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Читать онлайн книгу.Jüngere Kinder denken konkret und brauchen wohlüberlegte Führung und manchmal auch feste Grenzen. Teenager lehnen sich jedoch oft gegen Richtlinien auf und rebellieren gegen feste Grenzen, weil sie anders zu denken gelernt haben. Während ihre Gehirne allein von Emotionen und extremem Nervenkitzel angezogen werden, haben sie auch die Fähigkeit, abstrakt zu denken und, wenn sie die Chance bekommen, den grundlegenden tierähnlichen Reaktionen der Amygdala – bzw. des „emotionalen Gehirns“, wenn Sie so wollen – zu entkommen und mehr daran zu arbeiten, die Denkfähigkeiten der höheren und fortgeschritteneren Teile ihres Gehirns zu entwickeln.
Teenager lesen die Rettungsbotschaft von Helikopter-Eltern so: „Du bist zerbrechlich und schaffst es nicht ohne mich.“ Und sie nehmen die „Tu, was ich dir sage“-Botschaften von Feldwebel-Eltern auf, die verdeckt kommunizieren: „Du kannst nicht selbst denken, also werde ich es für dich tun.“ Sie interpretieren die „Was auch immer sein wird, wird sein“-Haltung von Laissez-faire-Eltern so, dass sie sich nicht um sie kümmern oder keine Hilfe dabei sind, Grenzen zu setzen, in denen sie sich sicher fühlen können.
Bei viele Eltern schlägt das Setzen von Grenzen ins Erteilen von Befehlen um. Sie untermauern diese Grenzen und Regeln mit weiteren Befehlen – stark angereichert mit Strenge und Wut –, und wenn diese versagen, greifen sie zur Bestrafung. Typischerweise reagieren Teenager auf diese Befehle und Bestrafungen mit Verantwortungslosigkeit, Widerstand und Rebellion.
Eltern, die in Liebe und Logik geschult sind, vermeiden die Helikopter–, Feldwebel- und Laissez-faire-Mentalität, indem sie stattdessen einen beratenden Stil anwenden. Sie stellen Fragen und bieten Wahlmöglichkeiten an. Anstatt ihren Kindern zu sagen, was sie tun sollen, legen sie die Last der Entscheidungsfindung auf die Schultern ihrer Kinder. Sie legen Optionen innerhalb sicherer Grenzen fest.
Eltern können ihre Kinder auf die reale Welt vorbereiten, indem sie das Familienleben so gestalten, dass es die Realitäten widerspiegelt, mit denen ihre Kinder bald selbst konfrontiert sein werden. Daher können wir uns ansehen, wie Berater in anderen Bereichen arbeiten, um unsere Vorstellung eines beratenden Erziehungsstils zu verfeinern.
Unternehmensberater
Unternehmen stellen oft spezialisierte Berater ein, um eine Perspektive von außen auf ein bestimmtes Problem zu erhalten, mit dem das Unternehmen konfrontiert ist. Das Unternehmen stellt die Berater wegen ihres Fachwissens ein, nicht um dem Unternehmen zu sagen, wie es arbeiten soll.
In der Tat würde die Geschäftsführung der meisten Unternehmen einen Berater feuern, der versucht, sie herumzukommandieren.
Berater diktieren nicht, sondern geben Rat. Sie sagen Dinge, wie: „Ich frage mich, ob es für Sie effektiver wäre, wenn Sie …“ Diese Haltung hat tatsächlich große Vorteile, da Berater nicht dafür verantwortlich sind, ob ihre Kunden ihren Rat annehmen. Wenn dem Kunden der Rat des Beraters nicht gefällt, muss er ihn nicht mehr anhören.
Und Berater sind nicht dafür verantwortlich, was passiert, wenn ihre Kunden ihren Rat befolgen oder nicht. Wenn ein Unternehmen Geld verliert, nachdem es der Empfehlung eines Beraters gefolgt ist, wird der Verlust nicht aus der Tasche des Beraters geholt. Im schlimmsten Fall wird der Berater gefeuert und verliert Empfehlungen.
Wenn Berater also Autorität abgeben, geben sie auch gerne die damit einhergehende Verantwortung ab. Das ist ein Vorteil!
Therapeuten und Schulpsychologen
Ein Beratungsbeispiel aus einem anderen Bereich ist der Therapeut oder der Schulpsychologe. Auch hier wird der Berater vom Klienten aufgesucht.
Obwohl kleine Kinder nicht von sich aus entscheiden, einen Berater aufzusuchen (es kommt wohl selten vor, dass ein Achtjähriger sagt: „Mama, ich brauche einen Therapeuten“), sind die meisten Teenager in der Lage, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Viele von ihnen werden freiwillig und gerne Hilfe bei einem Schulpsychologen oder Therapeuten suchen.
Wie Unternehmensberater erteilen auch Schulpsychologen und Therapeuten keine Befehle. Sie geben niemandem Hausarrest. Sie werden selten wütend und schreien ihre Klienten nicht an. Sie führen selten Rettungsaktionen durch, und sie lassen sich nicht manipulieren oder missbrauchen. Aber sie bieten viel Empathie und Verständnis.
Andererseits erwarten Klienten von ihren Beratern, dass sie voller guter Ideen sind. Therapeuten und Berater sind dafür verantwortlich, ihre eigenen Standpunkte anzubieten, während sie die ihrer Klienten erkunden. Sie verwenden Umschreibungen und nachdenkliches Schweigen. Sie mögen oft skeptisch dreinblicken als Reaktion auf das, was sie hören. Sie können laut über mögliche Alternativen nachdenken.
Aber das Wichtigste bei dem, was Therapeuten und Seelsorger für ihre Klienten tun, ist ihre Einstellung. Die meisten Therapeuten glauben, dass ihre Klienten Kapitäne ihrer eigenen Schicksalsschiffe sind. Sie verstehen, dass ihre Klienten in der Vergangenheit Fehler gemacht haben und höchstwahrscheinlich auch in der Zukunft Fehler machen werden.
Die meisten Therapeuten hoffen, dass ihre Klienten auf sie hören, verlangen es aber nicht. Sie zeigen große Anteilnahme, halten sich aber zurück, sie zu retten. Tatsächlich ist es Therapeuten per Gesetz nur dann erlaubt, einzuschreiten und die Schweigepflicht zu brechen, wenn eine Person sich selbst oder andere physisch gefährdet. Das ist eine ziemlich starke Einschränkung!
Eltern als Berater
Wenn Kinder in die Pubertät hineinwachsen, ist es für viele Eltern verständlicherweise schwierig, von der Rolle des Leitenden oder gar des wohlwollenden Diktators in die Rolle des Beraters zu wechseln.
Einer der größten Übergänge ist der von der „Du“-Sprache zur „Ich“-Sprache. Eltern, die zu Beratern geworden sind, erkennen, dass es nicht mehr hilfreich ist, „Du“-Botschaften zu senden, wie z. B. „Du solltest jetzt besser deine Hausaufgaben machen.“ Stattdessen verwenden effektive Berater-Eltern „Ich“-Botschaften, die ihre eigenen Verwunderungen, Überlegungen und möglichen Vermutungen zum Ausdruck bringen:
• „Ich frage mich, ob dir der Abi-Abschluss nicht wichtig ist.“
• „Ich frage mich, ob du dich über die Entscheidungen, die du triffst, ärgerst.“
• „Es interessiert mich, aus welchen Gefühlen heraus du zu deinen Entscheidungen kommst.“
Solcherart Bemerkungen sind etwas ganz anderes als: „Das solltest du diese Woche noch erledigen, wenn du eine Note für diese Arbeit haben willst.“
Leider sind jedoch einige Eltern von Teenagern immer noch im Bestimmer- statt im Beratermodus. Werden sie mit den Fehlern ihres Kindes konfrontiert, senden sie die Botschaft: „Was soll ich jetzt tun, um dein Problem zu lösen?“ Bedauerlicherweise übernehmen Eltern, die leiten wollen, die Verantwortung für den Teenager, was dem Teenager die Verantwortung für sein eigenes Problem entzieht.
Berater stellen auch eine Menge Fragen. Fragen, die Neugier und Interesse zeigen, sind mächtige Werkzeuge, die man bei Jugendlichen einsetzen kann. Befehle und Forderungen funktionieren oft gar nicht. Nachdenkliche, neugierige Fragen zwingen zum Nachdenken und führen oft dazu, dass Jugendliche neue und spannende Antworten finden, die ohne die Frage nie entstanden wären.
Die meisten Therapeuten verlassen sich in erster Linie auf Fragen. Man sagt oft, dass Seelsorger gute Antworten und Therapeuten gute Fragen haben. Und was glauben Sie, was die meisten Menschen schätzen? Wahrscheinlich die Fragen. Sie zahlen sicherlich mehr für einen guten Therapeuten als für einen guten Seelsorger.
Fragen führen dazu, dass Ihr Teenager nachdenkt und Lösungen überlegt. Forderungen, Belehrungen, Ultimaten und geäußerte Bedenken eher nicht. Es ist allzu leicht für einen Teenager, einer besorgten Mutter einfach zu sagen: „Mach dir keine Sorgen, Mama“, während er selbst überhaupt nicht über die Gefahren der Situation nachdenkt. Aber wenn eine Mutter sich laut fragt: „Was wirst du tun, wenn die Polizei in Jeanettes Hause kommt und die Eltern sind nicht da und es gibt Minderjährige, die Alkohol getrunken