Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
Читать онлайн книгу.Weibchen anziehend gemacht werden. Die Libelluliden oder Wasserjungfern sind mit glänzenden grünen, blauen, gelben und scharlachenen metallischen Färbungen geziert, und die Geschlechter weichen oft von einander ab. So sind die Männchen einiger der Agrioniden, wie Professor Westwood bemerkt,609 »von einem reichen Blau mit schwarzen Flügeln, während die Weibchen schön grün mit farblosen Flügeln sind«. Aber bei Agrion Ramburii sind diese Farben in den beiden Geschlechtern gerade umgekehrt.610 In der ausgedehnten nordamerikanischen Gattung Hetaerina haben allein die Männchen einen schönen karminrothen Fleck an der Basis jedes Flügels. Bei Anax junius ist der basale Theil des Abdomen beim Männchen von einem lebhaften Ultramarinblau und beim Weibchen grasgrün. Andererseits weichen bei der verwandten Gattung Gomphus und in einigen anderen Gattungen die Geschlechter nur wenig in der Färbung von einander ab. Durch das ganze Thierreich hindurch sind ähnliche Fälle, wo die Geschlechter nahe verwandter Formen entweder bedeutend oder sehr wenig oder durchaus nicht von einander abweichen, von häufigem Vorkommen. Obgleich bei vielen Libelluliden eine so beträchtliche Verschiedenheit in der Färbung zwischen den Geschlechtern besteht, so ist es doch oft schwer zu sagen, welches das am meisten glänzende ist, und die gewöhnliche Färbung der beiden Geschlechter ist, wie wir eben gesehen haben, bei einer Art von Agrioniden geradezu umgekehrt. Es ist nicht wahrscheinlich, daß in irgend einem dieser Fälle die Farben als Schutzmittel erlangt worden sind. Wie Mr. Mac Lachlan, welcher dieser Familie eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hat, mir schreibt, werden die Libellen, die Tyrannen der Insectenwelt, am wenigsten unter allen Insecten von den Vögeln oder anderen Feinden angegriffen. Er glaubt, daß ihre glänzenden Farben als ein geschlechtliches Anziehungsmittel dienen. Gewisse Libellen werden offenbar durch besondere Farben angezogen. So beobachtet Mr. Patterson.611 daß diejenigen Species von Argrioniden, deren Männchen blau sind, sich in großer Zahl auf das blaue Schwimmstück einer Angelleine niederließen, während zwei andere Species von hellweißen Farben angezogen wurden.
Es ist eine zuerst von Schelver beobachtete interessante Thatsache, daß die Männchen mehrerer zu zwei Unterfamilien gehörigen Gattungen, wenn sie zuerst aus der Puppenhülle ausschlüpfen, genau so wie die Weibchen gefärbt sind, daß aber ihre Körper in einer kurzen Zeit eine auffallend milchigblaue Farbe erlangen in Folge der Ausschwitzung einer Art von Öl, welches in Äther und Alcohol löslich ist. Mr. Mac Lachlan glaubt, daß bei den Männchen von Libellula depressa diese Veränderung der Farbe nicht vor nahezu vierzehn Tagen nach der Metamorphose eintritt, wenn die Geschlechter bereit sind, sich zu paaren.
Gewisse Species von Neurothemis bieten einer Angabe von Brauer612 zufolge einen merkwürdigen Fall von Dimorphismus dar, indem einige der Weibchen gewöhnliche Flügel haben, während andere Weibchen sie »wie bei den Männchen der nämlichen Species sehr reich netzförmig entwickelt haben«. Brauer »erklärt die Erscheinung nach Darwin'schen Grundsätzen durch die Vermuthung, daß das dichte Netzwerk der Adern ein secundärer Sexualcharakter bei den Männchen ist, welcher plötzlich auf einige Weibchen, statt auf alle, wie es gewöhnlich vorkommt, überliefert worden ist«. Mr. Mac Lachlan theilt mir noch einen anderen Fall von Dimorphismus bei mehreren Species von Agrion mit, bei denen eine gewisse Zahl von Individuen von einer orangenen Färbung gefunden wird; und diese sind unabänderlich Weibchen. Dies ist wahrscheinlich ein Fall von Rückschlag; denn bei den echten Libelluliden sind, sobald die Geschlechter in der Färbung verschieden sind, die Weibchen immer orange oder gelb, so daß es, – angenommen Agrion stamme von irgend einer primordialen Form ab, welche die charakteristischen geschlechtlichen Färbungen der typischen Libelluliden besessen habe, – nicht überraschend wäre, wenn eine Neigung, in dieser Art und Weise zu variieren, allein bei den Weibchen einträte.
Obgleich viele Libelluliden so große, kraftvolle und wilde Insecten sind, so hat doch Mr. Mac Lachlan nicht beobachtet, daß die Männchen mit einander kämpften, mit Ausnahme, wie er meint, einiger der kleineren Species von Agrion. Bei einer anderen sehr verschiedenen Gruppe dieser Ordnung, nämlich bei den Termiten oder weißen Ameisen, kann man sehen, wie beide Geschlechter um die Zeit des Schwärmens herumlaufen, »das Männchen hinter dem Weibchen her, zuweilen zwei ein Weibchen jagend, und mit großem Eifer kämpfend, wer den Preis gewinne«.613 Von Atropos pulsatorius wird angegeben, daß er mit seinen Kiefern ein Geräusch mache, was von anderen Individuen beantwortet wird.614
Ordnung: Hymenoptera. – Bei der Beschreibung der Lebensweise von Cerceris, einem wespenähnlichen Insect, bemerkt jener unvergleichliche Beobachter Fabre,615 daß, »häufig Kämpfe zwischen den Männchen um den Besitz eines besonderen Weibchens stattfinden, welches als ein dem Anscheine nach unbetheiligter Zuschauer des Kampfes um die Obergewalt daneben sitzt, und wenn der Sieg entschieden ist, ruhig in Begleitung des Siegers davonfliegt«. Westwood sagt,616 daß die Männchen einer der Blattwespen (Tenthredines) »beobachtet worden sind mit einander kämpfend und mit ihren Mandibeln in einander verbissen«. Da Fabre davon spricht, daß die Männchen von Cerceris um den Besitz eines besonderen Weibchens kämpfen, so verlohnt es sich der Mühe, sich daran zu erinnern, daß zu dieser Ordnung gehörige Insecten das Vermögen haben, sich nach langen Zeiträumen wiederzuerkennen, und große Anhänglichkeit an einander besitzen. So trennte z. B. Pierre Huber, dessen Genauigkeit Niemand bezweifelt, mehrere Ameisen von einander; und als sie nach einem Zwischenraume von vier Monaten andere antrafen, welche zu demselben Haufen gehört hatten, erkannten sie sich gegenseitig und liebkosten einander mit ihren Antennen. Wären es fremde gewesen, so würden sie mit einander gekämpft haben. Wenn ferner zwei Ameisenhaufen mit einander in Kampf gerathen, so greifen die Ameisen einer und derselben Seite in der allgemeinen Verwirrung zuweilen einander an, bemerken aber bald den Irrthum, und die eine Ameise begütigt die andere.617
Unbedeutende Verschiedenheiten in der Färbung je nach dem Geschlecht sind in dieser Ordnung häufig, aber auffallende Verschiedenheiten sind selten, mit Ausnahme der Familie der Bienen; und doch sind beide Geschlechter gewisser Gruppen so brillant gefärbt, – z. B. bei Chrysis, bei welcher Gattung Scharlach und metallisches Grün vorherrschen, – daß wir dies als ein Resultat der geschlechtlichen Zuchtwahl anzusehen versucht werden. Der Angabe von Mr. Walsh zufolge618 sind bei den Ichneumoniden die Männchen fast allgemein heller gefärbt als die Weibchen. Andererseits sind bei den Thentrediniden die Männchen meistens dunkler als die Weibchen. Bei den Siriciden sind die Geschlechter häufig verschieden. So ist das Männchen von Sirex juvencus mit Orange gebändert, während das Weibchen dunkel purpurn ist; es ist aber schwierig zu sagen, welches Geschlecht das am meisten geschmückte sei. Bei Tremex columbae ist das Weibchen viel glänzender gefärbt als das Männchen. Wie mir Mr. F. Smith mittheilt, sind unter den Ameisen die Männchen mehrerer Species schwarz, während die Weibchen bräunlich sind.
In der Familie der Bienen, besonders bei den einzeln lebenden Arten sind, wie ich von demselben ausgezeichneten Entomologen gehört habe, die Geschlechter öfters in der Färbung verschieden. Die Männchen sind allgemein die glänzenderen und bei Bombus ebensowohl wie bei Apathus viel variabler in der Färbung als die Weibchen. Bei Anthophora retusa ist das Männchen von einem gesättigten Röthlichbraun, während das Weibchen vollständig schwarz ist: ebenso sind die Weibchen mehrerer Species von Xylocopa schwarz, während die Männchen hellgelb sind. Andererseits sind die Weibchen einiger Species, so bei Andrena fulva, viel heller gefärbt als die Männchen. Derartige Verschiedenheiten der Färbung können kaum dadurch erklärt werden, daß die Männchen vertheidigungslos sind und eines Schutzes bedürfen, während die Weibchen durch ihren Stachel wohl vertheidigt sind.