Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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Sachverständigen. Jeder Teilnehmer des Treffens machte sich Notizen. Lorads Misstrauen war erwacht, und er stellte gezielte Zwischenfragen. Seine Dialektik war ausgefeilt – eine Handvoll der Antworten ließ ihn noch nachdenklicher werden.

      Schließlich, vor der nächsten Pause, machte Felur einen entscheidenden Vorschlag:

      »Der nächste Abschnitt der Diskussion sollte herausarbeiten, ob wir Hilfe brauchen oder nicht. Diese grundsätzliche Entscheidung wird im darauffolgenden Treffen diskutiert werden.«

      *

      In der Stille und Kühle seines Aufenthaltsraums stellte Lorad eine lange und komplizierte Reihe von Überlegungen an.

      Mit mehr Machtmitteln, Schiffen, Truppen und Pionieren also, würde das gewaltige Gebiet dieser Galaxis besser zu kontrollieren sein. Besser: die vorhandenen Stützpunkte mussten ausgebaut und sicherer gemacht werden. Vorfälle wie in der Raumtankstelle von BYTHARK durften sich nicht wiederholen.

      Dieses Gebiet, das man als von Ligriden kontrolliert bezeichnen konnte, war noch zu klein. Es musste Schritt um Schritt vergrößert werden. Dazu brauchte das Neue Konzil eine weitaus größere Anzahl von Individuen und Material.

      »Also keinen weiteren Alleingang«, murmelte Lorad und zog die Ränder der Kapuze über die Stirn herunter.

      Dann ging er daran, die Gruppe seiner Assistenten auf diesen Beschluss einzuschwören. Sie sollten nicht zustimmen, weil er ihr Kriegsherr war, sondern allein deshalb, weil es sich um die bessere Alternative handelte. Es ging um das Leben von Tausenden tüchtiger, junger Ligriden.

      Macht, wirkliche Macht, dachte er, braucht Zeit. Die Geschichte hat es immer wieder bewiesen: Die stabilen Großreiche, von denen die Archive sprachen, waren langsam und organisch gewachsen, wie ein Baum, der sich im Sturm nur deshalb biegen konnte, weil seine Wurzeln sich stark und weit ins Erdreich gebohrt hatten.

      Oder wie ein schillernder Riesenkristall, der lange Zeit gewachsen war und erst nach mühsamer Bergwerksarbeit und entsprechender Bearbeitung sein edles Feuer verströmte.

      Lorad nickte zufrieden. Er war auf dem richtigen Weg.

      *

      Felur saß mit seiner Delegation in einer Messe, unweit des Versammlungssaals. Sieben Männer und eine Frau saßen um den großen Tisch und aßen. Jeder trug einen Helm, also handelte es sich ausschließlich um Diener des Gwyn.

      »Wie stellt ihr euch dazu?«, fragte Felur. Er verzichtete auf jede Feinheit des Protokolls. Eine Ordonnanz, unterstützt von zwei Servorobots, trug das Essen auf.

      »Zu den dauernden Sticheleien der Hyptons?«, fragte sein rechter Nachbar. Felur schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Bewegung.

      »Dazu, dass wir es ohne jede Hilfe schaffen. Ich sehe nicht ein, warum wir Hilfstruppen aus unserer alten Heimatgalaxis holen sollten. Unsinnig! Aufwändig! Nicht unser Stil, Freunde.«

      Sein Teller war überhäuft mit gesunder Kraftnahrung. Die Küchen in BASTION II waren hervorragend. Sie hatten genau seinen Geschmack und den seiner Nachgeordneten getroffen.

      »Wir schaffen es. Aber die Stoßkraft wird geringer.«

      »Oder wir dürfen nur weniger Ziele ins Auge fassen.«

      »In der Vergangenheit waren wir, angefeuert durch die Hyptons, viel zu ehrgeizig.«

      »Richtig«, murmelte er undeutlich. »Ein Schiff kann nicht zwei Schiffe gleichzeitig verfolgen.«

      Jeder einzelne Ligride im Bereich von Manam-Turu wusste genau, dass die Angriffe des Erleuchteten gefährlich waren und den Vorstoß in dieser Galaxis aufhalten konnten. Noch lange waren sie nicht beendet; es konnte unabsehbare Zeit dauern. Und: der Erleuchtete konnte die Ligriden besiegen. Das war durchaus möglich.

      Mitunter gab es Zweifel. Vernünftige, alte Ligriden fragten sich, warum sie sich in dieses gefährliche Abenteuer eingelassen hatten. Niemand hatte sie gezwungen – zusammen mit den Hyptons hatten sie sich in dieses ehrgeizige Projekt gestürzt. Waren sie und ihre Ahnen verführt worden? Felur nahm einen Schluck dunkles Bier und murmelte:

      »Daila, Cairon, Hilfsvölker ... das sind alles Randprobleme. Ich frage mich, warum die Hyptons sich so aufregen.«

      »Liegt in ihrer Natur«, meldete sich ein Logistiker. »Es geht ihnen zu langsam. Das kann ich sogar verstehen.«

      »Ich nicht.«

      Es war nicht sicher, was die Hyptons beabsichtigten. Mit Hilfe von außen, oder ohne Verstärkung und Unterstützung? Was war besser, sinnvoller? Was wünschte der Partner?

      Der lockere Tonfall, den Felur gebrauchte, entband die anderen Ligriden für die Dauer des Essens von der vorgeschriebenen Förmlichkeit. Sie redeten durcheinander und hielten sich nicht an vorgeschriebene Rituale. Es würde sich ändern, sobald sie sich wieder im Konferenzsaal befanden.

      »Jedenfalls schaffen wir es allein! Wir werden es diesen Hyptons zeigen!«, rief Felur und hob seinen Becher. Er stellte ihn mit einem lauten Geräusch wieder auf die Tischplatte zurück.

      »Daran ist kein Zweifel!«

      Die vielen unbarmherzigen Schläge, die der Erleuchtete gegen das Neue Konzil geführt hatte, machten sie nachdenklich und bedrückten sie. Als kriegerisches Sternenvolk waren sie gewohnt, sich mit allen Kräften zu wehren. Nichts anderes hatten die Diener des Gwyn vor, und die Diener des Gward wollten nichts anderes.

      Aber was wollten die Hyptons?

      Felur rückte seinen Helm zurecht und stand auf. Seine Gestalt und seine Körperhaltung drückten seine unbeirrbare Überzeugung aus. Langsam ging die Pause zu Ende.

      »Gehen wir zurück. Vielleicht erfahren wir detailliert, was die Hyptons wollen. Ihr Standpunkt erscheint mir bis jetzt reichlich indifferent zu sein.«

      2.

      Das Wesen, so groß und muskelstarrend wie ein ausgewachsener Bär, trug eine glatte, schwarze Lederhaut. Gelbe Augen bewegten sich schnell hin und her und suchten die Umgebung ab. Pfeifend strich warme Luft durch die Nüstern. Wachsam und bewegungslos stand der Riese, auf die Hinterbeine aufgerichtet, zwischen den bemoosten Baumstämmen des Waldrands.

      Ein makellos blauer Himmel wölbte sich über der Landschaft. Sie schien leer zu sein, ohne Bauwerke denkender Wesen.

      Schneeweiße Wolken zogen über die Berggipfel, von denen einige Schnee und Eis trugen. Eine kleine Sonne, gelbweiß, stach herunter. Noch waren die Schatten lang, und auf vielen Gräsern und Blättern funkelten Tautropfen. In den Baumkronen und zwischen den Stämmen rief ein leichter Westwind dauerndes Säuseln und Rascheln hervor.

      Der schwarze Kroker brummte zufrieden und beruhigt. Er ließ sich auf die Vorderbeine herunter, wiegte Kopf und Schultern hin und her und trottete in die Helligkeit hinaus. Weit vor ihm galoppierte ein Rudel verwilderter Pferde vorbei.

      Weit voraus, zwischen den Hügeln, lief das klare Wasser eines Baches über riesige Kiesel. Der Kroker machte sich auf den Weg zur Tränke. In seinem Magen grollte der Hunger, und immer wieder blieb das Tier stehen, um nach Beute auszuschauen.

      Nichts unterbrach die Stille des frühen Tages. Aber jenseits der Hügel, dort, wo die schlanken, spindelförmigen Bäume standen, gab es ungewohnte Bewegungen.

      Der Kroker sah und hörte nichts davon; das schwere Tier lief in schaukelndem Trab auf dem schmalen Pfad in Richtung auf das Wasser und bahnte sich einen Weg durch das Feld dichtstehender Binsen.

      Ein Vogelschwarm stob aus dem Ufergesträuch auf und flatterte eine Weile aufgeregt über dem Wasser. Dann flog er nach Westen, dorthin, wo kleine Dinge, blitzend, summend und vielarmig, durch die Luft schwebten.

      Die Lokenpoebers waren unterwegs.

      Sie schwebten und kreisten über einem Rudel Stuten und Fohlen, das von einem starken und einer Handvoll jüngerer Hengste angeführt wurde. Die Tiere waren ausnahmslos tiefschwarz; an einigen Stellen glänzte ihr Fell bläulich.


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