Perry Rhodan 2287: Die Träume der Schohaaken. Uwe Anton

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Perry Rhodan 2287: Die Träume der Schohaaken - Uwe Anton


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Durchmesser von 23 Kilometern, ein zweiunddreißig Kilometer durchmessender roter Saugstrahl hervorgeschossen, der die Energien des Kessels zu einem unbekannten Ziel ableitete. Dadurch war der fünfdimensionale Überdruck im Kessel schlagartig reduziert worden, und die drohende Gefahr eines Superbebens in DaGlausch und Salmenghest war gebannt.

      Und dann hatte der PULS zu schlagen begonnen. In Abständen von 32 Minuten und 16,44 Sekunden war ein psionisches Pulsieren spürbar geworden, das ähnlich lange dauerte wie ein menschlicher Pulsschlag und in den anwesenden Intelligenzen ein Gefühl der Euphorie auslöste.

      Lotho Keraete, der neue Bote von ES, hatte weitere Auskünfte über dieses energetische Wahnsinns-Gebilde gegeben. Die Koalition Thoregon sei der Versuch von sechs Superintelligenzen, sich aus der kosmologischen Zweiteilung von Chaos und Ordnung zu lösen. Die Kosmokraten, die diese Eigenmächtigkeit nicht zu dulden bereit seien, versuchten die widerspenstigen Superintelligenzen zu disziplinieren, indem sie von ihrem Aufenthaltsort hinter den Materiequellen aus über die Virtuelle Materie auf das Universum Einfluss nähmen. Die Virtuelle Materie, die ständig überall im Universum entstehe und vergehe, sei das wichtigste Trägermedium kosmokratischer Macht.

      Es gebe jedoch Orte wie den PULS, an denen keinerlei Virtuelle Materie entstehen könne und die daher dem Zugriff der Kosmokraten wie auch der Chaotarchen entzogen seien. Es handele sich um extrauniverselle Gebiete, in denen das GESETZ nicht gelte und die auch nicht von den Kosmonukleotiden beeinflusst würden. An den Schnittstellen zwischen diesen extrauniversellen Zonen und dem Normalraum fließe jedoch Energie aus dem übergeordneten Medium ab, in das das Universum eingelagert sei. Die zuströmenden Energiemengen seien so gewaltig, dass sie sich nicht mehr auf normalem Wege entladen könnten. Daher komme es entlang der fünfdimensionalen Kraftlinien von DaGlausch und Salmenghest zu spontanen fünfdimensionalen Potenzialflüssen, deren Folge die Kesselbeben seien. Sofern eine solche extrauniverselle Zone nicht von Mächten mit einer entsprechenden Technologie aufrechterhalten werde, löse sie sich nach einigen hunderttausend Jahren wieder auf, wobei die zugehörige Galaxis in einem Superbeben verginge.

      Der PULS werde von ES und den fünf anderen Superintelligenzen stabilisiert. Und die aus dem Kessel abgezogene Energie habe den Zugang zum Mega-Dom von Segafrendo geöffnet. Die SOL müsse nun sofort durch den Pilzdom fliegen und in der weit entfernten Galaxis eine wichtige Aufgabe erfüllen.

      Immerhin ... ES hatte seine Hand im Spiel. Die Superintelligenz, die ihm die potenzielle Unsterblichkeit verliehen hatte. Ein eigentlich beruhigender Gedanke.

      Trotzdem fragte Myles sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, als er sich bereit erklärt hatte, an Bord der SOL zu bleiben und dazu beizutragen, dass diese wichtige Aufgabe tatsächlich erfüllt wurde.

      Vielleicht wäre es besser gewesen, das Schiff Hals über Kopf zu verlassen.

      Doch er war Wissenschaftler. Und Wissenschaftler waren von Natur aus neugierig. Alles in ihm schrie danach, das Geheimnis zu ergründen, das Thoregon umgab. Und herauszufinden, um welche wichtige Aufgabe es sich handelte ...

      »Ja«, murmelte er leise zu sich selbst. »Und Neugier ist der Katze Tod ...«

      2.

      TRIPTYCHON

      20. April 1333 NGZ

      Orren Snaussenid schritt die lange Reihe der Statuen ab, bis er die erste erreichte, die an jeder Hand nicht über einen, sondern über zwei Daumen verfügte. Nur zu gern hätte er die Halle ignoriert, um nicht ein zweites Mal in den Bann einer monströsen Inkarnation zu geraten, wie es ihm bei der von Mamor Ir'kham passiert war. Und wer konnte schon sagen, was hier an anderen Gefahren lauern mochte?

      Aber seine Neugier war geweckt. Warum hatten die Betreiber der Station die Inkarnationen, Hunderte von Versteinerungen, ausgerechnet hier fein säuberlich aufgereiht, in SCHANDAVYE, einer der beiden Knotenstationen, die für die Pilger nicht zugänglich gewesen waren? Warum hatte man sie nicht im öffentlichen Bereich von DENYCLE ausgestellt, wie alle anderen auch?

      Was war an diesen Inkarnationen so anders oder geheimnisvoll?

      Optisch unterschieden sie sich nicht von denen in DENYCLE. Es waren keine schwarzen Statuen wie die von General Ir'kham. Der einzig sichtbare Unterschied bestand eben darin, dass die letzten in der Reihe zwei Daumen an jeder Hand aufwiesen.

      Orren blieb stehen, streckte den Arm aus. Was sollte die Vorsicht noch, da doch alles danach aussah, als würden sie TRIPTYCHON nicht lebend verlassen? Es konnte nicht so schwer sein, sich zu überwinden. Er musste die Statue nur berühren, und das Leben des versteinerten Schohaaken würde sich ihm offenbaren. Dann würde er erfahren, weshalb die Statuen hier standen und nicht in DENYCLE.

      Orren senkte die Hand nicht. Er drehte sich um und ging zurück, vorbei an einer Versteinerung nach der anderen.

      Er zögerte, blieb wieder stehen. Warum hatte er Myles Kantor überhaupt auf dem Flug in die Sonne begleitet? Doch nur, weil er etwas über ARCHETIM und die Vergangenheit der Schohaaken erfahren wollte. Hatten die Terraner tatsächlich Recht mit ihrer Vermutung, dass er ein Aktionskörper ARCHETIMS und nur durch die gestiegene Hyperimpedanz freigesetzt worden war?

      Ihre Erklärungen klangen plausibel, wenngleich sich ihm die Einzelheiten nicht völlig erschlossen. Knapp anderthalb Monate nach dem Hyperimpedanz-Schock, am 23. Oktober 1331 NGZ, war er auf Terra materialisiert, kurz darauf dann die anderen. Nahezu gleichzeitig hatte Gon-O begonnen, ARCHETIMS Korpus anzuzapfen. Kantor und die anderen vermuteten, dass sich hier zwei getrennte Ereignisse sozusagen hochgepuscht hatten: zuerst der Hyperimpedanz-Schock, verbunden mit dem Beginn des Rückfalls der Hyperkokons, aber auch mit starken Auswirkungen auf ARCHETIMS Korpus, und dann die Saugversuche des noch schlafenden Gon-Orbhon, die durch die sich öffnenden Lücken in den Kokons erfolgt waren. Beides zusammen hatte dann dafür gesorgt, dass sich die Aktionskörper gebildet hatten und auf der Erde erschienen waren.

      Orren wurde plötzlich klar, dass nicht die Frage seiner Herkunft ihn davon abhielt, die Statuen zu berühren. Ob er ein Aktionskörper war oder nicht – er fühlte sich wie ein ganz normales Lebewesen.

      Nein, viel mehr befürchtete er, dass ihm nicht gefallen würde, was er von diesen Versteinerungen erfahren würde. Die Betreiber der Station hatten sie ja nicht grundlos der Öffentlichkeit vorenthalten.

      Er war hier, um alles über die Schohaaken zu erfahren. Und er musste sich auch dem stellen, was vielleicht nicht so angenehm war.

      Bevor er es sich wieder anders überlegen konnte, berührte er die Statue direkt vor ihm – und glitt in Karram Nessowacks Leben.

      *

      »Wenn wir es auf einen Kampf ankommen lassen, werden die meisten von uns sterben und die wenigen Überlebenden dazu verurteilt sein, auf dieser verlassenen Welt stumpf und hoffnungslos vor sich hin zu vegetieren«, sagte Karram Nessowack. »Was ist das für ein Schicksal? Die Zivilisation der Schohaaken wird sich von diesem Schlag niemals erholen. Unser Volk wird untergehen. Und trotzdem suchst du den Kampf? Trotzdem willst du Millionen von uns in den Tod schicken und das alles in Kauf nehmen?«

      »Du lässt mir keine andere Wahl«, erwiderte Dakk Raidoke. Er wirkte unförmig in seinem gepanzerten Kampfanzug, obwohl er in Wirklichkeit sehr klein für einen Schohaaken und fast so zierlich wie eine Frau gebaut war.

      Vielleicht ist das der Grund, dachte Karram. Nicht umsonst sagt man kleinwüchsigen Schohaaken nach, dass sie ein besonders großes Geltungsbedürfnis haben. Sie müssen sich ständig beweisen, dass sie trotz ihrer geringen Körpergröße wichtig und bedeutend sind.

      Dakk Raidoke war fast protzig bewaffnet. Im offenen Halfter des Waffengürtels um die Taille trug er einen Endrokrin-Disruptor, dessen Lauf so lang war, dass er ihm bis ans Knie reichte. Von dieser neu entwickelten, mörderischen Waffe gab es erst eine kleine Anzahl. Raidokes Techniker hatten mit dieser Weiterentwicklung gute Arbeit geleistet, nachdem ihnen Canos, die Welt der Waffenschmiede, in die Hände gefallen war. Auch die Soldaten in Raidokes Begleitmannschaft waren damit ausgerüstet.

      Die schweren Diopter-Lichtgewehre, über die Karrams Truppen verfügten, waren ihnen in jeder Hinsicht unterlegen,


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