Die Wildente. Henrik Ibsen

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Die Wildente - Henrik Ibsen


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Henrik Ibsen

      Personen

       Werle, Großkaufmann, Hüttenbesitzer usw.

       Gregers, sein Sohn

       Der Alte Ekdal

       Hjalmar Ekdal, des Alten Sohn, Photograph

       Gina, Hjalmars Frau

       Hedwig, ihre Tochter, 14 Jahr alt

       Frau Sörby, Haushälterin bei Werle

       Relling, Arzt

       Molvik, gewesener Theologe

       Gråberg, Buchhalter

       Pettersen, Diener bei Werle

       Jensen, Lohndiener

       Ein Beleibter Herr von bleicher Gesichtsfarbe

       Ein Herr Mit Einer Glatze

       Ein Kurzsichtiger Herr

       Sechs Andere Herren, Gäste Werles

       Mehrere Lohndiener

      Der erste Akt spielt in Werles Hause, die vier andern bei Hjalmar Ekdal.

      (Sprich: Jalmar, Sörbih, Molwik, Groberg, Häudalswerk, Hoken.)

      Erster akt

      In Werles Haus. Reich und bequem eingerichtetes Arbeitszimmer; Bücherschränke und Polstermöbel; Schreibtisch mit Dokumenten und Protokollen; mitten im Zimmer brennende Lampen mit grünen Schirmen, so daß ein gedämpftes Licht im Zimmer herrscht. Offene Flügeltür mit zurückgeschlagener Portière an der Hinterwand. Durch diese Tür blickt man in ein großes, elegantes Zimmer, das durch Lampen und Armleuchter hell erleuchtet ist. Vorn rechts im Arbeitszimmer führt eine kleine Tapetentür in die Kontore. Vorn links ein Kamin, worin Kohlen glühen; weiter nach hinten eine Doppeltür, die in den Speisesaal führt.

      Pettersen, in Livree, und Jensen, im Frack machen im Arbeitszimmer Ordnung. In dem größeren Zimmer bewegen sich zwei, drei andere Lohndiener, räumen auf und machen noch mehr Licht. Aus dem Speisesaal tönt das Summen der Unterhaltung und vielstimmiges Lachen; man klopft mit einem Messer ans Glas; Ruhe tritt ein; ein Toast wird gehalten; Bravorufe, darauf wieder das Summen des Gesprächs.

      Pettersen zündet eine Lampe auf dem Kamin an und setzt den Schirm darüber. Sie, Jensen, hören Se man bloß mal; nu steht der Alte auf und red’t ’nen länglichen Tomast auf Frau Sörby.

      Jensen schiebt einen Lehnstuhl vor. Ist das vielleicht wahr, was die Leute sagen, daß mit die beiden was los is?

      Pettersen. Weiß der Deubel.

      Jensen. Er soll ja in frühere Jahre ein doller Bengel gewesen sein.

      Pettersen. Das’ woll möglich.

      Jensen. Das Diner, das gibt er ja woll für seinen Sohn.

      Pettersen. Ja. Der Sohn ist seit gestern wieder da.

      Jensen. Ich hab’ gar nich mal gewußt, daß Herr Werle ’n Sohn hat.

      Pettersen. Jawoll, — er hat ’n Sohn. Aber der kommt nie da oben vom Höjdalswerk weg. In die ganzen Jahre, wo ich hier diene, is er nie zu Haus’ gewesen.

      Ein Lohndiener in der Tür zum andern Zimmer. Sie, Pettersen, da is so’n alter Kunde, der —

      Pettersen brummend. Deubel noch mal, wer will denn jetzt hier ’rein?

      Der alte Ekdal wird im Zimmer rechts sichtbar. Er trägt einen fadenscheinigen Radmantel mit hohem Kragen; wollene Fausthandschuhe; in der Hand hält er einen Stock und eine Pelzmütze; unter dem Arm ein Paket in Packpapier. Rotbraune, schmutzige Perücke und einen kleinen grauen Schnurrbart.

      Pettersen geht ihm entgegen. Herrjeh! — Was wollen Sie denn hier?

      Ekdal in der Tür. Muß dringend aufs Kontor, Pettersen.

      Pettersen. Das Kontor ist schon ’ne Stunde zu, un —

      Ekdal. Hab’s schon unten gehört, Freundchen! Aber Gråberg ist noch drin. Seien Sie nett, Pettersen, und lassen Sie mich durch die Tür da ’rein. Zeigt auf die Tapetentür. Bin schon mal den Weg gegangen.

      Pettersen. Na, meinswegen! Öffnet ihm die Tür. Aber passen Sie ja auf, daß Sie auch den richtigen Weg wieder ’runter kommen. Wir haben Gäste.

      Ekdal. Weiß schon — hm! Danke, Pettersenchen! Alter guter Freund. Danke schön. Brummt leise: Schafskopf! Ab ins Kontor, Pettersen schließt die Tür hinter ihm.

      Jensen. Gehört der auch mit zu die Kontorleute?

      Pettersen. Nee, das is man bloß so einer, der aus ’m Hause schreibt, wenn sie ’ne Aushilfe brauchen. Aber das war früher mal ’n verdammt feinen Kerl, der alte Ekdal.

      Jensen. Ja, er sah auch aus nach so was.

      Pettersen. Na ja! Der is doch auch Leutnant gewesen!

      Jensen. Deubel auch, — Leutnant!

      Pettersen. Jawoll ja. Dann schmiß er sich auf ’n Holzhandel oder was Ähnliches. Sie sagen, er hat Werle mal düchtig ’reingelegt. Die beiden hatten nämlich damals das Höjdalswerk zusammen, verstehn Sie. O, den alten Ekdal, den kenn’ ich ’n bischen fein. Wir trinken so manchen Bittern und manche Buddel Bayrisch zusammen — bei Madam Eriksen.

      Jensen. Na, bei dem is es mit ’m Spendieren doch woll man bloß nur so so?

      Pettersen. Herrjeh, Jensen, — Sie können sich doch woll denken, daß ich der Spendierer bin. Ich mein’ doch, man soll schangtil mit Leute sein, denen ’s mal besser gegangen is.

      Jensen. Hat er denn Bankrott gemacht?

      Pettersen. Nee, es war woll noch viel schlimmer. Er hat Festung gekriegt.

      Jensen. Festung!

      Pettersen. Kann auch Zuchthaus gewesen sein — horcht. — Pst, Sie stehen von Tisch auf.

      Ein paar Diener öffnen die Tür des Speisesaals von innen. Frau Sörby, im Gespräch mit einigen Herren, tritt auf. Ihr folgt auf dem Fuße die ganze Tischgesellschaft. Darunter Werle. Zuletzt kommen Hjalmar und Gregers.

      Frau Sörby im Vorübergehen zum Diener. Pettersen, lassen Sie bitte den Kaffee im Musiksaal servieren.

      Pettersen. Sehr wohl, Frau Sörby.

      Sie und die zwei Herren treten in das große Zimmer und von dort aus rechts ab. Pettersen und Jensen ab auf demselben Wege.

      Ein Beleibter zu einem Glatzkopf. Puh, — dies Diner! — das war ein derbes Stück Arbeit!

      Der Glatzkopf. Ach, mit einem bißchen gutem Willen kann man in drei Stunden unglaublich viel leisten.

      Der Beleibte. Ja, aber nachher, nachher, mein lieber Kammerherr!

      Ein Dritter Herr. Ich höre, der Mokka und der Maraschino werden im Musiksaal gereicht.

      Der Beleibte. Bravo! Dann spielt uns Frau Sörby vielleicht etwas vor.

      Der Glatzkopf mit gedämpfter Stimme. Wenn Frau Sörby uns nur nicht bald etwas pfeift, Du.

      Der Beleibte. I Gott bewahre. Berta läßt ihre alten Freunde nicht sitzen.

      Sie lachen und gehen ins Zimmer ab.

      Werle leise und verstimmt. Ich glaube, es hat niemand etwas bemerkt, Gregers.

      Gregers sieht ihn an. Was?

      Werle. Hast Du es auch nicht bemerkt?

      Gregers. Was sollte ich bemerkt haben?

      Werle. Wir waren dreizehn bei Tische.

      Gregers. So? Waren wir dreizehn?

      Werle mit einem Blick auf Hjalmar Ekdal. Wir sind sonst gewöhnlich nur zwölf. Zu den übrigen. Bitte, meine Herren!

      Er und die Zurückgebliebenen, mit Ausnahme von Hjalmar und Gregers, gehen durch den Hintergrund


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