Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland

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Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland


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meine Linke.“

      „Und nächste Woche sehen wir einander wieder“, sagte der Grünwalder Arzt.

      „Muss das sein, Herr Doktor?“ Jochen seufzte. „Wir haben einen Gemüseladen.“

      Gabriel legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. „Ich werde dich würdevoll vertreten, solange du weg bist.“ Er grinste. „Hast du noch eine Ausrede? Nein? Dann können wir ja gehen. Auf Wiedersehen, Herr Doktor.“

      10

      Am Freitag kauften Renate Albrecht und ihre Tochter Lebensmittel fürs Wochenende ein. Nachdem alles im Kofferraum des BMW verstaut war, gingen sie noch einen Cappuccino trinken.

      Renate Albrecht hatte in einer Stunde einen Termin beim Frisör. Es war abgemacht, dass Marina die eingekauften Waren allein nach Hause bringen würde. Während sie nun ihren Cappuccino tranken, versuchte Renate einmal mehr ihre Tochter zu bearbeiten.

      An die Tonbandkassette, die sie weggeworfen hatte, dachte sie kaum noch, und sie hatte deswegen auch überhaupt kein schlechtes Gewissen. Jedes Mittel war ihr recht, wenn es half, die Weichen dafür zu stellen, dass ihr Kind an der Seite des richtigen Mannes glücklich wurde.

      Als Marina merkte, dass ihre Mutter sie wieder unter Druck setzen wollte, wechselte sie das Thema. Sie redete über Margot, von deren Anruf ihre Mutter ihr erzählt hatte, doch Renate ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Sie kehrte immer wieder zu ihrem „Lieblingsthema“ zurück und appellierte an Marinas Vernunft.

      „Bitte, Mama“, seufzte Marina, „warum findest du dich nicht endlich damit ab, dass Gabriel und ich ein Paar sind?“

      „Wie soll ich mich damit abfinden, wenn du etwas Besseres haben kannst?“

      „Es gibt keinen besseren Partner für mich.“

      „Oh doch, den gibt es: Ingolf Stumph. Er ist ein Mann von Welt, ist reich, hat die allerbesten Manieren und möchte dir sein Herz zu Füßen legen.“

      „Du kannst Gabriel und mich nicht trennen“, erklärte Marina leidenschaftlich. „Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel.“

      Renate Albrecht schüttelte den Kopf. „Das ist unvernünftig.“

      „Das ist Liebe, Mama.“

      Renate Albrecht zog die Mundwinkel nach unten. „Liebe!“ Es klang geringschätzig.

      „Tu nicht so, als wäre das gar nichts. Liebe kann die Welt verändern.“

      „Für kurze Zeit vielleicht - und dann?“ Renate Albrecht sah ihre Tochter traurig an. „Warum hörst du nicht endlich auf mich, mein Kind? Ich meine es doch gut. Ich bin deine Mutter. Ich sehe das Leben, wie es wirklich ist, während du es durch eine rosarote Brille siehst - verträumt, verklärt, naiv.“

      Marina verdrehte die Augen. „Jesus, Mama, wach auf. Ich bin kein Kind mehr. Ich bin vierundzwanzig.“

      „Du wirst mein Kind bleiben, solange ich lebe.“ Renate Albrecht senkte den Blick. „Leider wird das nicht mehr allzu lange sein. Warum verwehrst du es mir, dass ich meine Augen zufrieden schließen kann?“

      Zorn stieg in Marina auf. Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Es ist nicht fair, dass du mich auf diese Weise unter Druck setzt, Mama. Du sagst, du willst mich glücklich sehen. Okay, ich bin glücklich. Was willst du mehr? Ich liebe Gabriel über alles und möchte mit ihm alt werden. Er ist ein wunderbarer Mensch, deshalb werde ich auch niemals von ihm lassen.“

      „Gewährst du mir keinen letzten Wunsch?“

      Marinas Wangen glühten rot. „Hör auf, Mama, du bist gesund.“

      „In vier Jahren ...“

      „Du wirst älter als Methusalem.“

      „Du musst mir meine Bitte erfüllen, bevor ich gehe.“

      Marina verlor nun vollends die Beherrschung. Sie schlug mit der Hand auf den Tisch. Tränen glänzten in ihren Augen. „Schluss damit, ich kann das nicht mehr hören.“

      Sie sprang auf. Alle Gäste in der Cafeteria sahen sie an. Sie konnte ihre Tränen kaum noch zurückhalten. Aufgewühlt stürmte sie aus dem Lokal.

      Sobald sie draußen war, rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie lief zu ihrem Wagen, stieg ein und raste los. Sie hatte sich noch immer nicht beruhigt, als sie in die Straße einbog, in der sie wohnte.

      Aus der entgegengesetzten Richtung kam Ingolf Stumphs Luxuslimousine angerollt. Marina hätte ihn beinahe gerammt, ohne zu wissen, was sie falsch gemacht hatte.

      Sie und Ingolf stiegen zugleich aus. „Da hat nicht viel gefehlt!“, rief der Nachbar über den Liguster und wiegte lächelnd den Kopf.

      „Tut mir leid.“ Das sagte Marina zwar, aber es hörte sich nicht so an.

      Der Nachbar trat näher. „Ist alles in Ordnung, Marina? Hast du geweint? Kann ich irgendetwas für dich tun?“

      „Ja, du kannst mich in Ruhe lassen“, schnappte sie und verschwand im Haus. Die eingekauften Lebensmittel blieben im Kofferraum.

      Im Wohnzimmer tigerte sie dann gereizt hin und her. Ich sollte ausziehen, dachte sie. Bei Gabriel kann ich nicht unterkommen. Seine Wohnung ist zu klein. Also muss ich mir was anderes suchen, damit diese Gehirnwäsche und diese ewige Bevormundung endlich aufhören. Aber dann wird Mama mich natürlich eine Rabentochter nennen, weil ich sie verlasse, obwohl ich weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Herrgott, Mama, wieso bist du so verrückt? Margot - Margot macht alles richtig, nicht wahr? Sie hat sich nicht unter ihrem Wert verschleudert ... Der Meistbietende bekommt sie nun ... Grundgütiger!

      Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, fiel ihr ein, wie ungerecht sie Ingolf Stumph vorhin behandelt hatte. Das hatte er nicht verdient. Sie sah zum Fenster. Ingolf erschien kurz auf der Terrasse, kehrte aber gleich wieder ins Haus zurück. Die Höflichkeit gebietet es, dass du dich bei ihm entschuldigst, ermahnte sich Marina.

      Sie griff zum Telefon und rief ihn an. „Ich war vorhin sehr eklig zu dir“, sagte sie. „Es tut mir leid.“

      „Schon vergessen.“

      „Danke.“

      „Was ist passiert?“, wollte Ingolf wissen.

      „Ich möchte nicht darüber reden.“

      „In Ordnung. Rauchst du mit mir die Friedenspfeife?“

      „Ich rauche nicht, das weißt du doch.“

      „Bildlich gesprochen“, sagte Ingolf. „Wir können auch ein Glas Wein trinken.“

      „Na schön“, sagte Marina und legte auf.

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