Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary


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hier ewig leben, und weil es unsere eigene Sphäre ist, genährt von Addi, der uns nicht länger beherrschen will, weil ich das sowieso nie zulassen würde, können wir selbst genau das daraus machen, wie es uns am besten gefällt.«

       Sergeant Proll lachte grollend.

       »Wetten, dass die hier lebenden Menschen die Abwechslung genauso begrüßen werden, die nur wir ihnen bieten können? Ich habe da schon so einige Ideen dazu...«

       Und Addi hatte sowieso keine Bedanken mehr. Er wusste jetzt Bescheid. Vor allem wusste er, dass er jetzt wirklich niemals mehr einsam sein würde. Sie waren ein unschlagbares Vierergespann geworden, das zwar keine Handelsschiffe mehr überfiel, aber ansonsten hier für einiges an Abwechslung sorgen würde.

       Ohne jemals Konsequenzen zu fürchten.

       Es würde noch nicht einmal Tote geben, und wenn doch, wurden sie einfach neu geboren...

       ENDE

      1

       Danza öffnete stets nur ein Auge. Sie sah dabei immer schläfrig aus, mitgenommen, als könnte sie gar nicht richtig bei der Sache sein. Und dann steckte sie sich mal wieder eine dieser altertümlichen Zigaretten an, lang, weiß und ohne Filter.

       Und niemand ahnte auch nur, dass dies nicht nur eine Angewohnheit oder gar eine Sucht war, denn ihre Lungen vertrugen auf Dauer keine reine Luft. Diese Zigaretten waren eine Spezialanfertigung, um die normale Raumluft so zu verpesten, dass es ihren Atemwegen und vor allem ihren Lungen gut tat.

       Manchmal, aber wirklich nur manchmal, öffnete sich für kurze Zeit das zweite Auge.

       Blutunterlaufen und an den Rändern gelb!

       Wenn man es wagte, dort hinein zu blicken, kamen einem unwillkürlich die Tränen.

       Dann schloss sich das Auge wieder, und egal, wie lange sie dann noch an der altertümlichen Zigarette saugte, den Rauch ausstieß, über den Mund und viel mehr noch über die Nase, nicht sobald wieder öffnete sie ihr zweites Auge, wenn auch nur für einen Augenblick.

       Manche hatten das Glück, dabei zusehen zu dürfen, wie etwas Tränenflüssigkeit aus dem geschlossenen Auge lief. Ganz dünn, ganz langsam, so wie Honig und auch so gelblich-braun – eher schon so wie Bernstein.

       Und in der Luft hing plötzlich der Duft von Anis.

       Wenn Danza sich nach vorn beugte, dann knirschten die Gelenke. Oder war es etwas anderes, was man da hörte? Denn sie trug stets so etwas wie eine lange Lederjacke, eigentlich eher ein Mantel, gefertigt immerhin aus Leder angeblich von der guten alten Erde. Sehr selten und im Grunde genommen unbezahlbar. So alt eben, dass nur wenige Personen das überhaupt noch tragen konnten.

       Danza war spindeldürr und hoch gewachsen. Ihr Haar lag aalglatt an und bedeckte von den Schläfen abwärts ihr Gesicht bis zum Kinn, nur den vorderen Teil ihres Gesichtes frei lassend. Es sah auch am Hinterkopf wie angeklebt aus und bewegte sich praktisch überhaupt nie, selbst wenn sie eine schnelle Kopfbewegung machte.

       Eher wie eine eng anliegende Kappe als eine echte Frisur. Und dennoch schien sie natürlich entstanden zu sein, wie eben gewachsene Haare, die allerdings ihre irgendwann einmal erreichte Länge niemals wieder veränderten.

       Ihre Finger waren lang, jedenfalls noch länger als man erwarten könnte, gemessen an ihrer weit überdurchschnittlichen Körpergröße.

       Manchmal rieb sie den Zeigefinger und den Mittelfinger aneinander. Das machte sie besonders gern, wenn sie die »Bernsteinflüssigkeit« aus ihrem Auge wegwischte und dann beide Finger in den Mund steckte, während die andere Hand die obligatorische Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger nach oben streckte und sich die restlichen Finger zu einer Faust ballten.

       Der Körper sah im Übrigen eher wie der Torso eines Toten aus. Obwohl man für gewöhnlich sowieso nur den Mantel aus Leder sah, der flatternd wie die Flügel einer Riesenfledermaus den spindeldürren Körper umhüllte.

       Wenn Danza allerdings den Mantel einmal lüftete, was nicht so häufig geschah, konnte man sehen, dass ihr Oberkörper aus sich heraus leuchtete und dass inmitten der sich dürftig abzeichnenden Rippen etwas pulsierte, bernsteinfarben:

       Ihr Herz!

       Brüste erwartete man vergeblich. Daher war hinter der hohlen Hand bereits vermutet worden, dass sie gar keine richtige Frau war, also keine entsprechenden Geschlechtsmerkmale aufwies.

       Was war sie sonst?

       Wenn keine Frau, vielleicht ein Mann?

       Aber ihre Stimme klang doch eher weiblich – falls sie überhaupt einmal sprach.

       Also war sie so etwas wie ein Neutrum?

       Es war ihr egal, und es machte ihr noch nicht einmal etwas aus, wenn Verbündete sie fürchteten und Feinde sie verabscheuten. Vielleicht, weil sie sich längst daran gewöhnt hatte?

       Denn Danza war alt, nach menschlichem Ermessen sogar mehr als uralt.

       Und in den undenklichen Zeiten ihrer Existenz war sie gewiss mehr als einmal schon in Situationen geraten, die eigentlich als unentrinnbar gelten durften. Um sie am Ende doch noch meistern zu können. Sonst hätte sie längst nicht mehr gelebt.

       Immerhin hatte sie es beim letzten Einsatz geschafft, nicht nur ihr eigenes Leben zu retten, sondern auch das des Sicherheitsoffiziers an Bord, Fay Wray, und das des Kommandanten Golden Dawn. Außerdem hatte sie natürlich auch die Lage vor Ort gerettet, obschon dabei leider ihr stolzes Kriegsschiff verlustig gegangen war.

       Genau genommen hatte es so gut wie keine Tote gegeben. Weil diejenigen, die zur Besatzung gehört hatten, immer noch dort waren, wenngleich nicht mehr als das, was man allgemein unter Mensch verstand.

       Aber das war ja ein völlig anderes Thema. Hier und heute ging es ja nur darum, dass dieser Erfolg einerseits auf der anderen Seite natürlich auch als Misserfolg gewertet worden war von der hohen Admiralität auf Axarabor.

       Fakt war zwar, dass Danza überaus erfolgreich gewesen war. Fakt jedoch blieb außerdem, dass sie ein Raumschiff verloren hatten, wie es als schier unbezahlbar galt. Mitsamt Besatzung wohlgemerkt.

       Unter dem Strich musste man sogar auch noch zugeben, dass ohne das letztendliche Eingreifen der geheimnisvollen Psychonauten-Crew mit ihrem namenlosen Schiff am Ende die ganze Angelegenheit irgendwo doch noch hätte schief gehen können.

       Das hatte zwar nicht dazu geführt, dass Fay Wray und Captain Dawn degradiert worden waren, aber man hatte ihnen ein kleineres Kommando zugebilligt. Gewissermaßen. Obwohl die Admiralität das ziemlich positiv verpackt hatte:

       »Ihre Verdienste in der Angelegenheit waren überzeugend und brachten uns zu dem Entschluss, dass ein Schiff der Entdeckerklasse bestens geeignet wäre für Ihr neues Kommando. Alles ein wenig bescheidener und natürlich bei weitem nicht so kampfstark, aber...«

       Bescheidener? Weniger kampfstark?

       Also, wenn das nicht trotzdem eine Art von Degradierung war...

       Sie mussten es hinnehmen. Dabei wissend, dass die streng geheime Psychonauten-Crew sie eigentlich doppelt gerettet hatte: Nicht nur ihr Leben, sondern eigentlich auch vor der echten Degradierung, denn im Abschlussbericht musste alles so hingebogen werden, dass die Crew überhaupt keine Erwähnung fand. Als hätten sie es mit Unterstützung von Danza ganz allein geschafft.

       Wobei die Verdienste von Danza unbestritten blieben. Ihr gebührte nach wie vor höchstes Lob von Seiten der hohen Admiralität. Daher war es für Dawn und Fay Wray eigentlich verwunderlich, als sie die Mitteilung bekamen, dass Danza sich ihrem neuen Kommando anschließen wollte. Freiwillig, wohlgemerkt. Mehr noch: Auf ausdrücklichen persönlichen Wunsch sogar!

       Sie hatten sie an Bord genommen, neben einer Hundertschaft


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