Märchen für Kinder. Hans Christian Andersen

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Märchen für Kinder - Hans Christian Andersen


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sprichst du zu viel!“ sagte das Feuerzeug und der Stahl schlug gegen den Feuerstein, daß Funken sprühten. „Wollen wir uns nicht einen lustigen Abend machen?“

      „Ja, lasset uns davon sprechen, wer der Vornehmste ist!“ sagten die Schwefelhölzer.

      „Nein, ich spreche nicht gern von mir selber!“ versetzte der Thontopf. „Ich schlage eine Abendunterhaltung vor. Ich will den Anfang machen und etwas erzählen; jeder teilt mit, was er erlebt hat. Da kann man sich so trefflich hineinfinden und es ist sehr lustig! Also hört: An der Ostsee bei den dänischen Buchten brachte ich meine Jugend bei einer stillen Familie zu; die Möbel wurden poliert, der Fußboden aufgewischt und alle vierzehn Tage wurden neue Vorhänge aufgesteckt!“

      „Wie anschaulich Sie doch erzählen!“ sagte der Haarbesen. „Man kann gleich hören, daß ein Frauenzimmer erzählt; es zieht sich etwas Reinliches hindurch!“

      „Ja, das fühlt man!“ sagte der Wassereimer und machte einen Satz, daß es auf dem Boden nur so klatschte!

      Der Topf fuhr fort zu erzählen und das Ende entsprach dem Anfange.

      Alle Teller klirrten vor Freude und der Haarbesen zog grüne Petersilie aus dem Sandloche und bekränzte den Topf, weil er wußte, er würde die andern dadurch ärgern und „bekränze ich ihn heute,“ dachte er, „so bekränzt er mich morgen!“

      „Nun will ich tanzen!“ sagte die Feuerzange und tanzte. „Werde ich nun auch bekränzt?“ fragte die Feuerzange und sie wurde es.

      „Das ist doch nur Pöbel!“ dachten die Schwefelhölzer.

      Nun sollte die Theemaschine singen, aber sie entschuldigte sich mit Erkältung; auch könnte sie nur in kochendem Zustande singen, aber es geschah eigentlich aus lauter Vornehmthuerei; sie wollte nur auf dem Tisch drinnen bei der Herrschaft singen.

      Im Fenster saß eine alte Feder, mit der die Magd zu schreiben pflegte. Es war nichts Bemerkenswertes an ihr, ausgenommen, daß sie zu tief in das Tintenfaß getaucht war, aber gerade darauf that sie sich etwas zu Gute. „Will die Theemaschine nicht singen,“ sagte sie, „so mag sie es bleiben lassen. Draußen sitzt im Bauer eine Nachtigall, die singen kann; sie hat zwar nichts gelernt, aber gleichwohl wollen wir ihr das heute Abend nicht übel auslegen!“

      „Ich finde es im höchsten Grade unpassend,“ äußerte der Theekessel, der das Amt eines Küchensängers bekleidete und ein Halbbruder der Theemaschine war, „daß ein fremder Vogel angehört werden soll. Ist das patriotisch? Ich fordere den Marktkorb auf, darüber sein Urteil abzugeben!“

      „Ich ärgere mich nur!“ sagte der Marktkorb, „ich ärgere mich so sehr, wie es sich niemand vorstellen kann! Würde es nicht weit vernünftiger sein, das ganze Haus einmal auf den rechten Fleck zu setzen? Jeder sollte dann schon den ihm gebührenden Platz erhalten, und ich würde die ganzen Anordnungen treffen!“

      „Ja, laßt uns Lärm machen!“ riefen sie sämtlich. Plötzlich ging die Thüre auf. Es war das Dienstmädchen, und nun standen sie still und wagten nicht Muck zu sagen. Aber da war kein Topf, der nicht ein Gefühl seiner Macht und Würde gehabt hätte. „Ja, wenn ich nur gewollt hätte,“ dachte ein jeder, „dann würde es sicher einen lustigen Abend gegeben haben!“

      Das Dienstmädchen nahm die Schwefelhölzer und machte Feuer mit ihnen an — Gott bewahre uns, wie sie sprühten und aufflammten.

      „Das war ein herrliches Märchen!“ sagte die Königin. „Ich fühlte mich im Geiste ganz zu den Schwefelhölzern in die Küche versetzt. Ja, nun sollst du unsere Tochter haben!“

      „Jawohl!“ sagte der König, „du sollst unsere Tochter den Montag bekommen!“ denn nun sagte er zu ihm, als zu einem künftigen Familiengliede, „du“.

      Die Hochzeit war also festgesetzt und den Abend vorher wurde die ganze Stadt erleuchtet; es war außerordentlich prachtvoll.

      „Ich muß wohl auch daran denken, mein Scherflein zu den Feierlichkeiten beizutragen!“ dachte der Kaufmannssohn, und nun kaufte er Raketen, Knallerbsen und alles erdenkliche Feuerwerk, legte es in seinen Koffer und flog damit in die Luft empor.

      Rutsch! ging es in die Höhe und verpuffte unter vielem Lärm.

      Alle Türken hüpften dabei in die Höhe, daß ihnen die Pantoffeln um die Ohren fuhren. Dergleichen Lufterscheinungen hatten sie niemals gesehen. Nun sahen sie ein, daß es der Türkengott selber war, der die Prinzessin bekommen sollte.

      Sobald sich der Kaufmannssohn mit seinem Koffer wieder in den Wald hinabgelassen hatte, dachte er: „Ich will doch in die Stadt gehen, um mir berichten zu lassen, wie es sich ausgenommen hat.“ Man kann sich wohl zusammenreimen, daß er Lust dazu hatte.

      Nein, was ihm die Leute doch alles erzählten! Ein jeder, bei dem er sich erkundigte, hatte es in seiner Weise gesehen, aber einen prächtigen Eindruck hatte es auf alle gemacht.

      „Ich sah den Türkengott selbst!“ erzählte der eine, „er hatte Augen wie blitzende Sterne und einen Bart wie schäumendes Wasser!“

      „Er flog in einem feurigen Mantel,“ berichtete ein anderer.

      Ja, das waren vortreffliche Sachen, die er zu hören bekam, und den Tag darauf sollte er Hochzeit haben.

      Nun ging er nach dem Walde zurück, um sich in seinen Koffer zu setzen — aber wo war der? Der Koffer war verbrannt. Ein Funke war von dem Feuerwerk zurückgeblieben, der Feuer gefangen und den Koffer in Asche gelegt hatte. Er konnte nicht mehr fliegen, nicht mehr zu seiner Braut gelangen.

      Sie aber stand den ganzen Tag auf dem Dache und harrte seiner. Sie wartet noch, er aber durchzieht die Welt und erzählt Märchen, die jedoch nicht mehr so lustig sind, wie das von den Schwefelhölzchen.

      Es waren zwei große dreieckige Dachziegelstücke, die ihm als Augen dienten. Sein Mund war ein Stück von einer alten Harke, weshalb derselbe auch Zähne hatte.

      Er war unter Hurrahruf der Knaben geboren, begrüßt von dem Schellengeläute und dem Peitschengeknall der Schlitten.

      Die Sonne ging unter, der Vollmond ging auf, rund und groß, klar und schön in der blauen Luft.

      „Nun haben wir sie wieder von einer andern Seite,“ sagte der Schneemann. Er glaubte, es wäre die Sonne, welche sich abermals zeigte. „Ich habe es ihr abgewöhnt, mich anzuglühen und anzuglotzen! Nun kann sie dort oben hängen und so viel Licht verbreiten, daß ich mich selbst sehen kann. Wüßte ich nur, wie man es anzustellen hat, um vom Flecke zu kommen. Vermöchte ich es, so würde ich jetzt auf das Eis hinuntergehen, um zu schlittern, wie ich es die Knaben thun sah. Aber ich verstehe nicht zu laufen.“

      „Weg, weg!“ bellte der alte Kettenhund, der etwas heiser geworden seitdem er nicht mehr Stubenhund war; „die Sonne wird dich schon laufen lehren; das habe ich an deinen Vorgängern gesehen. Weg, weg, und weg sind Alle!“

      „Ich verstehe dich nicht, Kamerad!“ sagte der Schneemann. „Soll mich etwa die da oben laufen lehren?“ Er meinte den Mond. „Sie lief freilich vorher, als ich sie starr ansah, und jetzt schleicht sie sich wieder von einer anderen Seite heran.“

      „Du weißt nichts,“ sagte der Kettenhund, „aber du bist ja auch erst vor Kurzem zusammengeklatscht! Das, was du jetzt siehst, heißt der Mond, und das was unterging, war die Sonne. Sie kommt morgen wieder und wird dich dann schon lehren


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