Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary


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»Und da schickt man uns einfach hierher?«

       »Ob jetzt, ob früher: Hätte das war geändert?«

       »Wir wären nicht angegriffen worden, verfluchte Scheiße! Und dies ist ganz offensichtlich ein Angriff. Oder meinen Sie, die kommen an Bord, um unsere Hände zu schütteln?«

       »Ruhig, Goldie!«, rief Fay Wray herüber. »Ganz ruhig: Der arme Mann kann doch auch nichts dafür.«

       »Ich – ich habe nicht die geringste Ahnung, was da läuft!«, bestätigte der Professor jetzt. Und dann warf er sich in die Brust. »Ich bin Wissenschaftler und kein Soldat. Wieso also fragen Sie überhaupt mich?«

       »Weil ich eine wissenschaftliche Erklärung brauche für etwas, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf!«

       Der Professor presste fest die Lippen zusammen und beschloss, jetzt lieber gar nichts mehr zu sagen.

       Fay Wray rief nach ihren Soldaten. Erst die Einheiten, die mit ihren Auswerfern ausgeschwärmt waren. Fünf Teams.

       »Sichtkontakt!«, berichteten sie und legten die entsprechenden Bilder auf die Schirme.

       Fay Wray sah es selbst. Tatsächlich wie Zecken hockten die Biester in der Außenhaut, die dabei hermetisch verschlossen blieb. Dem Schiff selbst drohte dadurch kein Untergang.

       »Durchbruch!«, gellte es aus einem der Lautsprecher: Eines der Innenteams.

       Der Teamleiter ergänzte:

       »Die Öffnung erweitert sich rasant. Jetzt ist sie so groß, dass jemand hindurchgehen kann.«

       »Abknallen!«, befahl Fay Wray. Das war zwar alles andere als ein offizieller Befehl, zumindest keiner, wie er in den Dienstanordnungen stand, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie hegte einen solchen Groll ob des feigen Angriffs, dass sie einfach nur Blut sehen wollte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die fremden Angreifer mussten lernen, dass man so nicht ihr Schiff kapern konnte.

       Captain Dawn tat jetzt ein Übriges:

       »KI, Schiff volle Kraft zum Fluchtpunkt!«

       Fay Wray hatte nichts dagegen. Die Auswerfer würden mithalten können und hatten die Chance, rechtzeitig an Bord zu kommen, ehe das Schiff von hier wieder verschwand. Und auch sie war der Meinung, dass dies in dieser Situation die beste Lösung sein würde.

       Die aufgeregte Stimme eines Troopers aus dem Lautsprecher.

       Wieso hatte er kein Bild hinzu geschaltet? Was ging da vor?

       »Da erscheint etwas. Sieht aus wie ein Mensch. Beinahe. Aber das ist...«

       »Verdammt, wieso schießen Sie nicht einfach?«, brüllte Fay Wray.

       »Das tun wir doch!«, kam es verzweifelt zurück. »Aber unsere Waffen sind völlig wirkungslos. Der Fremde ist unzerstörbar oder so etwas. Wir...«

       Plötzlich war da nur noch ein Pfeifen, unterlegt mit einem dumpfen Brummen, was schließlich in ein lautes Rauschen überging, ehe der Ton komplett abriss.

       Einen Atemzug später hatte sich der Schall durch die Wandungen übertragen, und sie hörten das dumpfe Geräusch einer fernen Detonation.

       »Melden!«, brüllte Fay Wray mit sich fast überschlagender Stimme. »Bericht!«

       Da war nichts mehr zu berichten.

       »Rückzug!«, befahl sie jetzt den anderen Innenteams, ehe die sich noch melden konnten. »Bis zur nächsten Schleuse, und hermetisch abschließen! Vollzug melden!«

       Das geschah schon eine Sekunde später, im wahren Stakkato: Die vier übriggebliebenen Teams waren schon dabei, die Schleuse zu schließen. Das würde eine weitere Sekunde in Anspruch nehmen.

       So lange konnte Captain Dawn nicht warten – und Fay Wray ebenfalls nicht.

       Sie befahl den Außenkommandos:

       »Feuer frei! Schießt aus allen Rohren, Kameraden. Egal, wie groß die Löcher in unserer Außenhaut werden. Diese verdammten Bastarde müssen ausgelöscht werden.«

       Es wurde geschossen. Aus allen Rohren, wie angesagt.

       Die fest sitzenden Objekte erhielten dabei nicht einmal einen Kratzer, aber darum herum löste sich das Material auf, aus dem das Schiff bestand.

       Mit erschreckender Lautlosigkeit im luftleeren All. Nur in der Zentrale bekamen sie es mit, als die Schallwellen ankamen, die sich durch das Material übertrugen.

       Und auch alle anderen an Bord hörten es. Und sie fühlten es, weil das Schiff zu taumeln begann.

       »Antrieb funktioniert nicht!«, kam die nächste Hiobsbotschaft, diesmal von der KI.

       Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn Captain Dawn sah es schon mit eigenen, weit aufgerissenen Augen auf seinen Kontrollen.

      5

       Sobald sich die Waffen der Auswerfer durch die Wandung gefressen hatten, kam die eingeschlossene Luft explosionsartig frei und puffte als sich rasch verteilender weißer Nebel in der Weltraumkälte davon. Die Angreifer jedoch blieben an Ort und Stelle, wie festgetackert. Die Strategie des Sicherheitsoffiziers Fay Wray ging nicht auf.

       Und wieso funktionierte der Antrieb nicht?

       Das fragte sich indessen Captain Dawn.

       Die KI sagte es ihm, obwohl sie nicht seine Gedanken lesen konnte:

       »Eine Strahlung unbekannter Ursache! Sie legt den Antrieb lahm.«

       »Das ist – ist unmöglich!«, stotterte Captain Dawn.

       Wie, beim verdammten Raumteufel, wäre es denn möglich? Eine Strahlung, mit der man den Antrieb eines Raumschiffs einfach so unbrauchbar machen konnte?

       Die nächste KI-Meldung:

       »Notruf kann nicht abgesetzt werden. Etwas verhindert den interstellaren Funk!«

       Da klopfte Fay Wray ihrem Captain auf die Schulter und deutete wortlos auf die Bilder, die von den Auswerfern übertragen wurden:

       Die Angreifer, um die herum sich Löcher gebildet hatten, als fast ebenmäßige Lochkränze, nur an den äußeren Rändern etwas ausgefranzt. Es bewies, dass die Schützen an Bord der Auswerfer große Zielsicherheit besaßen. Obwohl es gegen die Angreifer nicht das Geringste nutzte.

       »Haben die denn immer noch ihre Schutzschirme eingeschaltet?«, fragte Captain Dawn auf das Geratewohl.

       Die KI antwortete:

       »Ja, Captain, das haben sie.«

       »Aber die können doch nicht diese kleinen Boote verlassen, während die Schutzschirme eingeschaltet bleiben!«, gab Fay Wray zu bedenken, denn sie erinnerte sich daran, was ihre Leute berichtet hatten, bevor sie wahrscheinlich ums Leben gekommen waren.

       »Die konnten ja auch so einfach unsere eigenen Schutzschirme durchstoßen, als wären sie gar nicht vorhanden!«, widersprach ihr Captain Dawn. »Wer weiß denn, was die noch so alles können? Ja, hätte ich jetzt ein richtiges Kriegsschiff unter meinem Kommando...«

       »Das hat dir das letzte Mal auch nichts genutzt!«, frischte Fay Wray auf schmerzhafte Weise seine Erinnerung auf.

       Und es würde auch hier nichts nutzen!, fügte sie in Gedanken hinzu.

       Ein Blick auf Danza.

       Sie hatte beide Augen weit geöffnet. Das zweite Auge war blutunterlaufen und an den Rändern gelb. Die Pupillen waren so weit, dass sie wie schwarze, abgrundtiefe Löcher in ihren Augen aussahen. Sie blickte starr in eine Richtung und schien mal wieder Dinge zu sehen, die niemand sonst sehen konnte.


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