Perry Rhodan 420: Rätsel der Vergangenheit. Clark Darlton
Читать онлайн книгу.auf sein Bett und schloss die Augen. Minuten später verkündeten regelmäßige Atemzüge, dass er eingeschlafen war.
Ben Follinger kratzte sich am Hinterkopf.
Der »Neue« hatte Nerven.
*
Rhodan blickte in die erwartungsvollen Gesichter der zwanzig Männer und sah in ihnen die Frage. Noch hatten diese, zwanzig Offiziere und Mannschaften keine Ahnung, was in den vergangenen Jahren geschehen war. Sie hatten auf verschiedenen Schiffen Dienst getan und befanden sich nun an Bord der INTERSOLAR.
»Ich habe Sie in die Messe kommen lassen, um Ihnen einige Erklärungen zu geben«, begann Rhodan mit ruhiger Stimme. Neben ihm saß Atlan, und ein Stück abseits flüsterten Ras Tschubai und Fellmer Lloyd leise miteinander. Gucky hockte auf einem Stuhl und grinste breit vor sich hin. Er las mal wieder Gedanken und amüsierte sich köstlich. »Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, dass das Verschwinden unseres Sonnensystems eine notwendige Maßnahme war, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Sie werden alle Einzelheiten nach und nach erfahren, denn von dieser Sekunde an gibt es Ihnen gegenüber keine Schweigepflicht mehr an Bord der INTERSOLAR. Sie haben Freunde gewonnen, und wenn Sie sie heute fragen, werden Sie Antwort erhalten. Ich selbst möchte nur einige grundsätzliche Erwägungen zur Sprache bringen:
Solange ich für tot oder auch nur verschollen galt, konnte es gewissen Machtgruppen gelingen, größeren Einfluss zu gewinnen. Erst als Dabrifa daranging, die terratreuen freien Sonnensysteme unter seinen Einfluss zu bringen, musste ich offiziell eingreifen. Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ich notfalls bereit bin, diese Systeme mit Waffengewalt zu verteidigen. Nun gut, Dabrifa und die anderen Machtblöcke scheinen vorerst darauf zu verzichten, freie Welten erobern zu wollen. Dafür haben sie sich eine andere Beschäftigung ausgesucht: Sie suchen das Sonnensystem.
Sie alle rätseln daran herum, wo es wohl geblieben sein könnte. Sie wissen nun, dass ich noch lebe, und damit wissen sie auch, dass die Menschheit noch lebt – ganze fünfundzwanzig Milliarden Terraner. Wenigstens allein in unserem System. Sie zerbrechen sich den Kopf, wie es uns gelingen konnte, der vermutlichen Katastrophe zu entrinnen, und sie suchen den Geheimplaneten, auf dem wir nun existieren. Das ist natürlich vergebliche Mühe, denn diesen Geheimplaneten gibt es nicht. Das Sonnensystem befindet sich noch am alten Platz, nur fünf Minuten in der Zukunft. Und dort findet es niemand, der den Weg in die Zukunft nicht kennt. So, nun wissen Sie es, meine Herren. Die Natur des Zeitfeldes wird Ihnen bald vertraut sein, und sicherlich werden Sie dann auch wissen, was eine Temporalschleuse ist. Durch sie nämlich gelangen Sie zur Erde und zu Ihren Freunden auf der Erde. Wir werden den Heimflug baldmöglichst antreten, wenn wir nicht durch dringende Geschäfte aufgehalten werden. Im Augenblick scheint es ruhig zu sein, aber das kann trügen. Wir werden sehen. So, meine Herren, das ist eigentlich alles, was ich Ihnen sagen wollte. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich an Ihre Vorgesetzten und Kameraden. Sie werden Ihnen bereitwillig Auskunft geben. Danke.«
Er stand zusammen mit Atlan auf und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen. Ras und Fellmer blieben noch, ebenso Gucky.
Aber der Mausbiber sah sich getäuscht.
Niemand kam, um ihm eine Frage zu stellen.
Ruhig und äußerlich gefasst verließen die zwanzig »Neuen« die Messe und begaben sich in ihre Kabinen.
Ras sah ihnen voller Bewunderung nach.
»Ich muss sagen – das sind gute Männer. Sie sind neugierig, aber sie verraten es nicht. Kompliment für Rhodan.«
Gucky kicherte höhnisch und sprang von seinem Stuhl.
»Kompliment für Rhodan – dass ich nicht lache! Wer hat denn die Burschen ausgesucht, he? Ich, du schwarzes Ungeheuer! Wenn du schon Komplimente verteilst, dann bitte an die richtige Adresse!«
Ras hob beschwörend die Hände.
»Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung. Fast hätte ich vergessen, dass ja du der Gedankenschnüffler bist ...«
»Pah!«, machte Gucky empört und watschelte aus der Messe.
*
Drei Tage später trafen sie, sich in Rhodans Kabine.
Atlan und Ras Tschubai, der Teleporter, saßen mit Rhodan zusammen und unterhielten sich. Ein wenig später trafen die beiden Telepathen Fellmer Lloyd und Gucky ein und gaben zu, vor Langeweile fast zu sterben. Da war ihnen nichts Besseres eingefallen, als Rhodan aufzusuchen.
Rhodan sah Gucky zweifelnd an.
»Langeweile?«, wunderte er sich. »Das glaube ich dir beim besten Willen nicht. Sei ehrlich, Kleiner – hast du was? Man sieht es dir an der Nasenspitze an. Ihnen übrigens auch, Fellmer.«
Fellmer Lloyd beachtete Guckys warnenden Blick nicht.
»Sie vermuten richtig. Ich war mit Gucky in der Beobachtungskuppel – wir betrachteten die Sterne. Plötzlich hatten wir beide das Gefühl, als wolle uns jemand etwas sagen. Verstehen Sie, jemand, der schon lange tot ist. Es waren nur wispernde Gedanken, die unser Gehirn erreichten, wie aus weiter Ferne und ganz schwach. Sie verrieten Panik, Furcht und Verzweiflung, blieben aber unverständlich. Wir wollten es Ihnen eigentlich nicht sagen, um Sie nicht zu beunruhigen, aber ...«
»Es ist gut, dass Sie es sagten. Um ehrlich zu sein – wir hier haben diese schwachen Impulse ebenfalls empfangen. Ihr beide seid Telepathen, wir nicht. Ras ist immerhin ein Teleporter, und Atlan und ich haben auch gewisse besondere Fähigkeiten. Es ist also möglich, dass diese geheimnisvollen Impulse nur von gewissen Gehirnen empfangen werden können. Das ließe einige hinweisende Schlüsse zu.« Er sah Gucky an. »Nun, Kleiner? Geniere dich nicht.«
Gucky überwand seinen Ärger über Fellmer, der ihm mal wieder zuvorgekommen war.
»Ich weiß nicht, Perry, ob ich es dir sagen soll – meine Vermutung ist zu phantastisch. Wir haben seit fast tausend Jahren nichts mehr von Harno gesehen oder gehört. Es ist unwahrscheinlich, dass er ausgerechnet jetzt wieder auftauchen sollte ...«
»Harno!« Rhodan nickte langsam und in seine Augen trat ein eigenartiger Glanz. »Genau das habe ich auch gedacht. Aber warum so schwach, so voller Furcht? Das passt nicht zu ihm.«
Es passte wirklich nicht zu Harno, dem geheimnisvollen Energiewesen, dem die Menschheit manchen rettenden Dienst zu verdanken hatte. Harno, die kleine schwarze Kugel aus purer Energie, auf deren glatten Oberfläche sich das Universum spiegeln konnte. Harno, das Wesen, das am Ende der Zeit lebte ...
»Harno suchte uns nur, und ich glaube, er hat uns jetzt gefunden.« Gucky rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Vergiss nicht, Perry, dass Harno uns nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit suchen musste. Beim nächsten Mal wird der Kontakt stärker sein.«
»Glaubst du?«
Gucky nickte wortlos. Es schien, als warte er.
Es war eine eigentümliche Situation. Niemand hatte im Ernst noch daran geglaubt, das Energiewesen jemals wieder zu sehen. Als es das letzte Mal auftauchte, war es geschehen, um Rhodan einen entscheidenden Hinweis im Andromedanebel zu geben. Harno behauptete, aus der fernen Zukunft zu kommen, vom Ende der Zeit. Von der Grenze des Universums. Niemand hatte so recht begriffen, was er damit meinte. Und ehe Fragen gestellt werden konnten, war Harno wieder verschwunden.
Fellmers Körper straffte sich plötzlich, und gleichzeitig spürten auch die anderen, wie etwas in ihr Gehirn zu dringen versuchte. Es war wie eine tastende Hand, die ihr Bewusstsein berührte und es zu wecken versuchte.
Und dann kamen stark und deutlich die ersten Gedanken: »Perry Rhodan ... Gucky ... versteht ihr mich! Antwortet!«
Gucky streckte seine Hände nach beiden Seiten aus. Die anderen begriffen sofort, was er wollte. Sie fassten sich bei den Händen und bildeten so einen Ring. Dadurch wurde die Intensität ihrer Gedankenströme verstärkt.
»Ich übernehme das«, sagte Rhodan und sorgte dafür, dass die Energie der Impulse nicht verzettelt wurde. Im Gegenteil: Die anderen vier konzentrierten sich nun auf