Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

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Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton


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Chemtenz?«

      Rhodan seufzte leise. Ihm war anzusehen, wie sehr es in ihm wühlte.

      Im Hologramm zeigte sich der Planet als wolkenverhangene, trostlos graue Kugel. Der Staub in der Atmosphäre schluckte das Sonnenlicht und zeichnete eine düstere, rote Aura.

      Die JOURNEE hatte sich bis auf 50.000 Kilometer genähert. Für die Orter des Spürkreuzers existierte die Dunstschicht nicht. In schonungsloser Offenheit holten sie die Katastrophe auf die Schirme.

      Auf Barzoon, dem größten der Kontinente, tobten gewaltige Waldbrände. Die Schwärze der aufsteigenden Rauchwolken vermischte sich mit dem blutroten Widerschein zur Apokalypse. Um diese Feuersbrunst zu ersticken, hätte es einer Sintflut bedurft.

      »Über Barzoon steht die Sonne noch im Zenit.« Cita Aringa führte manuelle Schaltungen an den Ortern aus. »Trotzdem muss es da unten so finster sein, dass niemand mehr die Hand vor Augen sehen kann.«

      »Höhenwinde verteilen den Staub und die Asche rund um den Planeten«, pflichtete Rhodan ihr bei. »Auf Chemtenz wird über Jahre hinweg kein normales Leben mehr möglich sein.«

      Chem kam in Sicht, die kleinste kontinentale Landmasse. Auch hier schwarze Wolkenbänke, als hätte der Planet sein Antlitz in Trauer verhüllt.

      Unablässig funkte die JOURNEE auf den Normalfrequenzen.

      Sie bekam keine Antwort.

      »New Dillingen existiert nicht mehr«, stellte Cita Aringa fest. »Im Bereich der Hauptstadt sind tektonische Schäden zu erkennen. Magma steigt in unterirdischen Kammern auf. Ob ein Ausbruch bevorsteht, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Kastuns haben keinen Stein auf dem anderen gelassen.«

      »Was wollen sie? Nur vernichten? Wir müssen die Invasoren doch irgendwie aufhalten können!« Rhodan fragte sich, ob Benjameen da Jacinta mit seiner Fähigkeit des Zeroträumens in der Lage sein mochte, mehr über die Eindringlinge herauszufinden. Bislang zögerte er, einen entsprechenden Befehl zu erteilen. Es war nur ein Gefühl, vielleicht nicht einmal das, aber es erschien ihm, als spüre er eine mentale Bedrohung. Einbildung oder Realität? Er vermochte es nicht zu sagen.

      Die Gedanken an Kiriaade lenkten ihn ab. Es überraschte ihn, dass er sie wiedersehen wollte. Und nicht nur das ... Gleichzeitig sagte er sich, dass sie bislang nur eine Projektion war, vielleicht ein Hologramm, das mit großem Energieaufwand erzeugt und stabilisiert wurde.

      Konnte man sich in ein Hologramm verlieben? Die Frage kam zu spät. Aber gerade das erfüllte ihn mit weiterem Unbehagen. In der Antike waren die Überbringer schlechter Nachrichten geköpft worden, doch heute ...

      Rhodan schreckte auf. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, Kiriaade zu kennen. Da war ein Gefühl der Vertrautheit gewesen, wie man es höchst selten empfand – doch dieser flüchtige Moment ließ sich nicht festhalten. Er lauschte den verwehenden Schwingungen wie etwas unglaublich Schönem ...

      Der Gegensatz zu dem Töten in Andromeda konnte nicht größer sein.

      »Warum reden wir uns gegen alle Vernunft ein, dass wir eine Chance haben?«, fragte ausgerechnet die Kommandantin. »Ich ahne den Moment, in dem uns die Kastuns jagen und zur Strecke bringen werden.«

      Rhodan winkte ärgerlich ab. »Mit dieser Einstellung, Coa, würden wir Menschen heute noch in Höhlen hausen und Pfeilspitzen aus Feuerstein schlagen.«

      Ein grimmiger Zug grub sich um Coas Mundwinkel ein. »Wo ist da der Unterschied?«, fragte sie hart.

      »Wir sollten uns unserer Handlungen bewusst sein«, sagte Rhodan. »Wir müssen uns nicht mehr um Grundbedürfnisse sorgen, sondern um ein humanes Zusammenleben aller Völker.« Und dafür, fügte er in Gedanken hinzu, und es gefiel ihm zwar nicht, doch es gab keine erkennbare Alternative dazu, töten wir heute nicht mehr mit Steinspitzen, sondern mit Transformgeschützen und Intervallkanonen.

      Schneidend kam der Ruf von der Funkstation: »Wir empfangen schwache Signale, kaum wahrnehmbar.«

      »Ausgangspunkt?«

      »Planetennah. Wenige Tausend Kilometer über Chemtenz. Der Sender ist schwach, kaum einige Watt Ausgangsleistung.«

      Was immer sie entdeckt hatten, es tauchte soeben relativ zur JOURNEE hinter dem Planetenhorizont auf. Die Orter zeichneten ebenfalls: geringe Massewerte, kaum energetische Emissionen. Doch für die optische Erfassung war das Objekt noch zu weit entfernt.

      »Ein Schiffbrüchiger?«

      Rhodan nickte knapp. »Dr. Serleach zur Hauptschleuse!«

      Im Hauptholo erschien eine vage Abbildung des georteten Objekts, das durch eine Markierung des Syntrons deutlich gemacht wurde. Maßeinheiten wechselten in rascher Folge, Aufrisse wurden eingefroren und anschließend in schneller Folge abgespult.

      Nur noch wenige 10.000 Kilometer Distanz ... Kein Zweifel mehr, dass sie einen Schiffbrüchigen vor sich hatten. Langsam driftete er in den Raum hinaus, drehte sich dabei kaum merklich um zwei Achsen.

      »Kein Funkkontakt«, meldete Cita Aringa. »Er ist entweder bewusstlos oder tot ... und außergewöhnlich korpulent für einen Tefroder.«

      Noch hatten sie nicht darauf geachtet. Die Datenkontrolle stellte einen Abgleich her. Mit größter Wahrscheinlichkeit näherte sich der Spürkreuzer einem Maahk.

      »Der Notruf wird nicht in Kraahmak ausgesandt«, wehrte die Plophoserin hinter der Funkkontrolle ab.

      »Das ist nicht ausschlaggebend.«

      »Die Symbolgruppen entstammen der frühterranischen Epoche.« In einer Geste, die ihre Verblüffung unterstrich, breitete Cita Aringa die Arme aus. »Wer immer sich da von Chemtenz retten konnte, er sendet M – A – Y – D – A – Y

      Perry Rhodan reagierte überrascht. »Dieser Notruf war im 20. Jahrhundert gebräuchlich. Wenn ihn heute noch jemand anwendet, dann wohl nur ein Botschaftsangehöriger.«

      »Maahks gehören nicht zur ständigen Vertretung der LFT«, widersprach die Kommandantin.

      Die optische Wiedergabe zoomte und zeigte eine von scharf begrenzten Schatten und grellem Licht geprägte Gestalt. Der kuppelförmige Helm, so breit wie die Schultern, war unverkennbar.

      In einem präzisen Manöver glich die JOURNEE Geschwindigkeit und Kurs dem treibenden Körper an. Ein Zugstrahl holte den Maahk an Bord. Er war bewusstlos.

      »Ich komme nicht an ihn heran. Ich weiß nicht, was da ist, aber ...« Benjameen da Jacinta stockte, ehe er nachdenklich fortfuhr: »Er lebt noch und ist ohne Besinnung, aber ich kann nicht sagen, was mich zurückgestoßen hat.«

      Fast ein wenig besorgt musterte Perry Rhodan den Zeroträumer. Benjameen suchte nach einer Erklärung für sein Versagen, schien sich nicht damit abfinden zu wollen, dass es ihm nicht gelungen war, sich mit seinem eigenen Traum in das Unterbewusstsein des Maahks einzuschalten.

      »Lass es gut sein.« Rhodan legte die Hand auf den Arm des Arkoniden. Natürlich entging ihm nicht, dass Benjameen erneut im Begriff war, sich in einen erzwungenen »Sekundenschlaf« zu versetzen und sich im Paratraum der Erlebniswelt des Maahks auszuliefern.

      Benjameen da Jacinta atmete tief ein. Als Rhodan die Hand wieder zurückzog, kam ein Seufzen über Bens Lippen.

      Der Druckausgleich war abgeschlossen, das innere Schleusenschott öffnete sich. Der Maahk schwebte, von einem Antigravfeld getragen, knapp einen Meter über dem Boden.

      Wuchtig erschien der halbkreisförmige Schädel unter dem transparenten Helm. Noch immer weckte der Anblick eines Methanatmers den Eindruck eines urwüchsigen Wesens. Maahks stammten von Welten mit hoher Schwerkraft. Sie waren nicht nur an einen entsprechend hohen atmosphärischen Druck gewohnt, sondern zugleich an Umgebungstemperaturen zwischen 70 und 100 Grad Celsius.

      Mit einer Größe von 2,15 Meter und einer Schulterbreite von etwa 1,40 Meter entsprach der Maahk ungefähr dem Durchschnitt seines Volkes. Obwohl der Blick seiner vier grün schillernden Augen auf dem schmalen


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