Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

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Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton


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zweiten Mal den Summer aktivierte, huschten Schlieren über die Projektionsfläche. Dann starrte ein einzelnes, grün schillerndes Auge den Terraner an. Die halbkreisförmige Schlitzpupille öffnete und schloss sich mehrmals. Zugleich erklang ein dumpfes Grollen. Der Maahk stand viel zu nah vor der Aufnahmeoptik.

      »Was ich tun muss?«, fragte er mit kehliger Stimme.

      »Nichts.« Rhodan aktivierte seinerseits den Impulsgeber. Das Außenschott glitt vor ihm auf. Als er in die nur wenige Quadratmeter messende Atmosphärenschleuse trat, sah er auf dem Monitor, dass der Maahk zurückwich. Zweifellos hatte Grek-665½ erkannt, dass die Schleuse benutzt wurde.

      Rhodan schloss den Helm seines blauen Schutzanzugs. Nach wenigen Augenblicken war die Sauerstoffatmosphäre abgepumpt und durch die aufgeheizten Wasserstoff-Ammoniak-Methan-Schwaden ersetzt worden. Eher beiläufig registrierte der Terraner, dass die Temperatur unverändert knapp 60 Grad betrug – zu wenig für einen Maahk, um sich wirklich wohl zu fühlen.

      Das Innenschott glitt zur Seite.

      Zwei Schritte vor Perry Rhodan stand die wuchtige Gestalt des Maahks. Er hatte den Oberkörper leicht vornüber geneigt und fixierte den Terraner.

      »Ich freue mich«, brachte er grollend hervor.

      »Ich freue mich ebenfalls, Grek-665½. Auch wenn die Umstände unserer Begegnung nicht die besten sind.«

      Der Maahk entblößte sein Raubtiergebiss. Eine schreckhafte Natur hätte die Grimasse durchaus als Angriff missverstehen können, denn zugleich wirbelte er den rechten Arm nach vorn. »Danke!«, stieß er hervor. Seine Finger tasteten über Rhodans Anzug, schlossen sich dann um dessen Rechte und schüttelten sie heftig. »Ich hätte nicht mehr lange gelebt. Was geschieht jetzt?«

      »Wir mussten das Kraltmock-System verlassen und befinden uns im Hyperflug«, antwortete der Terraner. »Kastuns haben uns erneut angegriffen.«

      Der Maahk knirschte mit den Zähnen – ein bedrohliches Geräusch. »Kastuns – Schädlinge, ja, das sind sie.«

      Grek-665½ trat einen wuchtigen Schritt zur Seite und deutete mit einer ausholenden Armbewegung auf die Sitzgelegenheiten in der Raummitte. »Machen wir es uns bequem.«

      Rhodan zog endgültig die Stirn in Falten. Dass mit dem Geretteten etwas nicht stimmte, hatte er schon zuvor gespürt. Nun verstärkte sich dieser Eindruck. Indes glaubte er nicht, dass die Psyche des Maahks gelitten hatte, während er durch den Weltraum getrieben war, dem Tod näher als dem Leben. Maahks waren robust; ihre gefühlsarme und nüchterne Logik ließ sie sogar die eigene Existenz unbeeinflusst wahrnehmen.

      Das Mobiliar war einfach gehalten, vor allem zweckmäßig. Die verstärkten Sessel hätten dem mehrfachen Gewicht des Maahks standhalten können. Schnaubend ließ sich Grek-665½ nieder, aber schon im nächsten Moment wollte er wieder aufspringen. »Ich habe vergessen ...«

      Rhodan winkte ab, während er sich ebenfalls setzte. Sekundenlang schauten sie sich in die Augen.

      »Ich habe den Raumanzug anbehalten, weil mich friert«, begann der Maahk.

      Perry Rhodan unterdrückte einen Hustenreiz. Das Gefühl, der Karikatur eines Methanatmers gegenüberzusitzen, wurde immer stärker.

      »Ich sorge dafür, dass das technische Problem behoben wird«, versprach er.

      Grek fletschte das Raubtiergebiss. »Es ist so ... unwirklich«, sagte er zögernd.

      »Ich verstehe nicht.«

      »Eben fast tot, und jetzt rede ich mit einem Terraner. Mit dem Terraner. Ich weiß viel über dich. Die Menschen sind – wie sagt man? – ein Vorbild. Du wärest ein guter Maahk.«

      Rhodan breitete die Arme aus. »Langsam«, wehrte er ab. »Und der Reihe nach.«

      »Natürlich.« Greks Kiefer krachten aufeinander. »Ich fürchte, mein LemSim schaltet eine falsche Rückkopplung. Es ist, als fließe Energie durch meinen Körper.«

      »Du bist aufgeregt?«, stellte Rhodan verblüfft fest. Diese Erklärung lag nah, klang zugleich aber unglaublich. Er hatte bislang keinen Maahk erlebt, der in der Lage gewesen wäre, derartige Empfindungen zu zeigen. »Was ist ein LemSim?«, wollte er wissen.

      »Mein LemurEmotio-Simulator«, korrigierte Grek. Mit beiden Händen griff er zu, hakte die Finger unter die verstärkte Halskrause seines Raumanzugs und zog das nachgiebige Gewebe zentimeterweit nach unten.

      Er entblößte damit eine kreisrunde, silbern schimmernde Plakette. Sie durchmaß ungefähr fünf Zentimeter und war deutlich sichtbar in die Schuppenhaut eingepflanzt, nicht einmal eine Handbreit unterhalb des schmallippigen Mundes.

      »Das ist ein Prototyp«, erklärte der Maahk stolz. »Er simuliert menschliche Gefühle und ist über eine Vielzahl von Kontakten mit meinen Nervenbahnen verbunden. An jedem Tag wird die Welt für mich ein wenig ...« Er suchte nach dem passenden Wort.

      »... anders?«, half Rhodan aus.

      »... vielfältiger«, behauptete der Maahk. »Menschen sind komplizierte Wesen. Mein Experiment ist sehr wichtig für ihr Verständnis.«

      »Du hast Recht«, pflichtete der Terraner bei. »Ich wünschte, überall im Kosmos solche Gedanken vorzufinden.«

      »Menschen und Maahks sind lange Zeit Freunde«, sagte Grek. »Das ist Grund genug, um sich richtig verstehen zu lernen.«

      »Was empfindest du?«

      »Freude«, antwortete der Methanatmer. »Und Trauer. Beides ist seltsam. Ich kenne die Begriffe theoretisch – doch das richtige Gefühl verwirrt. Das ist unlogisch. Wie nach dem Genuss von sehr viel Vurguzz.«

      »Gefühle, mein Freund«, erwiderte der Terraner, »sind selten logisch. Wenn du wirklich ihre Geheimnisse erkunden willst, mache dich auf viele Überraschungen gefasst. Vor allem darfst du nicht nach den ersten Enttäuschungen aufgeben.«

      »Ich werde Botschafter meines Volkes in der Milchstraße!«, stieß Grek-665½ dröhnend hervor. »Nie wollte ich etwas anderes sein. Menschen sind ... eigenartig, aber erfolgreich. Wie kann jemand so sein, der giftige Gase atmet?«

      »Genau das haben die Menschen vor Jahrhunderten auch von den Maahks gedacht«, sagte Rhodan.

      Grek lachte schallend – und verstummte ebenso abrupt. »War das ein Witz?«, wollte er wissen.

      »Das war bitterer Ernst«, antwortete der Terraner. Das Gespräch entwickelte sich völlig anders als erwartet. Er war auf knallharte Logik vorbereitet gewesen und darauf, mit Fakten argumentieren und diese in jeder Hinsicht belegen zu müssen. Stattdessen legte der Maahk eine sprunghafte Eloquenz an den Tag, wie er sie am allerwenigsten bei einem Angehörigen dieses Volkes erwartet hätte.

      »Du willst mehr über Grek-665½ wissen?«

      Perry Rhodan nickte auffordernd.

      »Ich weiß selbst nicht viel«, fuhr der Maahk fort. »Glaube, ich kenne mich nicht. Mein Leben war einfach – jetzt ist es kompliziert. Ich bin Wissenschaftler, war viele terranische Jahre Kontakt-Person zu den emotionalen Völkern in Andromeda. Deshalb habe ich die Tefroder und generell Lemurer-Nachfahren studiert. Eure Denkweise ist fremd und exotisch. Mittlerweile nicht mehr ganz fremd für mich. Aber faszinierend. Sie wühlt mich im Innern auf.«

      Das klang in der Tat nach großen Emotionen. Aber Greks Haltung und Gesten widersprachen seinen Worten. Im Grunde seines Wesens war er immer noch der Maahk, dessen kalte und zweckbestimmte Welt nur hinter einer dünnen Fassade schlummerte.

      »Ich bin schon ein halber Mensch!«, stieß er akzentuiert hervor. »Und noch ein halber Maahk. Verstehst du das, Perry Rhodan?«

      »Deshalb dein besonderer Name.«

      »Ich war Grek-665, und ich gewann einen halben, wenn auch künstlichen Teil hinzu.«

      »Dann wirst du verstehen, worum ich dich bitten muss«, sagte Rhodan. »Du hast erlebt, wie die Kastuns eine blühende Welt vernichteten.«

      »Chemtenz


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