Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

Читать онлайн книгу.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


Скачать книгу
plausibel. An-Keyt und ihre Kameraden hatten gelernt, dass sie nur bruchstückhaft über den Krieg unterrichtet waren. Spezialkommandos – wieso nicht? Und wenn es sie gab, war es nur folgerichtig, dass sie nichts von ihnen wussten. Sie waren einfache Soldaten. Was sie nicht wussten, konnte sie nicht verwirren, konnten sie nicht den Flachaugen verraten, sollten sie in ihre Gewalt geraten.

      Die Gedanken des Vordenkers mussten in ähnliche Bahnen gehen. »Also gut, Soldat. Lasst den Kerl rankommen. Seht ihn euch gut an. Vorsichtig! Und dann bringt ihn her – ich will mit ihm reden.«

      An-Keyts Helm fuhr aus, das Rundumdisplay erwachte zum Leben. Sie sah aus einigen Schritten Entfernung Saleng-Merv und Belor-Thon, gefilmt von einem Helk-Modul. Die beiden Loower hatten in einem der gesichtslosen Gänge der PAN-THAU-RA angehalten, flankiert jeweils von einem Helk. Die Soldaten traten nervös von einem Bein auf das andere, während sie angestrengt den Gang entlang starrten, dem Punkt entgegen, an dem sich der Orterimpuls in ein Wesen aus Fleisch und Blut verwandeln würde. Ihre Haut war fahl. An-Keyt fühlte Mitleid mit den beiden, besonders mit Belor-Thon. Er wirkte jetzt wieder wie ein Junge auf sie. Schutzbedürftig und verletzlich.

      »Halt!«, rief Saleng-Merv in diesem Moment, lauter als nötig.

      An-Keyts Display teilte sich. Eine Hälfte zeigte weiter ihre beiden Kameraden, die andere Belor-Thons Sicht der Dinge. Die stämmige Gestalt eines Loowers war am Ende des Gangs erschienen. Ein Umriss lediglich, der Gang war lang.

      »Kameraden, nicht schießen!«

      Der Umriss streckte beide Tentakel und Flughäute zur Seite, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Die Gliedmaßen zu heben, wie es unter vielen anderen Wesen üblich war, hätte bedeutet, sich aufzuplustern, eine Drohgebärde.

      Belor-Thons Kamera zoomte den Unbekannten heran. Es war ein Loower, kein Zweifel. Er sah schlecht aus. So schlecht, dass An-Keyt sich fragte, wie er sich noch auf den Beinen halten konnte. Von seinem Kampfanzug war fast nichts geblieben, nur an einer Schulter hing ein abgerissener Rest des Neuneckgewebes. Seine Haut schien eine einzige Schürfwunde, sein bloßes Fleisch wurde nur noch von getrocknetem Blut geschützt.

      »Bitte nicht schießen! Bitte helft mir ... ich habe Durst.«

      An-Keyt, die gerade an dem Wasserröhrchen ihres Kampfanzugs zog, verschluckte sich. Sie fühlte sich unendlich schäbig. Kameraden litten unsägliche Qualen. Und sie? Sie quälte sich selbst.

      Saleng-Merv und Belor-Thon flüsterten miteinander, dann rief Ersterer: »Bleib ruhig, Kamerad. Du hast es gleich geschafft. Komm näher – aber langsam.«

      Der Verwundete setzte sich torkelnd in Bewegung. Saleng-Merv schickte ein Helk-Modul aus. Der Roboter schoss vor, passierte den wankenden Loower und postierte sich am Ende des Gangs, um zu verhindern, dass Flachaugen sie überraschten.

      Der Verwundete kämpfte weiter um jeden Schritt, die Tentakel steif zur Seite gereckt. Als er näher kam, erkannte An-Keyt, dass sein linker Unterschenkel nur noch von einer Metallstange und ein paar Plastikbändern zusammengehalten wurde. Eine Blutspur markierte seinen Weg, verlief in unruhigen Bahnen von Wand zu Wand.

      Saleng-Merv und Belor-Thon erwarteten ihn mit gezogenen Strahlern. »Halt durch, gleich ist es vorbei!«

      Zwei, drei Schritte vor den beiden Soldaten, bäumte sich der Verwundete auf, sackte stöhnend in sich zusammen. Es war zu viel für Belor-Thon. Der Junge sprang vor. Den simultanen Aufschrei Saleng-Mervs und des Vordenkers, der ihn zurückbeorderte, ignorierte er. Der Junge beugte sich über den Verletzten, flüsterte: »Alles wird gut, Kamerad. Hier, ich stütze dich!«

      Der Verwundete nahm den dargebotenen Greiflappen – und der Rest benötigte nur ein Blinzeln. Mit einem Ruck zog der Verwundete Belor-Thon zu Boden, entwand ihm mit dem anderen Tentakel den Strahler. Der Junge zerplatzte im Energiefeuer seiner eigenen Waffe, noch ehe er einen Laut der Überraschung hervorstoßen konnte. Dann war Saleng-Merv an der Reihe. Der Soldat schoss, zerstrahlte den Unterleib des unbekannten Verwundeten, aber es war zu spät. Sein Schirm, automatisch aktiviert vom Gefechtssystem seines Anzugs, hielt dem Energiestrahl seines Gegners aus nächster Nähe nicht stand. Sein Tornister explodierte, ein Feuerball löschte ihn und den Angreifer aus, vermischte sich mit dem Energiestrahl des Helk-Moduls, das viel zu spät eingegriffen hatte.

      Es war vorbei. Das Modul stellte das nutzlos gewordene Feuer ein. Leuchtende Schlieren tanzten auf An-Keyts Netzhäuten. Sie taumelte, der Boden unter ihren Füßen schien verschwunden, hatte einem gähnenden Abgrund Platz gemacht, der sie verschlingen wollte.

      Allein das Geheul riss sie zurück.

      Es kam von Mirton-Kehn. An-Keyt hatte noch nie einen so furchtbaren Laut gehört. Der Logistiker war auf die Knie gesunken, schlug mit geballten Greiflappen auf den Stahlboden ein. Es war das Geheul eines Tiers. Das einer Kreatur, die nicht verstand, was um sie herum geschah. Einer Kreatur, die unendlich litt und zugleich spürte, dass dies nur der Beginn ihres Leidenswegs war, dass das Geschehene sie niemals wieder loslassen würde.

      Es war ein Geheul, so durchdringend, dass man zu glauben versucht war, es würde Tote aufwecken.

      Nur: Das tat es nicht.

       Kapitel 32

       LFT-Einheit LUCKY JIM

      20. April 1341 NGZ, 18:11 Bordzeit

      Vernehmung: Yun, Eingeborener der Kolonialwelt Snowflake

      Vernehmungsgegenstand: Snowflake, Flakies, Felton Cannard

      Vernehmender Spezialist: Wilton Dolson

      DOLSON: Felton? Du hast den Namen schon einmal erwähnt. Er ist nicht in meinen Unterlagen verzeichnet.

      YUN: Ups, mein Fehler! Entschuldige, dann muss ich mir den eitlen Sack nur eingebildet haben. Wenn er nicht in deinen Unterlagen ist, dann ...

      DOLSON: Haha, sehr komisch, Yun. Ich sage dir was: Ich habe kapiert, dass ich nicht dein Freund bin, es nie sein werde und darüber hinaus ein blöder Terraner bin, der dir das Eis nicht reichen kann. Okay? Die Fronten dürften damit hinreichend geklärt sein – also wieso lässt du nicht endlich diesen Mist, reißt dich zusammen und sagst mir den ganzen Namen von diesem Felton? Er heißt Felton wie?

      YUN: Na also, in dir steckt doch ein Rückgrat, Spezialist. [Klatscht langsam Beifall.] Felton ... wie? Lass mich überlegen. Hm, ich glaub', Felton hat einmal was gebrabbelt, so halb im Koma. Hab' nichts weiter darauf gegeben, der Mann hatte ja 'n paar Jahrzehnte Kryo hinter sich. Hat man nicht so die Monsterkontrolle über das, was man so von sich gibt. Klang wie Kana oder Kannad oder so. Ja, so ähnlich. Hab' nicht so genau hingehört. Wusst' ja noch nichts von diesem Vor- und Nachnamenzeugs ...

      DOLSON: Vielleicht Felton Cannard? Könnte das sein ganzer Name gewesen sein?

      YUN: Cannard ... klingt gut. He, was grinst du so?

      DOLSON: Nur so. Ich habe hier in meinen Unterlagen die Passagier- und Besatzungsliste der ENCORE. Ein gewisser Felton Cannard ist darin verzeichnet.

      YUN: Kein Scheiß? Dann ist also was dran an dem, was Felton erzählt hat! Ist also wirklich auf dem Kahn gewesen. Hatte so meine Zweifel. Felton konnt' nicht mal die Tür von Prinzessin anständig auf- und zumachen – was will so ein Typ auf 'nem Raumschiff?

      DOLSON: Nun, er hatte – laut meinen Unterlagen – mit dem technischen Betrieb der ENCORE nichts zu tun. Er gehörte der Unterhaltungsmannschaft an, als Tänzer.

      YUN: Tänzer? [Grinst.] Cold. Das passt.

      DOLSON: Hat er für euch getanzt?

      YUN: Yep, so könnte man's nennen. Aber nur einmal, zu mehr hatt's nicht gereicht.

      DOLSON: Dann kam das Ende von Flake.

      YUN: Das auch.

      DOLSON: Du redest nicht gerade sehr liebevoll von Felton Cannard. Ganz im Gegensatz zu Shon Leehan. Kann es sein, dass du nicht viel für ihn übrig hattest?

      YUN: Nein! Das heißt, am Anfang vielleicht nicht. Felton, na ja


Скачать книгу