Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8. Inger Gammelgaard Madsen

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Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8 - Inger Gammelgaard Madsen


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nur einem Wort erwähnt.

      „Ich versteh schon, dass es eine Überraschung gewesen sein muss, als sich Roland Benito dafür entschieden hat, bei der Polizeibeschwerdestelle zu arbeiten, aber er hat natürlich auch seine Gründe gehabt.“

      Isabella nickte lediglich und sah aus, als würde sie es bereuen, seinen Namen erwähnt zu haben. Anker Dahl konnte nicht einschätzen, was ihr Gesicht widerspiegelte. Enttäuschung? Fühlte sie sich im Stich gelassen, vielleicht?

      „Ich würde trotzdem gerne wissen, was du …“

      „Ich finde, wir sollten uns diese Selbstmorde genauer ansehen“, unterbrach sie.

      Anker Dahl lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und nickte, während er sie interessiert betrachtete. Das Gleiche hatte er sich auch gedacht. Und Isabella wollte anscheinend lieber über den aktuellen Mordfall als über Verbesserungen in der Abteilung sprechen. Und das war in Ordnung für ihn.

      „Ich meine alle Selbstmorde, die sich in letzter Zeit zugetragen haben. Irgendetwas daran ist doch Mysteriös. Zum Beispiel die Frau, die man in einem Schacht gefunden hat. Warum in aller Welt sollte sie sich da drinnen verstecken und sich selbst das Leben nehmen? Ich habe es Kurt Olsen schon gesagt, aber er …“

      Er kaute an seiner Unterlippe.

      „Ich bin ganz deiner Meinung, Isabella. Ich bin vorhin am Tatort gewesen. Die drei Jungen im Schlachthaus haben jedenfalls nicht Selbstmord begangen. Wir müssen uns auch die anderen Fälle ansehen. Wir müssen herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen ihnen gibt. Kümmerst du dich darum?“

      Isabellas Augen leuchteten auf, als sie nickte. Es war ein Merkmal, das sie alle hatten; sie alle brannten darauf, loszulegen, und was konnte er sich als Chef mehr wünschen?

      „Könntest du die Akten und die rechtsmedizinischen Berichte raussuchen, dann kannst du sie mir mailen, wenn es sie auch digital gibt.“

      „Mach ich. Wie weit soll ich zurückgehen?“

      „Wann denkst du, hat es angefangen?“

      „Es gab da einen merkwürdigen Selbstmord vor einigen Monaten, der mich auch sehr verwundert hat, aber nichts hat auf ein Verbrechen hingedeutet. Ein 40-jähriger Mann hat wegen des Verdachts auf Mord an seiner Frau in Untersuchungshaft gesessen. Er hat die Tat geleugnet, hat sich dann aber in seiner Zelle erhängt. Es hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass er die Wahrheit gesagt hat. Er war unschuldig und der richtige Mörder ist ermittelt und verurteilt worden, aber warum in aller Welt hat er sich das Leben genommen?“

      „Du bestimmst selbst, wie weit du zurückgehen möchtest, Isabella. Roll alle Fälle auf und schau, ob du etwas herausfinden kannst.“ „Kann ich jetzt gehen?“, fragte sie ungeduldig und legte ihre schlanken Hände auf die Armlehnen des Bürostuhls, um aufzustehen.

      „Natürlich, wir machen später noch ein Briefing, dann können wir alles zusammenfassen.“

      „Du hast also auch die anderen in Bewegung gesetzt?“

      „Klar, ich bin doch der Chef, nicht wahr?“

      Er lächelte, um es nicht zu barsch klingen zu lassen. Sie waren ja gerade erst dabei, sich kennenzulernen.

      Isabella erhob sich und schaute das Bild an, das auf seinem Schreibtisch stand. Das einzig Persönliche, das er bis jetzt neben dem Telefon aufgestellt hatte.

      „Ist das dein Sohn?“

      Er nickte.

      „Wie heißt er?“

      „Er heißt Robin. Morgen wird er zehn Jahre alt.“

      „Herzlichen Glückwunsch“, sagte sie und lächelte ihn herzlich an. Sie konnte er gut leiden. Mehr Frauen im Team auf alle Fälle.

      Isabella hatte gerade die Tür geschlossen, als der Vizepolizeidirektor Kurt Olsen angetanzt kam. Mit ihm war es ganz anders. Gut, dass er bald in Pension ging. Sein Gesicht war in stramme, ernste Falten gelegt, die ihn noch älter aussehen ließen.

      „Ich komme gerade aus der Rechtsmedizin …“

      Er lockerte die Krawatte und einen Moment lang sah es aus, als würde er keine Luft mehr bekommen.

      „Ja?“

      „Die Jungs sind identifiziert worden. Zwei der Elternpaare haben ihre Söhne als vermisst gemeldet und im Leichenschauhaus eben bestätigen können, dass sie es sind. Der Letzte hat bei seiner Mutter gelebt, die allein mit ihm gewohnt hat. Bestimmt Alkoholikerin und Drogensüchtige – ich bezweifle, dass sie verstanden hat, dass ihr Sohn tot ist …“

      Kurt Olsen sollte nach so vielen Jahren in seinem Metier eigentlich ein abgehärteter Mann sein, daher verwunderte Anker Dahl sein bleiches, nervöses Aussehen. Vielleicht hatte sich normalerweise immer Roland Benito um die Rechtsmedizin gekümmert. Weil er sehen konnte, dass noch mehr kommen würde, wartete er und drehte, zurückgelehnt in den Bürostuhl, ungeduldig seinen Kugelschreiber zwischen den Fingern hin und her.

      „Rune Gudbergsen, Malte Mikkelsen und Christoffer Svendsen heißen sie und …“

      „Hat man schon ihre Handys und andere persönliche Gegenstände gefunden?“

      „Nein, leider noch nicht. Vielleicht sind wichtige Informationen auf den Telefonen, von denen die Eltern bestätigt haben, dass sie sie bei sich hatten. Es waren in erster Linie die Fingerabdrücke, die die Identität von zwei von ihnen aufgedeckt haben. Christoffer Svendsen und Malte Mikkelsen. Die beiden sind wegen mehrerer Einbrüche und Diebstähle schon aktenkundig. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen haben die Einnahme von Drogen und Alkohol nachgewiesen.“

      „Um welche Drogen handelt es sich?“

      „Keine harten. Hasch. Und es war nur von Bier die Rede. Der gestohlene Opel Corsa ist bei dem Gebäude gefunden worden und man hat Pfefferspray in Christoffer Svendsens Hosentasche entdeckt. Es steht also fest, dass es die drei Jungs sind, die den Raub im Sportladen begangen haben. Einige Zeugen meinen aber, vier Jungen vom Tatort flüchten gesehen zu haben. Vielleicht fehlt uns einer, der etwas weiß.“

      „Wenn das so ist, dann müssen wir ihn schnell ausfindig machen. Haben die Kriminaltechniker und die Rechtsmediziner irgendetwas anderes gefunden? Das Projektil, Fasern, Hautzellen an den Seilen oder irgendetwas anderes Brauchbares?“

      Kurt Olsen schüttelte nervös den Kopf.

      „Nein, nichts. Es wurden nur Fingerabdrücke der Opfer gefunden. Und an ihren Händen und Nägeln sind Verletzungen zu sehen. Natalie Davidsen, unsere Rechtsmedizinerin, meint, dass sie verzweifelt versucht haben, sich von den Seilen zu befreien. Sie sind also nicht sofort gestorben, sondern es sieht aus, als wären sie langsam erstickt, sagt sie. Unter den Nägeln von einem der Jungen hat sie etwas gefunden, das gerade analysiert wird – es könnte Leder sein, vielleicht von einer Jacke. Die Techniker haben außerdem Blut zwischen einigen Glasscherben entdeckt. Der Hundebesitzer meint aber, dass sich sein Hund damit die Pfoten aufgeschnitten hat, das stammt also bestimmt von ihm. Es ist zur Sicherheit trotzdem zur Analyse weitergereicht worden. Es sind auch Reifenabdrücke vor der Schlachtanlage abgenommen worden, die nicht von dem gestohlenen Opel stammen.“ Nun blickte Kurt Olsen zum ersten Mal direkt in Anker Dahls Augen. „Sagt Dir der Name Gudbergsen vielleicht etwas?“

      „Glaube nicht.“ Anker dachte kurz nach und schüttelte bedauernd den Kopf. „Sollte er?“

      „Birger Gudbergsen“, sagte Kurt Olsen bedeutungsvoll, indem er die Augenbrauen emporzog, sodass sich seine Stirn in Falten legte.

      „Birger“, wiederholte Anker Dahl und fühlte sich plötzlich dumm bei diesem albernen Ratespiel des Vizepolizeidirektors. „Birger Gudberg … sen.“

      Dann dämmerte es.

      „Der Polizeipräsident?“

      Kurt Olsen nickte ernst.

      „Ja, einer der Opfer, Rune Gudbergsen, ist sein Sohn.“

      Kapitel


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