Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Ja, so sind wir so weit?

      Peer Gynt. Eine Frage nur noch.

       Was ist dieses “sei du du selbst” im Grunde?

      Der Knopfgießer.

       Eine seltsame Frage, zumal im Munde

       Von einem, der jüngst erst –

      Peer Gynt. So antworte doch!

      Der Knopfgießer.

       Du selbst sein heißt: dich selbst ertöten.

       Doch Du brauchst vielleicht noch ein deutlicher Bild? –

       Des Meisters Willen als wie ein Schild

       An seines Lebensschwerts Griff sich löten.

      Peer Gynt.

       Doch wenn man nun niemals erfährt, was der Meister

       Mit einem gewollt hat?

      Der Knopfgießer. Das soll manahnen.

      Peer Gynt.

       Doch wie oft mißleiten uns böse Geister, –

       Und dann geht man ad undas mit fliegenden Fahnen.

      Der Knopfgießer.

       Der Teufel hat’s nirgends leichter, zu angeln,

       Als eben wo solche Ahnungen mangeln.

      Peer Gynt.

       Dies ist eine derart verzwickte Geschichte,

       Daß ich auf mein “selbst sein” lieber verzichte.

       Es fiel’ am End’ schwer, den Beweis zu führen.

       So will ichden Streitpunkt denn nicht mehr berühren.

       Doch als ich vorhin so den Wald durchtrabte,

       Da kam’s, daß mich doch mein Gewissensschuh schabte;

       Du bist doch ein Sünder, dacht’ ich im stillen –

      Der Knopfgießer.

       Da fängst Du ja wieder von vorne an –

      Peer Gynt.

       Ich meine, eingroßer, mein guter Mann;

       Nicht bloß in der Tat, auch in Wort und Willen:

       Im Ausland war ich just kein Philister –

      Der Knopfgießer.

       Nun gut; so zeig’ mir Dein Sündenregister!

      Peer Gynt.

       Vergönn’ mir nur Frist, einen Priester zu suchen;

       So beicht’ ich und lass’ ihn darüber buchen.

      Der Knopfgießer.

       Ja, brächtst Du mir solch einen Zettel mit,

       So wärst Du der Schmelzlöffelsache wohl quitt.

       Doch die Ordre, Peer –

      Peer Gynt. Der vergilbte Wisch!

       Der ist gewiß noch von älterem Datum; –

       Da lebt’ ich einmal, weder Fleisch noch Fisch,

       Und spielte Prophet und glaubt’ an ein Fatum – –

       Na, gilt’s denn die Probe?

      Der Knopfgießer. Ja – aber –!

      Peer Gynt. Je nun, –

       Was hast Du denn, Bester, so viel zu tun!

       Hier im Bezirk ist die Luft ja so lieb; –

       Die Sterblichkeit wird immer kleiner und kleiner.

       Bedenk, was der Pfarrer von Justedal schrieb:

       “In diesem Tale stirbt selten einer.”

      Der Knopfgießer.

       Am nächsten Kreuzweg denn; dann aber – Schluß.

      Peer Gynt.

       Ein Priester! Ich muß einen finden! Ich muß!

       (Läuft den Weg weiter.)

      (Hügel mit Heidekraut.)

      (Der Weg schlängelt sich den Höhenzug entlang.)

      Peer Gynt.

       Der nützt mir vielleicht noch zu allerhand,

       Sagte Esben, als er einen Elsternflügel fand.

       Wer hätte gedacht, daß, als nichts mehr verschlägt,

       Seine Sündenschuld einem noch Früchte trägt?

       Mir ist zwar auch so nicht sonderlich geheuer;

       Denn im Grund führt der Weg nur von Asche zu Feuer; –

       Doch es bleibt ja noch immer die Trosttür offen:

       Solang’ einer lebt, so lang’ mag er hoffen.

      (Eine magere Person in hoch aufgeschürztem Priesterrock uud mit einem Vogelstellernetz auf der Schulter wandert eilig den Hügel entlang.)

      Peer Gynt.

       Ein Prediger mit einem Vogelgarn!

       Peter! An dir fraß das Glück einen Narr’n.

       Guten Abend, Herr Pastor! Holprige Bahn!

      Der Magere.

       Was tut man nicht, eine Seele zu fahn?

      Peer Gynt.

       Aha; soll eine gen Himmel –?

      Der Magere. Nein;

       Ich hoffe, sie schlägt einen andern Weg ein.

      Peer Gynt.

       Herr, würd’ ich ein Stückchen wohl mitgenommen –?

      Der Magere.

       Recht gern; Gesellschaft ist immer willkommen.

      Peer Gynt.

       Mich drückt ein Gesuch –

      Der Magere. Vertraun Sie mir’s an!

      Peer Gynt.

       Herr Pastor, ich bin ein ehrlicher Mann.

       Ich hielt mein Lebtag des Staats Gebot;

       Ich saß niemalen bei Wasser und Brot; –

       Doch kann man ja wohl mal den Halt verlieren

       Und straucheln –

      Der Magere. Das kann dem Besten passieren.

      Peer Gynt.

       Nun denn; diese Mätzchen –

      Der Magere. Nur Mätzchen?

      Peer Gynt. Nur dies.

       Nie, daß ich im Ernst wider etwas verstieß!

      Der Magere.

       Dann sparen wir uns jeden weiteren Ton; –

       Sie irren sich, scheint es, in meiner Person. – –

       Sie sehn meine Hand an? Warum, wenn’s genehm?

      Peer Gynt.

       Welch stattlich entwickeltes Nägelsystem!

      Der Magere.

       Was bietet mein Bein so Besonderes?

      Peer Gynt (zeigt mit dem Finger.)

       Ist der Huf dort echt?

      Der Magere. Ich schmeichle mir des.

      Peer Gynt (lüftet den Hut.)

       Ich hätte doch auf Ihren Schwarzrock geschworen;

       Und da sind es – Euer Hochwohlgeboren!

       Na; steht ‘s Portal offen, – komm nicht von hinten;

       Kannst Du zum König, – geh nicht zum Bedienten.

      Der Magere.

       Ihre Hand! Sie scheinen mir vorurteilsfrei.

       Na, Lieber; was gilt’s,


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