Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Etwas Unklares, Fremdes, das blieb und blieb.

       Ich fühlte mich nie recht daheim unter Dach,

       So niemals ganz richtig als Mann von Fach.

       Was wollt’ ich auch dort nur, so frag’ ich mich?

       Ein Geschäftsgaul, ewig im Kreis herum traben?

       Denk’ ich dran, wird mir ganz wunderlich.

       Estraf sich so;da liegt der Hund begraben! –

      Du selbst sein wollen von Goldes Gnaden,

       Das ist, wie sein Haus auf Sandgrund errichten.

       Vor Uhr und vor Ring und den andern Geschichten

       Wälzt sich im Kot dir der ganze Schwaden.

       Sie ziehen den Hut vor ‘ner Brustnadel-Kron’;

       Aber Ring oder Nadel, ist das die Person?

       Prophet; – die Stellung ist sonder Tadel.

       Da weiß man doch gleich, was man gilt in der Welt.

       Da ist man doch selber der Huldigung Held,

       Besieht man’s, und nicht seine Börs’ oder Nadel.

       Man ist, was man ist, und das glatt und blank,

       Man schuldet nicht Zufall noch Ungefähr Dank,

       Man braucht kein Patent nicht noch Privileg.

       Prophet; ja, das ist für mich ein Gepräg’.

       Und wie unerwartet mir diese Gift kam!

       Bloß sintemal ich durch die Wüste geschifft kam

       Und diese Naturkinder traf auf dem Weg.

       Der Prophet war erschienen; die Sache war klar.

       Es war also nicht mein Plan, zu betrügen –;

       Zudem ist prophetisch antworten nicht lügen;

       Und zurücktreten kann ich ja immerdar.

       Ich bin nicht gebunden; das steht außer Frage –

       Das Ganze ist, so zu sagen, privat;

       Ich kann gehn, wie ich kam; mein Roß steht parat;

       Mit einem Wort, ich bin Herr der Lage.

      Anitra (nähert sich vom Eingang her.)

       Prophet und Herr!

      Peer Gynt. Meiner Sklavin Begehr?

      Anitra.

       Harrend vorm Zelt stehn die Wüstensöhne.

       Sie bitten, Dein Angesicht schauen zu –

      Peer Gynt. Stopp!

       Sag’ ihnen, daß mir zunächst ihr Galopp

       Statt ihres Gebets in die Ohren dröhne!

       Ich will keine Mannsleute hier um mich her!

       Die Männer, mein Kind, sind voll Falschheit, – so recht,

       Was man sagt, ein unbeständig Geschlecht!

       Anitra, Du kannst Dir nicht denken, mein Kind,

       Wie hündisch – ich meine: wie sündig sie sind! –

       Na, lassen wir das. Getanzt und gesungen!

       Der Prophet will vergessen Erinnerungen.

      Die Mädchen (tanzend.)

       Der Prophet ist gut; der Prophet ist betrübt;

       Denn die Söhne des Staubs haben Böses verübt.

       Der Prophet ist mild; seiner Mildheit sei Preis!

       Er führet die Sünder zum Paradeis.

      Peer Gynt, (während er mit seinen Augen Anitra beim Tanze folgt.)

       Wie Trommelschlegel fliegen die Beine.

       Ei! Sie ist wahrhaft lecker, die Kleine.

       Sie hat etwas extravagante Formen, –

       Nicht stimmend ganz mit der Schönheit Normen;

       Doch was ist Schönheit? Ein Herkommen nur, –

       Eine Münze, gangbar nach Ort und Uhr.

       Und just das Extravagante schmeckt süppig,

       Auslöffeltest du die normale Welt.

       Wo die Regel herrscht, wirst um den Rausch du geprellt.

       Entweder höchst mager oder höchst üppig,

       Entweder blutjung oder schreckhaft alt; –

       Was dazwischen, läßt kalt.

       Ihre Füße – sind zwar nicht blendend an Reine,

       Auch die Arme sind’s nicht, zumal nicht der eine.

       Doch ist dies schließlich’ kein arges Laster.

       Ich nennt’ es eher ein Schönheitspflaster – –

       Anitra, hör’ zu!

      Anitra (nähert sich.)

       Deine Sklavin lauscht!

      Peer Gynt.

       Du bist reizend, Kind! Der Prophet ist berauscht!

       Und willst Du nicht glauben, vernimm als Beweis:

       Er macht Dich zur Huri im Paradeis.

      Anitra.

       Unmöglich, Herr!

      Peer Gynt. Du glaubst, es sei Scherz?

       Ich schwör’ Dir’s, so wahr ich hier sitze, mein Herz!

      Anitra.

       Doch ich hab’ keine Seele.

      Peer Gynt. Die kannst Du erhalten.

      Anitra.

       Doch wie, o Herr?

      Peer Gynt. Des laßmich nur walten.

       Ich werd’ Dein Erzieher und geb’ Dir Stunden.

       Keine Seele! Ja, dumm bist Du freilich, Schatz,

       Wie man sagt. Das hab’ ich mit Schmerz empfunden.

       Doch für eine Seel’, da ist immer noch Platz.

       Komm her; laß mich Deinen Hirnkasten messen. –

       Ich hab’s doch gewußt: Hier ist Raum; hier ist Raum.

       Zwar wirst Du nicht Weisheit mit Löffeln essen;

       Denn ‘ne sonderlich große Seele wird’s kaum – –

       Ach, was! Ich will Dir wohl, wie Du sehn kannst; –

       Du sollst so viel kriegen, daß Du bestehn kannst – –

      Anitra.

       Der Prophet ist gut, doch – –

      Peer Gynt. Du willst nicht einmal?

      Anitra.

       Ich wünschte lieber –

      Peer Gynt. Sprich ohne Hehl!

      Anitra.

       Ich mache mir nicht so viel aus ‘ner Seel’; –

       Gib mir lieber –

      Peer Gynt. Was?

      Anitra (zeigt auf seinen Turban.)

       Diesen schönen Opal!

      Peer Gynt (hingerissen, indem er ihr das Schmuckstück reicht.)

       Anitra! Evaskind, unverzagtes!

       Magnetisch lockst Du; denn ich bin Mann,

       Und – ein geachteter Schriftsteller sagt es: –

       “Das ewig Weibliche zieht uns an!”

      (Mondscheinnacht. Palmenhain vor Anitras Zelt.)

      (Peer Gynt, mit einer arabischen Laute in der Hand, sitzt unter einem Baume. Sein Haar und Bart sind gestutzt; er sieht bedeutend jünger


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