       Vielleicht grab’ ich Potiphar aus und sein Heer.

       Dann bin ich Asiat. In Babylon werden

       Besucht die berüchtigten hängenden Gärten,

       Will heißen, die Hauptstätten seiner Kultur.

       Ein Sprung – und ich bin auf trojanischer Flur.

       Von Troja hab’ ich ja dann direkte

       Verbindung hinüber zum alten Athen; –

       Dort will ich an Ort und Stelle besehn

       Und befahren den Paß, den Leonidas deckte; –

       Dann etwas Philosophie betreiben,

       Und das Haus, worin Sokrates starb, beschreiben – –;

       Weiß Gott, da vergaß ich ja, daß sie just kriegen –!

       So bleibe der Hellenismus denn liegen.

       (Sieht auf die Uhr.)

       Teufel auch, macht diese Sonne Flausen,

       Bis sie heraufkommt. Meine Zeit ist knapp.

       Also, von Troja, – da kam ich ab – –

       (Steht auf und lauscht.)

       Horch! Was für ein verwunderlich Sausen?

       (Sonnenaufgang.) Die Memnonssäule (singt:)

       Himmelan steigen aus göttlicher Asche

       Vögel voll Singen.

       Zeus, der geistweite,

       Schuf sie zum Streite.

       Weisheitseule,

       Wo schlafen ihre Schwingen?

       Stirb – oder hasche

       Den Sinn der Säule!

      Peer Gynt.

       Wahrhaftig, – hab’ ich nicht einen Tic,

       So klang just die Säule! Vergangenheitsmusik!

       Ganz hörbar der Steinstimme Fallen und Steigen.

       Ad notam. Einst den Gelehrten zu zeigen.

       (Notiert ins Taschenbuch:)

       “Die Säule sang. Deutlich den Klang vernommen;

       Doch nicht zum Verständnis des Textes gekommen.

       Das Ganze natürlich Betrug der Sinne. –

       Sonst nichts observiert von höherem Gewinne.”

       (Setzt seinen Weg fort.)

      (In der Nähe des Dorfes Gizeh.)

      (Die große aus dem Felsen gehauene Sphinx. In der Ferne Kairos Kirchtürme und Minarets.) (Peer Gynt kommt des Weges; er betrachtet die Sphinx aufmerksam, bald durch die Lorgnette, bald durch die hohle Hand.)

      Peer Gynt.

       Wo hab’ ich in aller Welt nur schon

       Ein diesem ähnlich Geschöpf gesehn?

       Im Norden? Im Süden? War’s eine Person?

       Und wenn! An wen gemahnt’s mich, an wen?

       Held Memnon glich, wie mich’s später durchfuhr,

       Den sogenannten – Dovre-Alten,

       So wie er dasaß,


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