Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten - A. F. Morland


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      „Etwas. Wir hatten, als die Regierung noch in Bonn saß, eine Vertretung dort. Die habe ich ein paarmal besucht. Jetzt beschäftigen wir nur noch einen Mitarbeiter auf Honorarbasis dort.“

      „Kennt der dich?“

      „Nein, ich bin ihm nie begegnet.“

      Die Autobahn war voll, lief aber störungsfrei. Fast pünktlich kurvten sie durch das Endenicher Ei und steuerten Richtung Röttgen. Rudi war vor mehreren Jahren kurz zu einem Lehrgang in Meckenheim gewesen und staunte, wie sehr sich in dieser kurzen Zeit ein Nest wie Ückesdorf verändert hatte. Das Navi führte sie problemlos in den Paula-Roming -Weg. Vor dem siebenstöckigen Haus Nr. 19 wartete schon Katrin Köhler auf sie, fiel Rudi um den Hals und betrachtete Isa aus schmalen Augen. „Wirklich nur dienstlich unterwegs?“, hauchte sie verschwörerisch und gab Isa dann die Hand: „Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich heiße Katrin Köhler.“

      „Isa Vandenburg. Angenehm.“

      „Kommen Sie, wir müssen in die sechste Etage. Keine Sorge, es gibt einen Aufzug.“

      „Wo soll ich den Wagen lassen?“

      „Zur Wohnung meiner Tante gehört auch ein Stellplatz in der Tiefgarage. Ich bring dich hin.“ Rudi musste ziemlich kurbeln und rangieren, um sich auf einen schmalen Streifen zwischen Pfeilern und Wand zu quetschen und sich dann wie ein Aal aus dem Auto zu schlängeln. Die Tante hatte bestimmt ein sehr kleines Auto gefahren. „Ja, das habe ich verkaufen können.“

      Die Wohnung war noch fast vollständig möbliert, nur auf den verschossenen Tapeten zeichneten sich helle Rechtecke mit grauen Randstreifen ab. „Die Tante hatte eine große Vorliebe für flämische Landschaftsmalerei aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Ein Interessent, der die Wohnung besichtigte, verstand was von Malerei und hat ziemlich grob gesagt 'Die Wohnung ist mir zu teuer. Aber die Bilder würde ich Ihnen abkaufen, wenn sie dafür einen etwas realistischeren Preise verlangen.' Wir haben uns schließlich geeinigt.“

      „Womit habt ihr euch duelliert?“

      „Mit Messern und Gabeln. Das ist eine ziemliche Bescherung. Die Immobilienpreise sinken, Bonn hat den Regierungs-Umzug nach Berlin nicht ganz so gut verkraftet, wie erhofft. Ich würde sagen, ihr schaut euch einmal an, was man aus dem Kühlschrank noch essen kann, sonst müssen wir einkaufen gehen.“

      *

      VIEL HATTEN ISA UND Rudi nicht auszupacken, und die beiden Frauen verschwanden sehr bald zu einem Großeinkauf, bei dem, wie Isa versprach, der flüssige Teil nicht zu kurz kommen würde. Katrin wollte bald zurück nach Mülheim und nahm sie nur noch mit in den fünften Stock zur Familie Bellmann. „Das sind Freunde von mir, Rudolf Herzog und Isa Vandenburg. Sie werden ein paar Tage über Ihnen sozusagen Probe wohnen, um sich klar zu werden, ob sie kaufen sollen. Rudi hat einen Job im Rheinischen Landesmuseum bekommen. Also nicht verwundern, wenn sie hier durchs Haus turnen.“

      Die Bellmanns waren beide in den Sechzigern und machten einen ruhigen, zuverlässigen Eindruck. Katrin drückte ihm noch die Schlüssel in die Hand und verzog sich nach fünf Minuten. Ein paar Minuten später gingen auch Rudi und Isa in ihr neues Domizil.

      Er brachte Katrin noch zur Tür, bedankte sich noch einmal und sah, als er zurückkam, durch die offene Schlafzimmertür, Isa vor dem Doppelbett stehen.

      „Tja, nun ist es endlich so weit“ seufzte sie. Das klang nicht nach wildem Begehren oder ungezügelter Lust und deswegen tröstete er sie: „Ich bin nicht mehr der junge Wilde von den Kanaren.“

      „Ich auch nicht mehr“, gab sie zu.

      „Wir werden die paar Nächte überstehen“, meinte er ruhig. „Kannst du Kaffee kochen?“, fragte er danach höflich. „Das wäre nett, ich muss noch telefonieren.“

      Sein Chef knurrte, weil Rudi sich weigerte, ihm zu sagen, wo sie sich jetzt versteckten. Fichte lenkte bald ein, einen bockigen Rudi konnte man nicht umstimmen, und es war jetzt Rudis Aufgabe und allein in seiner Verantwortung, Isa heil zum Gerichtstermin zu bringen.

      Danach rief Rudi Hugo an. Hugo Klimmt war einer der wenigen Männer, die genau wussten, was Rudi Herzog beruflich machte und auf deren Verschwiegenheit er sich hundertprozentig verlassen durfte. Als Heranwachsender hatte Hugo beobachtet, wie ein kräftiger Mann eine junge Frau überfiel und vergewaltigte. Einzugreifen hatte er bei dem brutalen Hünen nicht gewagt, aber den Täter unbemerkt zu seinem mehrere Straßen entfernt geparkten Auto verfolgt, sich Marke, Farbe und das Autokennzeichen aufgeschrieben und war dann zur Polizei gegangen. Dank seiner Aussage wurde das Opfer rechtzeitig gefunden und der Täter gefasst und überführt und zu sechs Jahren verurteilt. Im Knast erzählte er einem Zellengenossen, dass er nach seiner Entlassung als erstes diesen verdammten Zeugen umlegen und sich dann noch einmal diese blöde Zicke von Frau „vornehmen“ wolle. Der Zellen-Mitbewohner hatte Gründe, sich einen weißen Fuß zu machen, und verriet das Gerede seines Nachbarn an die JVA-Leitung, die das durchaus ernst nahm. Als der Vergewaltiger aus der Haft entlassen wurde, standen das Opfer und Hugo unter Personenschutz. Rudi Herzog kümmerte sich um Hugo Klimmt; den der Ex-Sträfling tatsächlich aufspürte und mit einer Waffe überfiel. Rudi mischte sich ein und bei dem Schusswechsel erschoss Rudi den Angreifer, was ihm viel dienstlichen Ärger, aber auch Hugos ewige Dankbarkeit einbrachte.

      „Toll, mal wieder was von dir zu hören“, sagte Hugo ernsthaft. „Brauchst du wieder Hilfe?“

      „Ja, wenn du mittlerweile auch Frauen und Mädchen im Montagedienst beschäftigst.“

      „Tue ich.“

      „Mit Firmen-Overalls?“

      „Aber ja.“

      „Auch in Übergrößen?“

      „Warum? Ist sie so dick?“

      „Nein. Aber sie muss den Overall in deinem Geschäft überziehen und dann im Landgericht wieder ausziehen. In der Verhandlung sitzen bestimmt Typen, die sie beobachten sollen, und ich möchte nicht, dass dieser schöne Trick auffliegt.“

      Hugo Klimme betrieb eine Klempnerei und ein Geschäft für Sanitärbedarf. Name, Firma und Telefon waren auf den von der Firma gestellten Overalls groß aufgedruckt, und dass ein Klempner zu einem „Eileinsatz“ in ein Gerichtsgebäude gerufen wurde, war nicht auffällig oder verdächtig. So konnte Rudi seinen Schützling Isa in das Gebäude bringen, und in dem Richterzimmer neben Saal 15 würde sie den Overall ausziehen und später wieder über ihre Sachen ziehen.

      „Alles klar. Und wann?“

      „Mittwoch, 18. Juni. Sie ist auf elf Uhr geladen. Wir tauchen am Vormittag rechtzeitig bei dir in der Firma auf ...“

      „Gebucht, Rudi.“

      Hugo musste für den Termin mindestens einen Firmenkombi und ein paar Männer bereithalten, für die er natürlich später vom Amt bezahlt wurde.

      „Vielen Dank, Hugo.“

      „Mach' ich doch gern für dich.“

      Sie tranken noch eine Flasche von den Flüssig-Einkäufen, und als Rudi jetzt wieder fragte, wer denn der Mann gewesen sei, der sie in Frankfurt auf dem Flughafen erwartete, gab sie zu: „Das war

      Ullrich Schiefer.“

      „Ist er der Vater von Jonas und Julia?“

      „Nein, das ist oder besser war Tomasio Lucano.“

      „Ullrichs Freund?“

      „Ja.“ Tomasio war als Kind italienischer Gastarbeiter in München aufgewachsen und hatte auf einem Oktoberfest, auf dem die Akademiestudentin Isa Vandenburg als Aushilfskraft bediente, sie und Ullrich Schiefer kennengelernt. Sie hatten sich angefreundet, und als Isa ihrem Tomasio gestehen musste, dass sie von ihm schwanger war, hatte Tom gerade mit Ullrich ein Geschäft gegründet, das sich auf den Im- und Export nach und von Italien


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