Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


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Erleichterung? Entsetzen, dass ihm die Bürde der Verantwortung nicht genommen wurde? – nicht mehr mit. Ein Soldat trat auf ihn zu, meldete: »Wir haben sie gefunden.«

      »Wieso hat es so lange gedauert?«

      »Einer der Sender war defekt. Möglicherweise war der Stift manipuliert.«

      Der Anführer der Retter machte eine bestätigende Geste, nahm zwei Stifte entgegen.

      Zwei? An-Keyt erschauerte. Tolt-Sekolg und wer ...?

      Eine Ahnung stieg in ihr auf. Die Stielaugen der Loowerin fuhren ganz aus, um das gesamte Depot zu überblicken. Überall waren Soldaten am Werk, machten sich an den Leichen der Flachaugen zu schaffen, an den Resten der Behälter, untersuchten sie.

      Der Anführer hielt die Stifte prüfend hoch. Seine Flughäute schlugen zufrieden einmal auf und ab. Die Stifte wirkten wenigstens äußerlich unbeschädigt. Es knackte laut, als er beide in einer Bewegung entlang der Soll-Bruchstelle in der Mitte trennte. Der Anführer steckte zwei der Hälften ohne hinzusehen in eine Tasche seines Kampfanzugs, die beiden übrigen hielt er Negan-Parr hin.

      »Hier. Für euch. Für dich. Lehrmaterial, das du und deine Leute euch genau ansehen solltet.«

      Die Stifte waren Identifikationsmarken. Jeder Loower auf der PAN-THAU-RA trug eine, auch An-Keyt. In die Stifte war ein einzigartiges, unverwechselbares Muster graviert. Unzerstörbar, aus einer verdichteten Speziallegierung. Das, was von einem übrig blieb, selbst wenn das gesamte Sporenschiff in einem Glutball vergehen sollte. Und in das Metall integriert ein nichtflüchtiger Speicher, mehrfach redundant, der die Daten des Gefechtssystems aufzeichnete, den Tod des Trägers. Auf dass sein Schicksal nicht ungeklärt, dass es anderen Loowern erspart blieb, weil sie aus ihm lernten.

      Die Retter verschwanden. Übergangslos, als hätte An-Keyt sich ihre Existenz nur erträumt. Grußlos schlossen sie die Helme und verschmolzen mit der Umgebung. Einige Subeinheiten lang schien die Luft an manchen Stellen des Depots noch zu flimmern, dann waren sie weg.

      An-Keyts Kommando – was davon geblieben war – war auf sich allein gestellt.

      Es dauerte lange Zeit, bis es Negan-Parr gelang, sich aus seiner Starre zu lösen und die ID-Stifte einzustecken.

      Später schlug der Trupp sein Nachtlager auf. Die verbliebenen Helk-Module – sieben waren von den Feinden vernichtet worden, ein weiteres halbes Dutzend zu unterschiedlichen Graden beschädigt – hatten eine enge Sphäre um den Trupp gezogen. Einen Schild, wie er den Soldaten bis zu diesem Tag undurchdringlich erschienen war.

      Der Trupp sah sich die Aufzeichnungen der ID-Stifte an. An-Keyt schloss die Augen, als ein greller Blitz die Anzugkamera von Tolt-Sekolg blendete. Sie wusste, wie der Arzt gestorben war, sie hatte es gespürt.

      Schweigend hingen die Loower ihren Gedanken nach. Negan-Parr sah nicht auf, als er den zweiten Stift abspielte. Es war eine kurze Aufzeichnung.

      Mev-Sopran starb im ersten Ansturm. Die Explosion hatte ihn mit voller Wucht erfasst, seinen Schirm bis zur Maximalkapazität belastet. An-Keyt registrierte ohne Überraschung, dass sie um 30 Prozent über dem Standard gelegen hatte. Offenbar eine Optimierung, von der der Waffenwart niemand erzählt hatte. Es hatte ihm nichts genutzt. Das Strahlerfeuer, das unmittelbar nach der Detonation einsetzte, konzentrierte sich auf ihn. Sein Schirm hielt ihm keine Sekunde lang stand. Immerhin, er hat ihnen unwissentlich das Leben gerettet. Sein optimierter Schirm schützte den restlichen Trupp vor der vollen Wucht der Explosion. Ohne den Waffenwart wären die meisten der Soldaten jetzt tot gewesen.

      In dieser Nacht stürzte sich An-Keyt nicht auf Belor-Thon. Die unbändige Lust, die sie beim Erwachen aus der Bewusstlosigkeit im Depot verspürt hatte, war verflogen. Stattdessen überlegte sie, welche Lehren sie aus dem Tag ziehen konnte.

      Es war eine lange Nacht.

      Eine fruchtlose.

       Kapitel 14

       LFT-Einheit LUCKY JIM

      20. April 1341 NGZ, 09:02 Bordzeit

      Vernehmung: Yun, Eingeborener der Kolonialwelt Snowflake

      Vernehmungsgegenstand: Snowflake, non-humanoide Bevölkerung

      Vernehmender Spezialist: Wilton Dolson

      YUN: Da hocken wir also. Prinzessin heult noch mal auf, dann ist Ruhe. Bloß das Eis knackt. Schmeckt ihm gar nicht, dass wir ihm in die Fresse geknallt sind. Um uns rum Dutzende, Hunderte Gestalten, alle irgendwie komisch nach vorn gebeugt – Tring! Sie kommen auf uns zu und ...

      DOLSON: Yun.

      YUN: Immer näher, und da sag' ich ...

      DOLSON: Yun!

      YUN: Was ist? Du hast doch von den Tring hören wollen – und jetzt erzähl' ich dir endlich von ihnen! Also lass' mich gefälligst ...

      DOLSON: Die Tring haben später noch Zeit. Ich möchte von dir erst noch etwas zu einem anderen Thema hören. Den Kupplern.

      YUN: D... den Kupplern?

      DOLSON: Du hast mich richtig gehört. Die Leute, die auf Flake im Schutz von Kuppeln gelebt haben. Die Bevölkerungsmehrheit deiner Welt. Erzähle mir von ihnen.

      YUN: Da fragst du den Falschen. Ich bin ein Vierter. Vierte setzen nie 'nen Fuß in eine Kuppel, wenn's sich irgendwie vermeiden lässt.

      DOLSON: Wieso das? Wart ihr dort nicht gern gesehen?

      YUN: Ist 'n komisches Gefühl in den Kuppeln. Als ob du dich dafür entschuldigen müsstest, dass es dich gibt. Die Leute starren dich immer so an, als wärst du 'n Wesen aus 'ner anderen Welt. Ist schlimmer, als wenn du allein auf dem Eis bist und das Gefühl hast, ein Killerrobbenrudel schleicht dir hinterher. Du spürst ihre Blicke, sie bohren sich dir in den Rücken wie Eiszapfen. Du drehst dich um, aber du siehst immer nur Eis und Schnee, nie das verfluchte Tier. Allenfalls, mit 'ner Menge Glück, 'ne Schneewolke, die die Robbe aufgewirbelt hat, als sie sich verdrückt hat. Aber nie die Robbe selbst. Nie.

      In den Kuppeln glotzen sie dich auch an, aber immer nur heimlich, immer nur von hinten. Nie sieht wer 'nem Vierten ins Gesicht. Und wenn du dich umdrehst, gucken sie schnell zur Seite und tun so, als wär' nichts gewesen. Bloß, auf dem Eis sind es ein paar Dutzend Robben, max, die dir auf den Fersen sind, in den Kuppeln sind es tausende von Leuten. Und sie rücken dir ganz ran auf die Fettschicht, berühren dich fast. Manchmal tun sie's sogar, Kuppler kennen keinen Anstand. Dir bleibt schon die Luft weg, wenn du nur dran denkst. Dann lieber die Robben. Da weiß ich wenigstens, woran ich bin. Die Robben wollen dich fressen. Nicht mehr, nicht weniger. Wollen dich nicht quälen oder verarschen. Sie hauen dir den Kopf ab und – wupp! – hast du deine Ruhe.

      DOLSON: Und die Kuppelbewohner waren da anders?

      YUN: Klar. Trau' nie 'nem Kuppler. Wissen alle Vierten. Die Kuppler wollen dir nichts Gutes, ihnen fällt immer was ein, um dir einen reinzudrücken. Den Stabilisator für Prinzessin hat mir ein Kuppler angedreht. Pfusch – was sonst? Und dabei ist Ringun einer von den anständigen Kupplern. Aber so sind die Kuppler eben zu uns. Drücken uns einen rein. Aber nicht auf die ehrliche Tour, immer hintenrum. Die Bombe geht immer erst hoch, wenn du wieder draußen bist, auf dem Eis. Wenn du Pech hast, verreckst du dann elend, wenn du Glück hast, schlägst du dich irgendwie durch, aber wenn du dann zurück in die Kuppeln kommst, schert sich keiner drum. Vergiss das Geschwafel von Gerechtigkeit, mit dem sie dich vollsülzen. Kuppler kriegst du nie für was dran. Dann lieber die Robben. Da ist der Deal klar. Irgendwann springen sie dich an, und dann ist's ein ehrlicher Kampf. Du oder sie.

      DOLSON: Die Kuppelbewohner haben also versucht, euch Vierte zu übervorteilen. Wieso, denkst du, haben sie es getan? Aus Profitgier?

      YUN: Logisch. Haben ja keine andere Wahl, die armen Scheißer. In den Kuppeln kostet jeder Mist Geld. Der Platz, an dem du schläfst, dein Essen, sogar die Luft, die du atmest. Kuppler brauchen immer Geld. Haben nie genug davon. Hauen sich ja auch gegenseitig ständig übers Ohr. Bei uns Vierten denken sie, dass sie leichtes Spiel haben. Denken, wir


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