Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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die an seine Abstammung erinnerten, sträubten sich zu einem farbenprächtigen Kranz. »... diesen Fremden länger in meiner Nähe zu haben.«

      Der Kommandant bedachte Tolden mit einem forschenden Blick. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich mit dir noch anfangen könnte. Andererseits kann ich dich nicht einfach aussetzen. Es ist nur ...«

      »Ja?«, machte der Daila.

      »Wir waren uns einig, dass du die Passage abarbeitest. Das wird nun kaum mehr möglich sein.« Nachdenklich begann er, auf seiner Unterlippe zu kauen. Schließlich wandte er sich an das Vogelwesen: »Du solltest im Maschinenraum nach dem Rechten sehen. Ich brauche dich nicht mehr.«

      »Er ist gefährlich.« Anklagend deutete Chrrtl auf den Daila.

      »Mit ihm werde ich schon fertig.« Musan'J'irkis wartete geduldig, bis das Schott zufiel.

      »Jetzt wieder zu dir«, sagte er zu Tolden. »Du bringst mich in einen argen Zwiespalt. Zwar scheinst du doch ein ehrliches Gemüt zu haben, andererseits darf ich es mit meinem Techniker nicht verderben.«

      »Wie viel verlangst du?«

      Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Kommandanten. »Ich sehe, du verstehst schnell. Fünfhundert, das ist sicher nicht zuviel.«

      »Ich gebe dir alles, was ich noch besitze.«

      »Zeig her!«

      Tolden brachte eine Handvoll Münzen zum Vorschein.

      »Fünf?« Dem Kommandanten verschlug es beinahe die Sprache. »Ich fürchte fast, Chrrtl hat Recht.« Sein Blick fiel auf die Kette um Toldens Hals. »Schmuck nehme ich natürlich auch. Was hast du da?«

      »Nur ein einfacher Stein«, wehrte der Daila ab.

      »Ein Glücksstein ...«, vermutete Musan'J'irkis und bewies damit, dass er mehr von den Verhältnissen auf Cirgro wusste, als er bislang zugegeben hatte. »Ich mache dir ein Angebot: Die STERNENLEUCHTEN bringt dich nach Aklard, und du gibst mir dafür den Stein.«

      Tolden schüttelte den Kopf.

      »Was hast du dagegen einzuwenden? Du willst doch nach Aklard?«

      »Aber nicht um diesen Preis.«

      »Chrrtl hat also Recht. Besser, wir trennen uns so bald wie möglich wieder. Es gibt viele einsame Welten in Manam-Turu, die noch nie von einem Raumschiff besucht wurden.«

      »Willst du mir drohen?«

      Lässig lehnte der Kommandant sich zurück. »Natürlich musst du dich nicht sofort entscheiden. Ich bin großzügig – aber ich kann auch keine Almosen geben. Allein der Unterhalt für ein Schiff wie die STERNENLEUCHTEN verschlingt enorme Beträge.«

      Tolden wollte die Münzen wieder an sich nehmen, doch Musan'J'irkis war schneller. »Ich behalte sie als Anzahlung«, grinste der Ngomi. »Es ist sowieso herzlich wenig.«

      Tolden war, wie man so schön sagt, vom Regen in die Traufe gekommen. Auf Cirgro hatte er nicht länger bleiben können, weil ihn der in den letzten Tagen sprunghaft angewachsene Freundeskreis über kurz oder lang um den Glücksstein gebracht hätte, aber nun war er womöglich noch schlimmer dran.

      *

      Tolden gab sich alle Mühe, Chrrtl aus dem Weg zu gehen. Im Lauf mehrerer Tage lernte er so ziemlich die gesamte Besatzung des Frachters kennen, die überwiegend aus den zwerghaften Ngomis bestand. Es waren aber auch zwei Echsenwesen an Bord, die dem Daila in Größe und Statur nicht nachstanden. Tolden fand heraus, dass die Echsen in demselben Sonnensystem wie die Ngomis beheimatet waren. Obwohl er nur wenig von solchen Dingen verstand, erschien es ihm seltsam, dass sich auf engem Raum nebeneinander zwei so verschiedene Völker entwickelt hatten. Aber womöglich waren die Vorfahren eines von beiden gestrandete Raumfahrer gewesen.

      Stundenlang kauerte Tolden vor dem winzigen Monitor in seiner Kabine und ließ die sternenübersäte Schwärze des Weltraums auf sich wirken. Irgendeiner dieser winzigen leuchtenden Punkte mochte die rötlich-gelbe Sonne Suuma sein, deren zweiter Planet Aklard war.

      Ein schönes Gefühl, der Heimat endlich näherzukommen. Tolden schlief wenig während der ersten Tage. Nicht nur das zeitweise wieder aufflackernde Heimweh war daran schuld, sondern auch das dumpfe, unablässig durch das Schiff hallende Dröhnen der Triebwerke. Man musste schon daran gewöhnt sein, um es nicht mehr wahrzunehmen.

      Der Eindruck, dass einzelne Sterne näher rückten, entsprang einer Täuschung. Um einen solchen Effekt sichtbar zu machen, war das Schiff viel zu langsam. Selbst mit höchsten Beschleunigungswerten erreichte es nur annähernd halbe Lichtgeschwindigkeit, und wären nicht die gelegentlichen, nur Minuten währenden Linearetappen gewesen, die STERNENLEUCHTEN hätte sich, gemessen an den kosmischen Entfernungen, kaum merkbar bewegt.

      Toldens Hoffnung, Aklard so schnell wie möglich zu erreichen, wich zunehmend einer realistischeren Beurteilung. Er musste froh sein, wenn er die Heimatwelt überhaupt in absehbarer Zeit wiedersah. Diese neue Einschätzung der Sachlage wurde durch einen Zwischenfall ausgelöst, der sich nach Bordzeit in den Morgenstunden des fünften Tages ereignete.

      Tolden schreckte aus einem keineswegs tiefen Schlaf auf, als das allgegenwärtige Brummen der Konverter sich schlagartig veränderte. Ein neuerlicher Übertritt in den Linearraum stand bevor.

      Das Abbild einer ringförmigen Gaswolke auf dem Monitor verschwamm. Es machte dem eintönigen, wesenlosen Wallen des Zwischenraums Platz. Vergeblich versuchte Tolden, irgendein konstant bleibendes Muster zu erkennen.

      Träge flossen die Sekunden dahin.

      Täuschte der Daila sich, oder währte der Flug diesmal länger als zuvor? Irgend etwas schien nicht zu stimmen, obwohl er sich vergeblich darüber klarzuwerden versuchte, was. Es war wohl nur eine Ahnung, die ihn furchtsam reagieren ließ.

      Das Flimmern auf dem Monitor irritierte. Tolden wollte den Schirm abschalten, doch seine Hand drang in die Konsole ein, als bestünde diese längst nicht mehr aus fester Materie.

      Entsetzt zog er den Arm zurück. Seine Finger waren unversehrt. Trotzdem brach ihm der Schweiß aus. Was geschah in diesem Augenblick mit der STERNENLEUCHTEN?

      Es war still geworden ringsum.

      Instinktiv tastete Tolden nach dem Glücksstein auf seiner Brust. Der Stein fühlte sich kalt an. Und er pulsierte.

      Mit einer blitzschnellen Bewegung zog der Daila die Kette über seinen Kopf. Ein eigentümliches rotes Leuchten ging von dem Kristall aus.

      Die STERNENLEUCHTEN befand sich noch immer im Zwischenraum. Wie viel Zeit mochte inzwischen vergangen und wie groß die Entfernung sein, die das Schiff zurückgelegt hatte? Musan'J'irkis musste Auskunft geben. Tolden ging auf das Schott zu, wollte in die Zentrale. Aber auch der Öffnungsmechanismus reagierte nicht; dafür erwies sich sogar die dicke, stählerne Wand als durchlässig. Der Daila zögerte nur einen kurzen Augenblick, bevor er entschlossen weiterging. Ein flüchtiger Widerstand war zu spüren, ganz so als tauche man in irgendeine Flüssigkeit ein. Dann veränderte sich die Umgebung.

      Für Tolden war es, als schwebe er zeitlos dahin, er empfand seine Bewegungen als zeitlupenhaft langsam, und lediglich das Leuchten des Glückssteins ließ ihn seine Umgebung erkennen. Ob der Stein die Energien des Linearraums absorbierte? Aber weshalb nicht schon bei den vorangegangenen Flügen mit mehrfacher Überlichtgeschwindigkeit? Oder bedurfte es, um eine Reaktion zu erzielen, eines bestimmten Sättigungsgrades? Tolden ahnte, dass er eine plausible Antwort wohl nie erhalten würde.

      Wo befand er sich?

      Eine Welt aus Gitterstäben war seine neue Umgebung, baumdicke, zerfurchte Säulen ragten auf, so weit er blicken konnte. Sie verloren sich irgendwo in der Unendlichkeit.

      Tolden begann zu rennen.

      Die Gitterstruktur wurde rasch größer, je weiter er kam. Bald befanden sich nur noch wenige Säulen in seinem Sichtkreis; ihre Oberflächen und vor allem die Nahtstellen, an denen sie verbunden waren, erinnerten mehr und mehr an die zerklüftete Landschaft eines atmosphärelosen


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