Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.Meine Sinne suchten ihn, den Erleuchteten.
Die Enttäuschung war groß.
Ich entdeckte drei winzige Raumschiffe, die sich mit einer robotischen Fabrik auseinandersetzten, die so lichtlos und tot war, dass sie mich anekelte. Um die Wesen in den Raumschiffen kümmerte ich mich nicht. Sie sollten mich ruhig spüren, denn ich war ja lieb und kehrte heim.
Wo war der Erzeuger?
Ich fand ein paar Gedanken an ihn, aber noch keinen konkreten Hinweis. Klar wurde mir nur, dass er einmal an diesem Ort geweilt hatte. Verga-Pre, so lautete der Name dieser Roboterwelt, die bereits arg zerstört war. Die kleinen Raumschiffe entfesselten ihre Gewalten.
Nun entdeckte ich noch weitere Raumschiffe, die sich bislang meinem Zugriff entzogen hatten. Ich sondierte auch sie. Sie waren das Werk dieser riesigen Robotfabrik. Und diese selbst war das Werk des Erleuchteten.
Aber der war nicht hier!
Immerhin, ich war auf der richtigen Spur.
Die Robotwelt verging. Die Traykons drehten ab.
Die drei anderen Raumschiffe flohen. Ich verstand nicht, wovor sie Angst hatten, denn Verga-Pre war tot. Und andere Lichter gab es hier nicht.
Doch! Da war ein Licht!
Es befand sich in dem kleinsten Raumschiff. Es strahlte vielfältig und warm. War das der Erzeuger? Ja!
Ich wollte mich auf ihn stürzen und ihn umarmen, aber im letzten Moment erkannte ich meinen Irrtum. Ich hatte wieder zu überstürzt gehandelt und einen Zögling des Erzeugers mit diesem selbst verwechselt.
Das Licht hieß Dharys. Er war einmal ein Daila-Mutant gewesen, aber jetzt war er etwas anderes. Der Erleuchtete hatte etwas aus ihm gemacht, ein fähiges Werkzeug mit einem eigenen Willen, der wahrhaft stark war.
Der Bursche war nicht schlecht.
Er besaß nicht nur ein vielfältiges Licht und einen eigenen Willen. Er war auch von sich überzeugt. Er wusste, was er wollte.
Ich amüsierte mich, als ich feststellte, dass er sich von meinem Erzeuger losgesagt hatte – und das mit den Kräften, die dieser ihm verliehen hatte!
Es war der zweite Fehler des Erleuchteten, den ich feststellen konnte.
Mir würde so etwas nie passieren.
Dharys hatte etwas erkannt, was dem Verfolger meiner Ziele diente. Er glaubte zu wissen, wo sich der Erleuchtete nun befand. Sein Multi-Licht hatte ihm einen Hinweis gegeben, der noch unklar war. Für mich reichte das jedoch aus.
Ich wollte ihn erst einmal gewähren lassen, denn die Chancen standen nicht schlecht. Er würde mich auf der weiteren Fährte leiten.
Er dachte Vergatsynn.
Allein dieser Name weckte in mir Assoziationen.
Ich fühlte nicht weiter in ihn hinein, aber ich verbarg meine Gegenwart wieder vollständig.
Ein sterbender Planet blieb hinter der LJAKJAR zurück. Ich folgte unsichtbar. Dharys nahm Kontakt zu dem Ligriden auf und beruhigte diesen. Auch das war in meinem Sinn. Von dem anderen Raumschiff, das sich sehr überhastet abgesetzt hatte, fehlte jede Spur. Und die Traykons des Erleuchteten waren irgendwo in den Weiten Manam-Turus verschwunden.
Mich interessierte das alles nicht. Ich sah nur das Ziel.
Ich musste mich verstehen lernen und meinen Ursprung ergründen. Noch wusste ich nur Bruchteile über mich. Ich kannte meine Fähigkeiten, die ich im Spiel erprobt hatte, kaum. Es galt, alles nachzuvollziehen, was seit der Geburt der Idee gewesen war. Die Idee und der Erzeuger waren sich ähnlich, aber sie waren nicht identisch.
Ich sah einer guten Zukunft entgegen.
Ich würde dieser Ära, der ersten in der Geschichte des Universums, die endlos war, einen Namen geben.
EVOLO!
8.
Dharys
Ich hatte die Sache im Griff. Mehr noch! Mein zukünftiger Partner war da. Ich hatte ihn gespürt. Seine Neugier. Die Art, mit der er sich mit mir verwandt fühlte. Es war phantastisch.
Atlan hatte sich panikerfüllt abgesetzt. Sicher hatte auch ihn der Hauch EVOLOS berührt, aber er hatte keine Verwandtschaft bemerkt. Ich war eben anders. Zielstrebig, konsequent, logisch, sachlich. Und enorm angefüllt mit Aktivität.
Meine multiplen Psi-Sinne hatten mir die Richtung gezeigt, die EVOLO einschlagen würde. Die Richtung zum Erleuchteten, dessen Flamme (für mich) sich dem Ende neigte. Selten hatte ich meine Ziele klarer gesehen als jetzt. Den ersten Triumph hatte ich bereits in der Tasche! EVOLO folgte mir. Er tarnte sich. Er verbarg sich. Aber er folgte mir.
Das Ziel war klar: Vergatsynn, die neue Welt des ... des Frevelhaften, des Meisters?
Ich wischte die letzte Unsicherheit weg. Wer war ich denn? Dharys? Ja, ich war einmal Dharys gewesen. Das war in der Zeit, aus der ich weder den Erleuchteten, noch EVOLO kannte. Die Zeiten hatten sich geändert. Hier war durch mich etwas entstanden, das nicht widerstehen, sondern auch führen konnte. Und es gab eins zu führen: EVOLO.
Er folgte mir noch immer. Ich musste lachen. Eigentlich hatte ich mir alles etwas schwieriger vorgestellt. Wie ein räudiger Köter kroch EVOLO hinter mir her.
Vergatsynn, dort würde ich ihn für mich gewinnen. Der Erleuchtete würde dort unter mir vergehen. Meine Rache an ihm würde vollzogen werden. EVOLO würde mein Knecht werden, durch den ich die Macht über Manam-Turu erlangen würde. Die Macht, die Chipol übernehmen würde.
Es war alles klar. Ich hatte die Sache im Griff. Auf die psionischen Fähigkeiten, die der Erleuchtete in mir geweckt und potenziert hatte, konnte ich mich verlassen.
Ich handelte aus innerer Überzeugung. Ich! Typen wie Anima oder Atlan wirkten dagegen blass, denn sie waren abhängig. Mir konnte so etwas nicht passieren.
EVOLO folgte mir noch immer. Er verhielt sich ruhig, denn er wusste wohl, dass sein Meister ihm den Weg zeigte. Er war brav. Er würde noch braver sein, wenn er meine harte Hand spüren würde. Ich lachte laut.
Hellenker folgte mir auch. Auch brav. Er erhoffte sich den großen Coup, aber er ahnte nicht einmal, dass hier nur einer die Zügel fest in den Händen hielt.
Ich! Dharys!
Voller Stolz betrachtete ich mich, während meine vielen Hände die LJAKJAR steuerten. Mein Geist war vielfältig. Mein Körper war multipel. So war ein echter Daila, der erkannte hatte, dass er zu Höherem geboren worden war.
»Komm nur!«, schrie ich EVOLO zu.
Erwartungsgemäß reagierte der Untertänige nicht.
»Ist das der richtige Weg?«, fragte Hellenker an.
Er würde auch einer meiner Diener werden! Oder eines der Geschöpfe, die ich abstoßen konnte.
»Vertrauen, mein Freund«, gab ich zur Antwort. »Das Ziel ist nah. Deine Hyptons werden dich in die Ehrentraube als Mitredner aufnehmen, wenn du ihnen den Partner mit dem Werkzeug anbietest.«
»Was redest du, Dharys?«
EVOLO war in der Nähe. Ich fühlte es. Sollte ich da dem Ligriden eine Antwort geben? Ich tat es:
»Du als Verbindungsmann zu den Hyptons. Ich als Mitglied des Neuen Konzils. Deine Hyptons als Herren über EVOLO. Und dann die absolute Macht über alles. Genügt das, Hellenker?«
»Ja, natürlich, Dharys.« Die Antwort machte mich lachen. Sie war unterwürfig und voller Demut. »Ich wollte ja nur mal fragen, ob du im Sinn der Hyptons handelst und ...«
Verteufelt! Ein Ligride, der so gut war wie Hellenker, konnte doch nicht so hörig sein. Da stimmte etwas nicht. Gar nicht!
Wer waren denn diese Ligriden?
Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen.