Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.der mit erschreckender Agilität nach einem Ausweg aus seinem Gefängnis suchte. Als der Tank auf seinen Transportwagen gestellt wurde, flackerten die umhüllenden Energiefelder für den Bruchteil einer Sekunde, und das Wesen warf sich sofort mit voller Wucht dagegen; ein Raubtier, das Montoya ansprang, um sie zu verschlingen. Doch das Flackern rührte nur daher, dass der Tank sich mit der Energiezelle des Gefährts koppelte; die Felder hielten, und der Wagen setzte sich mit einem Geleitschutz von mehreren Robotern und Soldaten in Bewegung.
Montoya blieb noch einen Augenblick lang stehen und ballte und öffnete die Hände, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte.
»Wohin bringen Sie es?«, flüsterte Marshall, der unbemerkt neben sie getreten war.
»John!« Sie schreckte abermals zusammen. »Meine Güte. Auf die Wissenschaftsstation zu Sianuk und Bumipol na Ayutthaya. Die beiden haben eine Theorie, die sie überprüfen wollen. Möchten Sie mich dahin begleiten?«
»Sehr gern.« Der Telepath nickte gefasst. »Aber wir können auch noch einen Moment warten.«
Sie sah, wie blass der sportliche und dank seines Aktivators jung gebliebene Mann war, wie angespannt seine Züge.
»Alles in Ordnung?«
»Ja«, versicherte Marshall. »Sie haben mir schon auf dem Rückweg was gegeben. Aber ohne Tekener hätte ich es nicht geschafft.«
»Es war schlimm da unten, nicht wahr?«
»Es ist ein schlimmer Ort«, bestätigte er. »Aber seine Bewohner sind nicht die Ursache, sondern die Opfer.« Er sah, dass sie noch mehr fragen wollte, und schüttelte den Kopf. »Hören wir uns an, was die Zwillinge zu sagen haben.«
Sie folgten dem Tross in gemessenem Abstand zur Wissenschaftlichen Abteilung.
Dort hatten die zwei na Ayutthayas schon alles vorbereitet, um die Kreatur aus dem Tank in Empfang zu nehmen. Sie sperrten sie hinter eine mit Energiefeldern verstärkte Wand aus Glassit und starteten verschiedene Diagnosegeräte. Die Robotereskorte blieb vorsichtshalber ebenfalls im Eingang stehen. Montoya fiel auf, dass es abgesehen von den blinkenden Lichtern und Holos sehr dunkel im Labor war.
»Was haben Sie vor?«, fragte sie, als einer beiden Zwillingsbrüder – Montoya konnte sie nicht auseinanderhalten – eine kleine Schleuse in der Glassitwand öffnete, um verschiedene Gegenstände hineinzulegen: einen Stein, einen Holzstab, eine Metallstange, einen Salatkopf, ein Stück Käse.
»Ich will eine Reaktion provozieren«, antwortete der thailändische Wissenschaftler freundlich. Kaum dass er die innere Pforte geöffnet hatte, stürzte sich das Wesen gierig auf die Objekte im Schleusenfach und umschloss sie mit seinem Körper. Als es sich wieder entfernte, waren nur der Stein und die Metallstange geblieben.
»Es absorbiert alle pflanzlichen und tierischen Stoffe«, stellte der andere na Ayutthaya fest. »Ich denke, damit haben wir die Erklärung für die karge Landschaft dort draußen gefunden.«
»Diese Dinger haben sie abgegrast?«, fragte Montoya. »Und jetzt kommen sie, um uns zu holen?«
»Sie haben einen unermesslichen Hunger«, bestätigte Marshall. »Das kann ich spüren. Leider.«
»Was sind diese Wesen?«, wollte Montoya wissen.
Marshall warf einen fragenden Blick zu den Chefwissenschaftlern der CREST II. »Konnten Sie mit den Daten, die Tekener und ich Ihnen geschickt haben, etwas anfangen?«
Die Brüder nickten. »Es waren enorme Mengen, aber schon die Teile, die wir bislang auslesen konnten, erzählen eine unmissverständliche – und, wenn ich das sagen darf, traurige – Geschichte.«
»Das habe ich befürchtet«, sagte Marshall.
»Was?« Montoya war irritiert. »Was haben Sie befürchtet?«
Sianuk oder Bumipol trat vor die Trennscheibe, hinter der das fahlgraue, formlose Wesen hockte und verdaute. »Sie stehen vor den letzten Resten dessen, was von den Bewohnern dieser Welt verblieben ist.«
Montoya verschlug es den Atem. »Das? Das sind die ursprünglichen Bewohner dieser Welt? Die diese Städte dort draußen gebaut haben?«
»Sie nannten sich selbst Phygen«, berichtete Marshall. »Sie waren eine sehr kunstfertige Kultur. Besessen davon, die Erinnerung an sich und ihre Leistungen zu bewahren.«
»Dann kam das Dunkelleben auf ihre Welt«, fuhr na Ayutthaya fort. »Und verwandelte sie.«
»Verwandelte sie?«, hauchte Montoya.
»Es verwandelte alles Leben. Nur die Phygen überdauerten ... in dieser Form.«
Sie musterte das gestaltlose Geschöpf in seinem Gefängnis. »Lebt es noch?«
»Das ist das Furchtbare«, antwortete Marshall. »Es lebt ... Es denkt ... und es erinnert sich. Zumindest ein bisschen.«
»Was soll das heißen?«, fragte na Ayutthaya interessiert. Die Wahrnehmungswelt des Telepathen blieb selbst ihm verschlossen.
»Es fühlt sich an, als könnten sie einen Gedanken nur noch wenige Sekundenbruchteile lang verfolgen«, erläuterte Marshall. »Ich habe auf dem Rückflug zur CREST II mit Gucky gesprochen. Ihm geht es ebenso, wenn er die Gedanken der Phygen unten vor dem Schiff zu lesen versucht. ›Als würden sie jeden Gedanken immer nur zur Hälfte denken‹, waren seine Worte. ›Halbdenker‹ – so nannte er sie.«
»Das wollen wir uns doch mal näher ansehen«, beschloss einer der Brüder und brachte per holografischer Fernsteuerung ein kleines, schwebendes Diagnosegerät direkt über dem amorphen Wesen in Stellung, das den Körper der Kreatur einer gründlichen Multifrequenzdurchleuchtung unterzog.
Dann besah sich der Wissenschaftler die Ergebnisse. »Was von den neuronalen Strukturen noch geblieben ist, wird ständig neu verschaltet«, stellte er staunend fest. »Eine derartige mutagene Wirkung hätte ich nicht erwartet.«
»Was ist mit Merkosh?«, platzte es aus Montoya heraus. »Ist er nicht ebenfalls infiziert? Und war das Dunkelleben nicht drauf und dran, auch sein Gehirn zu befallen?«
»Selbstverständlich teilen wir alle unsere Erkenntnisse sofort mit Doktor Steflov und Sud«, beruhigte na Ayutthaya sie. »Aber Sie müssen bedenken, dass wir hier auf Jahrhunderte oder mehr der Mutation nach einem enormen, planetenweiten Ereignis blicken. Ich glaube nicht, dass Merkosh akut dasselbe Schicksal droht.«
»Ein furchtbares Schicksal«, murmelte Marshall. »Nicht mehr Herr seiner eigenen Gedanken zu sein, ein primitiven Fressinstinkten unterworfenes Tier – gerade verständig genug, um zu wissen, dass man einst mehr gewesen ist ... während man sich im Boden versteckt und wartet ...«
Montoya schluckte. »Vor wem eigentlich?«, fragte sie. »Wieso verstecken sich die Phygen? Es gibt nichts sonst mehr auf ihrer Welt. Sie haben alles vernichtet, leer gefressen. Leben in ihren eigenen Ruinen.«
»Das ist eine Frage, die wir uns auch schon gestellt haben«, ergriff der andere der beiden Brüder das Wort. »Es war durchaus auffällig, dass sämtliche Phygen erst bei Einbruch der Dunkelheit den Boden verließen. Und in den Texten, die Sie uns aus der Stadt übermittelten, ist immer wieder von der Segen spendenden Kraft der Sonne die Rede und wie sie sich zu einem Fluch wandelte.«
»Licht und Dunkel.« Marshall nickte. »Das fiel Tekener und mir auch schon auf.«
»Also dachten wir uns«, sagte der erste Zwilling und brachte einen großen Scheinwerfer in Stellung, »probieren wir doch einmal aus, wie Phygen auf Licht reagieren.«
»Sie mögen es nicht sonderlich«, teilte Marshall mit. »Unsere Helmlampen waren ihnen unangenehm. Aber sie hatten auch keinen entscheidenden Effekt.«
»Das hier ist etwas stärker als Ihre Lampen«, versprach Bumipol – oder Sianuk –, teilte Schutzbrillen aus und wartete, bis alle bereit waren. »Und an!«
Von einem Moment auf den nächsten fiel ein gleißend greller Strahl wie von einem starken Suchscheinwerfer auf die gefangene Kreatur. Diese zog sich