Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

Читать онлайн книгу.

Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


Скачать книгу
Sklave (kommt und rauft sich das Haar.)

       Des Kaisers weißes Roß ist verschwunden!

      Ein Anderer SKLAVE (kommt und zerreißt sich die Kleider.)

       Des Kaisers heilige Tracht ward gestohlen!

      Aufseher (kommt.)

       Hundert jedem auf die Sohlen,

       Der bis morgen nichts gefunden! –

      (Die Krieger steigen zu Pferde und galoppieren nach allen Richtungen fort.)

      (Tagesgrauen. Die Baumgruppe von vorhin.)

      Peer Gynt (auf dem Baume, einen abgebrochenen Zweig in Händen, hält sich einen schwarzen Affen vom Leibe.)

       Vertrackt! So unbequem schlief ich noch nie.

       (Haut um sich.)

       Bist Du wieder da? Mein Maß voll zu machen!

       Jetzt werfen sie Früchte. Nein, andere Sachen.

       Ein ekliges Tier, solch ein Affenvieh.

       Es steht zwar geschrieben: Du sollst wachen und fechten!

       Doch ich kann nicht, weiß Gott, ich bin lahm und matt.

       (Wird wieder gestört; ungeduldig.)

       Was tun? Ich hab’ das Unwesen satt.

       Ich fang’ mir einen von diesen Hechten,

       Häng’ ihn und schind’ ihn und kriech’ in sein Fell,

       Sein zottiges, und der vermummte Gesell,

       Was gilt’s, fährt balde für einen echten. –

       Was sind wir Menschen? Nicht mehr als ein Hauch.

       Und man muß sich wohl finden in Schick und in Brauch.

       Wieder ein Schwarm! Die Schufte sind zäh!

       Packt Euch! Psch! Die tun wie Verrückte!

       Wer mir nur jetzt einen Schwanz anstückte, –

       Daß man mehr wie ein Tier aussäh’ –!

       Was nun! Da sind sie mir gar überm Kopfe –!

       (Blickt aufwärts.)

       Der Alte, – mit Fäusten voll von Schmutz –!

       (Kriecht ängstlich in sich zusammen und hält sich ein Weilchen still. Der Affe macht eine Bewegung; Peer Gynt beginnt ihm zu schmeicheln und schönzutun wie einem Hunde.)

       Je, je, – bistDu da, Du alter Butz!

       Er ist anständig, gelt, zu mir armem Tropfe!

       Er will gar nicht werfen; – das wär’ nicht charmant; –

       Ich bin’s doch! Pip, pip! Wir stellen uns nicht nach, – nicht?

       Eia, Eia! Da sag’ noch, ich kennte Deine Sprach’ nicht!

       Butzchen und ich, wir sind lange bekannt;

       Butz bekommt morgen Zucker –! Du Vieh!

       Die ganze Ladung! Michso vollzudrecken!

       Oder war’s Futter? Man konnt’s nicht recht schmecken;

       Doch da bestimmt meist Gewohnheit das Wie.

       Sprach doch einmal welches Denkers Vernunft:

       Man spuckt – und gewöhnt sich zuletzt in die Zunft? –

       Da kommt auch der Nachwuchs noch!

       (Ficht und haut.)

       Närrisch bestallt,

       Daß der Mensch, Herr der Erden und Himmelserbe,

       Sich genötigt soll sehn zu –! Gewalt! Gewalt!

       Die Rangen verstehn ihr verruchtes Gewerbe!

      (Früher Morgen. Steinige Gegend mit Aussicht auf die Wüste.)

      (Auf der einen Seite eine Felsenschlucht und eine Höhle.) (Ein Dieb und ein Hehler in der Felsenschlucht mit dem Pferd und den Kleidern des Kaisers. Das Pferd, reich aufgezäumt, steht an einen Stein gebunden. Reiter in der Ferne.)

      Der Dieb.

       Wie sie schillern und schlecken,

       Die Zungen der Lanzen, –

       Schau’, schau’!

      Der Hehler.

       Ich fühl’ meinen Kopf schon

       Im Sande tanzen;

       Au, au!

      Der Dieb (kreuzt die Arme über der Brust.)

       Mein Vater war Dieb;

       Sein Sohn muß stehlen.

      Der Hehler.

       Mein Vater war Hehler;

       Sein Sohn muß hehlen.

      Der Dieb.

       Dein Los trag’ ergeben;

       Dich selbst sollst Du leben.

      Der Hehler (horcht.)

       Schritte im Gebüsch!

       Wenn uns einer erspäht!

      Der Dieb.

       Tief ist die Höhle

       Und groß der Prophet!

      (Sie flüchten und lassen die Kostbarkeiten im Stich. Die Reiter verlieren sich in der Ferne.)

      Peer Gynt (kommt, eine Rohrflöte schneidend.)

       Wie holdselig ist diese Morgenstund’! –

       Der Mistkäfer rollt seine Kugel im Dreck;

       Aus seinem Schneckenhaus kriecht der Schneck.

       Ja, ja, – der Morgen hat Gold im Mund!

       Es ist doch im Grund eine seltsame Macht,

       Womit so Natur das Frühlicht bedacht.

       Man fühlt sich so sicher, fühlt alle Furcht schwinden,

       Man würde, tät’s not, mit ‘nem Ochsen anbinden. –

       Wie still’s hier rings ist! Ja, die ländlichen Freuden, –

       Unbegreiflich genug, daß ich einst sie verwarf;

       Daß man einkerkert sich in finstern Gebäuden,

       Bloß daß jeder Lump dir ins Haus rennen darf. –

       Nein, sieh, wie der Eidechs sich Schnaken fängt,

       Schnappt, huscht, schnappt und an nichts dabei denkt.

       Welch eine Unschuld solch Tier offenbart!

       Jedwedes folgt seinem Schöpfer fein züchtiglich,

       Bewahrt sich sein Sondergepräg’ unverflüchtiglich,

       Ist es selbst in jeglicher Lebensart,

       Es selbst, es selbst, wie es ward, da es ward.

       (Setzt die Lorgnette auf die Nase.)

       Ein Krötlein. In einem Sandstein. Guck’!

       Versteinerung rings. Nur der Kopf ist heraus.

       Da sitzt es und sieht, wie aus einem Haus,

       Auf die Welt und ist sich selber – genug. –

       (Denkt nach.)

       Genug? Sich selber –? In welcher Küchen

       Warddas Wort gekocht? Wo las ich das schon?

       In der Hauspostillen? Oder Salomons Sprüchen?

       Vertrackt! Gestehe dir, alter Sohn,

       Dein Gedächtnis spricht allem Anstand Hohn.

       (Setzt sich in den Schatten.)

       Hier ist ein Fleckchen für Bärenhäuter.

       Ah, da gibt’s Farren! Eßbare Kräuter!

       (Schmeckt ein wenig davon.)

       Das ist eher Brot für die Kreatur; –

      


Скачать книгу