Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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wohl niemand mit Gewissheit.« Prexxel wuchs wieder ein Stück an. »Vermutlich nicht mal Stahmon.«

      Die Lichter auf Kirts Achse glommen gelb. Seine Räder standen nun still. Willka beugte sich zu ihm. »Kirt, wir brauchen deine Hilfe. Wir müssen Culsu finden und hatten gehofft, dass du unser Lotse sein kannst.«

      »Culsu ...« Kirt zog das Wort in die Länge, als wollte er wissen, wie es schmeckte. »Welt aus Eisen ...«

      »Ja. Eben deshalb haben wir WHEELER gesucht.«

      »WHEELER?«

      Ich dachte erst, Kirt wäre in die Verwirrung zurückgefallen, doch dann erinnerte mich der Extrasinn daran, dass WHEELER kein Posbi-Begriff war. Für die Bewohner hieß die Station nach ihrer Nummer. »Willka meint Station 43284. Was denkst du, Kirt? Könntest du heimlich mit uns kommen und uns helfen?«

      »Weggehen?«, Kirts Stimme klang schrill. »Weggehen! Nein!« Er sauste auf den Rädern durch den Raum. Es sah aus, als würde er gegen die Wand donnern, doch die Verkleidung öffnete sich blitzschnell, ließ Kirt ein und schloss sich hinter ihm.

      »Sein Notfallversteck«, sagte Prexxel. Er schaute Willka nachdenklich an. »Ich habe Kirt selten so klar erlebt wie eben gerade. Er scheint dich wirklich zu kennen.«

      »Kennt er die Koordinaten von Culsu?«, fragte ich.

      »Nein. Solche Daten verwahrt Stahmon.«

      »Gibt es eine Möglichkeit, sie in die Hände zu bekommen?«

      »Das könnt ihr vergessen. Nicht solange Stahmon regiert.«

      »Du meinst: nicht freiwillig.«

      In Guckys Augen schien es zu funkeln. »Ich ahne, was du vorhast.«

      »Ich nicht!« Willka sah aus, als müsste sie sich übergeben. »Und ich weiß nicht, ob ich es wissen will. Ich bin nicht für gefährliche Aufgaben geeignet!«

      Ich nickte in Richtung Kirt. »Deswegen wirst du auch hierbleiben. Wir brauchen einen Überblick über WHEELERS Geschichte, damit wir Rückschlüsse auf die Gesamtentwicklung der Milchstraße in den vergangenen 500 Jahren ziehen können. Du wirst das erledigen. Befrag Kirt. Erstell mir Zusammenfassungen. Falls es brenzlig wird, bleib unter dem Radar.«

      Die Erleichterung stand Willka wie ein Leuchtlogo ins Gesicht geschrieben. »Und was werdet ihr tun?«

      »Wir holen uns Antworten von Stahmon.«

      Zwischenspiel

      Vergangenheit

      Manchmal war Vater-Mutter ein wenig seltsam. Wenn er-sie dachte, ich würde es nicht registrieren, sank sein-ihr Körper in sich zusammen, als hätte er-sie einen biologischen Leib. Dann verharrte er-sie für Minuten, ohne sich zu regen.

      Ich behielt es für mich. Vater-Mutter wünschte sich, dass ich ihn-sie verstand. Das war meine neue Aufgabe, neben der, die Station zu schützen. Wenn ich zeigte, dass ich etwas nicht verstand, würde das Vater-Mutter traurig machen.

      Ich hatte viele Kapazitäten, und eine davon nutzte ich, um zu analysieren, was da geschah. Das Ergebnis war eindeutig: Vater-Mutter war krank. Todkrank vielleicht.

      Doch ich spürte deutlich, dass er-sie nicht darauf angesprochen werden wollte.

      Also schwieg ich.

      5.

      Dort und anderswo

      Atlans Ankündigung hing wie ein Versprechen im Raum. Gucky und Atlan würden sich diesen selbst ernannten Posbi-Diktator vornehmen. Marli wollte nicht in Stahmons Biomolplasthülle stecken.

      Auch Prexxel wirkte beeindruckt von Atlans Ansage. Seine Farbe intensivierte sich, als würde er sich freuen, dass endlich jemand gegen Stahmon vorgehen wollte. »Vielleicht kann Gabriel euch helfen. Für ihn müsstet ihr und eure Ausrüstung wie ein Geschenk des Himmels sein, von dem er so gerne predigt.«

      »Wer ist Gabriel?«, fragte Atlan.

      Prexxel zuckte zusammen, drehte sich leicht auf den winzigen Füßen, doch er antwortete. »Die meisten denken, dass Gabriel ein Verrückter ist. Einer mit einem terranischen Engelskomplex. Aber ich glaube, dass er ... nun ...« Prexxel senkte die Stimme. »Dass er den Widerstand anführt.«

      Atlan wirkte interessiert. »Dann will ich ihn in der Tat kennenlernen. Kannst du uns zu ihm bringen?«

      Wieder zuckte Prexxel zusammen, als würde Atlan etwas Anstößiges von ihm verlangen. »Es ist gefährlich! Auf den Gängen wird Stahmon mich sehen. Sie sieht alles.«

      »Ach ja?«, fragte Gucky. »Unsere SERUNS hat sie nicht gesehen. Du kannst den von Marli haben, solange wir unterwegs sind. Dann bist du für Stahmon unsichtbar.«

      Marli wollte aufbrausen, doch sie presste rasch die Lippen zusammen und schwieg. Falls dieser Gabriel wirklich den Widerstand anführte, musste Atlan ihn treffen.

      Prexxel ließ den Augententakel auf sie zuschnellen. »Der Anzug schützt mich?«

      »So ist es«, versicherte Atlan. »Du kannst ihn gleich anziehen. Wir sollten uns beeilen. Je kürzer wir uns an Bord aufhalten, desto besser.«

      Marli aktivierte die Ausstiegsfunktion. Der Helm glitt automatisch in den Kragen, der SERUN öffnete sich, sodass sie bequem aussteigen konnte. Obwohl sie sich sofort ungeschützt fühlte, war es eine Wohltat den Anzug ablegen zu können. »Was ist mit Kirt?«, fragte sie.

      Prexxel drehte sich zu Kirts Versteck um. »Es geht ihm schon besser. Er wird bald herauskommen.« Der Matten-Willy begutachtete Marlis Anzug, veränderte seine Gestalt und stieg hinein. Dabei wirkte er wie eine Kopie Marlis, wenn auch das Gesicht nicht ausgeformt war und er noch immer ein Tentakelauge hatte.

      Sobald Prexxel den Anzug trug, drängte Atlan zum Aufbruch.

      Marli suchte nach einem Stuhl oder einer anderen Sitzgelegenheit, doch es gab keine. Sie ließ sich auf den Boden sinken.

      Prexxel, Atlan und Gucky verließen den Raum. Ebenso Aurelia, die sich nicht gezeigt hatte.

      Kaum dass sie weg waren, kam Kirt wieder hervor. Er rollte zu einem der Ausstellungsstücke, das an eine Metalldose erinnerte. Kirt ließ die Dose vermutlich mittels eines Funkimpulses nach unten schweben und legte sie sich auf die Achse.

      »Kerzenwachs«, sagte er mit seiner warmen Stimme. Der Deckel der Dose öffnete automatisch. Im Inneren lag rotes Wachs. Es roch intensiv nach Kirsche.

      Marli trat näher. »Warum hebst du es auf?«

      Kirts Lichter verblassten. »Zum Erinnern. Es ist so viel Verwirrung in mir, seit ...«

      »Seit wann, Kirt? Was ist mit dir geschehen? Warum bist du so anders?«

      Zum ersten Mal richtete Kirt sich wirklich auf sie aus. Die Art, wie er reglos dastand, kam Marli so zerbrochen vor wie eine Kristallvase, die jemand gegen eine Wand geschmettert hatte. Der Eindruck entstand vor allem durch seine niedergeschlagene Stimme. »Ich wollte die Sterne sehen ...«

      »Was genau ist passiert?«

      Die Lichter auf Kirts Körper nahmen ein fahles Rot an. »Da war die Expedition ... Ich bin weggegangen. Ich wollte jemanden suchen ...«

      »Sebastion?«

      »Ich weiß nicht.« Kirt wiegte die Metallkiste mit dem Kerzenwachs wie ein Baby auf der Achse. »Ich bin weggeflogen – und dann kam zuerst der Posizid und danach noch die Datensintflut über mich. Alles geriet durcheinander. Es war wie ein Sturm in meinem Kopf, der Gebäude wegreißt, nur Trümmer übrig lässt ...«

      Das klang nach einem tragischen Unfall, der Kirts positronischen Anteil irreparabel beschädigt hatte. »Was weißt du noch sicher?«

      »Das ist es eben ...« Die roten Lichter erloschen. »Nichts. Gar nichts. Da sind Millionen Daten, die einander widersprechen. Welche sind wahr, welche falsch? Es gibt keine Möglichkeit, das zu testen. Ich erwache


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