Der Trost der Philosophie. Boethius

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Der Trost der Philosophie - Boethius


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die sichere Ordnung läßt,

      Froh wird nimmer sein Ausgang sein.

      Zuerst duldest du wohl, daß ich mit einigen Fragen deinen Geisteszustand berühre und untersuche, damit ich wisse, auf welche Weise deine Heilung einzurichten sei. – Frage du, sagte ich, nach deinem Gutdünken, was du willst, ich werde antworten. – Meinst du, daß diese Welt durch sinnlosen Zufall aufs Geratewohl getrieben werde, oder glaubst du, daß in ihr irgend eine Leitung der Vernunft wirke? – Doch, sprach ich, auf keine Weise möchte ich meinen, daß ein so fest Bestimmtes durch sinnlosen Zufall bewegt werde, vielmehr weiß ich, daß Gott der Schöpfer über diesem seinem Werke thront, und nicht ein Tag könnte mich von dieser Überzeugung abwendig machen. – So ist es, sagte sie, das hast du auch eben erst gesungen und nur beklagt, daß bloß die Menschen außerhalb der göttlichen Fürsorge ständen; denn darin, daß alles andere durch Vernunft gelenkt werde, hast du dich nicht erschüttern lassen. Dann aber, o wehe! wundere ich mich sehr, wie du, gefestigt in einer so heilsamen Überzeugung, noch krank sein kannst. Doch forschen wir etwas tiefer; ich vermute, ich weiß, was hier fehlt. Sage mir also, da du nicht zweifelst, daß die Welt von Gott regiert werde, nimmst du auch wahr, mit welchen Mitteln sie regiert wird? – Kaum verstehe ich den Sinn deiner Frage, sagte ich, geschweige, daß ich sie beantworten könnte. – So habe ich mich also nicht getäuscht, sagte sie, daß hier etwas fehlt, so daß wie durch die Bresche eines Walles die Krankheit der Verwirrung in deinen Geist eingedrungen ist. Aber sage mir, erinnerst du dich, was der Zweck der Dinge ist und wohin die Absicht der ganzen Natur strebt? – Ich habe es gehört, sprach ich, aber der Kummer hat mein Gedächtnis abgeschwächt. – Aber du weißt doch, woher alles seinen Ursprung nimmt? – Ich weiß es: er ist Gott. – Und wie ist es möglich, daß du den Ausgangspunkt der Dinge kennst, aber ihr Endziel nicht weißt? Doch das ist so die Art dieser Störungen, wohl haben sie die Kraft den Menschen vom richtigen Standpunkt zu verrücken, aber ihn auszureißen und ganz und gar auszurotten, vermögen sie nicht.

      Doch willst du mir dies beantworten: Gedenkst du daran, daß du ein Mensch bist? – Wie, sagte ich, sollte ich mich nicht erinnern? – Solltest du also bestimmen können, was der Mensch sei? – Fragst du danach, als ob ich nicht wüßte, ich sei ein vernünftiges und sterbliches Lebewesen? Ich weiß es und bekenne es zu sein. – Und jene: Weißt du, daß du nichts anderes bist? – Nichts. – Ich kenne nun auch die andere und größte Ursache deiner Krankheit, sagte sie: du weißt nicht mehr, was du selbst bist. Deshalb habe ich vollauf den Grund deines Leidens, aber auch den Weg, dir wieder Genesung zu verschaffen, gefunden. Weil du von Vergessenheit deiner selbst verwirrt bist, fühlst du dich schmerzlich als verbannt und der eignen Güter beraubt. Weil du nicht weißt, was der Zweck der Dinge ist, hältst du nichtswürdige Schurken für mächtig und glücklich. Weil du vergessen hast, mit welchen Mitteln die Welt regiert wird, urteilst du, daß diese Wechselfälle des Glücks ohne Lenker umherwogen; Ursachen, groß genug, nicht nur zur Krankheit, sondern sogar zur Vernichtung. Doch danke dem Herrn der Genesung, daß er dich nicht ganz der Natur entfremdet hat. Wir haben noch einen besten Zündstoff für deine Genesung: deine richtige Ansicht von der Leitung der Welt, weil du sie nicht dem blinden Zufall, sondern der göttlichen Vernunft unterworfen glaubst. Darum fürchte dich nicht zu sehr, aus diesem winzigen Fünkchen wird sich dir die Lebenswärme entfachen. Aber noch ist es nicht Zeit, stärkere Heilmittel anzuwenden, auch ist es die Natur des Geistes, daß er, sobald er die wahren Meinungen verworfen hat, falsche annimmt, aus denen dann der Nebel der Störungen steigt und das rechte Schauen trübt; deshalb will ich ihn allmählich an sanfte und mäßige Linderung gewöhnen, auf daß sich das Dunkel trügerischer Leidenschaften zerstreue, und du den Glanz des wahren. Lichtes erkennen könntest.

       VII.

      Hüllen die dunkeln

      Wolken die Sterne,

      Nimmer senden

      Freundliches Licht sie.

      Wälzt auf dem Meer sich

      Tobend der Südwind

      Brandung vermischend,

      Dann wird die Welle,

      Lieblich und klar erst

      Am heiteren Tage,

      Jetzt von des Schlammes

      Schmutziger Lösung

      Trübe sich zeigen.

      Stürzt von dem hohen

      Felsen hernieder

      Brausend der Bergstrom,

      Bäumt er sich wilder,

      Hemmt ihn des Bergsturz

      Felsiger Riegel.

      Du aber, willst du

      Sicheren Blickes

      Schauen die Wahrheit,

      Schreiten auf gradem

      Wege zum Ziele:

      Banne die Freuden,

      Banne das Fürchten,

      Hoffnung vernichte,

      Schmerzen entferne.

      Wolken verhüllen,

      Fesseln die Seele,

      Da wo sie herrschen!

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