Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller

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Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Haller


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er in Peking von der Polizei festgenommen). Ver­r­ückt klingt auch die Ge­schich­te, die sich mit seiner Beteiligung im Som­mer 2010 am Dachstein zu­trug. Beim Kunstfestival Re­gio­na­le X ließ Ai Weiwei einen 4 t schweren Fels­bro­cken auf dem Gipfel in­stallieren. Der Felsblock stammt aus der chinesi­schen Pro­vinz Sichuan und hatte sich bei einem schweren Erdbeben 2008 aus einer Wand gelöst. Bei dem Beben starben 70.000 Menschen. Ai Wei­wei gab an, er wolle mit dieser Aktion vor der men­schen­ver­ach­tenden Fort­schritts­gläubigkeit in einem autoritären, von Kor­rup­tion zerfressenen Schwel­len­land warnen sowie zum Nach­den­ken über das Verhältnis von Mensch und Natur anregen. Nach be­sag­tem Beben in tektonisch sensiblem Ge­biet zeigten sich nämlich ge­fähr­liche Risse an Staudämmen. Auch fielen ei­nige der liederlich zu­sam­men­ge­schus­terten Schulgebäude wie Kartenhäu­ser in sich zu­sammen und begruben chine­sischen Quellen zufolge 5000 Kin­der.

      Doch das von Ai Weiwei geforderte Nachdenken erwies sich als Bu­merang für das Kunstprojekt am Dachstein: Beim ÖAV gingen mas­sive Beschwerden ge­gen das Projekt ein. Der Verband forderte da­raufhin die Gipfelinszenie­rung aus ökologischen Gründen zu ver­bieten, denn für den Transport des Fel­sens seien Schwer­last­trans­porter sowie Spezialhelikopter vonnöten, der CO2-Bilanz der Dach­steinregion sei beides nicht zuträglich. Die Beschwerde wen­dete sich auch grundsätzlich gegen den Trend alpiner Gipfel­ins­ze­nie­run­gen, die sich auf die natürlichen Ökosysteme auswirkten. Was letzteren Punkt betrifft, beruhigten sich die Gemüter im­mer­hin wieder. Denn das um­strit­tene Corpus Delicti, das natürlich trotz­dem auf den Dachstein­gipfel ge­bracht wurde, ist weder ge­kenn­zeichnet noch äußerlich von den aber­tau­send übrigen Kalk­steinen zu unterscheiden. Doch wie lässt sich eine solche Kunst dann noch wahrnehmen? Ai Weiweis Antwort ist verblüf­fend einfach: Man solle den Stein schlicht vergessen.

      Basis-Infos Ramsau und Dachstein

      Information Das Infobüro befindet sich in Ramsau-Kulm. Das Prospekt-Foyer ist rund um die Uhr offen. Mo-Fr 8-12 und 14-18, Sa 10-12 und 16-18 Uhr, in der Hauptsaison durch­geh­end und So vormittags geöffnet. Ram­sau 372, Tel. 03687-818338, www.ramsau.com, www.derdachstein.at.

      Hin & weg Die meisten Gäste fah­ren auf der B 320 bis Schladming und fol­gen dann der Ausschilderung zur Ramsau. Al­ternativ über die Tauernautobahn bis zur Ausfahrt Eben im Pon­gau und danach über Filzmoos weiter. Land­schaft­lich reizvoll ist auch die Nebenstrecke von Weißenbach im Ennstal.

      Mautstraße: Die Dachsteinstraße von Ram­sau zur Talstation der Dachstein-Gletscher­bahn ist ganzjährig befahrbar. Pkw 14 €, Motorrad 6 €, 3 €/Pers. im Linienbus (erm. 1,40 €), kos­ten­los im Winter bei Benutzung der Seilbahn bzw. mit der Gästekarte. Tel. 03687-81222, www.rvb.at.

      Bus: effiziente Verbindung zwischen dem Bahn­hof Schlad­ming und der Talstation der Dach­stein­bahn via Ramsau-Kulm und Ram­sau-Ort (Linie 960). Seltener fahren Busse zur Sil­ber­karklamm, zum Wanderausgangs­punkt am Gasthaus Dachsteinruhe und zur Reiteralm in den Tauern. Gäste mit Winter- und Sommer­karte nutzen Busse kostenlos. Tel. 03687-81870, www.rvb.at.

      Bergbahn Dachstein-Gletscherbahn. Ab­fahrt der Großraum-Kabinen alle 20 Min. von der Talstation Türlwandhütte. In der Haupt­saison u. U. lange Wartezeiten (bis zu 2 Std.). In Stoß­zeiten ist eine Reservierung dringend ge­ra­ten! Febr. bis Mitte April und Mitte Mai bis Nov. ca. 8-17 Uhr. Berg- und Talfahrt 39 €, erm. ab 19,50 €. Tel. 03687-22042810, www.derdachstein.at.

      Rittisbergbahn. Der Sessellift an der Som­mer­rodelbahn verkehrt nur bei gutem Wet­ter. En­de Mai bis Mitte Sept. Mi−So 9-16.30 Uhr, Mitte Sept. bis Mitte Okt. Mi/Do und Sa/So 9-16.30 Uhr. Berg- und Tal­fahrt 13 €, erm. 9 €, mit Gästekarte frei. Tel. 03687-81776, www.rittisberg.at.

      Einkaufen Verweilzeit. Feinkostge­schäft im Zentrum von Ramsau-Ort mit Café und Bistro. Salate, leckere Kuchen, guter Kaf­fee. Modernes Design. Zu kaufen gibt es steirische Spe­zi­a­li­tä­ten wie Wei­ne, Öle, Schokolade und Schinken. Yogakurse und Vermietung von Apartments. Tägl. außer Mi 10-19 Uhr. Ramsau 193, Tel. 0664-5011177, www.verweilzeit.at.

      Mein Tipp Lodenwalker. Der be­reits 1434 er­wähnte Meisterbe­trieb gilt als eine der ältesten Ma­nu­fakturen der Steiermark. Nach dem Wal­ken wird hier die Schurwolle zu hoch­wer­ti­ger Klei­dung verarbeitet. Ein Betriebsrundgang bie­tet Einblicke in den Herstellungsprozess. Im Shop gibt es nicht nur traditionelle Walk­janker, son­dern auch Hosen und Jacken in zeit­ge­mä­ßem Chic. Mit Restau­rant und Café. Mo-Do 8-12 und 13-17 Uhr, Fr 8-11 Uhr (Betrieb), Mo-Fr 8-18, Sa 8-13 Uhr (Shop). Rössing 122 (3 km in Rich­tung Weißenbach/Enns), Tel. 03687-81930, www.lodenwalker.at.

      Veranstaltungen Frühlingsfest der Pfer­de. Das wichtigste Jahresevent in der Ram­sau ist zugleich das größte Frühlings­fest der Re­gion. Seit über 25 Jahren mit viel Blumen­schmuck, der Wahl der Dach­stein­kö­nigin und als Höhepunkt eine große sonn­täg­liche Pfer­de­pa­rade mit Festwä­gen und Rahmenpro­gramm. Mitte Juni.

      Sport und Aktivitäten in der Ramsau und am Dachstein

      Urlauber im Besitz einer Gästekarte (Winter- und Sommerkarte) nutzen auch die vielen Ak­tivangebote rund um Schladming (Berg­bah­nen, Mautstraßen und Busse). Aller­dings stellt nicht jeder Übernachtungsbetrieb eine Gäste­karte aus (Sommerkarte: Juni bis Mitte Okt., www.sommercard.info).

      Gleitschirmfliegen Verschiedene Ab­sprung­rampen von einfach bis schwierig, u. a. vom Rittisberg und vom Dachstein-Mas­siv.

      Eine Flugschule vermittelt in mehrtägigen Kur­sen die Grundlagen des Gleitschirmflie­gens. Auch Schnupper- und Auffrischkurse sowie Tan­dem­sprünge. Der Basiskurs kos­tet 390 €, erm. 340 €. Ramsau 269, Tel. 03687-81880, www.aufwind.at.

      Klettern Ramsau am Dachstein gilt als Wie­ge der Klettersteige, bereits 1843 ent­stand hier der erste Klettersteig der Alpen, benannt nach dem Geografen und „Dach­stein-Professor“ Frie­d­rich Simony. Heute gibt es 19 Kletter­stei­ge, darunter auch wel­che für Kinder. Kom­bi­niert man den Anna- mit dem Johann-Kletter­steig (Schwierig­keits­grad C/D) von der Dach­stein­süd­wand­hütte zum Gipfelgrat, be­geht man den längs­ten Klettersteig Öster­reichs!

      Radeln Durch Ramsau-Ort führen zwei leicht zu bewältigende Mountainbike-Strecken: die Ramsau-Runde (38,7 km) und die Pano­ra­ma-Runde (56,6 km). Obendrein führt die an­spruchsvollere Dachsteinrunde durch das Ram­sauer Plateau (182 km).

      Radverleih: Das Sporthaus Bacheler in Ram­sau-Ort vermietet MTBs (25 €/Tag) und E-Bikes (35 €). Mo-Fr 8.30-12 und 14.30-18, Sa 8.30-12 Uhr. Ramsau 167, Tel. 03687-81914, www.­intersport-bachler.at.

      Reiten Ramsau wurde 2010 von der Platt­form PferdAustria der Titel „pferdefreund­lich­ste Gemeinde Österreichs“ verliehen. Ne­ben Aus­ritten und Kutschfahrten werden auch Spring-, Dressurreiten und Reitunter­richt mit Po­nys ange­boten. Eine emp­feh­lens­werte Adres­se für Reiter­ferien ist der Brandstätterhof (www.reiterlebnis.at).

      Wandern Ramsau ist mit dem österreichi­schen Wandergütesiegel ausgezeichnet, 200 km um­fasst das markierte Wegenetz. Wandern kann man auf drei Ebenen: auf dem Ramsauer Pla­teau, in der Almenregion und im hoch­al­pi­nen Bereich der Kalkfelsen. Relativ einfache Übun­gen sind die Rund­wege am Kulm- und Rittisberg (Gehzeit: je­weils ca. 3:30 Std.).


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