Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8. Inger Gammelgaard Madsen

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Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8 - Inger Gammelgaard Madsen


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sieht?“

      „Die meisten wissen, dass ich jemanden kennengelernt habe, aber natürlich nicht, wer es ist. Die feuern mich, wenn …“

      Sie stieg aus dem Wasser und ließ ihn in einem nahezu schwerelosen Zustand zurück. Erneut konnte er ihren Körper sehen, diesmal bewirkte es jedoch nichts. Er war schlaff. Schlaff im gesamten Körper, tief hinein bis in die Knochen. Ungeniert stand sie da und trocknete sich ab.

      „Möchtest du aufstehen? Frierst du nicht?“

      Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Die Pupillen in ihrer blauen Iris waren noch immer geweitet. Sie nahm ein frisches dickes Frotteehandtuch aus dem Kasten und warf es ihm ohne abzuwarten zu, er fing es auf, bevor es ins Wasser fiel. Der Boden war nass und er rutschte fast darauf aus, als er aus der Wanne stieg.

      „Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir helfen willst, Simone, und ich bleibe natürlich nicht hier wohnen. Morgen werde ich mich nach einer Wohnung umsehen. Ich kann dir etwas zahlen und …“

      „Hör schon auf! Ich war doch diejenige, die dich hier haben wollte. Schauen wir mal, was passiert. Wir werden uns schon gut verstehen.“

      Sie wickelte das Handtuch um sich und verließ mit einem schelmischen Lächeln das Badezimmer. Auch Trolle lächelte. Ja, sie würden sich schon gut verstehen.

      Sie hatte sich helle Jeans und einen weißen, dicken Strickpulli angezogen und hob sich kaum vom Sofa ab, auf dem sie sich jetzt ausgebreitet hatte und eine Zigarette rauchte. Auf dem Tisch standen zwei Gläser und eine Flasche Champagner.

      „Willst du ihn aufmachen?“

      „Den Champagner?“

      „Ja, wir müssen doch feiern, dass du ein freier Mann bist.“

      „Haben wir das nicht gerade getan?“

      „Das vorhin?“ Sie lachte. „Das ist etwas, an das du dich jetzt wieder gewöhnen musst – täglich!“

      Dieses raue Lachen war sein erster Lichtblick gewesen, als sie vor zwei Jahren im Gefängnis zu arbeiten begonnen hatte. Wie er es die ersten beiden Jahre ohne sie ausgehalten hatte, wusste er nicht.

      „Hast du einen Champagnersäbel?“

      Champagner war nicht gerade das, was er gewohnt war, doch er hatte einmal gesehen, wie die Profis das machten.

      „Du hast doch selbst einen, wie ich gerade bemerkt habe.“

      Schon wieder dieser schelmische Blick.

      Es wurde keine klassische Sabrage daraus, wie man so etwas nannte, mit springendem Korken. Er wand ihn langsam aus der Flasche und befüllte beide Gläser. Sie stießen an.

      „Was wirst du jetzt machen?“, fragte sie und wurde ernst.

      Er zuckte leicht mit den Schultern. Zwei Jahre lang war sie seine Vertraute gewesen, doch jetzt fühlte es sich anders an. Jetzt war er wieder zurück in Freiheit, war nicht mehr so verletzlich und konnte auf sich selbst aufpassen.

      „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte sie und nippte vorsichtig am Champagner, als wäre auch sie es nicht gewohnt, ihn zu trinken. Vielleicht hatte sie ihm nur imponieren wollen. Eigentlich kannten sie einander gar nicht richtig.

      „Meine Eltern? Denkst du, dass ich jetzt noch etwas von ihnen höre? Ich habe sie seit meiner Verurteilung nicht mehr gesehen.“

      „Aber wie können sie glauben, dass du … ihr Sohn!“

      „Ich bin vorbeigefahren“, gab er zu und verfolgte mit seinem Blick die kleinen, feinen Bläschen, die ruhig vom Glasboden an die Oberfläche stiegen.

      „Vorbeigefahren? Woran?“

      Er brauchte sie nur anzusehen.

      „Warum? Wie?“

      Es gefiel ihr nicht, das sah er.

      „Im Taxi, aber es war niemand zu Hause“, log er.

      Sie stellte das Glas auf dem niedrigen Couchtisch ab.

      „Was hättest du gemacht, wenn doch?“

      Wieder zuckte er mit den Schultern.

      „Stell jetzt nichts Dummes an, okay? Ich werde dich natürlich auf der Arbeit vermissen, aber trotzdem …“ Sie lächelte vorsichtig. „Ich weiß ja. Ich wollte sie einfach nur sehen … sehen ob sie …“

      „Vergiss es, Trolle. Du hast deine Strafe abgesessen. Das Leben geht weiter.“

      „Das ist verdammt noch mal leicht zu sagen, Simone. Ich habe es nicht getan, ich wollte … ich will … Du glaubst mir doch, oder?“

      „Natürlich. Das hab ich dir doch die ganze Zeit gesagt.“

      Er lehnte sich an sie und spürte die Verzweiflung in ihm aufsteigen.

      „Ich will das bereinigen, Simone. Ich will nicht, dass es mir weiterhin angehängt wird. Sie muss wissen, dass ich es nicht getan habe. Ich muss herausfinden, wer mir das angetan hat.“

      „Das kann man sich doch ausrechnen, oder?“

      Er stand auf und steuerte mit dem Glas in der Hand auf das Fenster zu.

      Es war dunkel geworden und nur die Lichter der Stadt leuchteten am Horizont. Es gab keine Sicht auf die Nachbarn. Wie konnte sie sich so sicher sein, dass er nicht schuldig war? Sie musste doch die gleichen Klagelieder von den anderen Häftlingen ringsherum zu hören bekommen haben. Alle behaupteten, unschuldig zu sein. Darin hatte Skipper recht gehabt. Manchmal hatte er selbst fast schon an seiner Unschuld gezweifelt. Wenn etwas nur oft genug wiederholt wurde, konnte es schon wie eine Wahrheit wirken. Als jedoch das Taxi vor dem Haus angehalten hatte und er ihr Fahrrad und das Auto in der Garage gesehen hatte, wusste er, wie das Ganze zusammenhing.

      „Du willst Rache, Trolle. Ist ein ziemlich gefährliches Spiel, auf das du dich da einlässt, das weißt du doch, oder?“, sagte sie hinter ihm.

      Er antwortete nicht. Das Blut schäumte in seinen Adern wie die Bläschen im Glas. Simone schwieg lange. Er konnte ihren Blick förmlich auf seinem Rücken spüren.

      „Ich kenne vielleicht jemanden, der dir helfen kann“, sagte sie.

      Kapitel 8

      Isabella Munch war die letzte von Anker Dahls neuen Mitarbeitern, die zu einem persönlichen Gespräch in sein Büro kam. Er warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr und verspürte einen leichten Anflug von Panik, weil für das hier eigentlich gar keine Zeit war, mitten in dieser wichtigen Ermittlung, doch jetzt hatte er es schon gesagt und wollte nicht von Anfang an als ein Chef dastehen, der sein Wort nicht hielt. Es waren einige brauchbare Vorschläge dazu gekommen, was an den Arbeitsabläufen in der Abteilung geändert werden könnte und er hatte einen Überblick darüber bekommen, wer die Angestellten waren und wofür jeder von ihnen einstand. Isabella war die einzige Frau im Team. Das sollte sich ändern. Frauen hatten eine ganz andere Art, die Dinge anzupacken, und er hatte in Kopenhagen gute Erfahrungen gemacht. Hübsches Mädchen, aber nach ihrem Aussehen beurteilte er sie natürlich nicht. Sie war offenbar der Typ Frau, der sich in einem männerdominierten Job, wie dieser es war, selbst wenn sich das zu ändern schien, gut zurechtfand. Isabella setzte sich und sah sich in seinem Büro um, als würde ihr etwas fehlen.

      „Ja, ich habe mich hier noch nicht ganz einrichten können, es sieht also noch etwas leer aus“, entschuldigte er sich.

      Natürlich fiel das einer Frau auf, niemand der anderen Mitarbeiter hatte sich so verwundert umgesehen.

      „Also, was für Vorschläge hast du?“

      „Für die Einrichtung?“

      Sie sah ihn verwundert an.

      „Nein“, er schmunzelte, „das muss ich mir schon selbst überlegen. Ich meine Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsabläufe in der Mordkommission.“

      „Ach so“, Isabella lächelte verlegen, „ich


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