Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.denn es gibt keine weitere Alternative.« Montoya glitt von der Liege und stand auf.
»Sud?«, fragte Thora. »Wirst du auch dabei sein?«
Zu ihrer Überraschung schüttelte die Ärztin den Kopf. »Nein, ich bleibe hier. Ich muss für die Mannschaft da sein und weiter experimentieren, um sie so schnell wie möglich von den Parasiten zu befreien. Jemand, der immun ist, muss die Stellung halten.«
Thora war das zwar nicht recht, wegen der Gefahr einer Entdeckung und der möglichen Folgen, aber sie akzeptierte die Entscheidung. Sud war auf der CREST II eine wertvolle Verbündete und Rückversicherung, sollten sie fliehen müssen. »Aber pass unbedingt auf dich auf, und verrate dich nicht.«
»Wie bisher auch, ich habe schon Übung darin«, versprach Sud.
»Dann nehme ich Gabrielle jetzt mit, und wir werden ab sofort ein Team bilden«, entschied Thora.
Montoya nickte. »Ich freue mich darauf. Es ... Es war ein furchtbares Gefühl, in mir selbst gefangen zu sein. Ich hatte keinerlei Antrieb mehr, wollte nichts entscheiden, mich einfach nur treiben lassen. Einerseits war mir alles völlig egal. Andererseits war da ein kleiner Teil in mir, der vielleicht an die Befriedigung der natürlichsten Bedürfnisse gekoppelt war und der sich im Klaren darüber war, dass etwas falsch läuft. Ich war zwar nicht imstande, irgendwelche eigenständigen Gedanken zu fassen oder ein Gefühl zu empfinden, dennoch grummelte da etwas im Untergrund. Nach Suds Behandlung wurde ich mir dessen nach und nach bewusst, und das war eine schreckliche Phase.« Sie strich sich die weißen Haare zurück. »Ich war dem Parasiten völlig ausgeliefert. Im Nachhinein fühle ich mich missbraucht, als wäre ich aufgewacht aus einem nicht enden wollenden Albtraum.«
»Es wirkt gar nicht so ...«, sagte Thora beunruhigt.
»Nein. Man ist in Watte gepackt und zufrieden mit allem. Doch sobald dieser winzige Teil in dir, der von dem Bewusstsein deines Selbst übrig geblieben ist, an die Oberfläche gelangt, machst du die Hölle durch. Du erkennst alles im Nachhinein.« Montoya straffte sich. »Und deswegen werde ich Zakhaan Breel eigenfüßig mit einem Tritt in die Hölle befördern, wo er auf ewig schmoren soll!«
»Er zahlt bereits einen hohen Preis«, wandte Sud ein.
»Mag sein. Das eine bedingt das andere – angeblich waren die Druuwen früher friedfertig. Das rechtfertigt dennoch nichts.«
Thora konnte Montoya verstehen. Andererseits war sie nicht sicher, ob der Dämmerzustand der Mannschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht schonender war. Zu wissen, dass man als Versuchstier für grausame Experimente vorgesehen war, verschaffte keinesfalls sanfte Träume. Für die Arkonidin, der Freiheit über alles ging, war es nur schwer erträglich, zu wissen, dass sie die Verantwortung für fast zweitausend Menschen trug und gegenwärtig nichts für sie tun konnte. Umso entschlossener war Thora Rhodan da Zoltral, ihre Mannschaft rechtzeitig zu befreien, bevor alle wie Schafe zur Schlachtbank geführt wurden.
*
Mentro Kosum war nach wie vor wütend wegen der Abfuhr, die er sich eingehandelt hatte. Sein Verstand sah zwar ein, dass John Marshall recht gehabt hatte und dass es besser war, wenn er sich darauf konzentrierte, die Kontrolle über die CREST II zurückzuerlangen. Dennoch wurmte es ihn, dass er nicht in den Außeneinsatz gehen durfte. Es hätte ihn interessiert, einmal in den technischen Apparat des Contagiats hineinzuschnuppern und dort vielleicht einiges durcheinanderzubringen. Nur immer als Emotionaut zu arbeiten, genügte ihm nicht. Er wollte Erfahrungen sammeln und Abenteuer erleben.
Und er wollte vor allem diesem Primitivling Zakhaan Breel zeigen, dass sich ein terranisches Raumschiff nicht so einfach kapern ließ.
Außerdem juckte es die ganze Zeit in Kosums Gesicht, was seine Laune nicht gerade hob. Ohnehin ständig hyperadrenalin, war es schwer für ihn, sich körperlich mit der zusätzlichen Beanspruchung durch den Halteparasiten zu arrangieren. Im Gegensatz zu den anderen war er ja nicht von vornherein immun, sondern vergällte nur aufgrund seines besonderen cyboranischen Metabolismus dem Schmarotzer, dass sich der Pilz in seinem Gehirn wohlfühlte.
Sein Parasit war dadurch nicht ausgeschaltet, sondern weiterhin aktiv. Das Myzel konnte aber seine Funktion nicht erfüllen. Immer wieder versuchte es, im Gesicht Halt zu finden und sich weiter auszubreiten. Genauso verhielt es sich mit den körperinternen Angriffen auf den präfrontalen Kortex, was Kosum beständig das Gefühl eines Kopffeuerwerks bescherte. Als ob in seinem Gehirn kleine elektrische Entladungen aufblitzten, wenn das Pilzgeflecht versuchte, sich zu verankern, und dann wieder zurückzuckte, weil das unangenehm war. Ein ständiger Angriff und Rückzug.
Davon sollte man keine Kopfschmerzen bekommen!
Allerdings hatte Kosum das Gefühl, dass die Attacken allmählich nachließen und schwächer wurden. Vielleicht hatte er Glück, und der unerwünschte Mitbewohner gab demnächst auf, weil er weniger Energie abzapfen konnte, als er aufbringen musste, um den Wirt unter seine Kontrolle zu zwingen.
Das wäre famos, dann wäre Kosum endlich wieder ganz »der Alte« und konnte ungehindert ...
... dasselbe tun wie derzeit auch! Kosum rieb sich die Stirn; seine Gedanken gerieten ab und zu durcheinander. Nichts hinderte ihn, außer dass er sich unwohl fühlte. Also Schluss mit dem Selbstmitleid und ans Werk!
Der Plan sah vor, dass er sich in einem der von Nakamura angelegten Geheimverstecke mit einem Kampfanzug und möglichst auch Waffen versorgte. Außerdem sollte Kosum versuchen, auf Schleichwegen so nah wie möglich bis zur Hauptzentrale vorzudringen.
Sobald Rhodan oder Thora grünes Licht gaben, wollten alle losschlagen, die Druuwen ausschalten, und dann ... musste der Emotionaut sich mit den Schiffssystemen koppeln.
Rhodan hielt es für möglich, dass es ihnen gelang. Also hielt auch Kosum es für möglich. Wäre doch gelacht!
*
Perry Rhodan hatte zwischenzeitlich seinerseits möglichst unauffällig mehrere Kampfausrüstungen zusammengestellt und zu dem Quartier gebracht, das ihm und Thora zugewiesen worden war. Nachdem er alles Nötige beisammen hatte, machte er sich auf den Weg zur Messe, um sich dort ein letztes Mal umzusehen. Vielleicht gab es doch noch den einen oder anderen, der nicht von dem Halteparasiten beeinflusst war?
Offen und für jeden erkennbar, durchquerte er den großen Raum bis zur Essensausgabe. Während er sich scheinbar energielos einen Weg suchte, blickte er sich verstohlen um, ob ihm ein Augenpaar begegnete, das nicht glasig wirkte. Die Wachen waren inzwischen reichlich nachlässig; keiner der Druuwen glaubte anscheinend daran, dass eine ihrer Injektionen versagt haben könnte.
Leider musste Rhodan ihnen recht geben. Lediglich seine besondere Konstitution, ebenso wie bei den anderen Immunen, hatte ihn vor Schlimmerem bewahrt. Die Injektion selbst hatte gewirkt, der Parasit war durchaus aktiv geworden. Wer nicht unsterblich war, einen Winterschlaf-Zellaktivator trug oder anderweitig über besondere Fähigkeiten verfügte, hatte keinerlei Chance. Er hatte es bei Montoya und Steflov gesehen. Und er erlebte es nun erneut. Seine Hoffnung, dass sich inzwischen etwas geändert haben könnte, zerstob.
Die Frauen und Männer ringsum waren träge, teils apathisch. Sie kamen ihren biologischen Grundbedürfnissen nach, die von dem Schmarotzer nicht behindert wurden – natürlich nicht. Ein kraftloser oder toter Wirt war nutzlos. Die mental versklavten Menschen aßen und tranken also, sogar das eine oder andere Wort wurde gewechselt. Sie erkannten Rhodan, dessen war er sicher, doch ihr Blick schweifte schnell wieder ab irgendwohin ins Nichts. Ins Gedankenlose. In die absolute Gleichgültigkeit, in der nur noch zählte, dass der Körper überleben musste. Hatten sie keine Befehle und nichts zu tun, waren alle Bedürfnisse befriedigt, dann brauchten sie nicht zu denken, und diese Leere drückte sich in ihren Mienen aus.
Rhodan ballte die Hand zur Faust. Zweitausend Männer und Frauen, und er konnte nichts unternehmen! Als er die CREST II kampflos übergeben hatte, war er nicht davon ausgegangen, dass die Lage derart aussichtslos werden könnte. Er war vom Üblichen ausgegangen: alle eingesperrt, notwendigerweise auf engstem Raum, um leichter überwacht werden zu können, und man hätte auf die eine oder andere Weise Widerstand geleistet. Subtil, indem man die Invasoren