Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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echte Stadt! Ich habe es gehört! Der Seher und Erkenner ohne Namen hat die echte Stadt gesehen und erkannt! Er hat es bestätigt!«

      Die Shenpadri in der Empfangshalle und auch die anderen draußen legten mit einem neuen Tanz los. Rhodan ging weiter, einen langsamen Schritt nach dem anderen. In einer Ecke lagen Eisreste, in einer anderen Schutt, wie sorgfältig zusammengefegt. Eine Treppe führte nach oben, direkt neben einem leeren, dunklen Schacht, der vielleicht einmal Expressliftkapseln oder Antigravgeneratoren beherbergt hatte. Einrichtungsgegenstände gab es nicht, weder Möbel noch irgendwelche Installationen oder Apparaturen.

      Rhodan verließ das Gebäude auf der anderen Seite und bemerkte nur wenige Meter entfernt eine Statue, die unversehrt wirkte. Sie kehrte ihm den Rücken zu, doch als er sich ihr näherte, fielen ihm gewisse Details auf, und er ahnte, wen das Bildnis darstellte. Das Gesicht aus bläulich glänzendem Terkonit gab ihm Gewissheit.

      Die Statue zeigte ihn, Perry Rhodan: zum Himmel blickend, den Arm in einer herrisch wirkenden Geste ausgestreckt.

      Shanlud erschien neben ihm.

      »Der Seher und Erkenner hat sich selbst gesehen und erkannt!«, verkündete er, als sich weitere Shenpadri und Männer und Frauen von der NEY ELIAS näherten. »Der Namenlose hat einen Namen! Er ist der Mann, dem hier – und nicht nur hier! – ein Denkmal gesetzt wurde. Er ist Perry Rhodan!«

      Ein Roboter der Shenpadri hatte neben der Statue eine Tafel freigelegt, die einst aufrecht gestanden hatte. Shanlud deutete darauf, während seine Kollegen erneut voller Freude tanzten, davon überzeugt, dass ihre Entdeckung gerade noch wichtiger geworden war.

      »Kannst du uns helfen und dies entziffern, Perry Rhodan?«, fragte Shanlud.

      Er blickte auf die Tafel hinab und las laut: »Terraner, folgt mir, und die Sterne werden euch gehören!«

      Es waren pathetische Worte, deren Klang ihm nicht behagte. Rhodans Blick strich über Menschen und Shenpadri. Felix Ghiss lächelte und schien die Begeisterung der Shenpadri zu teilen. Zafer Young betrachtete mit ausdrucksloser Miene die Anzeigen seines Scanners. Amma Vargas wirkte sehr nachdenklich und verglich Rhodans Gesicht mit dem der Statue. Die Reaktionen der anderen Wissenschaftler von der NEY ELIAS reichten von Verwunderung und Betroffenheit bis zu Hoffnung.

      Rhodan sah noch einmal auf die Tafel. Neben ihr zeigte sich ein rosaroter Halm in einer kleinen Bodenspalte, mit zwei violetten Knollen, eine von ihnen halb geöffnet. Etwas rieselte daraus hervor, feiner Staub, der – vom sanften Wind erfasst – aufstieg und eine dünne gelbliche Wolke bildete.

      Leben von Tellus, dachte Rhodan. Frei vom Eis erwachte es nach jahrtausendelangem Schlaf, nicht nur hier, neben der Tafel mit den Worten, die ihm zugeschrieben wurden, sondern auch in anderen Teilen der von den Shenpadri freigelegten Stadt.

      Was er bisher für staubigen Dunst gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Sporenschwaden.

      Zafer Young näherte sich. Für einen Ertruser mochte er klein und schmal sein, aber er war ein ganzes Stück größer und breiter als Rhodan.

      »Ich habe Materialproben untersucht«, sagte er. »Von den Straßen, Mauern und Trümmern. Auch von dem Gebäude, in dem wir eben gewesen sind. Die Materialien sind tausend bis dreitausend Jahre alt, manche etwas älter.«

      Es passt, dachte Rhodan.

      »Dies ist nicht die einzige Statue, Perry Rhodan«, sagte Shanlud. Seine Lingumaske zeigte nicht mehr das Gesicht von Amma Vargas, sondern Rhodans. »Es gibt noch mehr. Möchtest du sie sehen und erkennen?«

      *

      Während der nächsten beiden Stunden waren sie kreuz und quer in der Stadt unterwegs, mal zu Fuß, mal an Bord von Antigravplattformen, die Ruinenhüter Shanlud von den Schiffen über der Ausgrabungsstätte anforderte. Die Statuen, die er Rhodan und den anderen Menschen zeigte, bestanden ausnahmslos aus Terkonit, was vielleicht Härte und Unveränderlichkeit zum Ausdruck bringen sollte. Oft stand der dargestellte Perry Rhodan allein, manchmal in Begleitung alter Weggefährten. Beim Alpha Centauri-Circle reichte ihm Reginald Bull eine Flagge mit fremdartigen Symbolen, und beim Whistler-Areal gab ihm Atlan ein Richtschwert, mit dem offenbar ein Gataser hingerichtet werden sollte, der vor dem Terkonit-Rhodan kniete. Auf der Tafel daneben, von den Shenpadri aufgerichtet, war zu lesen: »Ein Äon aus Blut und Eisen braucht den Mann, der das Schwert führt.«

      Zafer Young untersuchte den Rhodan, der von Atlan das Schwert entgegennahm. Er deutete auf die Anzeigen seines Scanners.

      »Alter etwas mehr als dreitausend Jahre«, sagte er.

      Die riesige Stadt, vom Eis befreit, schien tatsächlich Terrania City zu sein. Sie sah so aus, sie fühlte sich so an. Aber die Statuen passten nicht an diesen Ort. Sie zeigten einen anderen Perry Rhodan, einen arroganten Herrscher, jemanden, der sich zum Herrn über Leben und Tod machte.

      »Die Statuen sind Unsinn«, sagte Rhodan leise, als Shanlud und die anderen Shenpadri ein Stück entfernt waren. »In der Stadt, die ich kenne, gab es keine derartigen Bildnisse.«

      Amma Vargas und Zafer Young kamen näher. Tenga flog mit seiner SCHOTE neben einer wie glatt geschliffen wirkenden Gebäudefront, beobachtet von Tholia und einigen Shenpadri.

      Donn Yaradua kniete neben einem Riss in etwas, das einmal ein Rollband für den Transport von Personen gewesen war. Sein Interesse galt einigen rosaroten Halmen. Rhodan sah, wie er behutsam ihre violetten Knollen anstieß, die sich daraufhin öffneten und gelbbraunen Staub freisetzten.

      »So bin ich nie gewesen«, fügte Rhodan hinzu.

      »Die Statuen sind ebenso alt wie die Stadt«, sagte Zafer. »Wenn die Stadt echt ist, sind sie es ebenfalls.«

      Rhodan betrachtete das Richtschwert und den knienden Gataser. Er wäre nie imstande gewesen, auf diese Weise zu töten.

      »Du wolltest inkognito bleiben, Perry Rhodan.« Amma Vargas musterte ihn. »Jetzt bist du es nicht mehr.«

      »Vielleicht wollte er deshalb unerkannt bleiben.« Zafer Young deutete auf die Hinrichtungsszene.

      Rhodan blickte zu den Shenpadri. Shanlud und seine Artgenossen wirkten aufgeregt – den vorderen Körperteil hoch erhoben neigten sie sich hin und her. Ihre Erweiterungen, die Organoide, klirrten und rasselten, aber ansonsten blieb es für menschliche Ohren still – die offenbar sehr lebhafte Diskussion fand in der Ultraschallsprache der Shenpadri statt.

      »Die Cairaner suchen mich«, sagte Rhodan offen. Felix Ghiss hatte sich genähert, mit einem nicht mehr ganz so breiten und strahlenden Lächeln.

      »Warum?«, fragte Amma Vargas.

      »Ich weiß es nicht. Ich möchte es herausfinden, bevor sie mich finden.« Rhodan wandte sich von der Statue ab. »Es könnte sein, dass uns hier nicht mehr viel Zeit bleibt.«

      »Uns?«, wiederholte Zafer Young.

      »Mir«, sagte Rhodan. »Es hängt davon ab, wie schnell die Cairaner reagieren, wenn sie erfahren, dass ich hier auf Tellus bin.«

      »Glaubst du, dass sich die Shenpadri mit ihnen in Verbindung setzen?«, fragte Amma.

      »Jemand wird sie informieren, da bin ich sicher.« Rhodan versuchte, das Unbehagen abzuschütteln, das ihm die Statuen beschert hatten. »Wir müssen in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Daten sammeln, um zu verstehen, was das hier bedeutet.« Er meinte nicht nur die Stadt, sondern auch die Statuen.

      Shanlud steuerte seinen Raupenschlitten auf ihn zu. Hinter ihm bildete sich eine Wolke aus aufgewirbeltem Staub und Sporen.

      Die Lingumaske des Ruinenhüters zeigte schnell hintereinander verschiedene Gesichter.

      »Eine neue Entdeckung!«, rief er. Diesmal klang seine Stimme schrill. »Klein, aber bestimmt auch sehr wichtig.«

      »Eine weitere Stadt?«, fragte Amma Vargas.

      »Nein, keine Stadt.« Eine Plattform näherte sich, von Shanlud gerufen. »Kleiner, viel kleiner. Eine Station, eine Basis, ein Stützpunkt, noch tief im Eins.


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