Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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Himmelskörper gestrandet? Dann würde er Aklard nie erreichen.

      Seine Finger verkrampften sich um den Glücksstein, der inzwischen Eisestemperatur besaß. Obwohl er stehen blieb, stürzte er unaufhaltsam weiter auf eine der Gitteröffnungen zu, die sich wie ein alles verschlingender Moloch vor ihm auftat. Kilometerdick mussten die metallenen Begrenzungen bereits sein, die von ausgedehnten Höhlensystemen durchzogen wurden.

      Vergeblich sträubte der Daila sich gegen den Sog, der ihn erfasst hatte. Erst als sich weit vor ihm ein Fleck fahler Helligkeit abzuzeichnen begann, wurde er ruhiger.

      Die Helligkeit breitete sich aus wie die Morgendämmerung an einem nebligen Morgen. Annähernd kugelförmige Konturen zeichneten sich darin ab.

      Planeten?

      Sie bewegten sich rasend schnell, doch allem Anschein nach auf wohlgeordneten Bahnen.

      Ehe Tolden weiter darüber nachdenken konnte, ob er sich ungeschützt im luftleeren Raum befand, fiel er an den ersten Welten vorbei. Sie besaßen in der Tat erkennbare Oberflächenkonturen, von einigen schimmerten sogar blaue Ozeane herauf.

      Tolden stürzte dem Leuchten im Zentrum entgegen. Er wollte schreien, aber die Furcht lähmte seine Stimmbänder. Wie ein winziger Meteor würde er in der Korona der Sonne verglühen.

      Entsetzt stellte der Daila fest, dass mehrere Sonnen sich gegenseitig umkreisten. Je näher er kam, desto deutlicher erkannte er aber auch, dass zwischen ihnen eine weite Leere gähnte.

      Die Kälte des Glückssteins in seiner Rechten wurde unerträglich. War dieser kleine Kristall an allem schuld? Impulsiv schleuderte Tolden ihn von sich. Er hatte nichts mehr zu verlieren, und Aklard war wohl so oder so unerreichbar geworden.

      *

      Sein Körper fühlte sich an, als wäre er gnadenlos zusammengestaucht und anschließend auf einer Streckbank wieder zu seiner ursprünglichen Größe gedehnt worden. Jeder Herzschlag schien das Blut siedendheiß durch die Adern zu pumpen, und in den Schläfen dröhnte es schlimmer als das Tosen einer Springflut an felsiger Küste.

      Das Gefühl, in einen endlosen Abgrund zu stürzen, wich nur zögernd. Zurück blieben eine schmerzhafte Verspannung der Muskeln und ein drängendes Würgen im Magen.

      Vor seinen Augen tanzten grell bunte Ringe einen verwirrenden Reigen. Mühsam versuchte er, die bleischweren Lider wenigstens einen Spalt weit zu öffnen. Es gelang ihm zwar nur unvollkommen, aber die blendende Lichtfülle ließ dennoch Tränen in seine Augen schießen. Ein schmerzerfülltes Stöhnen rang sich über seine Lippen.

      Das einsetzende Rumoren, begleitet von merklichen Vibrationen des Bodens, weckte Toldens Erinnerung. Die Konverter des Unterlichtantriebs waren soeben angesprungen. Das bedeutete, dass die STERNENLEUCHTEN den Linearraum verlassen hatte.

      Toldens Hände zuckten zur Brust empor, tasteten dann den Hals entlang. Der Glücksstein, für den er auf Cirgro sein ganzes Vermögen ausgegeben hatte, war samt der Kette verschwunden.

      Er selbst hatte ihn fortgeworfen – und Augenblicke später war plötzlich alles anders gewesen.

      Tolden bemühte sich, weniger hastig zu atmen. Irgendwie würde er schon über den Verlust des Steines hinwegkommen. Nur dass er sein Leben gerettet hatte, zählte.

      Der Daila lag neben dem noch immer geschlossenen Schott. Als er aufstehen wollte, ließ ein jäher Schwächeanfall ihn taumeln. Er musste an der Wand Halt suchen. Ein Blick auf seine Armbanduhr zeigte ihm, dass diese stehen geblieben war. Vorausgesetzt, das Digitalchronometer über dem Bett zeigte die richtige Zeit an, waren inzwischen nicht einmal zehn Minuten vergangen. Vielleicht hatte die STERNENLEUCHTEN in dieser Spanne fünf Lichtjahre zurückgelegt, kaum aber mehr als das Doppelte.

      Toldens Hals war ausgetrocknet, die Zunge klebte am Gaumen. Schwerfällig wandte er sich um, wollte der Kühlbox ein frisches Getränk entnehmen. Dabei fiel sein Blick auf die Kette, die halb unter dem aufgeklappten Bett lag.

      Bilder der Erinnerung drängten sich in sein Bewusstsein: Er sah sich selbst, als er die Kette mit dem Glücksstein von sich schleuderte.

      Wie sie unter dem Bett lag, konnte sie nur von da aus geworfen worden sein, wo er die Besinnung wiedererlangt hatte.

      Tolden stutzte. Zögernd fuhren seine Finger über die Wand. Sie war glatt, ohne spürbare Unebenheiten.

      Wieder war ihm, als zögen die Bilder eines Films an ihm vorbei.

      Die Wand hatte keinen Widerstand geboten – ganz so, als hätte ihre atomare Struktur jeden Zusammenhalt verloren gehabt. War er, anstatt durch sie hindurchzutreten, in sie eingedrungen?

      Gab es einen Mikrokosmos?

      Tolden bedachte den Glücksstein mit einer Reihe überaus misstrauischer, zugleich aber auch nachdenklicher Blicke, ehe er sich doch dazu durchrang, ihn wieder umzuhängen. Die Heimkehr nach Aklard war ihm wichtiger als das Risiko, das er möglicherweise einging. Falls der Kristall nicht nur in der Lage war, die Psi-Kräfte dailanischer Mutanten zu absorbieren, sondern zudem über andere, unbekannte Fähigkeiten verfügte, befand er sich eben wieder in Gefahr. Ihm blieb keine andere Wahl.

      Hastig öffnete Tolden die Kühlbox und entnahm ihr ein alkoholisches Getränk. Er trank ohne abzusetzen, aber wesentlich besser fühlte er sich danach nicht. Er gewann nur ein wenig Abstand zu den Geschehnissen. Und er begann sich zu sagen, dass man ihn auf Cirgro auslachen und einen Narren schimpfen würde, sobald er von solchen Befürchtungen berichtete. Kein Daila würde bereit sein, einer haarsträubenden Spekulation wegen auf seinen Glücksstein zu verzichten. Immerhin war er selbst das beste Beispiel dafür.

      Außerdem – bestand wirklich eine Gefahr? Je länger er darüber nachdachte, desto mehr erschien es ihm, als wäre alles nicht der Rede wert.

      3.

      Die STERNENLEUCHTEN hatte während der kurzen Zeit im Linearraum sogar 12 Lichtjahre zurückgelegt – ein Gewaltakt für den altersschwachen Frachter, den freiwillig wohl niemand von der Besatzung gewagt hätte. Dass dies keineswegs ohne Folgeschäden geblieben war, bemerkte Tolden schon aufgrund der veränderten Geräuschkulisse. Mit seinen Fragen nach der Ursache stieß er auf eine Mauer verbissenen Schweigens. Die Ngomis begegneten ihm zunehmend mit Misstrauen. Zumindest indirekt machten sie ihn für das Geschehen verantwortlich und das Dumme daran war, dass Tolden selbst nicht zu sagen vermochte, ob sie damit Recht hatten.

      Etliche Ngomis, denen er auf seinem Weg in die Zentrale im Zentrum des Schiffes begegnete, machten verstohlen Zeichen mit den Fingern. Sie glaubten, dass er es nicht sah, doch Tolden zuckte jedes Mal zusammen.

      Die Zentrale lag in gedämpftem Zwielicht; die meisten Panoramaschirme waren abgeschaltet. Auf den anderen erkannte der Daila eine blaue Sonne. Die STERNENLEUCHTEN schien dem Gestirn relativ nahe zu stehen.

      »Wer ist da?«, fragte Musan'J'irkis ohne sich umzuwenden. Offenbar hatte er das leise Schaben des aufgleitenden Schottes vernommen.

      »Ich«, sagte der Daila. »Tolden.«

      Der Kommandant schwang mitsamt seinem Sessel herum, starrte ihn unter halb zusammengekniffenen Lidern hindurch durchdringend an. Außer ihm befanden sich noch zwei Ngomis und eines der Echsenwesen im Raum. Sie gaben sich allen Anschein, in ihre Arbeit vertieft zu sein, aber das waren sie nicht. Tolden bemerkte sehr wohl, wie sie ihn musterten.

      »Was willst du?«, herrschte der Kommandant ihn an.

      »Vielleicht kann ich helfen. Immerhin muss ich mir den Flug verdienen.«

      »Du hilfst mir am besten, wenn du dich in deine Kabine zurückziehst und dort bleibst«, erwiderte Musan'J'irkis. »Dann wird Chrrtl nicht abgelenkt. – Verstehst du etwas von Konvertern?«, fügte er nachdenklich hinzu.

      »Nein«, gestand der Daila.

      »Also wäre es sowieso sinnlos. Die letzte Linearetappe war für unser Triebwerk zuviel, wir fliegen nicht einmal mehr mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit.«

      »Kann ich etwas anderes


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