Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary


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ist mit dem Rest des unendlichen Ozeans? Wieso eigentlich so ein Ozean? Das ergibt doch ebenfalls keinen Sinn.«

       Posh deutete mit einem seiner Arme in die Runde.

       »Wir befinden uns nicht auf einem Planeten, der eine in sich geschlossene Oberfläche bildet. Aber trotzdem kann der Ozean nicht wirklich unendlich sein, weil das dermaßen viel Energie verbrauchen würde, die du niemals aufbringen könntest. Also muss auch diese scheinbar unendliche Sphäre in sich geschlossen sein. Irgendwie. Eben wie die Oberfläche eines Planeten. Wie schaffst du dieses Kunststück?«

       »Ich schaffe es einfach, weil ich es so will!«

       »Tolle Antwort, aber was ist jetzt mit dem, was du äußeres Universums nennst: Beschränkt sich das nicht nur auf den einen Planeten, den wir Epiphanee genannt haben?

       Auf dem ist kein Leben möglich. Aber er ist das Zentrum der verbotenen Zone. Also gehe ich fest davon aus, dass du dich genau dort befindest. Wie alles hier, auch diese Sphäre, die ja irgendwo in der Wirklichkeit verankert sein muss.

       Ergo existiere ich weiterhin, bin ich weiterhin körperlich, aber mit dir auf geheimnisvolle Weise verbunden.

       Obwohl ich einen eigenen Willen habe, den du nicht brechen kannst, gibt es ohne dich auch meine Existenz nicht mehr. Du bist zwar nicht wirklich mein Schöpfer, aber genauso muss es dir erscheinen.

       Vielleicht komme ich niemals mehr von dir los, aber dann will ich zumindest wissen, wer oder was du bist.«

       Stille. Das war ungewohnt.

       Posh vergaß, das Boot weiter zu umrunden. Er verhielt auf der Stelle.

       Seine schwarz glitzernden Facettenaugen beobachteten die Umgebung. Er brauchte keinen Kopf zu wenden, um zu sehen, was hinter ihm war, weil er den perfekten Rundumblick hatte. Das Bild seiner Umgebung wurde aus vielen tausend mosaikförmigen Bildern zusammengesetzt, die in seinem Kopf ein perfektes Panorama erzeugten. Etwas, was für einen Menschen noch nicht einmal vorstellbar war, aber für Posh völlig normal.

       Er konzentrierte sich.

       Es war ihm zwar gelungen, Ad-Aberitsch vorübergehend zu irritieren, aber das würde nicht allzu lange anhalten. Also musste er die kurze Zeit, die ihm blieb, nutzen, um mehr zu sehen als nur die Bilder seiner Facetten.

       Es war ihm normalerweise unmöglich, jemanden zu beeinflussen, den er nicht unmittelbar sehen konnte. Es war ihm normalerweise auch unmöglich, seine beiden Piratenfreunde psionisch zu kontaktieren, wenn sie außerhalb seines Gesichtsfeldes weilten.

       Er hatte es hier bereits mehrfach heimlich versucht in den vergangenen Minuten, allerdings ohne sonderlichen Nachdruck, um nicht Ad-Aberitsch zusätzlich zu provozieren. Aber er musste diese zwei oder bestenfalls drei Sekunden, die er sich jetzt verschafft hatte, nutzen, um es verstärkt zu versuchen.

       Denn dies hier war nicht die Wirklichkeit. Es war eine künstlich erschaffene Sphäre, erschaffen von einem bisher immer noch unbegreiflichen, wenngleich unvorstellbar mächtigen und somit gefährlichen Wesen, das offensichtlich keine Ahnung hatte von der Wirklichkeit des Universums. Es hielt den Planeten Epiphanee und dessen Umgebung sogar für das gesamte Universum. Soviel hatte Posh jedenfalls verstanden.

       Kontakt!

       Er hatte es geschafft und Kontakt bekommen sowohl mit Sergeant Proll als auch mit dem Raumbären. Und die Zeit reichte sogar noch, um ihnen die Richtung zu signalisieren, in der sie ihn finden konnten.

       Sofort musste er sich wieder verschließen, denn Ad-Aberitsch hatte sich von seiner Irritation erholt.

       »Ich kann mich nur wiederholen, Posh: Ich bin, weil ich bin, und ich bin, was ich bin. Das war immer schon so und wird immer so bleiben.«

       »Bis die verdammte Raumflotte von Axarabor auf die Idee kommt, diesen beschissenen Planeten, auf dem du hockst, zu vernichten. Und glaube mir, das können die. Damit wird all deine Macht erlöschen.

       Irgendwie und irgendwann musst du hierhergekommen sein. Egal wie und egal als was. Du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern.«

       »Es gibt nichts zu erinnern!«, behauptete Ad-Aberitsch stur.

       »Also, wenn ich deine Schöpfung bin und dermaßen hartnäckig versuche, dich dazu zu bringen, nach den verloren gegangenen Erinnerungen zu suchen... Könnte es denn dann nicht sein, dass dein Unterbewusstsein als mein eigentlicher Schöpfer dir damit etwas sagen will? Nämlich genau das, was ich dir hier und jetzt sage?«

       Abermals Irritation. Diesmal aber nur für Sekundenbruchteile.

       »Du – du hast recht. Es ergibt einen gewissen Sinn. Eure Aufmüpfigkeit... Wenn ihr meine Schöpfungen seid und trotzdem aufmüpfig, dann wollte ich doch selber, dass ihr aufmüpfig seid. Sonst hätte ich euch ganz einfach anders erschaffen!«

       »Jetzt hast du es kapiert, Addi!«, lobte Posh ihn.

       »Und was wären jetzt die Konsequenzen, die ich daraus ziehen müsste? Ich kann nicht nach Erinnerungen suchen, die nicht existieren können. Also, was willst du damit erreichen, wenn du danach verlangst?«

       »Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du mich unbewusst erschaffen hast, mitsamt meinen Erinnerungen: Wie wäre es denn dann, wenn ich mich dir einmal völlig öffne, dir also alles zugänglich mache, an das ich mich selber erinnere?

       Damit du alles dies kennenlernst, was meine eigene Welt, ja, ein über einige Jahrzehnte sich erstreckendes Leben, betrifft. Dann wirst du auch erfahren, wie ich mit Sergeant Proll und Per-nat zusammen traf. Vielleicht erfährst du dabei Dinge, über die du gleichzeitig mehr über dich selbst erfährst?«

       »Das wäre tatsächlich möglich. Ich muss es einräumen. Denn wenn ich selber deine Erinnerungen erschaffen habe, ist es nur logisch, wenn ich jetzt einmal nachsehe, wie diese Erinnerungen eigentlich im Detail aussehen. Ich kann es allerdings nur, wenn du es zulässt. Versuche ich es mit Gewalt, lösche ich dich aus.«

       »Gut, dieses Risiko gehe ich jetzt ein. Weil es sein muss. Ich kehre nur erst zur Insel zurück, und dann stehe ich voll und ganz zu deiner Verfügung.«

       Posh tat, wie versprochen, während die sechs Menschen im Boot immer nur in seine Richtung starrten, ohne eine Regung zu zeigen.

       Sie waren tatsächlich mehr Marionetten als lebende Menschen, musste Posh erneut feststellen.

       Kaum hatte er die Insel wieder betreten, als er sich konzentrierte und fast alle Blockaden in seinem Gehirn gewollt entfernte.

       Niemals zuvor hätte er für möglich gehalten, dass er jemals dazu hätte bereit sein können.

       Aber wie hieß es doch so treffend:

       Ungewöhnliche Situationen erforderten ungewöhnliche Maßnahmen!

      18

       Sergeant Proll ließ die fünf Diener rudern. Nur Hundeaugen-Hans selber durfte sich ausruhen.

       Proll grinste ihn an, sagte aber nichts.

       Hundeaugen-Hans gab sich äußerst unsicher. Mehrmals setzte er an zu sprechen, unterließ es dann aber doch.

       Bis Sergeant Proll Kontakt bekam mit Posh. Nur kurz. Doch es genügte, um die richtige Richtung bestimmen zu können, die Richtung nämlich, wo er Posh treffen konnte.

       Er spürte, wie sein Herz unwillkürlich schneller schlug. Es war richtiggehend aufregend für ihn. Sie würden bald wieder zusammen sein. Zwar nicht an Bord ihres leider verlorengegangenen Raumschiffes, sondern in einer Sphäre, wie sie seines Erachtens nach nicht verrückter hätte sein können. Und gefährlicher.

       Aber wenn es Posh gelang, Kontakt mit ihm aufzunehmen und sei es auch noch so kurz, hatte er gewissermaßen den Herrn aller Dinge trotz alledem bereits so gut wie in der Tasche.

      


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