Alles, was Sie über Trading wissen müssen. Александр Элдер
Читать онлайн книгу.sollte.
Individuelles Verhalten ist komplex, vielfältig und schwer vorherzusagen. Gruppenverhalten ist primitiv. Technische Analysten untersuchen die Verhaltensmuster von Massen an den Märkten. Sie traden, wenn sie Muster erkennen, die früheren Marktbewegungen vorangegangen waren.
Meinungsumfragen
Politiker wollen wissen, wie ihre Chancen stehen, dass sie gewählt oder wiedergewählt werden. Sie machen den Wählern Versprechungen und lassen Meinungsforscher die Reaktionen der Masse messen. Die Technische Analyse hat Ähnlichkeiten mit politischen Meinungsumfragen, denn beide möchten die Intentionen von Massen herauslesen. Meinungsforscher tun das, um ihren Kunden zum Wahlsieg zu verhelfen, während Techniker es tun, um finanzielle Gewinne zu erzielen.
Meinungsforscher verwenden wissenschaftliche Methoden: Statistiken, Stichprobenverfahren und so weiter. Auch müssen sie ein Gespür dafür haben, wie man Interviews führt und Fragen formuliert; sie müssen sich in die emotionalen Unterströmungen ihrer Partei einklinken. Meinungsforschung ist eine Mischung aus Wissenschaft und Kunst. Wenn ein Meinungsforscher sagt, er sei Wissenschaftler, fragen Sie ihn einmal, warum alle großen Meinungsforschungsinstitute der Vereinigten Staaten entweder mit der Demokratischen oder mit der Republikanischen Partei verbunden sind. Wahre Wissenschaft kennt keine Partei.
Ein Markttechniker muss sich über Parteizugehörigkeit erheben. Seien Sie weder Bulle noch Bär, suchen Sie nur nach der Wahrheit. Ein voreingenommener Bulle schaut sich einen Chart an und fragt: „Wo kann ich kaufen?“ Ein voreingenommener Bär schaut sich den gleichen Chart an und versucht herauszufinden, wo er shorten kann. Ein erstklassiger Analyst ist von bullishen oder bearishen Voreingenommenheiten frei.
Es gibt einen Trick, der einem hilft, seine eigene Voreingenommenheit zu erkennen. Wenn Sie kaufen wollen, drehen Sie den Chart um und schauen Sie, ob er nach einem Verkauf aussieht. Sieht er nach dem Umdrehen immer noch nach einem Kauf aus, müssen Sie daran arbeiten, Ihre bullishe Tendenz aus Ihrem System zu eliminieren. Wenn beide Charts nach einem Verkauf aussehen, müssen Sie daran arbeiten, Ihre bearishe Tendenz auszutreiben.
Eine Kristallkugel
Viele Trader meinen, ihr Ziel sei es, künftige Preise vorherzusehen. Auf den meisten Gebieten bitten Amateure um Vorhersagen, während Profis einfach Informationen verarbeiten und ihre Entscheidungen anhand von Wahrscheinlichkeiten treffen. Nehmen wir zum Beispiel die Medizin. Ein Patient wird mit einer Stichwunde in die Notaufnahme eingeliefert und die ängstlichen Familienmitglieder haben nur zwei Fragen: „Wird er überleben?“ und „Wann darf er wieder heim?“ Sie bitten den Arzt um eine Prognose.
Der Arzt trifft jedoch keine Prognosen, sondern bewältigt Probleme, wenn sie auftreten. Seine erste Aufgabe ist es, zu verhindern, dass der Patient an einem Schock stirbt, und darum verabreicht er ihm Schmerzmittel und ersetzt das verlorene Blut durch eine Transfusion. Dann vernäht er beschädigte Organe und danach muss er darauf achten, dass es zu keiner Infektion kommt. Er beobachtet, wie sich der Gesundheitszustand des Patienten entwickelt, und trifft Maßnahmen, um Komplikationen vorzubeugen. Er sagt nicht vorher, sondern managt. Wenn eine Familie um eine Prognose bittet, mag er sie wohl abgeben, aber ihr praktischer Wert ist gering.
Um mit Trading Geld zu verdienen, braucht man nicht die Zukunft vorherzusagen. Man muss dafür Informationen aus dem Markt herausziehen und herausfinden, ob die Bullen oder die Bären am Ruder sind. Man muss die Stärke der am Markt vorherrschenden Gruppe ermitteln und entscheiden, wie wahrscheinlich es ist, dass sich der derzeitige Trend fortsetzt. Man muss eine konservative Vermögensverwaltung betreiben, die auf langfristiges Überleben und auf die Akkumulation von Gewinnen abzielt. Man muss beobachten, wie das eigene Denken funktioniert, und es vermeiden, dass man in Gier oder Angst hineinrutscht. Ein Trader, der dies tut, wird erfolgreicher sein als jeder Prognostiker.
Den Markt lesen, sich selbst managen
Während der Handelszeiten quillt eine gewaltige Menge an Informationen aus den Märkten. Die Preisänderungen spiegeln die Kämpfe zwischen Bullen und Bären wider. Aufgabe des Traders ist es, diese Informationen zu analysieren und auf die am Markt vorherrschende Gruppe zu setzen.
Wenn ich eine dramatische Prognose höre, ist mein erster Gedanke stets, dass es sich um einen „Marketing-Gag“ handelt. Berater geben Prognosen ab, um Aufmerksamkeit zu erregen und so Geld zu beschaffen oder Dienstleistungen zu verkaufen. Gute Vorhersagen locken zahlende Kunden an, schlechte werden hingegen schnell wieder vergessen. Als ich die erste Fassung dieses Kapitels schrieb, klingelte mein Telefon. Ein berühmter Guru, den das Glück verlassen hatte, verriet mir, er habe bei Mais eine Kaufgelegenheit gefunden, „wie sie einem nur einmal im Leben begegnet“. Er bat mich, ihm Geld zu beschaffen, und versprach mir, es innerhalb von sechs Monaten zu verhundertfachen! Ich weiß nicht, wie viele Dumme er eingewickelt hat, aber mit dramatischen Prognosen kann man die Allgemeinheit immer schröpfen. Die meisten Menschen ändern sich nicht. Als ich 21 Jahre später an diesem Update arbeitete, las ich im Wall Street Journal, dass derselbe „Guru“ kurz zuvor von der National Futures Association wegen standeswidrigen Verhaltens bestraft worden war.
Benutzen Sie bei der Analyse von Märkten Ihren gesunden Menschenverstand. Wenn eine neue Entwicklung Sie irritiert, vergleichen Sie sie mit der Welt außerhalb der Märkte. Es kann zum Beispiel sein, dass Indikatoren einem Kaufsignale an zwei Märkten anzeigen. Sollte man dasjenige kaufen, was vor dem Kaufsignal tief gefallen ist, oder dasjenige, was nur ein bisschen gefallen ist? Vergleichen Sie dies mit einem Menschen, der fällt. Wenn er ein paar Stufen hinabfällt, klopft er womöglich einfach nur den Staub ab und geht weiter. Aber wenn er aus einem Fenster im zweiten Stock fällt, läuft er so bald nicht mehr; er braucht Zeit, um sich zu erholen.
Erfolgreiches Trading ruht auf drei Säulen. Man muss das Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären analysieren. Man muss gutes Money-Management betreiben. Man braucht persönliche Disziplin, um sich an seinen Trading-Plan zu halten und an den Märkten weder in einen Rausch noch in Depressionen zu verfallen.
1Am Markt ist reichlich Platz für beide und das manchmal sogar zur selben Zeit. Bei SpikeTrade amüsiert es mich immer, wenn zwei Elite-Trader dieselbe Aktie auswählen – der eine long, der andere short. Oft stehen am Ende der Woche beide im Gewinn, was beweist, dass die Art, wie man seinen Trade managt, wichtiger ist als die Aktie und die Richtung, die man gewählt hat.
2Angst ist laut Untersuchungen, die der Verhaltensökonom und Nobelpreisträger Prof. Daniel Kahneman zitiert, dreimal so stark wie Gier. Wir kommen auf seine Ergebnisse in diesem Buch noch einmal zurück.
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