Perry Rhodan 2986: Sonnenmord. Leo Lukas

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Perry Rhodan 2986: Sonnenmord - Leo Lukas


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wieder schlugen die Schatten der Melancholie über ihm zusammen, hüllten ihn ein und drohten, ihn in tiefster Depression zu verschlingen.

      Mehr als einmal kokettierte er mit dem Gedanken, dass er vielleicht besser dran wäre, wenn er die dumme, starre, scheinbar nutzlose Manschette einfach wieder abstreifte. Wenn das Exoplantat ihm seine segensreichen Einflüsse partout verweigerte – oder, umgekehrt, etwas in 1jung sich dermaßen dagegen sperrte –, dann sollte es halt nicht sein.

      Wie das Beispiel von 38alt bewies, gab es durchaus andere, mindestens ebenso erfüllende Existenzweisen. Was war so übel daran, für die gesamte Lebensdauer ununterbrochen heimatverbunden zu bleiben?

      Aber er brachte es letztlich nicht übers Herz, seine Zukunftspläne, wie vage sie auch waren, radikal über den Haufen zu werfen und sich mit einem anderen, geringeren Ziel zu bescheiden. Lieber schleppte 1jung sich weiter, trotz des grässlich stummen, stocksteifen Fremdkörpers, den man ihm um die Leibesmitte geschnallt hatte.

      Die gleichermaßen geliebte wie verhasste Nabelschnur, die ihn mit dem Großen Faden der Kolonie verband, zog er mutlos hinter sich her. Was über sie in ihn einfloss, spendete ein Mindestmaß an Sicherheit, aber keinen Trost.

      So quälte 1jung sich, fast eine Woche lang.

      Bis es, als er bereits jegliche Hoffnung aufgegeben hatte, über ihn kam mit einer Heftigkeit, die er niemals für möglich gehalten hätte.

      3.

      Eine rein zufällige Begegnung

      Die SOOZORD war, wie alle Raumväter der Onryonen, kugelförmig und durchmaß 2100 Meter. Die Hülle bestand aus tiefrot leuchtendem, durch hyperenergetische Aufladung gehärtetem Patronit.

      Von Pol zu Pol verlief eine Schiene, auf der eine kegelförmige Antriebseinheit mit leistungsstarken Linear- und Impulstriebwerken beweglich angebracht war. Der Kegel fand auch als Landestütze Verwendung.

      Perry Rhodan, der ohne Begleitung übergesetzt war, wurde von Tropar Lendellec in der Hauptleitzentrale empfangen. Er hatte den Onryonen als nüchternen, geradlinigen Pragmatiker schätzen gelernt, mit dem es sich gut zusammenarbeiten ließ.

      Eigentlich war Lendellec als Beauftragter des aktuellen Ryotars der On-Ökumene – also der Gesamtheit aller On-Welten der Onryonen – zur Konferenz des Galaktikums auf dem Planeten Aurora angereist. Ergänzend zur bereits zugesicherten Unterstützung bei einem etwaigen Evakuierungsprogramm in die Nachbargalaxis Andromeda hatte er erklärt, dass die Onryonen notfalls auch anderen Galaktikern Asyl auf ihren Planeten gewähren würden.

      Freilich müssten die On-Welten aller Wahrscheinlichkeit nach mittelfristig aus dem Wirkungsbereich des Weltenbrands gebracht werden. Denn dieser schlüge zwar derzeit noch nicht voll in den Linearraum durch, sei dort aber bereits als Bedrückung spürbar, da es sich nun mal um ein höherdimensionales Phänomen handelte.

      Bald darauf hatte Tropar Lendellec gezeigt, dass er nicht nur als Diplomat zu reüssieren vermochte. Der SOOZORD war zu verdanken gewesen, dass man die Spur der Gataser, die Perry Rhodan entführt hatten, trotz des großen Vorsprungs doch noch hatte aufnehmen können.

      Nach Rhodans Rettung hatten die onryonischen Linearraumdetektoren ein riesenhaftes Trägerschiff der Thoogondu entdeckt, die Leerraumfähre PARRASTURD. Gemeinsam mit einem Posbi aus der BOX 11211 war es Rhodans Team gelungen, der Neurotronik der PARRASTURD die Information zu entlocken, dass ein baldiger Angriff auf die Hundertsonnenwelt geplant war.

      *

      In Anbetracht der Bedrohungslage und des Zeitdrucks verzichteten der Terraner und die Onryonen auf langwierige Begrüßungsfloskeln. Ohne Umschweife erteilte Lendellec, kaum dass Perry Rhodan im variablen Gästesitz hinter dem Kommandostand Platz genommen hatte, den Startbefehl.

      Der Flug zu dem kleinen Raumschiffsfriedhof dauerte nur wenige Minuten. Währenddessen wurden die Ortungsdaten in so rascher Abfolge aktualisiert, dass Rhodan Mühe hatte, mit der Sichtung der ihm freundlicherweise ebenfalls übermittelten Holos Schritt zu halten.

      Die Indizien dafür, dass eines der vier havarierten Schiffe tatsächlich eine terranische Space-Jet war, verdichteten sich zur Gewissheit. Schließlich ließ sich sogar von der reichlich malträtierten Hülle die Typennummer ablesen.

      Aus der GALBRAITH DEIGHTON, an die permanent sämtliche Daten gefunkt wurden, erging der Anruf, dass man das verunglückte Schiff identifiziert hatte. Es war laut Flottenarchiv Ende 1332 NGZ vom Stapel gelaufen, also vor 219 Standardjahren. Kurz danach hatte man es an die Beibootflotte der LEIF ERIKSSON überstellt, die ab Mai 1333 NGZ als Flaggschiff Atlan da Gonozals im Sternenozean von Jamondi gedient hatte.

      Darüber hinaus war, wohl aufgrund der damaligen Wirren, nur lapidar verzeichnet: »Am 26. Mai im Tan-Jamondisystem von Oberbefehlshaber an verbündete Kräfte übergeben; seither unbekannten Aufenthalts.«

      Welchen »verbündeten Kräften« hat Atlan eine terranische Space-Jet geschenkt?, fragte sich Perry Rhodan in Gedanken. Und warum?

      Vor allem aber: Wie und weshalb war das diskusförmige, bloß 34 Meter durchmessende Beiboot der ROMULUS-Klasse an diesen Ort gelangt, weit jenseits der Reichweite seiner Triebwerke?

      *

      Laut den Messergebnissen der onryonischen Orter erwies sich die Space-Jet auch aus der Nähe als energetisch tot. Gleiches galt für zwei andere Wracks.

      Eins davon hatte, bevor es auseinandergebrochen war, die Form einer Doppelspindel gehabt, mit einer hochgerechneten, ursprünglichen Gesamtlänge von etwa 700 Metern. Das andere, ebenfalls größtenteils zerstörte Schiff war, der Rekonstruktion zufolge ein an beiden Enden aufgewölbter, 1800 Meter langer, 600 Meter breiter und 300 Meter hoher Quader gewesen.

      Beide Schiffstypen tauchten weder in den Archiven der GALBRAITH DEIGHTON noch der SOOZORD auf. Das vierte Wrack hingegen konnte als 220 Meter durchmessender Ringraumer der Zikkurer-Drills identifiziert werden.

      »Von ihm geht der schwache, unaufhörlich wiederholte Notruf aus«, erinnerte Tropar Lendellec. »Außerdem ist das der einzige Schiffsrest, in dem unsere Individualtaster Anzeichen für die Relikte biologischer Intelligenzen verorten.«

      »Heißt das, in den Trümmern der drei anderen Raumer gibt es nicht einmal Leichen?«

      »Richtig. Nichts, was nicht bereits derart zu Staub zerfallen wäre, dass selbst unsere Instrumente daran scheitern, die Restbestände wahrzunehmen.«

      »Zwei Jahrhunderte seit Inbetriebnahme der Space-Jet, dem einzig fixen Anhaltspunkt, den wir momentan haben, sind eine lange Zeit. Aber im Vakuum des Weltalls ...«

      »Sollten sich, da sämtliche Hüllen zerborsten sind, mumifizierte Leichname von Besatzungsmitgliedern konserviert haben, ja. Es drängt sich die Mutmaßung auf, dass diese Wracks, wann auch immer, schon als Geisterschiffe an diesem Ort angekommen sind.«

      Die Sache wurde mit jedem hinzukommenden Detail mysteriöser.

      *

      Dass weder die Terraner noch die Onryonen die Herkunft der Doppelspindel und des Quaderraumers bestimmen konnten, wunderte Perry Rhodan nicht. Nach wie vor waren große Teile der Milchstraße unerforscht.

      Zahlreiche junge, aufstrebende Zivilisationen mochten erst vor relativ kurzer Zeit einen einfachen Überlichtantrieb entwickelt haben und damit kühn zu den nächstgelegenen Sternen aufgebrochen sein. Wie viele hatten es noch nicht geschafft, so weit vorzudringen, dass sie im Wahrnehmungsbereich der technologisch höherstehenden, galaktischen Machtgruppen aufgetaucht wären?

      Man wusste es schlicht und einfach nicht.

      Wird der Weltenbrand sie dahinraffen?, fragte sich Perry Rhodan, dem es bei diesem Gedanken plötzlich eng um die Brust wurde, ehe die Milchstraße überhaupt noch von ihnen und ihren Zukunftshoffnungen Notiz genommen hat?

      Immerhin halfen ihm die Funksprüche aus der GALBRAITH DEIGHTON auf die Sprünge bezüglich der Zikkurer-Drills, von deren Raumschiff das Notsignal nach wie vor


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