Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Wir nehmen sie uns sodann vor zur Behandlung; –

       Und geeignete Mittel vollziehn die Verwandlung.

       Wir dämpfen, wir baden, wir putzen, wir hitzen,

       Mit Säuregüssen und Schwefelblitzen,

       So lang’, bis sich unsrem geduldigen Auge

       Das rechte Bild endlich, das Positiv, tischt.

       Doch hat man, wie Sie, sich zur Hälfte verwischt, –

       So nützt weder Schwefel noch Kalilauge.

      Peer Gynt.

       Also nur wer als Rabe zu Ihnen kommt,

       Kann als Schneehuhn gehn? Mit Verlaub, wem frommt

       In seiner negativen Elendigkeit

       Wohl diesmal Ihre Kunst und Behendigkeit?

      Der Magere.

       Einem Herrn Peter Gynt.

      Peer Gynt. Peter Gynt? Ei, ei!

       Ist Herr Gynt er selbst?

      Der Magere. Er schwört, daß er’s sei.

      Peer Gynt.

       Na, glaubwürdig ist er, dieser Herr Peter.

      Der Magere.

       Sie kennen ihn?

      Peer Gynt. Was man so nennt, versteht er; –

       Man kennt ja so manchen.

      Der Magere. Meine Zeit ist knapp.

       Wo sahn Sie zuletzt ihn?

      Peer Gynt. Drunten am Kap.

      Der Magere.

       Di buona speranza!

      Peer Gynt. Jawohl; doch sein Wort war,

       Sein letztes, daß er die längste Zeit dort war.

      Der Magere.

       So muß ich stehenden Fußes dorthin.

       Doch geh’ ich, trüber Ahnungen schwanger.

       Das Kapland, das Kapland wollt’ mir nie in den Sinn; –

       Dort sind so ein paar schlimme Missionare von Stavanger.

       (Er fährt gen Süden.) Peer Gynt.

       Der Esel, der dumme! Da schiebt er ab,

       Daß die Zung’ ihm heraushängt. Viel Glück zum Kap!

       Den Hund hab’ ich naszuführen gewußt!

       So ein Kerl macht sich kostbar und wirft sich in die Brust!

       Er hat’s wahrlich nötig, sich dick zu machen!

       Sein Handwerk wirft ihm nicht viel in den Rachen.

       Bald wird er eingehn an Fettverlust.

       Hm,ich bin zwar auch kein Ritter ohne Tadel;

       Ich bin ausgestoßen, kann man sagen, aus demSelbst-eigner-Adel.

       (Eine Sternschnuppe fällt; er nickt ihr zu.)

       Grüss’ von Peer Gynt, Bruder Meteor!

       Leuchten, erlöschen, verschwinden im Tor

       Der Finsternis – –

       (Schaudert zusammen, wie von Angst gepackt und geht tiefer hinein in die Nebel; nach einer Weile Schweigens schreit er auf:)

       Will mir denn niemand erstehn, –

       Niemand im Abgrund, niemand im Reich des Lichts!

       (Kommt weiter unten wieder hervor, wirft seinen Hut zu Boden und rauft sich das Haar. Allmählich wird er ruhiger.)

       So unsäglich arm kann ein Mensch also gehn

       Zurück in die grauen Nebel des Nichts.

       Du liebliche Erde, sei mir nicht gram,

       Daß ich Dein Gras trat, keinem zum Frommen.

       Du liebliche Sonne, die leuchten kam

       In ein Haus, drin keiner Dich hieß willkommen!

       Kein Mund sprach zu Deiner Schönheit den Reim; –

       Der Eigner, so sagt man, war niemals daheim.

       Liebliche Sonne, liebliche Erde, –

       Was heimtet Ihr meine Mutter an Eurem Herde.

       Geist ist kein Marktgeschenk; Natur tritt mit Füßen …

       Es ist hart, seine Geburt mit dem Leben zu büßen. –

       Hinauf will ich, hoch, wo die Gipfel blauen,

       Einmal die Sonne noch aufgehen schauen,

       Starren mich müd’ aufs gelobte Land,

       In einem Schneesturz mein Ruhbett haben;

       Man mag drüber schreiben: “Hier istniemand begraben”;

       Und dann –! Ja, – das Dann hat noch keiner gekannt.

      Kirchgänger (singen auf dem Waldweg.)

       O Morgenstunde,

       Da Zungen des Geistes

       Wie Schwerter herniedergeflammt!

       Aus Enkelmunde

       Den Geist nun preist es

       In Liedern, dem Himmel entstammt.

      Peer Gynt (kriecht erschreckt in sich zusammen.)

       Nicht dorthin schaun! Dort ist Nacht und Verderben. –

       Ich fürcht’, ich war tot lange vor meinem Sterben.

       (Will sich durchs Gebüsch davonstehlen, stößt jedoch auf den Kreuzweg.) Der Knopfgießer.

       Guten Morgen, Peer Gynt! Wo ist das Register?

      Peer Gynt.

       Das Glück und ich, – wir sind Stiefgeschwister.

       Was tat ich nicht!

      Der Knopfgießer.

       Ohne daß Dich wer traf.

      Peer Gynt.

       Hm, nur ein reisender Photograph.

      Der Knopfgießer.

       Ja, die Frist ist aus.

      Peer Gynt. Alles ist aus.

       Die Eule wittert uns. Hörst Du sie wimmern?

      Der Knopfgießer.

       Ich hör’ nur die Glocke –

      Peer Gynt (zeigt.) Was mag dort schimmern?

      Der Knopfgießer.

       Eine Hütte, nichts weiter.

      Peer Gynt. Was klingt dort im Winde –?

      Der Knopfgießer.

       Ein Weib singt, nichts weiter.

      Peer Gynt. Ja, dort, – dort finde

       Ich das Register –

      Der Knopfgießer (ergreift ihn beim Arm.)

       Bestell’ Dein Haus!

      (Sie sind aus dem Gebüsch herausgekommen und stehen vor der Hütte.)

      (Morgendämmerung.)

      Peer Gynt.

       Mein Haus bestellen? Dort ist’s! Geh, Mann!

       Pack’ Dich, Mann! Mich und mein Schuldbuch bärge

       Kein Löffel, – und hätt’st Du sie groß wie Särge!

      Der Knopfgießer.

       Bis zum dritten Kreuzweg denn, Peer; aber dann –!

       (Biegt zur Seite ab und geht.) Peer Gynt (nähert sich dem Hause.)

       Hin und zurück, ‘s ist der gleiche Weg;

       Hinaus und hinein, ‘s ist der gleiche Steg.

       (Bleibt stehen.)

      


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