Perry Rhodan Neo 221: Ein neuer Feind. Susan Schwartz

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Perry Rhodan Neo 221: Ein neuer Feind - Susan Schwartz


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Die leise Stimme klang amüsiert.

      »X-MEYKAR, hier spricht Kommandant Tronep Sha von der MONDAD. Ganz recht, das Schiff, das Sie auf sich zukommen sehen.« Im Kommunikationshologramm erschien das Konterfei eines jungen Arkoniden, der unzweifelhaft von der Kristallwelt stammte. Sehr glatte Haut, markant geschnittenes Gesicht, fast weiße Haare und rötliche Augen. Er trug eine blütenweiße Uniform mit nur wenigen Abzeichen an der linken Brustseite und eine arrogante Miene zur Schau, die Thrione keinen Moment über seine Nervosität hinwegtäuschen konnte. Wahrscheinlich war er erst frisch im Dorsystem eingetroffen und gleich für diesen Posten eingeteilt worden. Nun, dann würde er eben im Schnelldurchgang lernen müssen.

      »MONDAD, hier antwortet X-MEYKAR I, die Matriarchin Thrione Meykara persönlich. Was kann ich für Sie tun?«

      »Sie befinden sich in einem Sperrgebiet.«

      »Reden Sie keinen Unsinn, wir sind Mehandor, und dort vorn ist unser Gespinst. Das ist Mehandorgebiet, nicht arkonidisch.«

      »Nun, dennoch muss man sich ordnungsgemäß und rechtzeitig ankündigen und ...«

      »Kommandant Sha, ich bin angekündigt, und ich habe einen Termin!«, unterbrach sie scharf, um sogleich liebenswürdig lächelnd fortzusetzen: »Am besten besprechen wir das persönlich. Bitte kommen Sie doch an Bord, und bringen Sie Ihr Enterk... Ihre Zollfachleute gleich mit.«

      Das brachte ihn für einen Moment außer Fassung. »Sie ... bitten mich an Bord? Freiwillig?«

      »Nun ... Was sollte ich denn sonst tun?«

      »Ich dachte, weil ... Ihre Fracht ...«

      »Ich bitte Sie! Vergessen Sie diese absurden Schmugglergeschichten aus romantischen Dichtungen oder Holoabenteuern – die Realität sieht ganz anders aus. Nüchtern gesagt, Zeit ist Geld. Und mich interessiert nur der Profit, den ich wegen so einer Lappalie nicht gefährden werde. Wir sind doch alle zivilisiert und bestrebt, einen guten Handel zu tätigen. Ich erleichtere Ihnen daher die Arbeit und kann dafür pünktlich meinen Termin wahrnehmen. Dass ich den verpasse, möchten Sie nämlich nicht riskieren. Keinesfalls!«

      Sie legte nahtlos wieder Autorität in ihre Stimme und Haltung. Der junge Kommandant wirkte nun deutlich verunsichert.

      »Er desaktiviert die Waffen«, säuselte es in ihrem Ohr.

      »Schicken Sie ein Beiboot, wir übermitteln Ihnen die erforderlichen Koordinaten zwecks Einschleusung in unserer Habitatmodul. Mein Schatten Somsat Meykara wird Sie empfangen und in allen Fragen unterstützen.«

      Sie beendete die Verbindung, ohne eine Antwort abzuwarten. Somsat kehrte soeben zurück, und die Matriarchin musterte sie streng.

      Ihre Nichte hatte zwischenzeitlich die Kleidung gewechselt und ein eng anliegendes, schwarzes Oberteil angezogen, das wie eine zweite Haut wirkte. Darüber trug sie einen farbigen Überwurf, der ihre Augenfarbe betonte, mit nackenhohem, umgestülptem Kragen, unterhalb der Brust bis zur Taille war er geschlossen. Ab der Taille schwang er offen glockenförmig ausgestellt bis zu den Knöcheln. Dazu hatte sie enge, schwarze Hosen mit fein eingewebten Silberfäden gewählt, die ihre langen, schlanken Beine betonten, sowie schwarze Stiefeletten mit Stulpen und halbhohem Absatz. Ihr Schmuck an Ohren, Hals, Handgelenken und Fingern war ebenfalls auf das Outfit abgestimmt. Lediglich ihr tizianrotes Haar mit den derzeit schwarzen und blauen Strähnen trug sie schmucklos wie immer. Es war kurz, mit beiderseitig rasierten Schläfen, und vom Hinterkopf entsprang ein dicker Zopf, der über den Kragen bis zu den Lendenwirbeln hinabfiel. Ihre ätherische, elegante Figur ließ nicht erahnen, dass sie genauso wie Thrione jeden Tag ein intensives Kraft- und Ausdauertraining absolvierte. Mehandor in hoher Position zu sein, erforderte eine eiserne Gesundheit und jede Menge Durchhaltevermögen.

      »Sehr gut«, lobte Thrione. »Schone ihn nicht!«

      Diese Aufforderung war eigentlich nicht notwendig, das wusste sie. Somsat Meykara nahm gern jede Gelegenheit wahr, den hochnäsigen Arkoniden einen nachhaltigen Dämpfer zu verpassen.

      Mehandor waren durch ihre halbnomadische Lebensweise extrem freiheitsliebend. Bevormundungen, insbesondere seitens der Arkoniden, brachten ihre ohnehin temperamentvollen Gemüter schnell in Wallung. Um nicht zu sagen, Mehandor hassten jede Form der Einschränkung und Einmischung. Und noch mehr hassten sie es, vor einem wichtigen Termin aufgehalten zu werden.

      Es mochte ja sein, dass die Meykara sich in arkonidischem Hoheitsgebiet aufhielten – aber sie wollten ja nur zum Gespinst, das zweifelsfrei allein den Mehandor gehörte. Thrione Meykara und ihre Sippe interessierten sich nicht im Geringsten für den Planeten oder das, was in dem System vor sich ging. Aus der allgemeinen Politik hielten sie sich heraus, die Thronkämpfe der Kelche boten für sie eher Anlass zu Spott.

      *

      Somsat Meykara erwartete das Zollkommando – oder was auch immer es sein mochte – an der Schleuse zum Konferenz- und Gästebereich.

      Sie wandte den Kopf, als sie jemanden herbeieilen sah – Lawwassatt in seinem Raumanzug!

      »Hast du das gesehen?«, rief der Fantan. Sein ganzer Körper wackelte vor Aufregung. »Da draußen? Besun! So viel Besun! Haufenweise Besun!«

      Die junge Frau unterdrückte ein Schmunzeln. »Und du denkst, darunter ist auch dein besonderes Besun?«

      »Ja! Nein. Weiß nicht. Ich muss es herausfinden!«

      Er war völlig außer sich. Fantan konnten angesichts einer Menge Besun schon mal die Fassung verlieren – insbesondere wenn sie sich entscheiden mussten, was sie denn nun auswählen sollten.

      Somsat runzelte die normalerweise völlig glatte Stirn. »Lawwassatt, mach keinen Unsinn! Zieh den Raumanzug aus, und geh in deine Unterkunft. Wir können keinen Ärger gebrauchen, und du könntest uns eine Menge davon bereiten, wenn du da draußen herumirrst, Besun schreist, und versuchst, die Arkonidenschiffe auseinanderzunehmen.«

      »Aber das merken die doch gar nicht!«

      »Lawwassatt!«

      »Somsat?«

      Da erst fiel ihr auf, dass ihre Namen ähnlich endeten. Das erzeugte in ihr das Gefühl, dass der Fantan zur Sippe gehörte. Sie wusste, dass es sinnlos war, dennoch unternahm sie einen weiteren Anlauf, an seine Geduld zu appellieren: »Du wirst noch jede Menge Besun bekommen, ich verspreche es dir. Und ich werde dir auch helfen, nach dem wahren Besun zu suchen. Aber bitte vermassle es uns nicht! Die Arkoniden mögen dich noch weniger als uns. Wenn du denen etwas stiehlst, sind die imstande, dich aus der Luftschleuse zu stoßen. Vermutlich ohne Raumanzug.«

      Sie sah ein seltsames Aufblitzen in einer der Gruben. »Meinst du wirklich? Ohne Raumanzug? Und ich dachte, die wären zivilisiert!«

      »In solchen Belangen nicht. Da kennen die nichts. Glaub mir.«

      »Aber ich stehle doch gar nicht, ich ...«

      »Lawwassatt!«

      Er zuckte vor dem unerbittlichen Tonfall zurück und neigte sich dann leicht zu ihr, eine Hand tätschelte unbeholfen ihren Arm. »Nur mal kurz schauen ...?«

      »Auf gar keinen Fall! Geh bitte, das sage ich zum letzten Mal. Sie sind jeden Moment da, und sie sollten dich gar nicht erst zu Gesicht bekommen. Andernfalls kann ich so viele Unterlagen zeigen, wie ich will, die werden nur noch Angst haben, dass du herausfinden könntest, was sie hier treiben.«

      »Und das wäre schlecht?«

      »Sehr schlecht. Die Matriarchin verlangt absolutes Schweigen darüber und nicht den Hauch einer Vermutung. Es ist sehr ernst, glaub mir. Das könnte uns alle in Lebensgefahr bringen. Und wir Mehandor halten uns aus solchen Dingen raus, das weißt du genau – so halten die Fantan das schließlich auch.«

      Lawwassatt zog die Hand zurück. »Also gut.« Im wahrsten Sinne des Wortes geknickt schlich er von dannen.

      Somsat atmete auf – und hoffte, dass sein Gehorsam wenigstens so lange anhielt, bis die Arkoniden wieder abgezogen waren. Sie machte sich allerdings keine Illusionen darüber, dass Lawwassatt bei der nächstbesten


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