Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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du uns die Koordinaten nennen?«

      »Wir müssen erst prüfen und untersuchen ...«

      »Sind es diese?« Rhodan nannte die vor Kurzem erst recherchierten Koordinaten des Stützpunkts, den das Solare Imperium im Jahr 2436 der alten Zeitrechnung auf Tellus errichtet hatte, und hoffte, dass die Lingumaske sie richtig übersetzte.

      »Du kennst den Ort!«, entfuhr es Shanlud. »Du kennst ihn!«

      Die Antigravplattform, von zwei Shenpadri ohne Lingumasken gesteuert, senkte sich direkt neben ihnen herab. Rhodan betrat sie, ohne eine Einladung abzuwarten.

      »Ich möchte ihn sehen und erkennen«, sagte er. »Mit deiner Erlaubnis, Ruinenhüter.«

      Shanlud rutschte halb von seinem Raupenschlitten herunter, und ein mühelos wirkender Sprung brachte Rhodan auf die Plattform, die nicht viel Platz bot. Amma Vargas folgte ihm und blieb unmittelbar neben Rhodan stehen.

      »Zafer, Tholia, Lionel ... Helft den ehrenwerten Shenpadri bei ihren Untersuchungen in der Stadt«, wies die Kommandantin der NEY ELIAS ihre Wissenschaftler an. Im Klartext lautete ihre Botschaft: Behaltet die Shenpadri im Auge und versucht, so viel wie möglich herauszufinden.

      »Kann ich ebenfalls mitkommen?« Felix Ghiss wollte an Bord klettern, stellte sich dabei jedoch nicht sonderlich geschickt an. Ein Shenpadri versperrte ihm den Weg.

      »Nicht genug Platz, nicht genug Platz!«, rief Shanlud. »Eine neue Entdeckung, wir brechen auf! Perry Rhodan, du wirst uns zeigen und erklären!«

      Die Plattform setzte sich wieder in Bewegung, und Rhodan beobachtete, wie Felix Ghiss und die anderen zurückblieben.

      Felix Ghiss

      Felix sah der Plattform nach, und sein Lächeln verblasste ein wenig.

      Zafer Young legte ihm gönnerhaft die Hand auf die Schulter. »Nicht traurig sein, Kleiner«, sagte er, obwohl er gar nicht viel größer war. »Dein Held kehrt sicher bald zurück.«

      »Er ist nicht mein Held! Ich meine ... Er ist der legendäre Perry Rhodan! Er könnte uns viel über die Vergangenheit erzählen und uns dabei helfen, alles besser zu verstehen. Er ...«

      »Mir scheint, er versteht selbst nicht alles«, brummte Zafer. Er klatschte in die Hände. »Liebe Leute, verehrte Kollegen, an die Arbeit! Helfen wir unseren Shenpadri-Freunden, mehr über diese Stadt und vielleicht auch den Mann zu erfahren, der hier verehrt wurde.« Er deutete auf den Terkonit-Rhodan, der ein Richtschwert empfing.

      Die Wissenschaftler von der NEY ELIAS gingen auseinander, um begleitet von Shenpadri-Archäologen die Ruinen zu untersuchen. Einige Sekunden lang beobachtete Felix die beiden Männer von der BJO BREISKOLL, den bärtigen Donn Yaradua und seinen kleinen Begleiter, den Siganesen Sholotow Affatenga.

      Dann wählte er ein etwas abseitsstehendes Gebäude, stieg umständlich über einen Mauerrest hinweg, verharrte kurz neben einem mehrere Meter hohen Block, der von einem umgestürzten Hochhaus stammte, und vergewisserte sich, dass niemand in seinen Richtung sah, bevor er hinter die Trümmer schlüpfte.

      Dort, vor neugierigen Blicken geschützt, änderte sich seine Körperhaltung. Den Kopf erhoben und mit geradem Rücken eilte Felix Ghiss zu dem Gebäude, die Schritte flink, agil und selbstsicher. Er trat durch die offene Tür, und eine Sekunde später war er ein Schemen inmitten von Schatten. In der dunkelsten Ecke des Zimmers blieb er stehen, atmete mit offenem Mund, um nicht das geringste Geräusch zu verursachen, und lauschte.

      Nichts regte sich. Alles blieb still.

      Er öffnete die Taschen seiner Jacke, darunter auch mehrere, die nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen waren. Einer entnahm er ein kleines Gerät, das nicht aus terranischer Produktion stammte. Es war rund und glatt und sah aus wie ein kleiner Kieselstein, doch dieser Eindruck täuschte, und genau darum ging es bei dem Objekt: um Täuschung, um die Verschleierung von Lüge, damit Tholia Turan, Affosa von Ensch, keinen Verdacht schöpfte.

      Felix lächelte nicht mehr, als er den Daumen auf eine bestimmte Stelle des kleinen Geräts drückte. Eine kurze Vibration bestätigte die korrekte Funktion des Mentalmodulators. Er nickte zufrieden, steckte den Modulator wieder ein, holte andere kleine Objekte hervor und setzte sie zu einem Sender zusammen, der ihm Kontrolle über das Hyperfunkgerät der NEY ELIAS erlaubte.

      *

      Mikroorganismen und das rosarote Knollengras zählten zu den ersten Lebensformen, die nach dem langen Winter von Tellus erwachten. Die winzigen Keimlinge spürten Licht und Wärme der Sonne bereits, als sie noch in Schnee und Eis steckten. Sie bereiteten sich auf schnelles Wachstum vor, auf den Beginn eines Wettlaufs, bei dem der gewann, der am schnellsten möglichst viel Platz in den zur Verfügung stehenden ökologischen Nischen besetzte. Saatstaub sollte eine rasche Ausbreitung des Knollengrases ermöglichen, das später anderen, höher entwickelten Lebensformen als Nahrungsgrundlage dienen würde.

      Doch bei diesem evolutionären Zyklus gab es einen wichtigen Unterschied, denn es befand sich etwas auf dem Planeten, das vorher nicht da gewesen war, ein fremder Faktor, der sich ausgedehnt hatte, teilnahm und dadurch Einfluss ausübte.

      Jede einzelne Spore, nur einen Mikrometer groß, trug ein winziges Fragment des Extas in sich.

      7.

      Perry Rhodan

      Die kleine Plattform landete neben knisterndem, knarrendem Eis. In dieser Region von Tellus wich die Dunkelheit der Nacht dem Licht des heranrückendes Tages. Aus dem schmelzenden Eispanzer ragten die Gipfel von Bergen, schroffes, zerklüftetes Felsgestein, das lange Schatten warf. Einige Hundert Meter weiter oben schwebte ein Berg am Himmel, kupferrot und aus mehreren zylindrischen Segmenten bestehend. Ein wärmender Vorhang aus thermischer Energie fiel von dem Schiff der Shenpadri herab und wanderte weiter über den Gletscher, um die Antigravplattform nicht zu gefährden. Wo sich Schmelzwasser in Mulden angesammelt hatte, gefror es wieder. Wo es Risse und Spalten fand, strömte und fiel es in die Tiefe.

      Es war kalt. Amma Vargas schloss ihren Einsatzoverall und zog sich die Kapuze über den Kopf. Rhodan hob den Kragen seiner Jacke noch etwas höher, verzichtete aber darauf, den SERUN zu aktivieren. Den getarnten Schutzanzug wollte er erst benutzen, wenn ihn die Umstände dazu zwangen.

      Dünner gelblicher Dunst hing über dem Eis, das nur wenige Meter entfernt, zwischen zwei Felsen, ein dunkles Loch aufwies. Roboter warteten dort, neben einem Transporter, der Ausrüstungsmaterial und mehrere Raupenschlitten gebracht hatte – seine Luken schlossen sich gerade, und in ein Antigravfeld gehüllt stieg er auf.

      Ruinenhüter Shanlud kam von der Plattform herunter und glitt zu einem der Schlitten. Die beiden anderen Shenpadri folgten ihm. Einer schwankte, bemerkte Rhodan, wirkte weniger flink und agil.

      »Was befindet sich hier?«, wandte sich Amma Vargas an Rhodan. »Du weißt es, nicht wahr? Du hast die Koordinaten genannt.«

      »Eine alte Station des Solaren Imperiums.« Ammas Blick zeigte ihm, dass sie nicht verstand. »Das Solare Imperium war der erste Sternenbund der Menschheit, vor mehr als dreitausend Jahren.« Während des Flugs der Plattform hatte er darüber nachgedacht. »Sie wurde im Jahr 2436 der alten Zeitrechnung erbaut. Wenn es in ihr Aufzeichnungen gibt ...«

      »Zafer hat die Stadt auf eine ähnliche Zeit zurückdatiert«, sagte Amma Vargas. »Du glaubst, dass die Aufzeichnungen in der alten Station Auskunft darüber geben könnten, wieso sich Terrania City hier befindet und nicht auf Terra. Sofern dies wirklich nicht Terra ist, die Wiege der Menschheit, wie es die Shenpadri annehmen.«

      Sie sprachen leise, und die Shenpadri schienen mit sich selbst beschäftigt zu sein. Ihre Bewegungen deuteten darauf hin, dass sie miteinander kommunizierten. Greiflappen strichen über das gesträubte Gefieder des weniger agilen Schlangenwesens.

      »Ich glaube es nicht, ich hoffe es«, hob Rhodan hervor. »Es wäre nett, zur Abwechslung einige Antworten zu finden anstatt immer neue Fragen.«

      Shanlud drehte den hoch erhobenen Kopf mit der Lingumaske,


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